[Berlin] U55 kommt aufs Gleis

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    Original von Guru
    Für den Anschluss der "Kanzler-U-Bahn" an das Netz dürften in den nächsten Jahrzehnten die Berliner Haushaltsmittel gebunden sein, deshalb existiert selbst für relativ preiswerte und sinnvolle Projekte wie die kurze U3-Verlängerung schlicht kein Spielraum.


    Die Verbindung der seit 1930 provisorisch am Alexanderplatz in 20 m Tiefe endenden U5 mit dem neu gebauten Hauptbahnhof mitten durch Stadtzentrum / Regierungsviertel gehört zu den Verkehrsprojekten des Hauptstadtvertrages, deren Finanzierung der Bund verbindlich zugesagt hat. Insofern dürften die Steuereinnahmen der beim Bau beschäftgten Arbeitnehmer und Firmen den vom Land Berlin aufzubringenden Anteil (Komplementärmittel) deutlich übersteigen. Dass dieses Geschenk bisher nur zögernd angenommen wurde, liegt an der ÖPNV-feindlich eingestellten Kräften in den bisherigen Landesregierungen.
    Dass Dilemma der S-Bahn zeigt, wie wichtig eine zweite Ost-West-Verbindung für das Berliner Schnellbahnnetz eigentlich ist. Nach Fertigstellung 2017 wird sie zu den aufkommensstärksten deutschen U-Bahnlinien gehören. Ein Weiterbau nach Turmstraße (Umsteigepunkt zur U9) und Jungfernheide (Anschluss zur U7) wäre höchst wünschenswert, für diese Relationen wurde schon in den 1990er Jahren ein Kosten-Nutzen-Faktor von 2,5 bis 3,5 bei der Standardisierten Bewertung ermittelt.
    Verlängerungen der U3 oder U4 lägen dagegen deutlich unter 1 und sind somit keinesfalls förderfähig und für das Land Berlin und die BVG unbezahlbar. Die heutige U3 resultiert übrigens aus einer fehlgeschlagenen Investition von Grundstücksspekulanten der 1920er Jahre, die wegen der Werltwirtschaftskrise nicht möglichen dichten Bebauung immer unwirtschaftlich war, ist und bleibt. Eine weitere Verlängerung würde den negativen Nutzen nur weiter vergrößern, da die Betriebskosten in keinem vernünftigen Verhältnis zu den Fahrgastzahlen und Einnahmen stehen.


    Zitat

    Andererseits, warum sollte Berlin fröhlich drauflosbauen dürfen, wenn anderswo bei den Geldverdienern selbst ähnlich sinnvolle Projekte auf der langen Bank vor sich hin schmoren...von einem U-Bahn-Netz wie in Berlin kann man in Frankfurt nur träumen.


    Von solchen Fahrgastzahlen auch. U-Bahn und Straßenbahn der BVG befördern jeweils rund 4mal soviel Fahrgäste wie die VGF. Die Busse der BVG aber das 13-fache der VGF-Busse. Schon daran ist zu sehen, dass der Ausbau des Schienenetzes in Berlin gut angelegtes Geld ist und dringend fortzuführen ist. Der Busbetrieb hat nun mal die höchsten Betriebs- (vor allem Personal-)kosten.

    So long


    Mario

  • Berlin wird sicherlich nicht "fröhlich drauf losbauen" - zumal für den derzeutigen Senat die Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs wohl kaum mehr als ein Lippenbekenntnis zu sein scheint.


    Wer regelmäßig oder als aufmerksamer Tourist den öffentlichen Nahverkehr nutzt, wird eine extrem hohe Auslastung der eingesetzten Verkehrsmittel feststellen - Indiz für den eigentlich dringend notwendigen Ausbau des Verkehrsnetzes.


    In Berlin sitzen sicher nicht die großen "Geldverdiener" der Republik. Aber Berlin ist immer eine Reise wert - das sagen sich auch Hinz & Kunz, die mit ihrer 2-Mann-Demo extra nach Berlin reisen. Ergebnis: Verkehrsbehinderungen und Umleitungen bei den Oberflächenverkehrsmitteln. Gerade im Bereich Hauptbahnhof - BB-Tor - Alexanderplatz bräcuhten die Busfahrer so langsam ne neue Streckeneinweisung, wenn man mal wieder nach Plan verkehren sollte...

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    Original von Gregor
    (...)Indiz für den eigentlich dringend notwendigen Ausbau des Verkehrsnetzes.


    Wer kein Geld hat, darf keines ausgeben. Soll halt Berlin sein "sexy" mal zu Geld machen, große Fresse ging bei Berlinern doch auch immer...was die Gratisleistungen angeht, mit denen eine Institution nach der anderen geködert wird, herrscht aber offenbar eh kein akuter Mangel, also sind die Verkehrsprobleme hausgemacht.


    Zitat

    Original von Gregor
    In Berlin sitzen sicher nicht die großen "Geldverdiener" der Republik. Aber Berlin ist immer eine Reise wert - das sagen sich auch Hinz & Kunz, die mit ihrer 2-Mann-Demo extra nach Berlin reisen. Ergebnis: Verkehrsbehinderungen und Umleitungen bei den Oberflächenverkehrsmitteln. Gerade im Bereich Hauptbahnhof - BB-Tor - Alexanderplatz bräcuhten die Busfahrer so langsam ne neue Streckeneinweisung, wenn man mal wieder nach Plan verkehren sollte...


    Wer Hauptstadt sein will, muss das ertragen können. Die finanziellen Zusatzmittel für die Hauptstadt waren ja auch nicht zu verachten, der Bund als Bauherr ist stets spendabel, und wenn West-Berlin einst so dämlich war und meinte, auf seine Tram verzichten zu können, ist das auch hausgemacht.

  • Zitat

    Original von der weiße bim



    Von solchen Fahrgastzahlen auch. U-Bahn und Straßenbahn der BVG befördern jeweils rund 4mal soviel Fahrgäste wie die VGF. (...)


    Nur viermal soviel? Das ist aber wenn man die Einwohnerzahl zugrunde legt ein schlechter Faktor. Normal wären 5,2 und dann wäre man prozentual auf dem selben Niveau wie Frankfurt.

    Gruß StVo


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    Ich bin durchaus nicht zynisch, ich habe nur meine Erfahrungen, was allerdings ungefähr auf dasselbe hinauskommt.
    Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von Guru


    Wer kein Geld hat, darf keines ausgeben. Soll halt Berlin sein "sexy" mal zu Geld machen, große Fresse ging bei Berlinern doch auch immer...was die Gratisleistungen angeht, mit denen eine Institution nach der anderen geködert wird, herrscht aber offenbar eh kein akuter Mangel, also sind die Verkehrsprobleme hausgemacht.



    Wer Hauptstadt sein will, muss das ertragen können. Die finanziellen Zusatzmittel für die Hauptstadt waren ja auch nicht zu verachten, der Bund als Bauherr ist stets spendabel, und wenn West-Berlin einst so dämlich war und meinte, auf seine Tram verzichten zu können, ist das auch hausgemacht.


    Wart mal ab, wie Herr Wowereit Bundeskanzler einer rot-roten Regierung ist. Dann sind wir alle "sexy".

  • Zitat

    Original von Gregor
    Wart mal ab, wie Herr Wowereit Bundeskanzler einer rot-roten Regierung ist. Dann sind wir alle "sexy".


    Außerhalb Berlins hat eine CDU noch Bedeutung, vergiss das nicht. Über die verklüngelte und Diepgen-geschädigte Berliner Variante decken wir besser den Mantel des Schweigens - ohne Konkurrenz kan Wowi leicht brillieren.
    Genau genannte Vorgänger-Ära ist natürlich ein Grund dafür, dass Berlin so schlecht gewirtschaftet hat und heute sich "arm aber sexy" wähnt...

  • Zitat

    Original von StVo
    Nur viermal soviel? Das ist aber wenn man die Einwohnerzahl zugrunde legt ein schlechter Faktor. Normal wären 5,2 und dann wäre man prozentual auf dem selben Niveau wie Frankfurt.


    Richtig. Aus diesem Grund sollten die Bundesmittel konzentriert in die hauptstädtische Infrastruktur fließen, weil solche Investitionen in Berlin die größten Effekte erzielen. An guten Projekten mit großen Erfolgsaussichten herrscht kein Mangel, sondern es mangelt am politischen Willen, sie auch umzusetzen.

    So long


    Mario

  • Zitat

    Original von Guru


    Außerhalb Berlins hat eine CDU noch Bedeutung, vergiss das nicht. Über die verklüngelte und Diepgen-geschädigte Berliner Variante decken wir besser den Mantel des Schweigens - ohne Konkurrenz kan Wowi leicht brillieren.
    Genau genannte Vorgänger-Ära ist natürlich ein Grund dafür, dass Berlin so schlecht gewirtschaftet hat und heute sich "arm aber sexy" wähnt...


    Bevor sich daraus eine politische Grundsatzdikussion entwickelt, schlage ich eine Rückkehr zum eigentlichen Thema vor. Ich gehe mal nicht davon aus, daß Du ihn auch für die 40 Jahre SED-Regierung im Roten Rathaus verantwortliche machen möchtest.

  • Zitat

    Original von Gregor
    Bevor sich daraus eine politische Grundsatzdikussion entwickelt, schlage ich eine Rückkehr zum eigentlichen Thema vor. Ich gehe mal nicht davon aus, daß Du ihn auch für die 40 Jahre SED-Regierung im Roten Rathaus verantwortliche machen möchtest.


    Keineswegs, oder hatte Herr D. in Ost-Berlin damals was zu sagen? (Als "Hauptstadt der DDR" musste Ost-Berlin im DDR-internen Vergleich übrigens keineswegs darben, aber wenn schon insgesamt nur wenig in die Substanz reingesteckt werden kann...)
    Ging eher um die "verantwortungsvolle" Finanzpolitik der 1990er Jahre...immerhin haben sie es geschafft, ganz ohne Finanzkrise ihre Bank an die Wand zu fahren.


    Die plakative Finanznot des Bundeslandes B. allein als geschichtliche Folge der Teilung zu begreifen, wäre Selbstbetrug. So viel zur Politik von meiner Seite, BTT.