Freie Fahrt für den Ignoranz-Express

Was mich an dem Artikel etwas stört: Er vergisst ganz elegant, wer den ganzen Verhau eigentlich mal angerichtet hat: Die Behördenbahn nämlich. War früher eben auch nicht alles besser.

Zitat

Original von GeistesKrank
Frankfurts Bahnhofplatz wird wahrscheinlich weiterhin hässlich bleiben. Siehe: http://www.faz.net/artikel/C30…anz-express-30429666.html

Um die Diskussion etwas zu pushen, mal eine kurze Zusammenfassung des Artikels:

Die DB hat mitgeteilt, dass sie sich an den Kosten der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes nach Plänen des Wettbewerbs aus dem Jahr 2009 nicht beteiligen will. Die Stadt Frankfurt zeigt sich darüber enttäuscht. Die DB möchte stattdessen lieber in die Erneuerung und Umgestaltung der B-Ebene investieren.

Der Artikel geht weiterhin darauf ein, dass die DB systematisch ihre Bahnhöfe dem Profit unterordnet und auf deren Charakter als "Tor zur Stadt" keine Rücksicht nimmt. Dabei würden Umgestaltungen z.T. nach der Hälfte abgebrochen (Frankfurt) oder bei Neubauten die prämierten Wettbewerbsentwürfe entweder aus Kostengründen verstümmelt (Berlin Hbf.) oder zugunsten von kostengünstiger Flickschusterei ganz aufgegeben (München).

Gelungene Modernisierungen seien die Ausnahme. Hier erwähnt der Artikel lobend die Bahnhöfe Mannheim, Mainz und Darmstadt.

Und jetzt hab ich noch etwas Senf übrig:

1. Dass die DB sich an den Kosten der Vorplatzverschönerung nicht beteiligen will, ist schade.

2. Am Hbf. gibt es noch folgende der DB ureigenste Problemkinder:
- Rückbau der Vorblendungen am nördlichen Teil des Empfangsgebäudes innen (McDonalds, Buchhandlungen usw.) und Erneurung dieses Teils des Empfangsgebäudes inkl. rückwärtiger Bereiche im Erdgeschoss und des Obergeschosses
- Erneuerung zahlreicher Bahnsteige und Bahnsteigdächer
- Erneuerung der B-Ebene
- Erneuerung der S-Bahn-Station

Wenn die DB das alles auf den neuesten Stand der Barrierefreiheit, der Technik und der Ästhetik brächte - sagen wir innerhalb der nächsten 5 Jahre -, dann könnten wir jubeln! Und dann würde ich sagen: sch... drauf, die haben so viel Geld in den Bahnhof gesteckt, den Vorplatz bezahlt die Stadt.

Des Pudels Kern:
Die DB will mit ihren Immobilien Geld verdienen. Das ist logisch und grundsätzlich in Ordnung. Sie hat aber bis heute nicht wirklich kapiert, dass ihre Immbobilien nicht in irgendwelchen randlichen Gewerbegebieten stehen, wo sie so blöd aussehen können, wie sie wollen, sondern häufig oder meistens mitten in der Stadt. Sie sind eben das berühmte "Tor zur Stadt". Wie das aber sein soll, das empfinden die Bürger in jeder Stadt anders. Dafür hat die DB bislang kaum einen Hauch an Sensibilität entwickelt. Für mehr gelungene Bahnhofsprojekte braucht es seitens der DB nicht den Verzicht auf Wirtschaftlichkeit, sondern mehr Sensibilität für die örtlichen Verhältnisse!

Möchte übrigens noch jemmand mit mir das Loblied auf den Darmstädter Hauptbahnhof singen? Den finde ich perfekt:
- die Wegeführung und Funktionsordnung für Passanten und Fahrgäste
- die Qualität der Sanierung und der Neubauten
- die Führung des Straßenverkehrs und des ÖPNV im Bahnhofsumfeld
- die städtebauliche Einfügung und Anbindung an die Innenstadt
Alles echt herrlich gemacht!

Ich verstehe das Genörgel am Berliner HBF nicht.
Ich kenne die ursprünglichen Pläne nicht, finde den Tiefbahnhof aber nicht verstümmelt sondern in für seinen Zweck in Ordnung. Lange aufhalten tut sich dort sowieso niemand, dafür sind ja die Mittelebenen da.
Das die Bahnsteigsdächer im Hochbahnhof etwas zu kurz geraten sind ist da schon schlimmer aber leider aktueller Standard. Vollständig überdachte Haltestellen wären mir zwar auch lieber, werden aber bei keinem Verkehrsmittel aktuell mehr gebaut (siehe U-Bahnstationen auf dem Riedberg, Neubau Rödelheim etc.).

Zu München: Sollte da wirklich das alte Bahnhofsgebäude abgerissen und durch diesen Glaspalast ersetzt werden? Wenn ich mir anschaue, wie in Stuttgart schon wegen dem Abriss eines Seitenbaus protestiert wurde, möchte ich mir den Umbau in München nicht vorstellen.

Zitat

Original von multi
Möchte übrigens noch jemmand mit mir das Loblied auf den Darmstädter Hauptbahnhof singen? Den finde ich perfekt:
- die Wegeführung und Funktionsordnung für Passanten und Fahrgäste

Einspruch! Eine einzige Treppe von den Bahnsteigen nach oben, immenser Stau bei Ankunft eines Zuges, dazu noch Gegenverkehr von Umsteigern.
Einige springen sofort zu den Aufzügen, was aber nur dazu führt, dass diejenigen, die ihn wirklich benötigen, lange warten müssen.

Ansonsten stimme ich dir allerdings zu, mir gefällt FD auch ziemlich gut.

Zitat

Original von F.-Fighter
Vollständig überdachte Haltestellen wären mir zwar auch lieber, werden aber bei keinem Verkehrsmittel aktuell mehr gebaut (siehe U-Bahnstationen auf dem Riedberg, Neubau Rödelheim etc.).

Was auch wieder ein Eigentor ist. Bei Regen oder jetzt bei starkem Sonnenschein sammeln sich alle Fahrgäste unter dem Dach, sind also jediglich auf einen kleinen Teil des Bahnsteigs verteilt. Dadurch wird zum einen der Aussteigefluss behindert, zum anderen dauert es natürlich länger, bis jeder eingestiegen ist.

Zitat

Original von Bundesbahner
Einspruch! Eine einzige Treppe von den Bahnsteigen nach oben, immenser Stau bei Ankunft eines Zuges, dazu noch Gegenverkehr von Umsteigern.
Einige springen sofort zu den Aufzügen, was aber nur dazu führt, dass diejenigen, die ihn wirklich benötigen, lange warten müssen.

Das wäre auch mein einziger Kritikpunkt bei diesem Bahnhof gewesen. Eine Brücke, die am Ende der Bahnsteigüberdachung nochmal alle Bahnsteige verbindet (vergleichbar mit dem "Umsteigertunnel" in Frankfurt Hbf) würde die Situation stark entzerren. Viele Fahrgäste steigen in Darmstadt mit kurzen Anschlußzeiten von einem Zug in den anderen - da würde die Treppe zum Ausgang deutlich entlastet.

Zitat

Original von F.-Fighter
Ich verstehe das Genörgel am Berliner HBF nicht.
Ich kenne die ursprünglichen Pläne nicht, finde den Tiefbahnhof aber nicht verstümmelt sondern in für seinen Zweck in Ordnung. Lange aufhalten tut sich dort sowieso niemand, dafür sind ja die Mittelebenen da.
Das die Bahnsteigsdächer im Hochbahnhof etwas zu kurz geraten sind ist da schon schlimmer aber leider aktueller Standard.

Naja der Berliner Hbf ist als Bahnhof eine absolute Fehlkonstruktion. Die Wege von unten nach oben oder andersherum sind einfach unmöglich unübersichtlich und zu lang. Und wenn man dann noch zwischendurch seinen Koffer abgeben will kann man eigentlcih auch schon Kilometergeld verlangen.
Und es ist echt ein Risiko auf die Schneckenfahrstühle zu warten, wenn man nur wenig Zeit zum Umsteigen hat.
Zum Dach am Berliner Hbf: Die DB wurde von Bund verpflichtet dieses noch fertig zu bauen. Dazu muss aber die Stadtbahn ein halbes Jahr oder so gesperrt werden.

Zitat

Original von F.-Fighter
Vollständig überdachte Haltestellen wären mir zwar auch lieber, werden aber bei keinem Verkehrsmittel aktuell mehr gebaut

... im RMV. Anderswo gibts das durchaus noch.

Zitat

Original von F.-Fighter
Zu München: Sollte da wirklich das alte Bahnhofsgebäude abgerissen und durch diesen Glaspalast ersetzt werden? Wenn ich mir anschaue, wie in Stuttgart schon wegen dem Abriss eines Seitenbaus protestiert wurde, möchte ich mir den Umbau in München nicht vorstellen.

Naja, im Gegensatz zum Stuttgarter hat das Münchener Hauptbahnhofsgebäude nicht sehr viel Geschichte, da es erst nach dem zweiten Weltkrieg gebaut wurde.

Zitat

Original von audifan

Naja, im Gegensatz zum Stuttgarter hat das Münchener Hauptbahnhofsgebäude nicht sehr viel Geschichte, da es erst nach dem zweiten Weltkrieg gebaut wurde.

Stimmt, mein letztet Besuch in München ist ca. 15 Jahre her und ich hatte den Bahnhof mit einer ähnlichen Architektur wie in Frankfurt in Erinnerung. Muss ich wohl mit einer anderen Stadt vermischt haben.
Angesichts der Europäischen Bedeutung von München wundere ich mich allerdings über die Pläne, dort einen Kopfbahnhof zu bauen und nicht (an anderer Stelle) einen Durchgangsbahnhof.

Zitat

Original von matze
Naja der Berliner Hbf ist als Bahnhof eine absolute Fehlkonstruktion. Die Wege von unten nach oben oder andersherum sind einfach unmöglich unübersichtlich und zu lang. Und wenn man dann noch zwischendurch seinen Koffer abgeben will kann man eigentlcih auch schon Kilometergeld verlangen.
Und es ist echt ein Risiko auf die Schneckenfahrstühle zu warten, wenn man nur wenig Zeit zum Umsteigen hat.

Da sieht man mal, wie unterschiedlich die Wahrnehmung ist. Ich steige in der Regel nur vom ICE in die S-Bahn um und stehe dabei nicht unter Zeitdruck. Umsteigezeiten < 10 Minuten sollte man aber nicht einplanen, wenn man von Hoch nach Tief oder umgekehrt will und sich nicht auskennt, das gilt aber für jeden HBF den mit ähnlich vielen Zugfahrten den ich kenne.
Bei Aufenthaltszeiten von 30-60 Minuten wie ich sie z.B. auf dem Rückweg von der S-Bahn zum ICE in der Regel einplane, um auch bei Verspätungen den ICE sicher zu bekommen, finde ich den HBF aber wesentlich angenehmer zum Warten als den Ostbahnhof. Am HBF kann ich durch die Ladengalerien bummeln, mich in die Lounge setzen und surfen oder Züge beobachten, je nach Vorliebe.
Die Gepäckaufbewahrung habe ich erst einmal genutzt und mich da am meisten über die lange Schlange geärgert. Ihre Lage in der Mitteletage ist aber nicht so weit abseits vom normalen Weg "nach oben".

So stellt man sich das in der Vorstandsetage ja auch vor - der Bahnhof als "kommerziell aktive" Reisezeitverlängerung. Schnell war gestern, denn das lohnt nicht.

In Berlin Hbf komme ich eigentlich immer oben an (ICE aus Frankfurt/ Hanau). Da brauche ich nur den Bahnsteig zu wechseln, wenn ich zur S-Bahn (Stadtbahn) will. Also bleibe ich auf der oberen Ebene.
Es gibt aber noch andere Möglichkeiten: Wenn ich direkt zum Bahnhof Zoo (Hardenbergplatz) will oder sogar nach Charlottenburg kann ich schon in Spandau in die RB14 steigen. Die kommt meist direkt nach Ankunft des ICE am gleichen Bahnsteig in Spandau. Da muss ich nicht erst zum Hbf durchfahren. Wenn ich weiter nach Osten will, kann ich natürlich auch im ICE sitzen bleiben bis zum Ostbahnhof und dort umsteigen. OK, der Ostbahnhof ist nicht so toll, aber zum Umsteigen geht's. Da hat man aber auch viele Geschäfte, wenn man denn Zeit hat.
Da gibt's immerhin Lid, KIK und Rewe, zum Einkaufen am Sonntag teilweise günstiger und besser als der Hbf. Inzwischen sieht der Ostbahnhof auch ganz ansprechend und sauber aus. Nur Lichtenberg ist wirklich unangenhem zum Umsteigen.

Was mcih gewundert hat, das seit letztes Jahr ALLE ICE aus NRW, also meistens 402er-DoTra, in Berlin Hbf tief enden und nicht mehr zum Ostbahnhof fahren. Das war früher nur bei einigen wenigen Zügen der Fall. Manchmal steige ich in Hannover Hbf um, z.B. bei Verspätungen o.ä.

Was die Öl-Multis für die Autofahrer sind, ist die Bahn für die Eisenbahn-Beförderungsfälle.

Denen geht´s sogar noch schlechter als den Autofahrer: Die werden nur abgezockt, aber als Kunden behandelt - oder hat jemand schon einmal hierzulande in den letzten Jahren eine ähnlich versiffte Tankstelle gesehen, wie sie für den Bahn-Beförderungsfall Alltag sind ?

Da hilft nur eines: Der Deutschen Bahn das Netz entziehen, als Eisenbahn-Verkehrsunternehmen ist sie ja durchaus brauchbar.

Da ich gerade am Wochenende in München war, stelle ich gleich einmal im Fotoforum einige Bilder vom Münchner Hbf ein. Etwas unpraktisch finde ich die weiten Wege von den beiden Flügelbahnhöfen, und die B-Ebene empfinde ich auch als recht unübersichtlich.

Aber ich gebe auch zu, dass die Gestaltung kurzer Wege bei Kopfbahnhöfen auch schwierig ist, und alles besser ist als das Umsteigen am Frankfurter Flughafen zwischen Fern- und Regionalbahn.

Und so hässlich finde ich den Münchner Bahnhof nicht, eher ein Dokument des Architektur-Aufbruchs in die Moderne, die damals weitaus netter aussah, als man später in den 70er Jahren und noch später verbockt hat.

Zitat

Original von Ost-West-Express
hat jemand schon einmal hierzulande in den letzten Jahren eine ähnlich versiffte Tankstelle gesehen, wie sie für den Bahn-Beförderungsfall Alltag sind ?

Die Tankstelle der Taxizentrale in Heidelberg hält in der Hinsicht mit jedem DB-Durchschnittsbahnhof mit.

Moin,

Mainz gelungen?

Mag im Wesentlichen ja sein.

Nach dem Umbau stand ich dort mal an einem Bahnsteig und versuchte die Zuganzeigetafel am Bahnsteig zu lesen. Das ging leider nicht, da ein geschwungenes Überdachungselement effektiv die Sicht verhinderte. Ich konnte durch den schrägen Winkel nur die Anzeige am gegenüberliegenden Bahnsteig lesen.

Das war schon ein Brüller.

Hättest ja mal ein paar Schritte weiter gehen können.

Guter Tipp.

Wenn alle "Bahnkunden" auf dem Bahnsteig diesen Tipp hätten beherzigen wollen, hätte das direkt unter der Anzeige ein Mördergedränge gegeben. Sie war nämlich nur in einem ziemlich kleinen Radius einsehbar.

Ein anderer guter Tipp wäre natürlich gewesen, zum anderen Bahnsteig rüber zu rufen (wenn kein Zug im Wege steht) und die da drüben zu bitten, einem die Anzeige vorzulesen(-brüllen).

Jedenfalls schon lustig, wie so etwas trotz Milliardenaufwand und preisgekrönter Planung vorkommen kann. Und das die dann stur die Dachsegmente aufbauen und erst im Nachhinein bemerken, das da was nicht paßt.

Zitat

Original von denon
Ein anderer guter Tipp wäre natürlich gewesen, zum anderen Bahnsteig rüber zu rufen (wenn kein Zug im Wege steht) und die da drüben zu bitten, einem die Anzeige vorzulesen(-brüllen).

Tjaaa...man hätte sich auch um 90° drehen können um auf der - doch eigentlich unübersehbar großen...?! - Sammeltafel in der Querbahnsteighalle eine Information zu seinem Zug zu bekommen. Da dürfte ja recht genau das gleiche stehen, wie auf den Tafeln am Bahnsteig....