ZitatAlles anzeigen
60 Unterschriften gegen das Abhängen von Seulberg
Geplante Änderung der Stadtbus-Route stößt auf Protest / Burghardt: "So gut wie niemand nutzt den Bus"
Friedrichsdorf · 7. April · du · Nicht alle Seulberger wollen klaglos hinnehmen, dass der Stadtbus den Friedrichsdorfer Stadtteil künftig nicht mehr anfährt. "Wie sollen die Bürger, die kein Auto haben oder nicht gut zu Fuß sind, nach Friedrichsdorf kommen", fragt Christian Reichert. "Wenn der Bus nicht fährt, ist es für viele schwierig, zum Arzt zu kommen, einzukaufen oder am kulturellen und gesellschaftlichen Leben teilzunehmen."
Der Pächter der Seulberger Hardtwaldapotheke hat eine Unterschriftenliste in seinen Geschäftsräumen ausgelegt. In einer Woche haben sich bereits 60 Seulberger Bürgerinnen und Bürger mit ihren Unterschriften dagegen ausgesprochen, dass ihr Stadtteil vom Busverkehr abgehängt wird.
Zwar sei Seulberg durch die S-Bahn an Friedrichsdorf angebunden, aber "der Bahnhof ist ja nun auch nicht gerade zentral gelegen", sagt der Apotheker. Und das Anruf-Sammel-Taxi gebe es auch nicht mehr. Christian Reichert erinnert daran, dass Seulberg seit der Eingemeindung kein Rathaus mehr hat und seit einiger Zeit auch keine Postfiliale mehr: "Man muss für jedes bisschen nach Friedrichsdorf, und das ist für die älteren Herrschaften oft unangenehm."
Allerdings räumt der Apotheker ein, dass der Linienbus gerade um die Mittagszeit oft leer sei. "Die Verbindung könnte man einsparen, aber eine Grundversorgung morgens und abends sollte gewährleistet sein", meint der 27-Jährige. Arzttermine könnte man entsprechend vereinbaren.
Die Resonanz auf die Unterschriftenaktion, die Reichert gemeinsam mit einer Seulberger Bürgerin initiiert hat, ist gemischt: "Viele junge Leute um die 30 sagen, ich hab ein Auto, was geht das mich an", erzählt der Apotheker. Viele andere hingegen unterschreiben, obwohl sie auf den Bus nicht angewiesen sind. "Die sagen, sie unterstützen uns, weil sie den Bus vielleicht selbst mal brauchen könnten." Die Listen soll noch bis 13. Mai ausliegen; dann will Reichert sie dem Haupt- und Finanzausschuss übergeben, der an diesem Tag über den künftigen Verlauf des Stadtbusses entscheidet.
Laut Bürgermeister Horst Burghardt (Grüne) ist die Ausschreibung für die Buslinie noch bis Mitte April offen. Eine Fahrgastzählung habe ergeben, dass "so gut wie niemand in Seulberg" den Bus nutze. "Es gibt allerdings noch Überlegungen, die Berliner Straße in Nordseulberg anzufahren. Alt-Seulberg hat ja die Anbindung durch die S-Bahn", so Burghardt.