Anlässlich dessen, dass der RMV es gerade noch leichter macht, ein Tarifsystem zu finden, das besser ist als das aktuelle (siehe Thread zur Anschlussfahrkarte): Was wäre denn wirklich gut?
Ich habe mir da mal Gedanken gemacht. Das einfachste System ist ein Ringsystem, kommt für die Struktur des RMV-Gebietes aber nicht in Frage. Das gerechteste System berechnet immer die Entfernung zwischen Start- und Zielstation, führt aber zu kompliziert zu bedienenden Automaten. Also sollte man wohl an dem Grundsatz festhalten, dass jeweils eine Gemeinde ein Tarifgebiet ist und man Preise von Tarifgebiet A nach Tarifgebiet B hat. Das könnte man aber konsequenter handhaben. Außerdem schlage ich vor, auf die zweistufige Gliederung (d.h. die Zusammenfassung zu A-Tarifgebieten) zumindest für Einzelfahrkarten zu verzichten. Einziger Nutzen ist dort, dass man alle Relationen in einer halbwegs übersichtlichen Tabelle darstellen kann. Das kann man aber auch so lösen, dass die Preise sich anhand einer festen Entfernungssystematik ermitteln. Am Automaten (sowohl denen für Selbstbedienung als auch den Fahrkartendruckern im Bus usw.) gibt man ja sowieso einfach das Ziel ein, und der Preis wird angezeigt.
Konkret ist mein Vorschlag:
Jede Gemeinde ist ein Tarifgebiet. Grenzhaltestellen entfallen dadurch weitgehend, einige werden allerdings bleiben (z.B. Neu-Isenburg Straßenbahn, was auf Frankfurter Gemarkung liegt, aber für die Fahrgäste als eine Neu-Isenburger Haltestelle wahrgenommen wird). Weiterhin führt dies z.T. zur Zusammenlegung (z.B. Gelnhausen) oder Aufteilung (z.B. Offenbach und Umlandgemeinden) von Tarifgebieten, in den meisten Fällen ist es aber wie bisher.
Ausnahme: Die größten Gemeinden Frankfurt und Wiesbaden werden geteilt (eventuell auch Darmstadt wie bisher), aber nur mit Geltung für Preisstufe 1 bis 4 oder 5 (aus dieser Entfernung kann man voraussetzen, dass man die Lage seines Ziels gut genug kennt):
- Frankfurt Kerngebiet, West (westlich der A5), Nord (nördlich der Nidda und der Nordgrenze Praunheim), Ost (östlich der A661), Flughafen
- Wiesbaden Kerngebiet, Nord (Naurod, Auringen, Medenbach), Ost (Nordenstadt, Igstadt, Delkenheim, Erbenheim), Alt-Mainz (Amöneburg, Kastel, Kostheim)
Fahrt innerhalb eines Tarifgebietes kostet Preisstufe 1 oder 2 je nach Größe. (Das ist im Wesentlichen wie bisher.)
Die Frankfurter Kurzstreckenregelung (2 km tatsächliche Fahrtstrecke) wird verallgemeinert und mit Preisstufe 1 gleichgesetzt. In kleinen Gemeinden ist die Regelung natürlich nur grenzüberschreitend von Bedeutung, weil sonst sowieso Preisstufe 1 gilt.
Für alle sonstigen Relationen gilt:
Jedem Tarifgebiet wird eine für die Preisberechnung maßgebliche Station zugeordnet (vorzugsweise der [Haupt]bahnhof). Der Preis ergibt sich aus dem Luftlinien-Abstand zwischen diesen Stationen für Start und Ziel (ggf. an Umwegpunkten geknickt). Hierbei gibt es einen Preis bis 6 km (Preisstufe 2), bis 10 km (Preisstufe 3), bis 15 km (Preisstufe 4) und dann immer weiter in 5-km-Schritten, wobei dort die Preisdifferenz zwischen zwei Preisstufen immer gleich ist.
Zeitkarten einschließlich Tageskarten sind i.d.R. Streckenzeitkarten, d.h. sie gelten für direkte Fahrten zwischen zwei Tarifgebieten. Nur jeweils innerhalb des Start- und des Zielgebietes sind beliebige Fahrten möglich. Zwar kann es im Einzelfall auch Unklarheiten geben, was eine direkte Fahrt ist (hierfür taugt aber jeder Fahrkartenautomat als Schiedsrichter: Alles, wofür kein Umwegpreis verlangt wird, gilt); ansonsten hat sich aber die Frage der einbezogenen Tarifgebiete auf diese Weise erledigt.
Bis hierhin gilt der Tarif auch uneingeschränkt in den Übergangsgebieten (außer natürlich für Fahrten innerhalb der Übergangsgebiete oder von einem Übergangsgebiet in ein anderes), d.h. die Übergangsregelungen sind nicht mehr irgendwo auf einmal zu Ende, sondern man kann auch eine Fahrkarte z.B. von Marburg nach Bensheim oder von Darmstadt nach Frankenberg kaufen.
Daneben werden Regionen-Zeitkarten (auch Tageskarten) angeboten in den Abstufungen:
- 2 Regionen
- 3 Regionen
- 4 Regionen
- Gesamtnetz
Eine Region umfasst 2-3 (evtl. manchmal 4) heutige A-Tarifgebiete oder anders gesagt einen oder einen halben Kreis, ggf. Stadt und Landkreis zusammengefasst (entspricht dann ungefähr, aber nicht durchgängig, den ehemaligen Kreisen vor der Gebietsreform). Nur im Fall von Frankfurt und MZ/WI ist es nur 1 A-Tarifgebiet, das aber ein dichtes Netz bietet. Und nur in diesen Fällen gibt es (im Hinblick auf die oben geschilderte Aufteilung der Städte in mehrere Tarifgebiete) eine Regionen-Zeitkarte für ein eine einzelne Region. Andernfalls hätte man den Effekt, dass man je nach Wohnort in der Mitte oder am Rand einer Region die Karte sehr gut oder sehr schlecht nutzen kann.