[K] Stadtarchiv eingestürzt, Ursache: U-Bahn-Bau?

  • Die FAZ schreibt dazu in ihrem Feuilleton-Teil:


    " Der Preis der U-Bahn
    Das größte Kommunalarchiv nördlich der Alpen ist zerstört. Es hatte überragende Bedeutung nicht nur für die Stadtgeschichte, sondern auch für die Nachlässe von Schriftstellern und Künstlern.
    Was der Einmarsch der Franzosen 1794 und der Zweite Weltkrieg nicht vollbracht haben, hat der U-Bahn-Bau in Köln (,...,) geschafft: Das Historische Archiv der Stadt, in dem mehr als tausend Jahre ihrer Geschichte aufbewahrt wurden, ist weitestgehend zerstört, das Gedächtnis des Gemeinwesens ausgelöscht. Was davon gerettet und aus den Trümmern geborgen werden kann, ist noch unklar, doch vermag brüchiges Pergament Beton und Stahl wenig entgegenzusetzen. Nicht zuletzt wird es auf das Wetter ankommen: Sollte es regnen, würden die geringen Chancen, einen Teil der Bestände zu sichern, weiter sinken. (...)"


    Aus: FAZ vom 6.3.09

  • "Tolles" Gesafte, was die da schreiben X(


    Und natürlich ist ganz allein die böse U-Bahn schuld. Die Ermittlungen, warum genau nun der Boden weggerutscht und die Bauwerke eingestürzt sind, sind zwar noch lange nicht abgeschlossen, aber egal - die böse U-Bahn ist schuld, ist doch immer so, diese Sche**-Schienenbahnen sind doch schon immer Quell allen Übels.


    Und das soll nun also seriöse Journalistik sein X( Darunter versteh ich was anderes.


    Leider mal wieder Wasser auf die Mühlen aller Gegner eines sinnvollen ÖPNV... :rolleyes:


    Auch die völlig übereilten Überlegungen des Kölner OB, den U-Bahn-Bau in Frage zu stellen, sind nichts als purer und zudem sinnloser Aktionismus, wohl nicht ganz ohne den Hintergedanken, damit elegant den wohl recht ungeliebten, weil teuren U-Bahn-Bau loszuwerden. Wie er aber sonst effektiv ÖPNV betreiben will, dazu sagt er nichts, Ruhe im Salon. Wie denn ohne Schienenbahnen....? Busse? Kann man in solchen Großstädten vergessen, nicht leistungsfähig genug (siehe Aachen und Hamburg) und zudem infrastrukturfressend (enormer Straßenverschleiß, auch nicht gerade billig, siehe Aachen mit Betonplattenfahrbahnen, damit die Busse sie nicht ganz so schnell kleinkriegen wie normale Straßen).


    Daß die Buden eingestürzt sind, ist natürlich sehr, sehr unerfreulich, das ist wohl wahr... aber dem Verkehrsmittel U-Bahn jetzt die Schuld zuzuschieben, wie das nun geschieht, ist wohl deutlich zu kurz gegriffen. Ein Verkehrssystem kann schließlich nichts dafür, wenn es z.B. (ich behaupte nicht, daß es so war, sehe es aber durchaus als mögliche Variante) fehlerhaft geplant oder unsachgemäß gebaut wurde oder man im Untergrund auf völlig unerwartete Bodenbeschaffenheiten trifft.


    Und absolute Sicherheit wird es sowieso nie geben. Fast täglich (aber wenigstens wöchentlich!) sehen wir, daß Straßenfahrzeuge (oft LKW, seltener Busse) von ihren Fahrbahnen abkommen und in Häuser reindonnern - höre ich da jemanden lauthals schreien, jetzt müsse man jedweden Straßenverkehr über, sagen wir, 7,5 t zul. Gesamtgewicht grundsätzlich in Frage stellen, weil das ja so unsicher ist, wenn die ein Haus rammen und die Häuser dadurch regelmäßig so stark demoliert werden, daß sie ebenfalls abgerissen werden müssen? Nein - auf diesem Auge sind die Schreihälse offenbar blind.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • Zynische ÖPNV-Gegner würden wahrscheinlich sagen: "Zum Glück war es das Stadtarchiv"


    Wären es *nur* ein paar Wohnhäuser gewesen wäre die Sache inzwischen außerhalb Kölns wahrscheinlich längst schon wieder vergessen...

    "Der Mensch, der so ehrbar im Einzelnen, aber so miserabel im Ganzen ist."
    Johann Wolfgang von Goethe

  • vom 06.03.2009



    Quelle: KVB


    vom 07.03.2009



    Quelle: KVB


    vom 08.03.2009



    Quelle: KVB


    vom 09.03.2009



    Quelle: KVB


    Es empfiehlt sich auch die örtliche Presse, z. B. den Kölner Stadt-Anzeiger, zu lesen, der ausführlich darüber berichtet.

    Gruß Tommy

    Einmal editiert, zuletzt von Tommy ()

  • Zitat

    Original von Tatrafan
    Die Ermittlungen, warum genau nun der Boden weggerutscht und die Bauwerke eingestürzt sind, sind zwar noch lange nicht abgeschlossen, aber egal - die böse U-Bahn ist schuld, ...


    Auch die völlig übereilten Überlegungen des Kölner OB, den U-Bahn-Bau in Frage zu stellen, sind nichts als purer und zudem sinnloser Aktionismus, wohl nicht ganz ohne den Hintergedanken, damit elegant den wohl recht ungeliebten, weil teuren U-Bahn-Bau loszuwerden. Wie er aber sonst effektiv ÖPNV betreiben will, dazu sagt er nichts, Ruhe im Salon. Wie denn ohne Schienenbahnen....? ...


    ... Ein Verkehrssystem kann schließlich nichts dafür, wenn es z.B. (ich behaupte nicht, daß es so war, sehe es aber durchaus als mögliche Variante) fehlerhaft geplant oder unsachgemäß gebaut wurde oder man im Untergrund auf völlig unerwartete Bodenbeschaffenheiten trifft.


    Ohne Bauwerk im Untergrund wäre das Archiv nicht eingestürzt, das kann man mittlerweile als Fakt betrachten. Die genaue Ursache ist da eher nebensächlich. Beim nächsten Mal wäre es halt was anderes, denn:


    Mit "Kein anderer Bereich des Bauwesens ist seit Beginn der 1990er-Jahre so massiv von Großschäden betroffen wie der Tunnelbau." beginnt "Tunnel Code of Practice". --> 17 Einstürze beim Tunnelbau in 14 Jahren weltweit, jedes 2. Jahr ca. einer in Europa.


    Vor dem Hintergrund sollte man Schrammas Äußerung sehen, dass man sich überlegen solle, ob man solche Projekte nochmals anfangen sollte.


    Wobei man das auf größere Tiefbauprojekte aller Art beziehen sollte, also insbesondere auch Autotunnel.


    Und man sollte erhöhte Anforderungen an das Kosten-Nutzen-Verhältnis und an die Alternativenprüfung stellen.


    Ich nehme mal als Beispiel den Stadtbahntunnel als Teil der Karlsruher Kombilösung:
    Da soll im Bereich der (relativ breiten) Fußgängerzone aller Straßenbahnverkehr tiefer gelegt werden. Finanziert aus ÖV-Töpfen.
    Nach Meinung vieler ist der verkehrliche Nutzen bezogen auf den ÖV aber zweifelhaft:


    Die Verkehrsbetriebe sparen ca. 2 min auf der Strecke. Aber nicht für alle Linien: 2 müssen einen Umweg fahren, um in den Tunnel zu kommen. Und es kommen erhöhte Betriebskosten (Rolltreppen etc.) hinzu.


    Die Kunden haben von der Zeitersparnis nix, da die meisten in dem Bereich aussteigen und den (halben) Zeitvorteil auf den Weg nach oben mehr als verlieren. Ob das Netz also beim Kunden ankommt, darf fraglich bleiben. In vielen Städten in Karlsruher größenordnung war die Tieferlegung eher kein Erfolg...


    Erkauft wird das ganze mit einem deutlich unflexibleren Netz durch wegfallende Verknüpfungen. Von einigen Stadtteilen kann der bisher angefahrene zentrale Marktplatz nicht mehr erreicht werden. Tw. werden mit zusätzlichen Linien wegfallende Beziehungen ersetzt: mehr Kosten. Stehen dem keine Fahrgaststeigerungen entgegen, kann man das oberirdische Restnetz aber kaum vernünftig straffen. Etc.


    Einen Nutzen hat das Projekt dagegen für den Autoverkehr: Störende Bahnen an großen Knoten werden reduziert, im Zuge des Teilprojekts Kriegsstr. wird ein überlasteter Knoten für Autos neu unterführt. Und das Projekt hat einen städtebaulichen Nutzen. Durch das Teilprojekt Kriegsstraße wird eine innerstädtische autobahnähnliche Schneise umgebaut und das Teilprojekt Stadtbahntunnel ermöglicht mit straßenbahnfreier Fußgängerzone das ungestörte Flanieren.


    Mal ganz davon abgesehen, dass das bahnfreie Flanieren in einigen Städten auch kein bahnbrechender Erfolg war und es in vielen Städten auch wunderbar mit Bahnen funktioniert und es in KA auch ausreichen würde, die Überlastung oberirdisch zu entlasten, darf man bei solchen Projekten schon mal die Frage aufwerfen, ob man solche Risiken (und solche Kosten) wirklich eingehen MUSS. Bzw. könnte man noch ruhigen Gewissens in der Kaiserstraße flanieren, wenn sowas auch in KA passieren würde?


    Die Kosten waren mal mit 496 Mio beziffert (beide Teilprojekte zusammen) bei einem Faktor von 1,19, also Nutzen 588 Mio. Mittlerweile hat man die Kosten auf 588 Mio korrigiert. Ja, nun einen Faktor von 1,000 auszurechnen, ist eine Milchmädchenrechnung, aber man kann sich durchaus fragen, warum die 588 rauskamen, ob man sich gesagt hat, es darf nicht mehr als 588 rauskommen...


    Meines Erachtens wäre es bspw. sinnvoll, dass man bei solchen teuren und nicht ganz unriskanten *) Projekten einen deutlicheren Kosten-Nutzen-Faktor fordert oder solche Projekte nur dann fördert, wenn oberirdische Alternativen wirklich nicht verfügbar sind. Bzw. auf Karlsruhe bezogen: Wenn oberirdische Alternativen nur dann "unmöglich" sind, weil man ohne Tunnel keine absolut tramfreie Fuzo kriegt, sollte man auch diesen Nutzen in Frage stellen dürfen, sprich: muss tramfrei wirklich sein.


    *) nicht nur beim Bau, sondern auch beim Betrieb. Bei einem Unglücksfall im Tunnel sind Rettungsmöglichkeiten sehr eingeschränkt. Für Rollstuhlfahrer besteht, obwohl technisch durchaus möglich, keinerlei Selbstrettungskonzept: man spart an 20 cm Rettungswegbreite... s.a. hier


    In Köln kenne ich die Rahmenbedingungen nicht so gut. Aber ich meine, der Faktor wäre auch nur knapp über 1 gewesen. Andererseits hat der Nord-Süd-Tunnel wohl partiell tatsächlichen Neuerschließungswert für die Schiene, der anders schwierig wäre, was in Karlsruhe absolut nicht gegeben ist. Womöglich hat das Kölner Projekt durchaus einen nachvollziehbaren verkehrlichen Nutzen. Ein Baustopp jetzt wäre jedenfalls Quatsch, schon alleine weil sonst alles Leiden umsonst gewesen wäre...


    Auf Frankfurt bezogen sah man ja bei der U5, dass man, wenn man mal ein wenig Gehirnschmalz investiert, wie es einige hier taten, durchaus oberirdische Lösungen finden kann, die die Probleme zweier Haltestellen ohne teuren Tunnel lösen und die die U5 nicht brechen. Dadurch hat man sich hier erstmal das teure und bauliche Abenteuer Tunnel gespart.

    Einmal editiert, zuletzt von Mueck ()

  • Die öffentliche Diskussion über Ursachen und Hintergründe ist weitgehend hysterisch und unsachlich, weil rein spekulativ.


    Durch die juristische Brille betrachtet, geht es zunächst nicht um Schuld oder Unschuld, sondern um Kausalität, also die Klärung schlichter physikalischer Zusammenhänge. Sie ist unabdingbare Voraussetzung für die Klärung der Frage, was genau adäquat kausal für den eingetretenen Schaden war.


    Die Kausalkette könnte z.B. so aussehen (bitte nicht falsch verstehen, ich möchte nicht spekulieren, ob es so oder anders war, ich möchte nur beispielhaft aufzeigen, wie kompliziert die rechtliche Aufarbeitung ist, an deren Ende erst die Aussage stehen kann, dieser oder jener ist schuld und muss bestraft werden oder Schadenersatz leisten):


    Der Einsturz des Hauses ging kausal zurück auf ein Wegsacken des Untergrundes. Das Wegsacken des Untergrundes könnte kausal auf – diese These war mal zu lesen – Grundwassereinbruch zurück gehen. Der Grundwassereinbruch hat seine Ursache in zu geringer/zu hoher Grundwasserförderung. Dies hatte zur Folge, dass der Druck auf den Baugrubenverbau zugenommen hat, der Baugrubenverbau hat dem Druck nicht stand gehalten, weil er für den aufgetretenen Seitendruck nicht ausgelegt war, weil seine Statik auf anderen Annahmen fußte usw.


    Erst wenn so eine Kausalkette bis ins letzte Detail geklärt ist, lässt sich sagen, ob und ggf. wodurch der Geschehensablauf hätte vermieden oder unterbrochen werden können. Dann erst ist zu klären, ob überhaupt und ggf. wodurch das, was den Ablauf hätte vermeiden oder unterbrechen können, zu den vertraglichen Pflichten z.B. eines Bauunternehmens Gutachters, Bauleiter usw. gehörte. Es geht darum aufzuklären, ob eine oder mehrere konkrete Personen unterlassen haben, wozu sie rechtlich verpflichtet waren oder etwas getan haben, was sie nicht hätten tun dürfen.


    Vertragsbestandteil sind grundsätzlich die Regeln der Baukunst und alle technischen Regelwerke (DIN-Normen, VDI-Richtlinen usw. usw.). Bei vielen Beteiligten wird das naturgemäß schwierig, weil der eine sich auf den anderen verlassen muss. Z.B. hängt die Beschaffenheit des Baugrubenverbaus von den Ergebnissen der Baugrunduntersuchung ab. Würde jetzt z.B. festgestellt, dass der Baugrubenverbau zu schwach konstruiert war, um den seitlichen Drücken des Erdreichs standzuhalten, ist zu fragen warum. Welche Annahmen lagen der statischen Berechnung zugrunde, woher stammen die Annahmen, waren die Berechnungen richtig?


    Ob man den Geschehensablauf überhaupt vollständig aufklären kann, bleibt abzuwarten. Ebenso, ob man am Ende zu der Aussage kommt, alles wäre vermieden worden, die Person X oder die Person Y anders gehandelt hätte als sie gehandelt hat. Dann und erst dann ist die Zeit der rechtlichen Schuldzuweisungen gekommen, strafrechtlich und zivilrechtlich hinsichtlich Schadenersatz. Bis dahin sind Schuldzuweisungen entweder unseriös oder – „der U-Bahnbau ist schuld“ – dummes Zeug.


    Wie so was ausgehen kann, konnte man beim Halleneinsturz von Bad Reichenhall sehen, wo es nach meiner Erinnerung zu Verurteilungen gekommen ist, oder bei dem Unglück in Österreich vor ein paar Jahren, wo zahlreiche Skifahrer in einer Seilbahn/Zahnradbahn verbrannt sind, und (meine ich zu erinnern) niemand verurteilt wurde.

    Einmal editiert, zuletzt von tunnelklick ()

  • Weitere Pressemitteilungen der KVB:


    vom 13.03.2009:


    Zitat

    Unglück am Waidmarkt:
    Zweites Opfer geborgen


    Nach bangem Warten hat sich bestätigt: Auch die zweite nach dem Unglück am Waidmarkt vermisste Person wurde tot geborgen. Am Donnerstagabend hatte die Feuerwehr bei ihrer Suche nach dem Verschütteten in mehr als neun Metern Tiefe einen männlichen Leichnam entdeckt. Die Polizei geht davon aus, dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um den vermissten 24-jährigen Studenten Khalil handelt. Wegen der schwierigen Unfallstelle konnte erst jetzt neun Tage nach dem Unglück am 3. März das zweite Opfer geborgen werden.


    Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kölner Verkehrs-Betriebe teilen die Bestürzung und die Trauer der Menschen in Köln, den Angehörigen der Toten gilt unsere tiefe Anteilnahme.


    Quelle: KVB


    vom 15.03.2008



    Quelle: KVB


    Eine ausführliche Berichterstattung findet sich u. a. auf Website des Kölner Stadt-Anzeigers unter http://www.ksta.de/html/seiten/1236168523492/

    Gruß Tommy

  • Zitat

    Feier im Gürzenich
    Gedenkminute und Arbeitspause


    Köln gedenkt der Opfer am Waidmarkt: Zur Veranstaltung im Gürzenich am Dienstag, dem 17. März, Beginn um 14.00 Uhr, setzt die KVB zusätzliche Gelenkbusse ein, um den Menschen aus der Südstadt eine direkte Anfahrt zum Gürzenich zu ermöglichen. Ab 13.00 Uhr stehen Gelenkomnibusse am Chlodwigplatz und an der Ecke Blaubach/Severinstraße bereit, um von dort aus auf dem Linienweg der Buslinie 132/133 in kurzen Zeitabständen über die Rheinuferstraße zum Gürzenich zu fahren. Haltestellen auf der Strecke werden mitbedient. Nach der Veranstaltung stehen die Omnibusse am Gürzenich auch für die Rückfahrt bereit.


    Bahnen und Busse bleiben stehen
    Um 14.00 Uhr zum Beginn der Gedenkveranstaltung werden die Omnibusse und Bahnen der KVB im gesamten Netz an den Haltestellen stehen bleiben, um der Opfer und der Verluste durch das Unglück am Waidmarkt zu gedenken. Im ganzen Unternehmen KVB sind die Beschäftigten zur Teilnahme aufgerufen. Auch auf den Baustellen der Nord-Süd Stadtbahn wird eine Bauruhe eingelegt: Die Schicht von 13.00 Uhr bis 20.00 Uhr entfällt, mit Ausnahme der sicherheitsrelevanten Arbeiten und Aufsichten.


    Quelle: KVB

    Gruß Tommy

  • Zitat

    Original von tunnelklick
    Die öffentliche Diskussion über Ursachen und Hintergründe ist weitgehend hysterisch und unsachlich, weil rein spekulativ.


    Nun es gibt Personen die sehen das anders. In diesem Zusammenhang möchte auf folgenden Artikel hinweisen.

  • Unglücke und Unfälle wird man leider nie vermeiden können. Nicht umsonst wird ja auch erfaßt, mit welcher Anzahl und Schwere an Unfällen, bei dieser oder jenen Baumaßnahme zu rechnen ist.
    Es wird auch in Zukunft immer Unwägbarkeiten geben. Wenn man nun allerdings die U-Bahn an sich und deren Erstellung insbesondere verteufelt, so sollten man mal ernsthaft die Frage stellen, ob man Tiefbau-Maßnahmen in Zukunft nicht vielleicht grundsätzlich unterlassen sollte. Es kann leider immerwieder vorkommen, daß eine Baugrube zusammenrutscht und Opfer fordert.


    Wenn allerdings auf bestimmte bewährte Sicherungsmaßnamen verzichtet wurde, dann müssen sich die Verantwortlichen ganz klar ihrer Verantwortung stellen!


    *Ironie ein*
    Vielleicht sollten man sich in Frankfurt mal Gedanken machen, den Hochausbau einzustellen und vorhandene Bürotürme aus Sicherheitsgründen abzureißen. Könnte ja sein, daß der Messeturm morgen im dichten Berufsverkehr aufs Plaster knallt
    *Ironie aus*

  • Zitat

    Original von John2


    Nun es gibt Personen die sehen das anders.


    Natürlich gibt es immer Leute, die das anders sehen, vor allem hinterher. Aber ist der zitierte Herr Dören wirklich schlauer als andere? Was weiß er und was vermutet er.


    Es mag sein, dass aus heutiger Sicht einiges für die Grundwasserthese spricht, aber von gesicherter Ereknntnis ist die Öffentlichkeit m.E. noch weit entfernt. Und weder bei der KVB noch bei den Baufirmen sind Idioten am Werk. Ich würde mal davon ausgehen, dass die Fachleute im Prinzip wußten, was sie taten und ich würde niemandem unterstellen, dass er sehendes Auges, spricht grob fahrlässig oder gar vorsätzlich, das Risiko eines Grundbruchs eingegangen ist. Der Artikel erwähnt immerhin, daß auch Mängel in den Seitenwänden denkbar seien, gehört aber im übrigen in die Kategorie "nix genaues weiß mer".

  • ... einfach viel zu viel Brunnen gebaut worden. Dies teilte die Umweltdezernentin mit. Die Untere Wasserbehörde hat 4 Brunnen genehmigt, gebaut wurden aber an der Station Weidmarkt 15 Brunnen.


    PK Umweltdezernentin

    Gruß StVo


    --------------------------
    Ich bin durchaus nicht zynisch, ich habe nur meine Erfahrungen, was allerdings ungefähr auf dasselbe hinauskommt.
    Oscar Wilde

  • die Absenkung des Grundwasserspiegels durch Entnahme der wasserrechtlichen Erlaubnis bedarf. Das Landeswassergesetz von NRW bestimmt, dass Anlagen zur Benutzung eines Gewässers geändert werden dürfen, wenn dadurch die Benutzung nicht über das zugelassene Maß hinaus erweitert wird und ordnungsrechtliche Vorschriften nicht entgegenstehen. Die beabsichtigte Änderung ist zwei Monate vorher unter Beifügung der zur Beurteilung erforderlichen Zeichnungen, Nachweise und Beschreibungen der Behörde anzuzeigen (§ 31 Abs. 3 LWG NRW). Der Verstoß gegen die Anzeigepflicht ist eine Ordnungswidrigkeit (§ 161 Abs. 1 Nr. 7 LWG), Bußgeld max. 50.000 € (erhöht die Baukosten nur unwesentlich).


    Jetzt bleibt abzuwarten, ob die gebotene Anzeige wirklich unterblieben ist, oder vielleicht doch noch auftaucht und welche ordnungsrechtlichen Vorschriften der Ausweitung entgegen standen. Hätte denn die Wasserbehörde der Ausweitung der Grundwasserentnahme widersprochen? So wie in den vielen Fällen zuvor?

  • Zitat

    Original von Tommy
    Wobei nach Auskunft von Experten, auf die sich der Kölner Stadt-Anzeiger beruft,



    ist.



    Bei allen Respekt den "Experten" gegenüber. Aber nach meiner laienhaften Meinung, ist eine zusätzliche abgepumte Wassermenge, bei fast 300 Prozent mehr Brunnen, eigentlich immer mehr. Denn warum sollte man sonst in dieser Größenordnung nachbohren?


    NUr zur Klarstellung. Ich sage nicht damit, dass das die Ursache war. Ich wollte oben lediglich auf die PK hinweisen.

    Gruß StVo


    --------------------------
    Ich bin durchaus nicht zynisch, ich habe nur meine Erfahrungen, was allerdings ungefähr auf dasselbe hinauskommt.
    Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von StVo


    Bei allen Respekt den "Experten" gegenüber. Aber nach meiner laienhaften Meinung, ist eine zusätzliche abgepumte Wassermenge, bei fast 300 Prozent mehr Brunnen, eigentlich immer mehr. Denn warum sollte man sonst in dieser Größenordnung nachbohren?


    Bin natürlich auch kein Experte, aber die Erhöhung der Zahl der Brunnen könnte durchaus Sinn machen. Ganz laienhaft gedacht: wenn ich einen Brunnen bohre, strömt das Grundwasser dorthin, es entsteht ein Grundwasserstrom. Erhöhe ich die die Pumpenleistung, fließt mehr Wasser nach, der Strom in Richtung Brunnen wird stärker, die Kraft des Wasserstroms nimmt zu, die Menge der vom bewegten Grundwasser mitgeschwemmten Erdpartikel nimmt zu, Folge vielleicht: Grundbruch.


    Vermehre ich die Zahl der Brunnen und verteile sie über eine größere Fläche, kann ich vielleicht die diesselbe Menge Wasser pumpen oder sogar mehr, ohne dass ein sehr starker Grundwasserstrom in nur eine Richtung entsteht, stattdessen weitaus weniger Strömung in verschiedenen Richtungen, Folge weniger Erdpartikel werden ausgewaschen.


    Die Schlussfolgerung, die größere Zahl von Brunnen und eine erhöhte Entnahme von Grundwasser erhöhte automatisch das Risiko eines Grundbruchs, ist m. E. etwas verfüht, dafür ist zu wenig über die Eigenheiten des Baugrundes bekannt.


    Eine gesicherte Erkenntnis, positives Wissen darum, was da wirklich passiert ist, gibt es nach wie vor nicht.

  • Pressemitteilung vom 19.03.2009



    Quelle: KVB

    Gruß Tommy


  • Als "verhinderter" Geowissenschaftler möchte ich bis auf einen Punkt die Ausführungen von "tunnelklick" unterstreichen:


    Richtig: durch zu starkes Abpumpen werden in grundwasserführenden Erdschichten je nach Strömungsgeschwindigkeit, abhängig vom Verfestigungsgrad der Sedimente in der jeweiligen Schicht Sedimentpartikel ausgespült. Die so entstehenden Hohlräume werden durch die Auflast höherliegender Schichten und die Bebauung durch Gebäude "zugedrückt".


    So entstehen aber "nur" Setzungsrisse an Gebäuden oder Schieflagen ganzer Gebäudeteile mit massiven Fundamentplatten (siehe "Schiefer Turm von Köln"), aber kein Fallen ganzer Bauwerke in leergespülte Krater.


    Hydraulische Grundbrüche entstehen aber, wenn Baugubenwände nicht tief genug unter der Baugrubensohle und tief genug in darunter verlaufenden nicht grundwasserführenden Schichten enden: dann drückt das viele Meter außerhalb der Baugrube über der Baugrubensohle stehende Grundwasser von außen unten in die Baugrube (siehe Experiment im WDR-Beitrag).


    Wenn man sich die Bilder der Baugrube beim eingestürzten Archiv mit den Unmengen von eingespülten Sedimenten ansieht, kann, wen man eingestürzte Baugrubenwände ausschließt, nur von unterspülter Baugrubenwand, also vom hydraulischem Grundbruch ausgegangen werden.


    Hydraulische Grundbrüche können aber nicht durch zu starkes Abpumpen außerhalb der Baugrube ausgelöst werden. Eher im Gegenteil: das Risiko eines Grundbruches durch noch stärkeres Absenken des Grundwasserspiegels außerhalb der Baugrube mindert eher die Grundbruchgefahr, wenn die Baugrubenwand tief genug in stabiler nicht grundwasserführender Schicht endet.


    Dann hat "tunnelklick" Recht, daß eine große Anzahl von Brunnen mit jeweils niedriger Fördermenge Ausspülungen minimieren und so Setzungsschäden geringer sind.


    Meine privaten Meinung nach vermute ich, daß an der Unglücksstelle durch hydraulischem Grundbruch so viel Sediment in die Baugrube gelangt ist.


    Da liegt aber die z.Zt. laufende öffentliche Diskussion über Anzahl von Brunnen und genehmigten Fördermengen ziemlich neben der von mir vermuteten Ursache.


    Da wurde wohl eher vor Baubeginn der Untergrund mittels Probebohrungen in zu großen Abständen untersucht. Gerade in Flußsedimenten können sich Mächtigkeiten ("Schichtdicken") und Wasserdurchlässigkeiten von Schichten auf kurzen Distanzen schnell ändern.


    Das Verfahren, die Baugrube unter Wasser mit entsprechendem "Unterwasserbeton" zu erstellen, wie an anderen U-Bahnhaltestellen in Köln , wäre wohl sicherer gewesen.


    fmm_de

    Avatar: Relikt! Remember Linie 5 Liebfrauenstraße!

  • Zitat

    Original von fmm_de ...
    Wenn man sich die Bilder der Baugrube beim eingestürzten Archiv mit den Unmengen von eingespülten Sedimenten ansieht...
    fmm_de


    Hat man da nicht eher die - nach dem Einsturz - eingebrachten Unmengen von Beton gesehen? Wo hast du denn Bilder aus den Tiefen der Grube gesehen?