Diverses aus Darmstadt

  • Auch wenn der Spruch bei den heutigen Managern nicht gern gehöhrt wird, ist er dennoch sehr Richtig. Ich hatte mir endlich mal die Zeit genommen und habe mir mal den von Pallaswiese eingestelllten Fahrplan zur Brust genommen.
    Fahrpreise:
    Ich hatte mal die Preise von 1963, 1978, 1995 und 2012 verglichen und erstaunliches entdeckt. Klar, das wir heute nicht mehr für 70 Pfennig (36 Cent) von Arheilgen nach Jugenheim fahren können, versteht sich von selbst. Aber während der RMV mehr Tage mit "Preisanpassungen" als Fahrplanwechsel den Fahrgast quält, waren die Änderungen bei der HEAG zahlenmäßig weniger, aber doch etwas heftiger. Ich hatte 1977 noch die im Fahrplan 1963 angegebenen 30 Pfennig (15 Cent) auch noch bezahlt. Dann kam die Steigerung auf 40 Pfennig (20 Cent), was ein Plus von 33% ausmachte. Kurios war auch die Anwendung von 2 Systemen bei der HEAG: Die Stadt- und Vorortlinien (also Straßenbahn und Buslinien A, H, L, M, N, O, P, S und W) hatten nur 4 Preistufen, während die Außenlinien (Buslinie B, F, G, K, NB und R) 5 Stufen hatten. Könnte also bedeuten, mit der Straßenbahn kommst Du für 70 Pfennig von Arheilgen nach Jugenheim, willst Du aber in Eberstadt umsteigen, um zum Haus Burgwald (Linie NB) zu kommen, sind dann 1,20 DM (62 Cent) fällig.
    Fahrplan:
    Sensationel war, das abends (und morgens 1 mal) die Linie 2 auch an den Rodensteinweg fuhr und somit auf der Linie 6 nur noch einen Kurs benötigte wurde, um vom Luisenplatz zum Regerweg zu pendeln. Was die HEAG in den letzten 50 Jahren nicht gelernt hatte, ist das Angeben von Leerfahrten. Ich hatte für den Luisenplatz rund 2 Dutzend Fahrten gefunden, von denen nicht bekannt ist, wo geht der Tw danach hin bzw. woher kommt der Tw, um dann diese Fahrt machen zu können? Das ist genauso kurios, wie heute die Wagen der Linie 3 über die Linie 1 zum Einsatz kommen. Das tun sie auch an Sams-, Sonn- und Feiertagen. Unter der Woche stehen diese Fahrten im Fahrplan, am Wochenende nicht. Gilt auch für die Linie 5, welche über die Linie 2 geführt werden. Doch zurück zu den Fahrplan vor 50 Jahren. Was waren sie doch einfach gestrickt. Wenn eine Straßenbahn (oder Bus) am Werktag zur der und der Minute fuhr, dann fuhr das gute Stück auch am Sams, Sonn- und Feiertag so. Nur mal ein Beispiel: Linie 7/8 nach Arheilgen ab Landskronstraße: Im Jahr 1963 14:04, 14:19, 14:34 und 14:49 jeden Tag. Heute Werktags außer Samstag: 14:07, 14:22, 14:37 und 14:52. Samstag: 14:06, 14:21, 14:36 und 14:51. Sonn- und Feiertag: 14:05, 14:20, 14:35 und 14:50. Aber warum ist das so? Kein Schwein weiß es. Was über Jahrzehnte klappte und gut war, ist seit einigen Jahren absolut nicht mehr möglich, warum auch immer. Kein Wunder, daß der Straßenbahnteil heute 94 Seiten umfasst und damals nur 6 Seiten brauchte. Fahrpalnmäßig war es früher wirklich besser. Informationel zwar nicht (weil nur einige Haltestellen aufgeführt), aber es regte den geneigten Leser des Fahrplans zum Rechnen an, aber wer es damals drauf hatte, reichten die Informationen aus dem 40 seitigen Werk aus.

    Viele Grüße aus Darmstadt


    Jörg

  • >Was die HEAG in den letzten 50 Jahren nicht gelernt hatte, ist das Angeben von Leerfahrten.
    >[...]
    >Kein Wunder, daß der Straßenbahnteil heute 94 Seiten umfasst und damals nur 6 Seiten brauchte.


    ?( Soll jetzt mehr in den Fahrplan oder wengier?!

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  • Soll jetzt mehr in den Fahrplan oder wengier?!

    Nun ja, das kommt immer ganz auf den Fahrplan an!


    Es gibt im RMV-Gebiet schon abenteuerliche Fahrpläne an den Bushaltestellen beispielsweise. Da steht dann "Fährt Weg A/B/C/D/E", hinter der Minutenangabe steht dann "X, S, F, U" oder Viereck, Kreis, Dreieck usw. Unten gibt es dann vielleicht noch einen Hinweis wie "Fährt Mo.-Mi. nicht über XY-Dorf."


    Ich frage mich dann schon für wen dieser Fahrplan noch geeignet sein soll...

  • Gerade bei solchen vielen Varianten an Wegen bei - meist - Linienbussen, finde ich es angebrachter, dann eben zwei oder mehr eigenständige Linien daraus zu machen. Paradebeispiel ist und bleibt die BL 5515 (Fahrplan). Mal gehts nur nach Weiterstadt, dann noch weiter nach Gräfenhausen oder Worfelden oder Erzhausen. Mit der BL 5516 wurde das zwar etwas verbessert, aber ideal ist doch was anderes.


    Man stelle sich nur mal vor, statt der SL 1, 6, 7 und 8 wäre das eine Linie. Mal hält sie nicht überall, dann fährt diese mal bis Alsbach oder zum Hbf in Darmstadt. Der arme Fahrgast!

    Einmal editiert, zuletzt von marcd900 ()

  • Doch zurück zu den Fahrplan vor 50 Jahren. Was waren sie doch einfach gestrickt. Wenn eine Straßenbahn (oder Bus) am Werktag zur der und der Minute fuhr, dann fuhr das gute Stück auch am Sams, Sonn- und Feiertag so. Nur mal ein Beispiel: Linie 7/8 nach Arheilgen ab Landskronstraße: Im Jahr 1963 14:04, 14:19, 14:34 und 14:49 jeden Tag. Heute Werktags außer Samstag: 14:07, 14:22, 14:37 und 14:52. Samstag: 14:06, 14:21, 14:36 und 14:51. Sonn- und Feiertag: 14:05, 14:20, 14:35 und 14:50. Aber warum ist das so? Kein Schwein weiß es.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass es sich bei den am Wochenende zurückgesetzten Zeiten um die "Tagesstern-Anschlüsse" am Luisenplatz handelt. Auf Grund des ausgedünnten Fahrplans soll möglichst allen Fahrgästen ein Umsteigen in alle Richtungen ermöglich werden und das geht eben nur mit ein bis zwei Minuten Aufenthalt am Luisenplatz.


    Unter der Woche ist das auf Grund weiterer verkehrender Linien, sowie eines dichteren Taktes nicht so das Problem, wenn man von einer theoretischen und maximalen Wartezeit von 7,5 Minuten auf den Hauptästen ausgeht.

    Jakkeline, nich den Marzel mit die Schüppe auf'n Kopp kloppen!
    ________ _ _ _ _ _ _


    Freundliche Grüße!

  • zu Beginn der Schnellininezeiten fuhr die Linie 7/8 immer um 4, 19, 34 und 49 ab Landskronstraße und hatte am Luisenplatz die selbe Abfahrtszeit wie jetzt. Beobachtet man jetzt noch, wie knapp die 7/8 am Luisenplatz ankommt fragt man sich warum man die Zeiten so gestaltet, dass es nicht passt. Kürzere Zeiten haben nicht immer was mit gestiegener Attraktivität zu tun.

  • >Was die HEAG in den letzten 50 Jahren nicht gelernt hatte, ist das Angeben von Leerfahrten.
    >[...]
    >Kein Wunder, daß der Straßenbahnteil heute 94 Seiten umfasst und damals nur 6 Seiten brauchte.


    ?( Soll jetzt mehr in den Fahrplan oder wengier?!


    Sowohl als auch. Es ist gut, das alle Haltestellen heute erwähnt werden. Aber damals begnügte man sich mit einer Tabelle für die ganze Woche, wobei, die ersten Fahrten mit Fußnoten (z.B. nur Werktags) versehen waren. Aber Rest des Tages war immer gleich. Es war egal, ob Mittwoch, Samstag, Weihnachten, oder was auch immer(von einigen Nachtfahrten an den Wochenenden abgesehen). Und heute brauchen wir mindestens drei Tabellen, da irgendein Schlaumeier der Meinung ist, am Samstag müßen die Verkehrsmitte ohne erkennbaren Grund einige Minuten versetzt fahren. Nach EU-Recht ist der Samstag genauso ein Werktag wie die anderen Tage unter der Woche. Den Sonn- und Feiertag laß ich mir noch gefallen, aber der geänderte Plan für Samstag hat nur einen Sinn: Den Fahrgast zu ärgern.


    Zitat von Disponent

    zu Beginn der Schnellininezeiten fuhr die Linie 7/8 immer um 4, 19, 34 und 49 ab Landskronstraße und hatte am Luisenplatz die selbe Abfahrtszeit wie jetzt. Beobachtet man jetzt noch, wie knapp die 7/8 am Luisenplatz ankommt fragt man sich warum man die Zeiten so gestaltet, dass es nicht passt. Kürzere Zeiten haben nicht immer was mit gestiegener Attraktivität zu tun.


    Welch ein Zufall: Nur kenne ich die Abfahrtszeit damals an der Von-Ketteler-Straße mit den Minuten 12, 27, 42 und 57. Heute sind sie 00, 15, 30 und 45.

    Viele Grüße aus Darmstadt


    Jörg

  • >Nach EU-Recht ist der Samstag genauso ein Werktag wie die anderen Tage unter der Woche.


    Letztendlich haben wir aber eine 5 Tage Arbeitswoche:


    http://einestages.spiegel.de/h…e_featured_borderless.jpg


    ;)


    Somit ist an einem Samstag ein anderes Verkehrsaufkommen als an den anderen Werktagen.
    Damit ergeben sich anderen Anschlußkonstellationen am Luisenplatz, die sich auf die Zeit-
    lagen der niederschlagen.

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  • Vermutlich auf Grundlage des Stadtplans, der dem Darmstädter Adreßbuch von 1927 beigelegt war, ließ sich die HEAG einen Plan ihrer Straßenbahn- und Buslinien erstellen. Dieser hier dürfte von 1928 oder 1929 sein, erkennbar an der Führung der Linie R.



    Während das Theatergleis nicht eingezeichnet ist, wird eine Gleisverbindung von der Bismarckstraße zum Rodensteinweg behauptet. Gab es die wirklich?


    Und, ja, es gibt auch eine größere Version (4000x4000 Pixel = 3 MB), nämlich hier.

  • Vermutlich auf Grundlage des Stadtplans, der dem Darmstädter Adreßbuch von 1927 beigelegt war, ließ sich die HEAG einen Plan ihrer Straßenbahn- und Buslinien erstellen. Dieser hier dürfte von 1928 oder 1929 sein, erkennbar an der Führung der Linie R.


    Kleines Detail zur Datierung auf später: Der Luisenplatz heißt auf Deinem Plan schon GröFaZ-Platz.

  • Kleines Detail zur Datierung auf später: Der Luisenplatz heißt auf Deinem Plan schon GröFaZ-Platz.

    Upps, gräßlich. Habe ich glatt übersehen. Dann spricht so einiges für 1933 (noch Rhönring statt Schlageterstraße, keine Linie vom Südbahnhof zur Windmühle, noch keine Verlängerung nach Seeheim).

  • In einem anderen Forum ist ein Link eingestellt worden, wo unter anderem auch vom dortigen Verkehrsbetrieb Bilder aus der Vergangenheit eingestellt wurden. Ich hatte mir die Reihe angesehen und fand auch einige Bilder aus Darmstadt:


    1969 16 Bilder


    und


    1982 28 Bilder


    Einfach nur nach unten scrollen und sie tauchen zwischen den anderen Städten auf. Auch Frankfurter Bilder sind dort zu finden. Insgesamt umfasst die Bilderreihe 15 Seiten.

    Viele Grüße aus Darmstadt


    Jörg

  • Eine beeindruckende Sammlung!
    Etwas für lange Winterabende. :thumbsup:


    Hier ist in etwa die Grundseite einer großen Sammlung. Gefunden hatte ich den Link im oben erwähnten Forum. Auch da hatte ich dann nach Darmstadt geschaut und wurde fündig (dasselbe gilt auch für Frankfurt und Mainz, bei Kassel bin ich mir jetzt nicht ganz sicher). Das Jahr ist nicht immer korrekt. Diese Sammlung gibt das Jahr 1973 an, da ist aber ein Bild vom Tw 62 (ST 9 - Dieser hatte eine, sagen wir mal, gemischte Werbung , war aber vor "Darmstädter Echo" und nach "Weinmichel") dabei. Im Buch "Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland" ist Tw 62 auf Seite 24 mit der Werbung für das Hotel Weinmichel (galt als die schönste Werbung) mit dem Datum 08.01.1974 abgebildet -> Die Fotoserie muß also später entstanden sein (Denn an einem Druckfehler im "Höltge" glaube ich nicht). Weiter sind da noch Serien von 1978 und Anfang der 80er Jahre. Zum einfachen geniesen und nicht nur auf Hessen beschränkt ist das ein riesiger Tummelplatz für uns Geschichtsfanatiker.
    Also, etwas für ganz lange Winterabende. Im anderen Forum wurde da noch für eine gewisse Gefährlichkeit der Bilder gewarnt: Achtung, nicht ohne Herz- und Kreislaufmittel anklicken! :D:D:D

    Viele Grüße aus Darmstadt


    Jörg

    Einmal editiert, zuletzt von Baertram ()

  • {Ich beziehe mich auf einen HEAG-Plan von 1933.}


    Ich habe den Stadtplan von 1933 genutzt, um die Entwicklung der Gütergleise im Fabrikviertel Darmstadt einzuarbeiten. Dazu gibt es dann auch eine längere, gesonderte Darstellung für alle diejenigen, die auch den übrigen historischen Verkehr in Darmstadt im Blick haben: Die Erschließung des Fabrikviertels mit Gütergleisen etwa 1870 bis 1930. Dazu der Appetithappen:


  • Ich fahre mal fort mit einem Auszug aus dem Heag-Geschäftsbericht für 1913/14. So eine Universitätsbibliothek ist schon recht hilfreich.






    Als Betriebsmittel waren zum 31.3.1914 vorhanden: 49 Motorwagen, 16 Anhängerwagen, 2 Salzwagen. Keine Änderungen im Bestand der Dampfstraßenbahn.