Europaviertel: U5-Verlängerung

  • Solche "Wiederbelebungen" ehemaliger Strecken kommen erfahrungsgemäß fast immer einem Neubau gleich. Der entscheidende Vorteil ist der vorhandene Platz für die Gleise. Es muss also kein Platz für die Gleise geschaffen werden, was die Planung vereinfacht, Konflikte reduziert und auch ein paar Kosten einspart.

    Es muss nicht nur kein Platz geschaffen werden; der Unterbau kann auch bleiben. Es gibt keine Leitungen im Boden, keine Kanäle… die Kosten werden in etwa so groß sein (pro Länge) wie für die Grundsanierung um Nieder-Eschbach herum, die grade läuft, plus Haltestellen.


    Daher halte ich die Idee in jedem Fall für überlegenswert. Eventuell eröffnet die Idee „entlang der Bahn, aber nicht bis Höchst“ weitere Möglichkeiten, auch wenn die beiden offensichtlichen – entlang der Stadtteilgrenze zur Birminghamstraße oder durchs Unterfeld nach Sossenheim – wohl aus Naturschutzgründen sofort ausscheiden würden.

  • Es muss nicht nur kein Platz geschaffen werden; der Unterbau kann auch bleiben. Es gibt keine Leitungen im Boden, keine Kanäle… die Kosten werden in etwa so groß sein (pro Länge) wie für die Grundsanierung um Nieder-Eschbach herum, die grade läuft, plus Haltestellen.


    Ist das wirklich so? Ich habe da starke Zweifel. Bei der Grundsanierung wird die Strecke im Prinzip genauso wieder hergerichtet, wie sie war: gleiche Gleislage, gleiche Weichen und Signalisierung usw. Und im wesentlichen gleiche Standards. Und die Strecke wurde bis zuletzt benutzt und in Stand gehalten.


    Zwischen Römerhof und Nied Ost dagegen vermodert die Strecke seit über 20 Jahren, die Gleise werden über mind. 1/3 der Strecke (Bereich Römerhof) nicht absolut identisch liegen wie vorher, die Strecke muss technisch völlig neu erschlossen werden (Anbindung an ein anderes Stellwerk mit anderer Technik usw.). Und dafür müssen dann eben doch Kabel gezogen und ggf. alte entfernt werden ...


    Aber wenn du recht haben solltest, freue ich mich. Der Unterschied ist ja gewaltig:


    Neubaukosten Stadtbahn oberirdisch: ca. 18 Mio. € / km (durchschnittlich, inkl. Sonderbauwerken und Stationen)
    Grundsanierungskosten Stadtbahn*: ca. 2 Mio. € / km (Fall Nieder-Eschbach 2021, keine Sonderbauwerke, nur 2 Weichen, 1 doppelte Kreuzungsweiche)


    Im Fall der Verlängerung der U5 vom Römerhof bis Nied Ost sprechen wir von ca. 2 km Länge, also von 4 Mio. € vs. 36 Mio. €. Holla die Waldfee. Da ist es echt spannend, was ein realistischer Wert wäre. Vlt. findet sich dazu was in der Zweisystemuntersuchung?!

    "Phantasie ist wichtiger als wie wo Wissen!"


    (Etwas frei nach Albert Einstein)

  • Vor 10 Jahren sah es auf dem Damm in Höhe Waldschulstraße so aus:

    600-P1030400.JPG

    Mit einer "Grundsanierung" wird man da nicht auskommen. Im Vergleich zu einer Neubaustrecke entfallen Kosten für neue Brücken, aber der Rest dürfte von Null an neu gebaut werden müssen.

  • Meines Wissens ist der alte Bahndamm des Güterbahnhofs Ausgleichfläche für versiegelte Flächen und kann nicht einfach für neue Bahnanlagen genutzt werden. Im Zusammenhang mit der Römerhoferweiterung wurde dies schonmal thematisiert.

  • Na gut, Ausgleichsflächen wären in der Tat ein schwieriges Problem. (Wie man sowieso nicht versiegelte Flächen als Ausgleich für eine Versiegelung nehmen kann, ist eine andere Frage, aber ok.)


    Bei einer Grundsanierung wird aber doch fast alles neu gebaut. Was bleibt denn? Die Unterwerke vielleicht und mit Glück die Oberleitungsmasten. Eben in Nieder-Eschbach werden alle Signale neu gemacht und ein Neues aufgestellt (oder zumindest war das der Plan vor ein paar Monaten), und auf der alten Schnellfahrstrecke Mannheim-Stuttgart wurde letztes Jahr auch die Oberleitung ausgetauscht. Alles, was verschleißt, wird abgetragen und neu gemacht. Es wird aber nicht die Trasse geschlagen – muss hier auch nicht gemacht werden –, es müssen keine Leitungen verlegt werden – hier auch nicht – es müssen keine neuen Kreuzungen verhandelt werden.


    Natürlich wird man nicht mit dem Wert aus Nieder-Eschbach hinkommen, den multi mit 1/9 des „normalen“ Neubaupreises zitiert hat. Aber billiger als sonst? Glaube schon.

  • (Wie man sowieso nicht versiegelte Flächen als Ausgleich für eine Versiegelung nehmen kann, ist eine andere Frage, aber ok.)

    Simpel: Nicht versiegelt heißt ja nicht automatisch "hochwertig" aus ökologischer Sicht. Wenn Du es also schaffst, aus einer Brachfläche einen Mischwald mit Teich anzulegen und sich daraufhin wieder der ausgestorbene gefiederte ostmukulenische Schlitzohrfroschmolchlurch ansiedelt, hast Du dazugewonnen. Es gibt oder gab da einen Katalog mit Punkten für entsprechende Ausgleichsmaßnahmen.

  • ich erkenne gerade eine mögliche Missverständlichkeit:

    es müssen keine Leitungen verlegt werden

    Damit meine ich externe Leitungen, also Wasser, Strom, Gas, Fernwärme, what have you, aber natürlich nicht zum Baukörper gehörendes Kabel- und Drahtzeugs.

  • Im Vergleich zu einer Neubaustrecke entfallen Kosten für neue Brücken, aber der Rest dürfte von Null an neu gebaut werden müssen.


    Man darf auch den Aufwand und die Kosten nicht vergessen, die anfallen würden, wenn man ein Gelände zum Trassenbau völlig neu erschließen müsste. Bei Neuerschließungen sind lange Vorarbeiten erforderlich, um z.B. ein Abrutschen oder eine Durchwässerung des Trassenuntergrundes zu verhindern.


    Hier muss vermutlich nichts mehr kanalisiert oder befestigt werden, was wahrscheinlich schon mehr als die halbe Miete ist.

    Dieses Gerichtsurteil wurde per KI generiert und ist ohne Begründung gültig.

  • Ich war gestern am Platz der Republik und dort ist gut zu sehen, dass der Notausgang aus dem Tunnel fast fertig ist. Jetzt stellt sich mir die Frage, ob die Baustelle auf der Düsseldorfer Straße laut Mainziel.de noch bis Januar 2022 dauert oder ob sie schon früher fertig wird. Denn rein von außen betrachtet fehlt nur noch die Straßendecke und der Gehweg muss wiederhergestellt werden. Wenn das fertig ist, kann man die Düsseldorfer Straße auch wieder vom Hbf in Richtung Platz der Republik freigeben.

  • Simpel: Nicht versiegelt heißt ja nicht automatisch "hochwertig" aus ökologischer Sicht. Wenn Du es also schaffst, aus einer Brachfläche einen Mischwald mit Teich anzulegen und sich daraufhin wieder der ausgestorbene gefiederte ostmukulenische Schlitzohrfroschmolchlurch ansiedelt, hast Du dazugewonnen. Es gibt oder gab da einen Katalog mit Punkten für entsprechende Ausgleichsmaßnahmen.

    Genau derartige Lurche und ihre diversen geschuppten und ungeschuppten Freunde dürften sich im inzwischen vollkommen zur Ruhe gekommenen Schottergrund der alten Gleise extremst wohlfühlen. Dort wieder etwas aufzubauen führte somit zu einem riesengroßen Aufwand in Sachen Umsiedelung etc.. Zusammen mit der Nichterschließungswirkung des langen Abschnitts durch den Wald bis Nied-Ost lohnt es sich einfach nicht, irgendwelche Gedanken an irgend eine Art von (Wieder-) Aufbau zu verschwenden. Dort einen positiven NKF hinzukriegen ist einfach illusorisch.

  • Als wir da vor 10 Jahren rumgelaufen sind, waren da sehr viele Salamander zu sehen. Es war ein sonniger Tag und die Salamander saßen auf den warmen Steinen. Wenn wir uns näherten, sind sie schnell zwischen die Schottersteine verschwunden. Ich war lange nicht mehr dort oben und weiß nicht, ob die Birken das Feld übernommen haben oder ob man sie zurückschneidet.

  • Das hier hat gerade noch randlich mit der U5-Verlängerung zu tun:


    Die Grünflächen im Europagarten über dem Tunnel sind immer noch abgesperrt, wie ich beim Vorbeifahren mit dem Fahrrad neulich sehen konnte. Der Rechtsstreit der Stadt mit dem Projektentwickler und der Baufirma ist also immer noch nicht abgeschlossen. In dem Rechtsstreit geht es darum, dass Wiesen, Büsche und Bäume in einem schlechten Zustand sind. Ursprünglich sollte der Europagarten 2018 fertig und geöffnet sein.

    "Phantasie ist wichtiger als wie wo Wissen!"


    (Etwas frei nach Albert Einstein)

  • Die VGF veröffentlichte heute ein Video über die Arbeiten im Tunnel und insbesondere das Arbeiten in Druckluft. Die Videobeschreibung:

    Unsere Tunnelbohrmaschine „EVA“ konnte ihre Arbeit unter dem Frankfurter Europaviertel erfolgreich beenden. Auf den letzten Metern zu den Bestandstunneln unter dem Platz der Republik ist bergmännische Kraft gefragt. 👷‍♂️💪

    Um das Grundwasser zu verdrängen, müssen die Arbeiten unter Druck stattfinden - eine große Herausforderung! Wir nehmen euch mit und zeigen euch, wie unter Druck gearbeitet wird und was dabei zu beachten ist. 🤓

    (Das ist technisch gesehen ein Volltextzitat der Videobeschreibung. Ich würde verteidigen, dass das weder mit den ANB noch geltendem Recht kollidiert: ich zitiere nicht den Text aus dem Video, das ja der eigentliche Gegenstand ist. Ich will jedoch hiermit die Admins darauf hinweisen, das Zitat eventuell zu kürzen, falls eure rechtliche Einschätzung von meiner abweicht.)

  • Was bedeutet das für die "Wendeanlage" der U5 im Tunnelstutzen, wird die bald gesperrt und die U5 wendet an der Bockenheimer Warte?
    Oder ist da ausreichend Platz, dass für die Brocken, die beim Durchstich herunterfallen werden?
    Wie ist das denn dann mit dem Druck? Da zischt es dann doch durch das erste Loch das entsteht?
    Das wäre für die Arbeiter doch nicht so günstig?

    Fragen über Fragen. ;-)

  • Was bedeutet das für die "Wendeanlage" der U5 im Tunnelstutzen, wird die bald gesperrt und die U5 wendet an der Bockenheimer Warte?
    Oder ist da ausreichend Platz, dass für die Brocken, die beim Durchstich herunterfallen werden?
    Wie ist das denn dann mit dem Druck? Da zischt es dann doch durch das erste Loch das entsteht?
    Das wäre für die Arbeiter doch nicht so günstig?

    Fragen über Fragen. ;-)

    Da es dabei darum geht, das Grundwasser rauszuhalten, nehme ich an, dass nach Anschluss an die existierende Tunnelwand die Druckluft wegfallen kann.

  • Ist nicht auch eine Vereisung des Erdreiches rund um den Anschluss vorgesehen?


    Einen klassischen Durchstich wird es nicht sein, eher ein Einriss der (dann nur noch) Trennwand. Kann natürlich sein, daß noch eine zusätzliche Trennwand aus Sicherheitsgründen eingezogen wird.

    Die WA wird wohl in diesem Zeitraum gesperrt sein.

    Einmal editiert, zuletzt von Condor ()

  • Der Druckluftvortrieb funktioniert, so lange der Druck nicht entweicht. Das geschieht dann, wenn der Anschluss an den Bestandstunnel unmittelbar ansteht, also auf den letzten, vielleicht drei Metern. Diese letzten Meter, in denen der sog. Dichtblock entsteht, werden dann im Schutz des Eismantels hergestellt. Mit dem Aufbau des Eismantels wurde 2020 begonnen. Die Abschlusswand kann auf jeden Fall geöffnet werden, wenn das davor liegende Erdreich gefroren ist (was schon der Fall sein dürfte). Im Schutz der Vereisung entfällt auch das Erfordernis, durch Überdruck den Eintritt von Grundwasser zu verhindern.

  • Wenn man aber die Beschreibungen auf der Homepage glauben schenken darf, ist der Bereich der Vereisung und der Bereich, indem unter Druckluft gearbeitet wird, identisch. Beides zusammen bildet den Dichtblock.


    Warum wird der Boden in diesem Bereich vereist?

    Die lokale Vereisung ist notwendig, damit die neue Tunnelröhre an das bestehende Bauwerk angeschlossen werden kann: Die Tunnelbohrmaschine wird bis etwa 3 Meter vor das Bestandsbauwerk fahren und anschließend wird der Anschluss der neuen Tunnelröhre an das Bestandsbauwerk bergmännisch hergestellt. Das heißt, dass die Mineure den Anschluss mit den entsprechenden Arbeitsgeräten von Hand herstellen. Und unter anderem damit die Mineure vor eindringendem Grundwasser geschützt sind, ist im Bereich des Anschluss ein lokal begrenzter Eiskörper notwendig

    Das Besondere dabei ist, dass die Tunnelbauer unter Druckluft arbeiten: Indem ein Luftdruck erzeugt wird, der dem Druck des von außen anstehenden Grundwassers entspricht, dringt kein Wasser in den Arbeitsbereich ein. Zusätzlich zur Druckluft wurde der Boden rund um das Anschlussbauwerk vereist und es ist ein lokal begrenzter, wasserdichter Frostkörper entstanden – so sind die Tunnelbauer bei ihren Arbeiten unter Tage doppelt vor eindringendem Boden und Grundwasser abgesichert.

    Nach meinem Kenntnisstand wird bis zur Abschlusswand unter Druckluft im Eispanzer gearbeitet. Ist die Abschlusswand erreicht, wird die Druckluftanlage abgebaut und die Abschlusswand anschließend durchstochen. Dazu wird wahrscheinlich die Wendeanlage kurzzeitig gesperrt, wobei immer nur ein Gleis gesperrt werden müsste.

    Fakt ist aber, dass vor dem Durchstich die Überdruckanlage abgebaut werden muss. Ein unkontrolliertes entweichen des Überdrucks ist für die Bauarbeiter lebensgefährlich.