Beruf Lokführer

  • Eine Frage an die Lokführer im Forum (oder, falls jemand darauf besteht: Triebfahrzeugführer):
    Wie ist derzeit die Personalsituation? Haltet Ihr es für eine gute Idee, eine Umschulung zum Lokführer zu absolvieren? Mit welchen Arbeitsbedingungen und Löhnen ist da zu rechnen? Privat macht das ja alles Spaß, aber wenn man jeden Tag muß, mag das schon mal anders aussehen... Und als Vergleich: Kann jemand etwas zu Regionalverkehr und Privatbahnen sagen?
    Danke sehr.
    Gruß, Udo

  • Bezieht sich auf die S-Bahn.


    Personalsituation: eigentlich dauerhaft angespannt ;) Angeblich derzeit ausgeglichen, wird aber, wenn es überhaupt so sein sollte, nicht von langer Dauer sein, dann suchen wir wieder.


    Umschulung machen: ähm, die macht man nicht einfach mal so, die wird nur von den EVU selber durchgeführt. Also nix mit "Arbeitsamt vermittelt mir bei Interesse einen Kurs", sondern ausbilden tun nur die EVU selber. Die geben das zwar teilweise an andere EVU ab, veranlaßt wird es aber nur von dem Betrieb, bei dem du dann selber fahren sollst.


    Bei Interesse kann ich dir ja mal die Adresse unserer Personalstelle geben (vielleicht über PN, nicht unbedingt hier öffentlich reinschreiben) - dort einfach bewerben, die antworten auf jeden Fall. Und sei es nur, daß sie schreiben "momentan brauchen wir niemanden".


    Arbeitsbedingungen: also, ein Ausruh- oder Schonposten ist unser Job mit Sicherheit nicht! Es gilt: Schichtdienst mit Dienstbeginnen und Dienstenden rund um die Uhr und rund ums Jahr, Schichtlängen zwischen 6 und knapp 11 Stunden (abzüglich gesetzlicher Pausen). Eben wie im Fahrdienst aller anderen öffentlichen Verkehrsbetriebe (egal, ob Personen- oder Güterbeförderung) auch. Dafür sitzt man aber eben nicht den ganzen Tag im ewig gleichen Büro, hat dort die ewig gleichen Kollegen um sich rum (mit denen man im Idealfall gut auskommt, im schlechteren Fall sinds intrigante Tratschtanten, ich kenne selber beide Fälle), seinen Chef (bei uns: Teamleiter) sieht man auch nur hin und wieder mal (der kniet einem also nicht ständig im Genicke und brüllt schon wieder um die Ecke, wann denn diese verdammte Präsentation fürs nächste Meeting endlich fertig ist!!!), man arbeitet automatisch auch an der frischen Luft (Wege von der / in die Abstellanlage oder Ortsdienste - oder eben auch die weit offenen Führerstandsfenster)... also, ich zumindest wöllte eigentlich nichts anderes machen ;) Auch wenns mitunter doch sehr anstrengend ist.


    Löhne: also, ich sags gleich, zum Reichwerden und Jetzt-aber-feste-Kohle-scheffeln ist der Job ungeeignet, er ist im Gegenteil eher was für Enthusiasten. Wer jeden Tag mit der Einstellung "bah, den Scheiß mach ich doch nur fürs Geld" rangeht, ist irgendwie an der falschen Stelle... leider haben wir auch etliche solcher Kollegen, bei denen frage ich mich aber regelmäßig, ob die den richtigen Beruf haben. Merkt man dann u.a. an deren Fahrstil. - Sicher kann man vom Geld leben (Eingruppierung, zumindest im DB-Konzern, gemäß Lokführertarifvertrag LfTV, ich such die Zahlen jetzt nicht erst raus, vielleicht steht auf der Homepage der GDL was Genaueres dazu) und auskommen, aber, wie gesagt, zum Monetenscheffeln taugt dieser Arbeitsplatz nicht.


    Übrigens ist selbst bei superhohem Personalbedarf nicht gesagt, daß du tatsächlich Lokführer wirst. Die Reihenfolge geht so:


    Bewerbung - Vorstellungsgespräch (erste Hürde, da kann man, wenn man sich allzu bescheuert anstellt, schon rausfliegen) - Pflichteinladung (auf Kosten des Arbeitgebers) zum Bahnarzt, dort wird man gründlich körperlich (2. Hürde) und psychisch (keine Angst - kein Gespräch "auf der Couch", sondern Konzentrations- und Reaktionstests; 3. Hürde) untersucht - Ausbildung mit vier Prüfungen (Grundfahrzeug, bei uns ist das immer noch der ET420, Theorie schriftlich (hohe Durchfallgefahr! Darf aber ein- oder zweimal wiederholt werden), Theorie mündlich, Fahrprüfung).

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • @ Tatrafan: Beziehst du dich auf die reguläre, also nicht "1000 Tf"- Schnellausbildung und auch nicht auf die 3-jährige Berufsausbildung?


    Wenn ja, wie lang dauert diese denn? ( Rein interessehalber, wird für mich nicht in Frage kommen...)

  • Naja, die dreijährige EiB-Ausbildung meinte ich nicht... die war sicher mit "Umschulung" oder so nicht gemeint gewesen.


    Ich dachte, die "Schnellausbildungen" würden immer noch nach diesem Schema verlaufen - tun sie das nicht...? ?( Zumindest Vorstellungsgespräch, Bahnarzt und Psycho-Test sind aber bei allen gleich, ohne Unterschiede.


    Die "normale" Schnellausbildung, die ich meinte (wie gesagt, ich dachte, "1000 Tf" läuft nach demselben Schema; dieses Projekt ist aber sowieso erstmal eingestellt!), dauert so ca. 6 - 8 Monate.


    Vor allem in den ersten vielleicht drei Monaten (Theorieteil) bedeutet das allerdings: Stoff, Stoff, Stoff ohne Ende, das ist kein Spaziergang, sondern erfordert auch abends daheim persönliches Nacharbeiten des Stoffs vom Tage. Am nächsten Tag kann man zwar morgens nochmal Fragen stellen, aber dann gehts auch schon weiter im Text... da muß man am Ball bleiben, sonst sieht man keinen Stich mehr.


    Ist zwar anstrengend, lohnt sich aber auch, möchte ich sagen.


    Gerade Eisenbahnfans, die schon immer mal auch den wirklichen Bahnbetrieb kennenlernen wollten und nicht nur, wann wohl Lok 50-irgendwas oder die neueste Werbelok an der Loreley vorbeituftelt, können sich eigentlich keine bessere Ausbildung wünschen ;)

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • Zitat

    Original von Tatrafan
    Gerade Eisenbahnfans, die schon immer mal auch den wirklichen Bahnbetrieb kennenlernen wollten und nicht nur, wann wohl Lok 50-irgendwas oder die neueste Werbelok an der Loreley vorbeituftelt, können sich eigentlich keine bessere Ausbildung wünschen ;)


    Den Enthusiasmus, der hier durchscheint, finde ich toll - und das meine ich völlig ohne Ironie.

  • Zitat

    Original von Tatrafan
    Gerade Eisenbahnfans, die schon immer mal auch den wirklichen Bahnbetrieb kennenlernen wollten und nicht nur, wann wohl Lok 50-irgendwas oder die neueste Werbelok an der Loreley vorbeituftelt, können sich eigentlich keine bessere Ausbildung wünschen ;)


    Nur wo bekommt man eine solche Ausbildung, ohne sich gleich für einen zweijährigen Vollzeitjob zu verpflichten oder einen vierstelligen Betrag bezahlen zu müssen? Als Nebenjob kommt das daher leider nicht so ganz in Frage.

  • Zitat

    Original von GP4Flo


    Nur wo bekommt man eine solche Ausbildung, ohne sich gleich für einen zweijährigen Vollzeitjob zu verpflichten oder einen vierstelligen Betrag bezahlen zu müssen? Als Nebenjob kommt das daher leider nicht so ganz in Frage.


    Naja, was erwartet man denn, da investiert der Arbeitgeber Geld in deine Ausbildung, dann möchte Sie auch etwas davon haben. Einfach mal so Ausbildung zum Spaß machen ist nicht.

  • Zitat

    Original von GP4Flo
    Nur wo bekommt man eine solche Ausbildung, ohne sich gleich für einen zweijährigen Vollzeitjob zu verpflichten oder einen vierstelligen Betrag bezahlen zu müssen? Als Nebenjob kommt das daher leider nicht so ganz in Frage.


    Als Nebenjob kommt es schon deshalb nicht in Frage, weil die dafür erforderlichen Ausbildungsinhalte (theoretisch wie praktisch) sehr umfangreich sind und hohe Kosten verursachen. (Wie du ja selbst geschrieben hast)


    Das System Eisenbahn ist nunmal (das meine ich jetzt keinesfalls abwertend!) nicht so einfach wie das von Bussen oder Straßen/ Stadtbahnen, wo man die Ausbildung in relativ kurzer Zeit machen kann.

  • Zitat

    Original von GP4Flo
    [...] Als Nebenjob kommt das daher leider nicht so ganz in Frage.


    Vor etwa vier Jahren machte mal eine Meldung in der lokalen Presse die Runde, dass ein Dozent bzw. Professor der Friedberg FH einen Nebenjob als Tf bei der HLB hat. Leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, wie er zu diesem Job gekommen ist.
    Ich kenne aber auch den Fall, dass ein Tf noch eine zweite Ausbildung bzw. Studium beginnt und dieses dann durch eine Teilzeitbeschäftigung als Tf finanziert.

    Gruß, 420 281-8
    Jeder Mensch hat ein zweites Gesicht ...

  • Zitat

    Original von 420 281-8
    Aber was ist ein P-Kopf? ?(


    Wahrscheinlich der Kopf/Führerstand eines P-Wagens. ;)

    Jakkeline, nich den Marzel mit die Schüppe auf'n Kopp kloppen!
    ________ _ _ _ _ _ _


    Freundliche Grüße!

  • Ja, ich hab im Winter mal eins davon als Quiz hier eingestellt ;)


    Auf der Suche nach Informationen über den Simulator fand ich welche über den Professor, der wohl die ganze K-Bahn nachgebildet hat, wenn ich mich richtig erinnere.