Prag: Schwerer Straßenbahn-Unfall

  • Ohu :-/ das sieht in der Tat recht heftig aus.


    Die Straßenbahnen waren wegen des Ausrückens/Einschiebens wohl leer?


    Man sieht - finde ich zumindest - eigentlich recht deutlich, dass die "moderne Plastikbahn" den Unfall entschieden besser überstanden hat als der Tatra-Wagen. Nur weil ja auch hier immer mal wieder die Diskussionen über "alt und aus Stahl hält mehr aus" auftreten...

  • Zitat

    Original von zip-drive
    Wie viele Fahrzeuge sind denn von diesem Unfall betroffen? Man sieht vom vorderen Fahrzeug leider keine Frontaufnahme.


    Doch, im Video.


    Man gehe auf "zavrít fotogalerii" bzw. das Schließen-X daneben (oben rechts auf der Fotoseite) und kommt solcherart zum Artikel selber. Im Artikel ist ein Video eingebettet (vorher kommt Werbung, unvermeidlich, wie bei uns auch, gekennzeichnet mit "Reklama", also da nicht wundern, was das soll), ohne jeden Kommentar, nur Originalbilder, da sieht man auch das vordere Fahrzeug.


    Zitat

    Leider verstehe ich kein Tschechisch.


    ... und ich - leider! - auch immer noch zu wenig, viel zu wenig.


    Der Text unter den jeweiligen Fotos ist mehr oder weniger nur Blabla und sagt nur, daß der Unfall zwischen den Haltestellen Kotlárka und Kavalírka war (Unfug, das ist die stadteinwärtige Haltestelle Kotlárka selber, im Artikel stehts dann auch nochmal richtig), tragischer Unfall (die nächsten Bilder), Plzenská ulice ist nichts weiter als die große Hauptstraße, wo das ganze passiert ist (wörtlich: Pilsener Straße); bei den letzten Bildern steht zu lesen, daß die Notfallkräfte (zachránarí) zu sehen sind. Braucht man also im Grunde nicht wirklich.


    Interessanter ist da schon der Artikel selber, schade, davon versteh ich auch zu wenig.


    Wie es zu dem Unfall kommen konnte, hab ich da drin nirgends gefunden, hauptsächlich geht es um eine Beschreibung und um die Auswirkungen auf den morgendlichen Verkehr und daß bis mittags die Strecke dicht war und Ersatzverkehr gefahren wurde.


    Die Bilder selber sagen aber schon genug aus... die T6-Doppeltraktion muß mit unheimlich hoher Geschwindigkeit auf den stehenden 14T (die Niederflurbahn) draufgeschwartet sein, anders kann ich mir nicht erklären, daß es den führenden Wagen derart zusammengefaltet und gleich noch das erste Drehgestell abgerissen hat, die Verwüstung geht am Ende des ersten und Beginn des 2. Wagens noch weiter - das kann gar nicht anders gewesen sein, die Aufprallgeschwindigkeit muß enorm hoch gewesen sein. Nur warum ist er so in die Haltestelle reingefeuert? Das versteh ich einfach nicht... und find es im Artikel auch nicht, vielleicht reicht aber auch nur mein Tschechisch nicht aus.


    Denkbar für mich wäre eigentlich nur eine Ursache: der Fahrer des T6-Zuges muß zwischen der vorher liegenden Haltestelle Postovka und Kotlárka das Bewußtsein verloren haben, und das bei voller Geschwindigkeit. Eine Sifa haben die T6 meines Wissens nach noch nicht, und so... nun ja. Der 14T hat entweder noch in der Haltestelle gestanden oder ist gerade angefahren (obwohl - kann eigentlich nicht sein, die beschleunigen zu flott, das hätte nicht derart geknallt, der muß noch gestanden haben), und der T6 kam ungebremst von hinten.


    Nachtrag: hab soeben eine Bestätigung für meine These gefunden: man betrachte sich Bild 3 und vergrößere es, da ist die seitliche Zielanzeige des Unfallzuges zu sehen. 20 ist klar, ist die Liniennummer, obere Zeile "--> SÍDL. BARRANDOV" ist das Ziel, und in der unteren Zeile wird immer die nächste Haltestelle angezeigt - und die steht noch auf Postovka, das FIS wurde also nicht mehr zur nächsten Haltestelle, Kotlárka, weitergeschaltet (das muß manuell gemacht werden, von allein schaltet es nicht weiter). Entweder hat der Fahrer, wenn es denn wirklich so war, wie ich es vermute, schon vor der Postovka oder direkt danach, bei voller Beschleunigung, das Bewußtsein verloren.


    Im Video sieht man auch, daß der 14T nicht mehr wirklich in der Haltestelle steht, den könnte es durch die Wucht des Aufschlags um einige Meter nach vorne geschoben haben.


    Die Bahnen waren - wie heißt das hier in Frankfurt noch mal - Einschieber, genau, d.h. sie kamen vom Betriebshof und sollten in den morgendlichen Berufsverkehr. Beide Linien, die 14 und auch die 20, fahren dort auf dieser Strecke normalerweise nicht, sie wären erst ein paar km weiter, an der Haltestelle / Kreuzung Andel, auf ihre Strecke nach Sídliste Barrandov gekommen; sind aber offensichtlich im Betriebshof Motol beheimatet und deshalb von dort gestartet. In Prag wird allerdings bei solchen Gelegenheiten generell nie leer gefahren, sondern immer mit Fahrgastbeförderung, und es besteht Pflichthalt an jeder Haltestelle. Daß der manchmal gerade drei Sekunden kurz ausfällt, steht auf einem anderen Blatt, aber es wird generell angehalten. Die Bahnen waren offenbar trotzdem nicht mit Fahrgästen besetzt, das liegt dann aber einfach daran, daß morgens, wenn die aus den Betriebshöfen ausrücken, oft gleich mehrere Bahnen im Bündel kommen, darunter ja auch noch die normalen Linienbahnen, die regulär auf der Strecke fahren, und da kann es durchaus sein, daß da mal ein, zwei, drei Züge hintereinander leer sind, weil einfach gerade keine Leute mehr an den Haltestellen standen. Zumal Barrandov auch nicht gerade ein Fahrziel ist, wo die Leute aus Repy und Motol unbedingt hinwollen, das ist auch nur ein Wohngebiet; um diese Zeit wollen die Leute aber ins Zentrum. Allenfalls die Station Andel, dort besteht Umsteigemöglichkeit zur Metro (entspricht verkehrlich gesehen innerstädtischem Schnell-Fernverkehr), hätte für diese beiden Bahnen Fahrgäste ziehen können, aber nicht, wenn gerade schon eine Anzahl weiterer Fahrten durch ist. Von daher war es noch Glück, daß es nicht mehr Personenschäden gegeben hat; wäre der T6-Zug eine normale Linienbahn gewesen, die vom Anfang dieses Streckenastes, aus dem Wohngebiet Repy, kam, hätte es eine Menge Tote gegeben - muß ich so hart sagen, wie's ist, dann wär die Bahn an der Stelle nämlich nicht (fast? oder wirklich?) leer, sondern - gerade zu der Tageszeit, kurz nach 6, wie dem Artikel zu entnehmen ist - krachend voll gewesen.


    Die Haltestellen, die zwischen dem Betriebshof und dem Unfallort lagen, sind zum Glück generell weniger frequentiert: Vozovna Motol (Fahrtbeginn) - Hotel Golf (das wird zur Zeit aber umgebaut, ansonsten ist da gar nichts rundrum) - Postovka (schon etwas mehr frequentiert) - Kotlárka (Unfallstelle). Also keine weite Fahrt, auch deshalb wohl keine Fahrgäste.


    Daß der 14T den Unfall besser überstanden hat, liegt natürlich sicher auch daran, daß er nach neuesten Crashfestigkeits-Normen konstruiert ist und Prall- und Energieverzehr-Elemente hat. Im Video sieht man, daß es seine Gelenke zusammengeschoben und ihn generell auch zusammengestaucht hat, aber schon durch die Tatsache, daß er wesentlich länger und vielgelenkig ist, absorbiert er natürlich mehr Crashenergie als ein einteiliges Fahrzeug. "Alt und aus Stahl": naja, das Grunddesign des T6 stammt aus den späten 70ern... das kommt noch vom T5, zugegeben. Das Fahrzeug selber war aber noch nicht so sehr alt, die Prager T6 wurden alle zwischen 1995 und 1998 erst gebaut.


    Vielleicht taucht ja auch in deutschsprachigen Medien ein Bericht auf... spätestens dann wissen wir mehr.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • Noch einen Artikel (andere Zeitung, auch tschechisch) gibts hier: http://www.pozary.cz/clanek/47…i-v-praze-ridic-neprezil/ .


    Hier gibts auch weitere Fotos, u.a. auch vom Inneren der Fahrzeuge.


    Auch den 14T sieht man hier aus verschiedenen Blickwinkeln, da sieht man auch, daß es diesen auch recht heftig zusammengeschoben und einige seiner Fahrwerke auch aus dem Gleis katapultiert hat.


    Bei DSO (da hab ich den Zeitungs-Link her) steht hier was: http://www.drehscheibe-foren.de/foren/read.php?5,5560187 . Das meiste davon auf jeden Fall lesenswert, wenn man sich für den Vorfall interessiert.


    Was auf Deutsch (wenn auch nicht viel), da hat sich jemand dieselben Gedanken gemacht wie ich: http://www.radio.cz/de/rubrik/…en/nachrichten-2011-09-19 , entsprechend nach unten scrollen, steht nicht ganz oben dran.


    Mehr find ich nicht... wer mehr Erfolg hat, bitte Links hier setzen.


    Bevor übrigens jemand motzt: nein, es geht mir nicht um Schaulust, Katastrophentourismus oder ähnliches, ich will einfach wissen, was dort los war. Zumal ich die Strecke kenne, die Fahrzeuge kenne, dort selber manchmal unterwegs bin (nur nicht gerade morgens um 6:13, dem Unfallzeitpunkt), kurz, weil ich einen persönlichen Bezug zu dieser Stadt, ihren Bewohnern und natürlich ihrem ÖPNV habe.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • So wie ich das sehe sind jedenfalls keine Fahrgäste/ Passanten ernsthaft verletzt oder gar getötet worden. Mein Beileid den Angehörigen des verstorbenen Fahrers.


    Das ein junger Mann von 36 Jahren bewusstlios zusammenbricht (Kollaps/ Herzinfarkt etc.) ist ja nicht gerade normal. Aber es ist leider passiert.


    Hätte eine SIFA denn überhaupt etwas gebracht ? Hätte diese den Tatra-Zug noch rechtzeitig zum Stehen bringen können oder wenigstens die Aufprallgeschwindigkeit stark verringern können ?
    Es scheint mit ja sehr schnell gegangen zu sein, und die Haltestellenabstände dürften auch nicht sooo groß sein.


    Ich weiß, daß bei den Frankfurter Stadtbahn-/Sraßenbahnwagen neuerer Bauart (R, S, U4, U5) ein Pedal in einer bestimmten mittleren Position gehalten werden muss. Also quasi schwebend gehalten werden mit einem leichten Druckpunkt. Tritt man zu fest drauf oder lässt das Pedal ganz los, geht die SIFA in Aktion. Zunächst mit Hupe und Leuchtmelder. Nach welcher Zeit wird denn die Zwangsbremsung ausgelöst ? Da kann ein beschleunigendes Fahrzeug schon eine gewisse Strecke zurücklegen.


    Ob der Fahrer den Kollaps überlebt hätte, wenn es nicht zu dem Auffahrunfall gekommen wäre, ist müssig zu spekulieren. Er hätte aber sicherlich eine Chance gehabt. Es bleibt auf jeden Fall ein tragisches Ereigniss.

    Capri-Sonne heisst jetzt "Capri Sun". :( Sonst ändert sich nix. Der "alte" Name muss wieder her ! ;(

    Einmal editiert, zuletzt von Alf_H ()

  • Das Sifa-Pedal haben Pt-Wagen bis S-Wagen und U1-Wagen bis U5-Wagen.
    Die Sifa reagiert nach wenigen Sekunden mit einer Notbremsung des kompletten Zugverbandes.

    Das Schicksal mischt die Karten - und wir spielen.

  • Zitat

    Original von BOWLXAM
    Das Sifa-Pedal haben Pt-Wagen bis S-Wagen und U1-Wagen bis U5-Wagen.


    Ja, klar. Ich wusste nur nicht, ob es bei allen Fahrzeugen die gleiche Bauart des SIFA-Pedals ist.

    Zitat


    Die Sifa reagiert nach wenigen Sekunden mit einer Notbremsung


    Das ist gut. Da kann ein Zug niemals eine längere Strecke ohne Kontrolle zurücklegen.

    Zitat

    des kompletten Zugverbandes.


    Gab es bei den Handradwagen (L-O) nicht auch irgendein einfaches SIFA-System ?

    Capri-Sonne heisst jetzt "Capri Sun". :( Sonst ändert sich nix. Der "alte" Name muss wieder her ! ;(

    Einmal editiert, zuletzt von Alf_H ()

  • Zitat

    Original von Tatrafan
    Im Video sieht man, daß es seine Gelenke zusammengeschoben und ihn generell auch zusammengestaucht hat, aber schon durch die Tatsache, daß er wesentlich länger und vielgelenkig ist, absorbiert er natürlich mehr Crashenergie als ein einteiliges Fahrzeug. "Alt und aus Stahl": naja, das Grunddesign des T6 stammt aus den späten 70ern... das kommt noch vom T5, zugegeben. Das Fahrzeug selber war aber noch nicht so sehr alt, die Prager T6 wurden alle zwischen 1995 und 1998 erst gebaut.


    Danke für deine ausführlichen Erklärungen.


    In Drehscheibe Online war sich auch jemand nicht sicher, ob nun zwei oder drei Bahnen kollidiert seien. Dass die beiden aufgefahrenen Bahnen als Traktion unterwegs waren, hat sich mir nicht sofort erschlossen, denn ich wäre eher davon ausgegangen, dass diese sich dann zusammengeschoben hätten. Hier waren sie eher aufeinander aufgefahren.


  • Nein, die Fahrzeuge haben nur den "Magnetschienenbremshebel".


    Sprich der Fahrer reißt die Kurbel rum und haut das Ding runter. ;-)

    Das Schicksal mischt die Karten - und wir spielen.

  • Bei DSO hat jemand heute wieder tschechische Zeitungen gelesen (steht nur nicht dabei, welche), da war wohl zu lesen, daß der auffahrende Zug mit 65 km/h aufgefahren ist - das ist die absolute Fahrzeughöchstgeschwindigkeit der T6A5, mehr schaffen sie gar nicht. Ich gehe davon aus, daß die Auswertung der Fahrtenschreiber diesen Wert ergeben hat; alle Prager Straßenbahnen sind inzwischen damit ausgestattet.


    Das erklärt natürlich die äußerst heftigen Zerstörungen. Eine Bahn aus zweimal etwa 10 t Gewicht (weiß nicht, woher die die 18 t haben, das dürfte etwas zuviel sein), die mit 65 angehagelt kommt... da steckt schon gewaltige kinetische Energie dahinter, also genau so, wie ich es mir schon gedacht habe.


    Auch meine Theorie, nach der der Fahrer des auffahrenden Zuges das Bewußtsein verloren haben muß, wird von den tschechischen Zeitungen und der Polizei offenbar genauso vertreten.


    Gesamtschaden: 20 Mio. Kronen, bei ca. 1:25 sind das kreisrunde 800.000 Euro. Allein der Schaden am 14T soll laut Skoda (übrigens nicht zu verwechseln mit der VW-Tochter, es gibt zwar gemeinsame Ursprünge, der heutige Schienenfahrzeughersteller in Plzen firmiert aber unter Skoda Transportation und hat mit dem VW-Konzern nichts zu tun) 10 Mio. Kronen betragen; der Rest verteilt sich dann vermutlich auf die beiden T6 (Totalschaden, das ist klar, allenfalls noch als Ersatzteilspender zu gebrauchen) und möglicherweise das Gleis.



    Und für mich regelrecht erschreckend: in Leipzig gabs heute einen ganz ähnlichen, nur nicht annähernd so schweren Unfall 8o Ich mach mich gleich mal auf die Suche und schreibs dann im Ostdeutschland-Unterforum.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • Für einen nicht rechnerbegabten eine schwierige Prozedur...
    Zumal ich meinen Benutzernamen nicht mit Bindestrich durchgekriegt habe, wie ich wollte. Vielleicht kann ein Admin das ändern?


    Wir werden uns naturgemäß auch eher wenig lesen, rein regional.


    Ich wollte eigentlich nur zur Thematik Prager Unfall einen Gastkommentar hinterlassen, da ich irgendwie auf eure Seite geschoben wurde.


    Ganz kurz zunächst: T6 sind in der Tat schwerer als T3/T4. A5-Wagen logisch noch schwerer als A2, wegen der 30 cm. Nur die GFK-Kanzeln der älteren kann es nicht sein, ggf. ist die neuzeitlliche Elektronik zwar kleiner, aber nicht unbedingt leichter. Als 18,x t ist da schon real.


    Der Tatra-fan ist zu bewundern: er kann vielleicht nicht so perfekt tschechisch wie e r es möchte, aber besser als ich. Ich habe zwar eine gewisse Slawisch-Begabung, aber leider auch einen Kollegen aus dem Fahrdienst mit 44 (Infekt?) verloren, der bei der DDR-Armee Tschechisch studiert hatte, dann aber zur Akademie der Wissenschaften ging. Alls 1991 sich abzeichnete, dass alles keine Dauerbasis haben könne, suchte er etwas Krisenfestes und wurde Fahrer.
    Wir haben oft sprachlich gefachsimpelt und mir wurde so manches beantwortet. Das fehlt jetzt freilich, denn nur ein mehrtägiger Aufenthalt im Jahr bringt es nicht!
    Die Türmotorkasten-Aufschrift indes ist mir wohlbekannt... :D
    Tatra-fan, am Rande: Kamst Du einst von hier irgendwo?


    Zum Ereignis selbst. Ich habe - von der Vorliebe für die "Kanthölzer" abgesehen - selten ein so schwer zerstörtes Fahrzeug gesehen. Ich kenne zwar 3 massiv zerstörte Gothas aus Gera, Leipzig und Schwerin und ich kenne auch die T4D von der Zschocheraner Frontalfahrt 1987, wo man sich fragte: Soll man selbst wieder... Aber auch Köche, die sich Finger verbrennen, kochen wieder. Insofern stellt sich nach 32 Berufsjahren diese Frage eher nicht. Was bleibt, ist der Respekt vor dem Schauderhaften, vor dem was Physik - auch - kann. Die Details, 1.) ob der unbekannte Kollege vor der Kollision gesundheitlich verstarb oder durch den Aufprall und 2.) ob der Wagen aufgerollt oder unter Stromaufnahme drauf ist, ist Sache von Pathologen und Fahrschreiber-Auswertern. Für gewöhnlich erfährt man das in Nachrichten/Zeitungen dann nicht, weil es nicht "das" Ereignis ist.
    Dass auffahrende Wagen "Türmchen bauen", weiß man: von der Eisenbahn kennt man da drastischeres. Aber ich hake mal auch schon den Gesteuerten ab. Die Kräfte sind einfach zu gewaltig und man ist sich im Alltag kaum bewusst, was pure Physik anzurichten vermag. Im Falle Pilsner Straße bleibt wohl nur das Wort "schlimm".

    Wenn auf der Welt nur noch KT4(t) und T6 verkehren würden, wäre die Welt gewiss eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem...


    Kava je balzam dla serca en duse.
    Aus dem Slowenischen von Guiseppe Verdi:
    Kaffee ist Balsam für Herz und Geist.

  • Willkommen im Westen! ;) :D


    Zitat

    Original von MöckernPeter
    Der Tatra-fan ist zu bewundern: er kann vielleicht nicht so perfekt tschechisch wie e r es möchte, aber besser als ich.


    Och, naja, danke... aber wirklich viel ist das leider auch bei mir nicht, zu wenig, viel, viel zu wenig. Das reicht ja nicht mal für irgendwelche Gespräche aus... im Grunde besteht mein Tschechisch nur aus einigen Vokabeln und ein paar sich wiederholenden Phrasen.


    In geschriebenen Texten kann ich manche Sachen verstehen, zwar ist mir die Grammatik ein Graus (typisch für slawische Sprachen eben), aber wenn man einzelne Wörter am Wortstamm erkennt oder ähnliche Wörter mit ähnlichen Bedeutungen kennt, gehts schon, da kann ich zumindest ein paar Sätze dem Inhalt nach verstehen. Gesprochene Sprache in Hochsprache geht auch noch leidlich, sofern es darin um verkehrsbezogene Themen geht, manches muß ich aber mehrfach hören, bis ich es raus habe, für den Alltag also auch ungeeignet.


    Aber find hier mal einen Tschechisch-Kurs :rolleyes: In Sachsen weniger ein Problem, aber hier... aussichtslos.


    Zitat

    Die Türmotorkasten-Aufschrift indes ist mir wohlbekannt... :D


    He-he-he, erwischt :D Freut mich, daß direkt mal jemand meine derzeitige Signatur erkannt hat :] Ich hätte auch die tschechischen Sonderzeichen genommen, die meisten davon kann die Forensoftware allerdings nicht darstellen.


    Zitat

    Tatra-fan, am Rande: Kamst Du einst von hier irgendwo?


    Sehr am Rande und sehr kurz: ja. Mehr ins Detail gehe ich hier aber nicht (bei Interesse höchstens per PN), mein werter Arbeitgeber muß nicht alles wissen, und ich befürchte nach wie vor, daß die DB-Stas... - äh - Konzernsicherheit, Abteilung "Schnüff & Spitzel", immer mal gerne wieder mitliest und versucht, rauszufinden, hinter welchem Foren-Alias sich wer in der Realität verbirgt. Zumal ich mit meinen Äußerungen hier im Forum bei weitem nicht immer der DB-Doktrin folge und manche Sachen sehr kritisch kommentiere, sowas wird bekanntlich für gewöhnlich nicht gern gesehen.


    Zitat

    wo man sich fragte: Soll man selbst wieder... Aber auch Köche, die sich Finger verbrennen, kochen wieder. Insofern stellt sich nach 32 Berufsjahren diese Frage eher nicht.


    Geht mir sehr ähnlich. Nur daß es bei mir S-Bahnen sind, die ich hier fahre, aber vom Grundsatz her ging es mir da doch wirklich ganz ähnlich.


    Zitat

    Für gewöhnlich erfährt man das in Nachrichten/Zeitungen dann nicht, weil es nicht "das" Ereignis ist.


    Leider, dabei würde gerade mich der abschließende Untersuchungsbericht brennend interessieren.


    Zitat

    Aber ich hake mal auch schon den Gesteuerten ab.


    Den hinteren der Traktion? Auf jeden Fall - bei der Geschwindigkeit ist der Rahmen hin, Führerstand Totalschaden, Drehgestelle wahrscheinlich auch schwer beschädigt. Wie ich schon weiter oben geschrieben hab: die T6 dürften beide Totalschaden sein, die baut keiner wieder auf. Ersatzteilspender, was anderes wird daraus nicht mehr werden.


    Der 14T ist, so hab ich das, was ich bisher gelesen hab, wohl zu retten, der wird wohl wieder hergerichtet. Macht bei einem Fast-Neufahrzeug aber auch noch Sinn, die T6 dürften inzwischen sowieso bald abgeschrieben gewesen sein.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • Übrigens, nur wen's noch interessiert:


    Die beiden T6 wurden noch 2011 verschrottet, da war wirklich nichts mehr zu retten.


    Und auch der betroffene 14T wird nicht wieder aufgebaut. Steht seit einiger Zeit in den Zentralwerkstätten abgestellt, wurde derweilen ausgeschlachtet, sämtliche Scheiben und Beplankungen abgebaut, und das, was noch übrig ist (verzogene Rahmen und Spantengerippe), wird irgendwann demnächst verschrottet. - Die Zerstörungen waren, wie sich in der Werkstatt herausstellte, zu stark, als daß man da noch hätte irgendwas wieder aufbauen können. Ich hab den Wagen inzwischen selber gesehen, besonders das Heck - das hats massiv zerdroschen, absoluter Totalschaden, da ist nichts mehr zu retten.


    Anfrage zur Unfallursache läuft, ich hoff, ich erfahr da noch was.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.