Zweifarbige Liniennummern

  • Das waren wohl Sonderfahrten mit extra dafür angefertigten Linien- und Zielschildern.


    Früher - bis ca. 1939 - wurden die Straßenbahnlinien in Frankfurt zusätzlich zu den Nummern auch mit Farben gekennzeichnet. Die alten Zweiachser hatten früher auf dem Dach runde Blech-Liniennummern-Scheiben, die eine schwarze Ziffer auf weißem Grund hatten. Die Scheiben waren mit den entsprechenden Linienfarben umrandet.
    Auch die Zielschilder waren in den entsprechenden Farben gehalten und die Laternen zu deren Beleuchtung strahlten nach vorne auch in diesen Farben.


    Ich zitiere mal:
    "Eine Besonderheit unter fast allen anderen deutschen und auch europäischen Straßenbahnbetrieben bildeten die bunten Dachlampen der Frankfurter Straßenbahn. Sie waren auf dem Dach and der Stirnseite des Wagens beiderseits vom Richtungsschild angebracht. Jede Straßenbahnlinie hatte ihre eigene Signalfarbe. Man sprach von der "weißen", "gelben", "roten", "grünen" und "blauen" Linie, unnd auch die Fahrgäste bezeichneten die Linie, die sie benutzten nach der Farbe. Da diese 5 Grundfarben schon 1901 für die damals vorhandenen Linien nicht mehr ausreichten, kombinierte man Farben; es gab die "gelb-rote", die "weiß-rote", die "grün-rote" Linie und viele andere. Erst im Jahre 1905 ging man dazu über, die Linien auch mit Nummern zu bezeichnen. Die Farben aber blieben, die farbigen Richtungsschilder ebenso wie die gleichfarbenen Dachlampen. Sie waren in der Tat außerordentlich praktisch. Bei Dunkelheit konnte man schon von weitem die Linien an den farbigen Lampen weit besser erkennen und unterscheiden als an dem weißen, wenn auch hell angestrahlten Richtungsschild. Jedermann bedauerte es lebhaft, als am 1. Januar 1939 die bunten Dachlampen auf Grund eines allgemeinen Polizeierlasses verschwinden mußten un dnur noch weiße Dachlampen für alle Linien verwendet werden durften. Man begründete die Maßnahme mit dem Hinweis darauf, daß die bunten Lampen auf dem Dach der Straßenbahnwagen mit Verkehrsampeln und den Warnlampen von Einsatzfahrzeugen de rFeuerwehr und Polizei verwchselt werden könnten.
    Anfang der fünfziger Jahre erschienen die altvertrauten bunten Dachlampen plötzlich wieder. Die Freude darüber war aber nur von kurzer Dauer. Auf "höhere Anordnung" in mußten sie ab 01.07 1954 wiederum, diesmal aber für immer, den weißen Lampen weichen. In der "Frankfurter Rundschau" hieß es damals: In absehbarer Zeit werden die bunten Dachsignallampen an den Straßenbahnwagen, die sich in Frankfurt als letzte deutsche Großstadt erhalten hat, verschwinden. Der Grund ist, daß im internationalen Verkehr die Farben rot, grün, gelb und blau eine bestimmte Bedeutung haben und infolgedessen eine rote oder blaue Lampe in der Stirnseite der Straßenbahn zu Irrtümern Anlaß geben könnte.


    (aus: A. Wiedenbauer/H.-J. Hoyer: Fahrt in die Zukunft - Die Geschichte der Frankfurter Straßenbahn, Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt 1968)


    Ab der Baureihe H gab es diese Laternen ab Werk nicht mehr, mehrfarbige Zielschilder wurden aber noch lange weiterverwendet.


    Ansonsten hatten nur die mit Mt-mt-Zügen bedienten Stadtbahnllinien negative Liniennummern und farbige Zielschilder.

  • Interessant! Danke für die Info! Schade, dass man das so verboten hat.


    Wenn man so auf die S-Wagen in Stockholm schaut, dann sind an den aus Norköping geliehenen Bahnen die Zielschilder wiederum bunt. Offenbar hat man da eine Lösung gefunden - bzw. so ein leuchtendes Zielschild ist auch nicht so einfach zu verwechseln wie eine farbige Laterne.

  • Zitat

    Original von tamperer
    als am 1. Januar 1939 die bunten Dachlampen auf Grund eines allgemeinen Polizeierlasses verschwinden mußten un dnur noch weiße Dachlampen für alle Linien verwendet werden durften. Man begründete die Maßnahme mit dem Hinweis darauf, daß die bunten Lampen auf dem Dach der Straßenbahnwagen mit den Warnlampen von Einsatzfahrzeugen de rFeuerwehr und Polizei verwchselt werden könnten.


    Waren die Zweiachser wirklich so schnell unterwegs :D oder die damaligen Einsatzfahrzeuge nicht wendig genug und hatten ein zu langen Bremsweg, dass sie so langsam wie Trambahnen waren ?(

    Vollkommen Großartiges Forum

  • Zitat

    Original von FipsSchneider
    Interessant! Danke für die Info! Schade, dass man das so verboten hat.


    Linienfarben gibt es glücklicherweise noch in Amsterdam! :)



    Aber natürlich haben farbige Lampen ihren ganz eigenen Charme... Finde ich auch schade, dass das leider verboten wurde!

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  • Zitat

    Original von FipsSchneider
    Wenn man so auf die S-Wagen in Stockholm schaut, dann sind an den aus Norköping geliehenen Bahnen die Zielschilder wiederum bunt. Offenbar hat man da eine Lösung gefunden - bzw. so ein leuchtendes Zielschild ist auch nicht so einfach zu verwechseln wie eine farbige Laterne.


    Die Norrköpinger Lösung ist ganz einfach und heißt LED... ;)

  • Ja, danke fuer euere Ausfuehrungen :D Meine Frage ging eigentlich eher in eine andere Richtung:
    Die Bilder wurden zwschen 1974, also schon zu FVV-Zeiten (man sieht es an den langen duennen blau-weissen Aufklebern an den Fenstern der Wagen, auf den draufstand "....Fahrscheinautomat an der Haltestelle,..."), und 1978 gemacht. Denn 1978 wurde die Strecke nach Berkersheim eingestellt.
    So, nun die Frage, waren das Verstaerkungszuege oder sonstwie besondere Zuege, dass sie diese zweifarbigen Schilder hatten?
    Ich kann mich naemlich echt nicht erinnern, jemals sowas damals gesehen zu haben. Oder habe ich was verpasst oder bin auf den "falschen" Strecken gefahren.
    Also aus den 30er Jahren kennen ich das auch (nicht persoenlich :D, sondern aus einem Buch).

  • Zitat

    Original von robertl
    So, nun die Frage, waren das Verstaerkungszuege oder sonstwie besondere Zuege, dass sie diese zweifarbigen Schilder hatten?
    Ich kann mich naemlich echt nicht erinnern, jemals sowas damals gesehen zu haben. Oder habe ich was verpasst oder bin auf den "falschen" Strecken gefahren.


    Die Frage wurde dir doch von tamperer beantwortet.

    Gruß Tommy

  • Zitat

    Original von Combino


    Linienfarben gibt es glücklicherweise noch in Amsterdam! :)



    In Leipzig ja auch – wobei man da eher einen Begriff wie Linienbündelfarben verwenden sollte, da die Farben davon abhängen, welchen Abschnitt des Innenstadtrings die jeweiligen Linien bedienen. An den Fahrzeugen tauchen diese Kennfarben auch nicht auf – wenn man die mit mehrfarbigen Zielanzeigern ausgestatteten Leos und NGT8 mal ausklammert.

    Fág an Bealach!

  • Zitat

    Original von DenshaOtaku
    In Leipzig ja auch – wobei man da eher einen Begriff wie Linienbündelfarben verwenden sollte, da die Farben davon abhängen, welchen Abschnitt des Innenstadtrings die jeweiligen Linien bedienen.


    Ich glaube, das verstehst du etwas falsch. In Frankfurt gibt es im Netzplan ja auch Linienfarben und in Hannover werden ebenfalls Linien einer bestimmten Strecke in einer Farbe gebündelt. Ist also nichts ungewöhnliches.


    In Amsterdam ergeben z.B. zwei verschiedene Farben in diagonaler, waagerechter oder horizontaler Trennung eine Linienkennung. Das ist eindeutig. Und in der Art wurde das auch in Frankfurt mit den Kennlichtern praktiziert. Der Sinn dieser farblichen Linienkennung bestand darin, den Menschen, die nicht lesen konnten (und das waren vor 100 Jahren noch reichlich viele), die Möglichkeit zu geben, sich mit Hilfe der Farben zu orientieren. Amsterdam ist auch die einzige niederländische Stadt, die dieses System auch weiterhin an den Fahrzeugen schildert.

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  • Zitat

    Original von tamperer
    Ab der Baureihe H gab es diese Laternen ab Werk nicht mehr, mehrfarbige Zielschilder wurden aber noch lange weiterverwendet.


    Die Signallampen wurden zwar 1954 abgeschafft, aber nicht nur die Zielschilder blieben noch lange bunt, sondern insbesondere auch die Linienschilder, zumindest die runden Dachlinienschilder der 2-Achser, während die Großraumzüge und Gelenkwagen schon anfangs "modern" beschildert wurden. Die herkömmlichen runden Linienschilder mit ihrem je nachdem blauen, roten oder grünen Rand (manche Linien hatten auch Doppelränder in zwei Farben) blieben teilweise bis gegen Ende der 60er Jahre erhalten, wurden aber bei Neubeschaffung jeweils durch solche mit schwarzem Rand ersetzt. Bei E-Zügen kamen aber oft noch die älteren Schilder zum Einsatz. Erst ab 1968 gab es dann endgültig nur noch weiße Schilder mit schwarzem Rand und schwarzer Linienzahl.

  • Ergänzung zum vorigen Beitrag:
    Klar sollte sein, dass man die bunten Schilder (soweit noch vorhanden) ab 68 auch bei "E"-Zügen nicht mehr weiter verwenden konnte, denn schließlich wurden E-Züge ab 68 als "V"-Züge bezeichnet. Dafür besorgte man dann reichlich neue Schilder mit schwarzem V und schwarzem Rand auf weiß, wie langweilig... ;)

  • >Amsterdam ist auch die einzige niederländische Stadt, die dieses System
    >auch weiterhin an den Fahrzeugen schildert.


    Das sollte in Verbindung damit


    >Der Sinn dieser farblichen Linienkennung bestand darin, den Menschen, die
    >nicht lesen konnten....


    zu denken geben


    [size=1]Eine (Aus)Wirkung der Coffeeshops in Amsterdam?[/size]


    :D

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
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