ZitatAlles anzeigen09.02.2011
10 Jahre U-Bahn zur Festhalle und Messe
Am 10. Februar 2001 wurde der unterirdische Abschnitt Hauptbahnhof - Bockenheimer Warte der Linie U4 eröffnet.
Am 10. Februar jährt sich die Eröffnung des Teilabschnitts „D I“, auf dem die Linie U4 den Hauptbahnhof via Festhalle/Messe mit der Bockenheimer Warte verbindet, zum zehnten Mal. Bis ins Jahr 2011 war der unterirdische Abschnitt der zunächst letzte, der in Frankfurt eröffnet wurde. Die Neubaustrecke über den Riedberg, seit 12. Dezember in Betrieb, ist ein oberirdisches Stück.
Fast zwölf Jahre hatte es gedauert, bis Oberbürgermeisterin Petra Roth Schlag 11 Uhr am Samstag, 10. Februar 2011, gemeinsam mit dem damaligen Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig und seinem hessischen Amtskollegen Dieter Posch die 1.750 Meter lange Strecke in der U-Bahn-Station “Festhalle / Messe” eröffnen konnte. Von zwölf Uhr an fuhr die U-Bahn-Linie U4 planmäßig auf der neuen Strecke – an diesem Tag kostenlos für alle Fahrgäste.
Mit der Neubaustrecke bietet die VGF seitdem eine hervorragende und schnelle Verbindung aus der Innenstadt und vom Hauptbahnhof zum wichtigen Messe-Standort und zum Uni-Campus an der Bockenheimer Warte. Gerade bei publikumsstarken Messen stellt die leistungsfähige und vom Individualverkehr an der Oberfläche unabhängige U-Bahn eine deutliche Verbesserung für die Fahrgäste dar, denn die Fahrzeit vom Hauptbahnhof zur Messe schrumpfte von vorher fünf auf eine Minute, bis zur Bockenheimer Warte von einmal zehn auf jetzt nur drei Minuten.
Baubeginn 1989
Der Bau erfolgte unter Regie des damaligen Stadtbahnbauamts, daß 2004 in die VGF eingegliedert wurde, die seitdem die Tätigkeiten dieses Amts bei Neubauprojekten ausführt. Die Gesamtkosten für VGF und Stadt beliefen sich rund 420 Millionen Mark, von denen gut 243 Millionen durch Zuschüsse von Bund und Land abgedeckt wurden.
Die so genannte D I-Strecke folgt dem Verlauf der Friedrich-Ebert-Anlage über den Messekreisel und die Senckenberganlage und endet in Höhe Palmengarten in der Zeppelinallee. Dort besteht eine weitläufige Wende- und Abstellanlage mit der Option einer Verlängerung nach Ginnheim, dem Teilabschnitt „D II“. Die Tunneltiefe beträgt zwischen 17 und zwanzig Meter. Für verschiedene Abschnitte der Strecke wurde die so genannte “offene Tunnelbauweise” verwendet, große Teile entstanden aber auch in bergmännischer Bauweise, das heißt, daß die Tunnel unterirdisch vorangetrieben wurden.
Nachdem im Dezember 1987 das Planfeststellungsverfahren beantragt worden war, konnte im März 1989 der erste Spatenstich gesetzt werden. Die Tunnelrohbauarbeiten begannen im August 1989, knapp drei Jahre nachdem die Station “Bockenheimer Warte” mit den Linien U6 und U7 im Oktober 1986 in Betrieb gegangen war.
Doch die Baugeschichte ist eine bewegte: Eingestellt wurden sie erstmals im September 1990 wegen Wasser- und Bodenkontaminationen, verursacht durch eine bis zum Jahre 1906 angrenzende Druckfarbenfabrik. Im November 1990 wurden die Bauarbeiten wieder aufgenommen, mussten jedoch nach Feststellung weiterer Verunreinigungen im Dezember 1991 erneut unterbrochen werden. Die Baustelle wurde kontrolliert geflutet, das belastete Grundwasser bereitete eine eigens erbaute Reinigungsanlage auf. Sie säuberte zwischen August 1994 und Januar 1998 rund 2,8 Millionen Kubikmeter Grundwasser. Von November 1993 an wurden die Bauarbeiten sukzessive wieder aufgenommen. Nachdem im August 1994 die Grube trocken gelegt war, wurde der Tunnelvortrieb fortgesetzt. Bis September 1998 waren die Tunnelrohbauarbeiten abgeschlossen.
VGF bereitete Betrieb seit Herbst 1998 vor
Zweieinhalb Jahre baute die VGF an ihren für den U-Bahn-Betrieb notwendigen Anlagen in dem Tunnel; auf sie entfielen rund 78 Millionen der Gesamtkosten von 420 Millionen Mark.
Der Gleisbau dauerte bis Februar 2000, parallel wurde von Mitte 1999 an mit der Installation von Fahrleitungen, Signal- und Nachrichtentechnik begonnen. Für die Versorgung mit Fahrstrom mussten die Gleichrichterwerke am Hauptbahnhof und an der Bockenheimer Warte angepaßt und erweitert werden. Die Steuerung der 16 Weichen in der neuen Strecke erfolgt über ein neues, von der Betriebsleitstelle ferngesteuertes elektronisches Stellwerk in der Station “Bockenheimer Warte”. Über die Betriebsüberwachungs-Anlage (BÜWA) kann die Leitstelle alle technischen Anlagen (Fahrleitungs-Schaltanlagen, Fahrtreppen, Aufzüge, Lüftung, Lautsprecher, Monitore für die Bahnsteigkantenüberwachung und die Beleuchtung) überwachen.
Schon Anfang Januar 2001 fuhren die Züge auf der neuen Strecke – zu Schulungszwecken und ohne Fahrgäste.
Ein Verbindungsgleis besteht an der Bockenheimer Warte zwischen den Strecken der Linien U4 und U6 / U7, das allerdings nur betrieblichen Zwecken dient: Mit ihm werden Zugfahrten – damals vom Depot Eckenheim, heute vom Betriebshof Ost – zur Stadtbahnzentralwerkstatt an der Heerstraße einfacher und schneller. Vor dem Neubau mußten Züge für solche Betriebsfahrten Umwege über Eckenheimer Landstraße, Marbachweg, Heddernheim, Ginnheim und Schloßstraße fahren.
Gleisbau: neue Wege auf fester Fahrbahn
Beim Gleisbau hat die VGF damals neue Wege beschritten: Während das Gleis zwischen Hauptbahnhof und Messe herkömmlich mit Holzschwellen im Schotterbett gebaut wurde, ist die weitere Strecke bis zur Bockenheimer Warte als “feste Fahrbahn” ausgeführt. Der Schotteroberbau wird hierbei durch eine Betontragschicht ersetzt. In Verbindung mit hochelastischen Lagern, die zwischen Betontragschicht und Schiene angebracht wurden, wird die Körperschallübertragung auf benachbarte Gebäude verhindert oder zumindest verringert. Diese Bauweise ist zwar teurer, ermöglicht aber einen geringeren Unterhaltungsaufwand als die herkömmliche Bauweise mit Schotterbett.
Stationen: Kundenfreundliche Gestaltung
Seit den 80-er Jahren erhalten die Frankfurter U-Bahn-Stationen ihr eigenständiges, häufig auf die Identität des Orts bezogenes Aussehen. Die U-Bahn-Station “Festhalle / Messe” mit ihrer gut acht Meter hohen Bahnsteighalle trägt der Messe als weltweitem Frankfurter Aushängeschild Rechnung. Die Architektur weitet den Raum in Richtung Haupteingang Messe, unterstützt von dem dort einfallenden Tageslicht. Damit werden Besucher von Messe und Festhalle “automatisch” über den sich weitenden Bahnsteig zu den zwei festen und den vier Fahrtreppen geführt, die sie auf die geräumige B-Ebene führen. Von dort führen breite, einladende Wege in Richtung Messe, die über den Vorplatz oder unterirdisch durch den Eingang City erreicht werden kann.
Die Station präsentiert sich als große, neutrale Halle. Die markanten Farbfelder, entworfen von dem Offenbacher Grafiker Gerhard Lienemeyer, nehmen die internationale Buntheit der Fahnen auf dem Messeplatz vorweg. Über zwei zwölf Meter hohe Glaskegel fällt Tageslicht bis auf die Bahnsteigebene. Die Station verfügt über einen Mittelbahnsteig mit zwei Gleisen, der über Treppen, Rolltreppen und einen Aufzug zugänglich ist. Ausgänge bestehen zum Vorplatz des Messe-Eingangs City, in die Friedrich-Ebert-Anlage und in Höhe von Wilhelm-Hauff-Straße, Beethovenstraße und Hohenstaufenstraße.
Die neun Meter hohe Halle der U4-Station “Bockenheimer Warte” mit den markanten Säulen erinnert an die Räume gotischer Kathedralen. Die Anlage ist minimalistisch gestaltet, um Raum und Licht als solche wirken zu lassen. In der Station dominieren daher einheitliche, helle Grautöne. Fototafeln zeigen Motive aus der in unmittelbarer Nähe befindlichen Universität, dem Palmengarten und dem Senckenberg-Museum.
Ausgänge führen in die schon damals bestehende B-Ebene sowie in die Senckenberganlage in Höhe der Mertonstraße und Dantestraße. Eine Treppe ermöglicht auf kurzem Weg den Umstieg zu den U-Bahn-Linien U6 (Praunheim Heerstraße - Zoo - Ostbahnhof) und U 7 (Hausen - Zoo - Enkheim). Ein Aufzug führt direkt an die Oberfläche, ein weiterer verbindet den Bahnsteig der U4 (D-Ebene) mit der C-Ebene und mit den kreuzenden Linien U6 und U7.
Über der angrenzenden viergleisigen Wende- und Abstellanlage fand das neue, zweigeschossige Kellerarchiv der Stadt- und Universitätsbibliothek seinen Platz.
Grünflächennamt stellte Friedrich-Ebert-Anlage wieder her
Nachdem die Grünanlage in der Friedrich-Ebert-Anlage durch den U-Bahn-Bau zwölf Jahre nicht nutzbar war, wurde sie danach schnell wieder zu einem ansehnlichen Platz hergerichtet. Wege, etwa 90 Bäume, 2.300 Sträucher, 6.300 Quadratmeter Rasen und 6.000 Quadratmeter Pflanzflächen hatte das Grünflächenamt bis Frühjahr 2002 anlegen lassen
Linie 19 eingestellt
Bis zur Eröffnung der neuen U-Bahn-Strecke war die Straßenbahn-Linie 16 der Fahrgastnachfrage zwischen Hauptbahnhof, Messe und Bockenheimer Warte allein nicht gewachsen. Daher verkehrte zwischen Hauptbahnhof und Messe bzw. Westbahnhof zu den Spitzenzeiten zusätzlich die Linie 19. Sie wurde nach Betriebsaufnahme der U-Bahn eingestellt. Die Straßenbahnlinie 16 war weiterhin auf ihrem vertrauten Linienweg zwischen Ginnheim und Offenbach Stadtgrenze unterwegs – und ist es bis heute.
Fortsetzung folgte teilweise
An der Bockenheimer Warte sollte damals nur vorübergehend “Endstation” für die Linie U4 sein: Planung und Finanzierung waren weit fortgeschritten für einen Lückenschluß, dem so genannten „D II“-Teilstück bis Ginnheim. Unter Georg-Speyer-Straße, Franz-Rücker-Allee und Ginnheimer Landstraße sollte die Strecke unterirdisch bis zu einer Rampe parallel zur Rosa-Luxemburg-Straße führen, wo sie an die U1 anschließen sollte. Zwei unterirdische Stationen, “Franz-Rücker-Allee” und “Ginnheim”, waren geplant.
Fortsetzung folgt wg. Überlänge im nächsten Post...... ->