Fernbusse - Konkurrenz für die Bahn ?

  • Unter dem Titel [URL=http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,697004,00.html]"Stadt, Land, Bus"[/URL] schreibt Spiegel Online über die geplante Liberalisierung des Fernverkehrs, wodurch die Einrichtung von Fernbuslinien möglich wird.

    Gruß, 420 281-8
    Jeder Mensch hat ein zweites Gesicht ...

    Einmal editiert, zuletzt von 420 281-8 ()

  • Hallo,


    gestern konnte ich gegen 22:00 h am Hauptbahnhof einen gut besetzten Fernbus der Fa. Werner / Abellio sehen, der im Auftrag von DeinBus (mit Aufklebern dieser Firma aus Offenbach war der Bus beklebt) aus Köln in Frankfurt ankam.
    Laut Fahrplan sollte der Bus um 22:15 h an der Südseite ankommen. Der Preis für die einfache Fahrt war mit 12,50 € angegeben.


    Grüße ins Forum
    Helmut

    You'll Never Ride Alone.

    2 Mal editiert, zuletzt von Helmut ()

  • DeinBus nutzt nach eigener Aussage eine Gesetzteslücke.


    M.E. steht die Sache auf ziemlich wackligen Beinen. Genutzt wird die Verkehrsform des Mietomnibusses der z.B. eine Schulklasse einen Bus anmietet. Der Trick ist, dass ein Kunde eine Fahrt anfragt und Mitfahrer sich zubuchen können.


    M.E. fraglich ist, ob es zulässig ist
    -auf Basis von Fahrgästen abzurechnen und nicht für den Bus pauschal, bei
    Dein.Bus wird auf Basis von Fahrgästen abgrechnet.
    -Der Zusammenhalt der Gruppe nur in dem Durchführen einer gemeinsammen Fahrt besteht.



    Auf jeden Fall zeigt das Projekt, dass sich etwas tun muss, ob man es mag oder nicht, die Zeit ist reif für den Fernbus.


    Nordmainische S-Bahn schnell bauen ist auch gut für die Konjunktur.

    Mehr Mobilität für Hanau, Maintal und Frankfurt

  • Naja, bei der Mitfahrzentrale (PKW) ist das ja auch nicht anders.
    Der Bus ist halt nur ein bißchen größer als ein Auto.
    Und man kann ja heutzutage auch online buchen/ verabreden, z.B. für Fahrten mit SWT/ Länderticket oder sogar Mitflugzentrale.


    Die Fahrzeit mit dem Bus nach Köln (2 1/2 Stunden) ist zwar ganz schön lang, mindestens doppelt so lang wie beim ICE. Und der Bus kann auch ganz schnell mal in einen Stau geraten (wie ein PKW auch).
    Aber für 12.50 EUR würde ich das schon mal ausprobieren.

    Capri-Sonne heisst jetzt "Capri Sun". :( Sonst ändert sich nix. Der "alte" Name muss wieder her ! ;(

  • Naja, warum nicht... wenn das Konzept angenommen wird, na bitte sehr.


    Was mich als Fahrgast freilich ziemlich stören würde, ist die Tatsache, daß ich schon einige Zeit im Voraus planen müßte und daß die Fahrt bis 7 Tage vor dem Reisetermin wegen mangelnder Teilnehmerzahl abgesagt werden kann. Unsere Züge dagegen fahren garantiert :] - auch wenn ich der einzige Fahrgast im Zug sein sollte.


    Da kann es also passieren, so habe ich es verstanden, daß ich eine bestimmte Strecke an einem bestimmten Tag fahren will. Entweder es gibt dafür schon eine Gruppe, gut, und die Mindestteilnehmerzahl ist erreicht, noch besser, dann klappt das. Jetzt ist die Mindestteilnehmerzahl aber noch nicht erreicht - urks, schon Essig, da kanns mir also durchaus noch passieren, daß ich mich zwar anmelde, die Fahrt dann aber doch nicht stattfindet, und schon guck ich in den Ofen. Oder es gibt noch nicht mal eine Gruppe, ich mach also selber eine auf, dummerweise will auf dieser Strecke und zu meiner Zeit aber gar keiner weiter mitfahren - Fahrt findet also auch nicht statt.


    Das wär mir zu unsicher. Kosten hin oder her, aber ich hab lieber einen Fahrplan, auf den ich mich verlassen kann, wo die Fahrt eben nicht ein paar Tage zuvor abgeblasen wird und ich wieder neu eine Reisemöglichkeit suchen darf.


    Aber, wie gesagt: wems gefällt, warum nicht... ich als DB (nein, ich bin nicht die DB, ich arbeite nur bei ihr, stimme in manchen Punkten der Unternehmenspolitik zu, in anderen wieder nicht, bin aber bekennender Staatsbahn-Fan und -Bediensteter) würde keinen Grund sehen, dagegen vorzugehen. Als ernsthafte Konkurrenz, die mir als DB mein Geschäft verhageln würde, würd ich das noch nicht ansehen.


    Da fällt mir gerade ein: was passiert eigentlich, wenn ein Bus ausgebucht ist? Wird er dann im Buchungs-/Anfragesystem erst gar nicht mehr angezeigt? Das würde ich für am sinnvollsten halten, dazu steht aber auf der Seite nichts. Für eine Fahrt können ja nicht endlos Mitreisende angenommen werden - sagen wir, der Bus hat 50 Sitzplätze, dann beträgt die Maximalgröße der Gruppe 50 Leute - Ende, dann ist der Bus voll; ich weiß nicht, ob Stehplätze zulässig werden, glaube es aber im Fernverkehr eher nicht (lange Autobahnstrecken und Stehplätze? Keine Ahnung, bei Linienbussen ist es hierzulande wohl zulässig, aber rechtlich fallen diese Fahrten unter die Rubrik "Gelegenheitsverkehr").

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • Zitat

    Naja, bei der Mitfahrzentrale (PKW) ist das ja auch nicht anders.


    Bei der Mitfahrzentrale will ein Fahrer von A nach B und nimmt gegen einen kleinen Betriebskostenzuschuss andere mit.


    Das ist ausdrücklich gesetzlich so geregelt, das man einen Beitrag zu den Betriebskosten nehmen darf.


    In der Praxis ist es natürlich extrem schwer nachzuweisen, dass die einzige Veranlassung für eine Fahrt die Personenbeförderung war und dass die Einnahmen die Betriebskosten des PKWs überstiegen.


    Nordmainische S-Bahn schnell bauen ist auch gut für die Konjunktur.

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  • DeinBus ist ja wohl mehr als eine bloße Vermittlung von Mitfahrern, immerhin organisiert das Unternehmen ja auch die komplette Busreise.
    Meiner Meinung nach ist das ganz klar ein Linienbetrieb, zumindest teilweise, auf den hoch nachgefragten Strecken.
    Ich vermute mal, dass die Bahn in Berufung gehen wird.

  • Freie Fahrt für "DeinBus"?!
    Die Deutsche Bahn hat sich von den Plänen, eigene Fernbuslinien aufzubauen, verabschiedet, wie verschiedene Medien heute melden, u. a. auch die FR

    Gruß, 420 281-8
    Jeder Mensch hat ein zweites Gesicht ...

  • Könnte ja jemand auf die Idee kommen, die Bahn würde eine marktbeherrschende Stellung im gesamten Fernverkehrsmarkt anstreben.


    Außerdem: Vielleicht entwickelt die Bahn ja ihr IRE-Konzept weiter, das abseits des ICE-Netzes und für weniger zahlungswillige Kunden eine Alternative darstellen könnte.


    Klassische Strecke wäre zum Beispiel die Ruhr-Sieg / Lahn-Sieg-Strecke: mit geflügelten IRE-ET Frankfurt - Siegen - Köln - Venlo / Hagen - Dortmund - Münster im 2-Stunden-Takt.


    oder:


    Bielefeld - Dortmund - Essen - Oberhausen - Amsterdam / Den Haag, wo es derzeit keine Direktverbindung gibt. Natürlich könnten auch ein paar Züge von und nach Frankfurt durchlaufen.

  • Zitat

    Original von 420 281-8
    Freie Fahrt für "DeinBus"?!


    DeinBus hat ja gerichtlich freie Fahrt bekommen. Ich habe mich seit längerer Zeit mal wieder auf deren Web-Seite umgesehen und mir mal ein paar Verbindungen angeschaut. Außer Köln-Frankfurt habe ich keine einzige Strecke gefunden, wo verbindlich überhaupt Fahrten statt finden. Alle anderen Verbindungen waren mit dem Status "Es sind noch nicht genügend Anmeldungen vorhanden. Du kanst dich unverbindlich anmelden." gekennzeichnet. DeinBus wirbt z.B. direkt auf der Einstiegsseite mit Karlsruhe-München für 31,50 Euro. Der einzige Bus der hier vorgeschlagen wird fährt am Sonntag den 10. Juli!! 15 Uhr - also in 5 Wochen - wenn sich bis dahin genügend Leute finden, die mit fahren möchten. Bei der Bahn bekomme ich für diesen Sonntag problemlos Verbindungen für 34 Euro und ich weiß dann auch, dass der Zug tatsächlich fährt. Bei DeinBus kann ich mich nur unverbindlich anmelden.
    DeinBus hat durch den Prozess mit der DB jede Menge kostenlose Werbung bekommen. Zahlreiche Zeitungsartikel, Internetforen, Fernsehbeiträge haben sich mit DeinBus beschäftigt. Trotzdem ist das Angebot nach wie vor sehr mager. Das zeigt doch, wie gering das tatsächliche Interesse in der Bevölkerung an solchen Fernbus-Reisen ist. Wenn sich nicht mal 10 Leute pro Woche finden, die sich unverbindlich für Strecken wie München-Frankfurt, Karlsruhe-Frankfurt oder Hamburg-Frankfurt anmelden wollen.
    Für Frankfurt-Köln gibt es übrigens jeweils 3 garantierte Fahrten für nächsten So, Fr und Pfingstmontag. Insgesamt keine echte Konkurrenz für die Bahn. Daher fand ich den Gerichtsprozess auch lächerlich.

    Einmal editiert, zuletzt von Chris26 ()

  • Wer die aktuelle (September 2011) Ausgabe des GDL-Magazins "Voraus" hat: auf Seite 12 steht ein sehr lesenswerter Artikel über die geplante Fernbusfahrerei unter der Überschrift


    "Fragwürdige Liberalisierung auf Kosten der Schiene".


    Den Artikel abschreiben tu ich nicht, ist mir zu lang und wär außerdem gegen das Copyright. Einige interessante Punkte betreffen aber die Wettbewerbsfairneß (d.h. Wettbewerbsbedingungen) Bus vs. Eisenbahn (erstmal egal, welches EVU):


    Laut Claus Weselsky (GDL-Vorsitzender) werden neue Wettbewerbsverzerrungen geschaffen, statt bestehende abzubauen.


    So hat ein EVU für seine Züge zu zahlen:


    - Trassenentgelt an das Eisenbahn-Infrastrukturunternehmen (wird wohl meistens DB Netz sein)
    - Stationsentgelte an jedem Halt.


    Die Busse hingegen werden eigens von jeglicher Straßenmaut in Deutschland befreit, und Kosten für die Benutzung von Haltestellen fallen auch keine an.


    Bisher völlig ungeklärt ist die Frage der Fahrgastrechte bei Verspätungen, d.h. Entschädigungen. Bei Eisenbahnen sind diese bekannt und greifen lt. Artikel bei Entfernungen ab 50 km, bei Bussen frühestens ab 250 km - auch eine Ungleichbehandlung.


    Und schließlich ist die Frage nach der Bezahlung der Busfahrer auch noch völlig ungeklärt - bisher scheint einem Dumpinglohnwettbewerb á la "Welcher Busbetrieb zahlt seinen Fahrern am wenigsten" Tür und Tor geöffnet.


    Alles Wettbewerbsnachteile für die tarifgebundenen Eisenbahnen, die sich zudem an Fahrgastrechte halten und ganz andere Kosten für ihre Fahrten zahlen müssen, was einen sehr einseitigen Wettbewerb und eine Verzerrung der Bedingungen zugunsten der Straße bedeutet. Die Politik wird aufgefordert, tätig zu werden.


    Falls jemand den Artikel online findet (hab weder Zeit noch ausreichend Talent für ewiges Suchen) und den Link hier reinsetzen kann, wär das sicher hilfreich. Aber auch so darf man sich seine Gedanken über diese geplante "Liberalisierung" unter den genannten Bedingungen machen.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.