Elektrifizierung der Taunusbahn?

  • Leider das alte Problem vieler Gegner von auf Basis gesetzlicher Regelungen beschlossener Projekte zu glauben, es besser zu wissen und aufgrund dieses vermeintlich besseren Wissens über dem Gesetz zu stehen.

    Ich bin bei diesem Thema völlig raus, aber vorhandene Gesetze als absolute Wahrheit anzusehen ist auch nicht gut. Zumal bei unserem Verkehrsminister.


    So, das wars mit meinem unqualifizierten Kommentar, weitermachen!

  • vorhandene Gesetze als absolute Wahrheit anzusehen

    Ich sehe sie keineswegs als absolute Wahrheit an.

    Wenn man sie für falsch / unzureichend o.ä. hält, muss man sich für ihre Änderung einsetzen.

    Auf den Wegen, die die Regeln unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung vorsehen.

    Diese Grundordnung ist die schlechteste vorstellbare Ordnung, ausgenommen alle anderen Ordnungen, die die Menschheit bisher ausprobierte (frei nach Churchill).

  • Ich bin bei diesem Thema völlig raus, aber vorhandene Gesetze als absolute Wahrheit anzusehen ist auch nicht gut.

    Deswegen werden die Bewertungskriterien auch immer wieder überarbeitet und an aktuelle Gegebenheiten angepaßt. Allerdings wird aus einem Tiefschwarz nie ein Reinweiß werden, weil sich Voraussetzungen nicht plötzlich komplett umkehren - in vielen Fällen schon aus rein physikalischen Gesetzen nicht. Das aber reklamiert so manche Bürgerinitiative für sich, wenn sie angewendete Bewertungskriterien komplett negiert und dann einen auf "alles total unrealistisch, nur unsere Zahlen stimmen!!!" macht.

  • Der Vorschlag "Einsatz von Hybridzügen" ist ja an sich kein schlechter, aber zum angestrebten Zweck der Kapazitätserhöhung untauglich. Um das zu erkennen, brauche ich keine gesetzlichen Kriterien. Wenn aber der Vorschlag einfach nicht zum angestrebten Erfolg führt, brauche ich nicht weiter zu bewerten, dann kan ich ihn einfach weglegen.

  • aktuell brauchen die ab dort beschleunigten Züge von Friedrichsdorf nach FF-Hbf sogar 2 Minuten länger als die S-Bahn (!)

    Das liegt aber meines Wissens an der Kombination aus Trassenkonflikten einerseits in Rödelheim und andererseits am (dieses Jahr letzmalig) eingleisigen Mainzer Damm. Insbesondere die planmäßig 6 Minuten Betriebshalt vorm Esig Rödelheim in den Taunus sind ein böser Fahrzeitkiller.

    "Der Mensch, der so ehrbar im Einzelnen, aber so miserabel im Ganzen ist."
    Johann Wolfgang von Goethe

  • Das ist dennoch richtig. Die Wasserstoffelektrolyse lässt sich beliebig an- und ausschalten. Das ist nicht das Problem.

    Wieder falsch. Das klassische Wasserelektrolyseverfahren (Effizienz ~60%) hat eine Regelgeschwindigkeit von etwa 1%/Minute. Mal eben ein- und ausschalten mag das nicht, belastet die Elektroden. Entweder du setzt neuere Elektrolysetechniken ein, deren Regelbarkeit besser wird, bis zu 10%/Minute, dann bist Du bei der Effizienz, nach Herstellerangaben bis 2030 voraussichtlich bei 63%, heute ebenfalls bei 60%.

    Oder Du gehst auf hohe Effizienz, dann kommst Du mit den besten Verfahren (Hochdruck/Hochtemperaturelektrolyse) auf heute experimentell 80%, Herstellererwartung bis 2030 83% - erkaufst die das aber mit einer Regelbarkeit (aufgrund notwendiger Parameter wie Temperatur und Druck) von etwa 0,1%/Minute.


    Und bei aller Regelbarkeit gilt für alle Elektrolysesysteme, dass sie erst ab 4400 Stunden Vollast im Jahr anfangen wirtschaftlich zu werden, das Jahr hat 8766 Stunden..


    Brennstoffzellen mit 60% Effizienz gelten heute als Spitzenprodukte, viel mehr ist auch rechnerisch nicht drin - macht als KWK bei Großanlagen vielleicht noch etwas mehr.


    Somit kommst Du mit Wasserstoffelektrolyse und Brennstoffzelle auf

    - Heute: Elektrolyse 60%, BZ 60%, ohne zusätzliche Aufwände für Speicherung 36% des eingesetzten Stroms

    - Zukunft, regelbar: Elektrolyse 63% BZ 60% - Resultat 37,8%

    - Zukunft, Dauerversorgung: Elektrolyse 83%, BZ 60% - Resultat 49,8%


    Da die letzte Lösung ungeeignet ist für die Abnahme von Erzeugungsspitzen können wir also beruhigt weiter davon ausgehen, dass sogenannte "Energiespeicherung" über Wasserstoffelektrolyse das ist, was dabei in Massen entsteht: Heiße Luft.


    Die Variante Dauerversorgung ist konzipiert für den Anschluss an dedizierte Offshore-Windparks, als Abnehmer ist an die Chemieindustrie und Stahlwerke gedacht. Mit Energiespeicherung hat da keiner was am Hut, die wissen genau was sie tun.

  • Die Variante Dauerversorgung ist konzipiert für den Anschluss an dedizierte Offshore-Windparks, als Abnehmer ist an die Chemieindustrie und Stahlwerke gedacht. Mit Energiespeicherung hat da keiner was am Hut, die wissen genau was sie tun.

    Nein und Ja. Gerade die haben riesige flexible Kapazitäten und könnten Energie dann abnehmen, wenn sie überschüssig vorhanden ist.


    Aber sie wissen eben, was sie tun: sie halten sich an die Regelwerke, die sie dafür bestrafen, Spikes in der Abnahme zu haben. Ob eine Umstellung komplett ohne Änderungen an den Anlagen möglich wäre, weiß ich nicht, aber technisch wäre das kein Problem. Es bräuchte halt regulative Maßnahmen, damit sich das lohnt.

  • Zu den von MdE genannten Lärmschutz-Argumenten der BI: Bisher hatte ich den Eindruck, das ET leiser sind als VT, deren markantes Dröhnen über längere Strecken gut hörbar ist. Neulich bei einem Waldspaziergang half mir auch ein gut hörbarer VT der Königsteiner Bahn, den Standort besser einzuordnen. :)


    Da dürften dann die leiseren ET - oder auch Hybridzüge - die dem Streckenausbau geopferten Bäume als Lärmschutz ausgleichen. Und die entfallenden Bäume werden mit Sicherheit als naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahme an anderer Stelle in der Region nachgepflanzt.

  • Dann alle 500m eine P Tafel aufstellen

    Um Himmels Willen! Dann ist die Bahn ja viel zu laut. Da kann man nachts bei offenem Fenster nicht schlafen... Fähnchen -> Wind.


    Dumm ist dann nur, wenn die Vertreter solcher BIen sich nicht einig sind und auf der gleichen Veranstaltung behaupten, daß die gleiche Bahn mal viel zu laut, aber zeitgleich viel zu leise wäre. :D

  • Das liegt aber meines Wissens an der Kombination aus Trassenkonflikten einerseits in Rödelheim und andererseits am (dieses Jahr letzmalig) eingleisigen Mainzer Damm. Insbesondere die planmäßig 6 Minuten Betriebshalt vorm Esig Rödelheim in den Taunus sind ein böser Fahrzeitkiller

    Du meine Güte, es ist ja noch schlimmer als ich dachte. Ich habe mich nämlich auf die Paar Züge bezogen, wo dies nicht vorkommt. Dort spuckt mir der Trassenfinder auch zu sehr schrägen Uhrzeiten (d.h. ohne Trassenkonflikte) auch keine kürzere Fahrzeit aus, also dürfte es einfach an den Dieselantrieb liegen. Bei den Anderen ist der Fahrzeitunterschied aus den von dir genannten Gründen noch schlimmer.

    Das aber interessanterweise nur in eine Richtung; nach FF rein sieht's wesentlich besser aus. Da ist laut Fahrplan ein Zug sogar 2 Minuten schneller als die S5; jedenfalls geht da noch was.

    Der Homburger Damm ist wohl noch ein Faktor, das stimmt. Der Ausbau dürfte denke ich eher Verlässlichkeit als Fahrzeiten bringen, aber mal sehen, vielleicht lässt sich die Situation ja dadurch verbessern. Jedenfalls gibt es wohl mehrere Faktoren.

  • Das liegt aber meines Wissens an der Kombination aus Trassenkonflikten einerseits in Rödelheim und andererseits am (dieses Jahr letzmalig) eingleisigen Mainzer Damm. Insbesondere die planmäßig 6 Minuten Betriebshalt vorm Esig Rödelheim in den Taunus sind ein böser Fahrzeitkiller.


    Bei der Berliner S-Bahn wird ja quasi die Ausfädelung jeder Pupsstrecke kreuzungsfrei mit Überwerfungsbauwerken gelöst, zum Beispiel die S47 nach Spindlersfeld, wo selbst in der HVZ nur alle 20 min ein Zug fährt. (Bei der U-Bahn gibt es mangels Stammstrecken dort weniger Ausfädelungen.) Leider will man hier das Geld dafür nicht ausgeben. Ich hatte hier im Forum schon vor Jahren gepostet, dass ich die Ausfädelung Rödelheim stadtauswärts für einen sehr wichtigen Kandidaten für ein Überwerfungsbauwerk halte, was natürlich noch nicht das Problem der Einfädelung der Homburger Bahn löst. Ausfädelung Heddernheim wäre noch so ein Kandidat.

    "Phantasie ist wichtiger als wie wo Wissen!"


    (Etwas frei nach Albert Einstein)

  • Aber wenn der Vorhabenträger antritt, die Kapazität der Strecke zu erhöhen und plausibel darlegt, dass dies mit Hybridfahrzeugen nicht zu erreichen ist, spricht doch nichts gegen der geplanten Ausbau.

    Wo hat er das plausibel dargelegt? Doch nur wieder unter der Prämisse der Direktverbindungen nach Frankfurt, die die BI eben nicht als wesentlich erachtet. Denen reicht diese Verbindung mit Umsteigen in Bad Homburg.


    … Das ist nicht besser oder schlechter als der Vorschlag der BI, sondern etwas anderes. …

    Genau darum geht es, der Vorschlag der BI ist nicht unplausibel oder illegitim sondern lediglich eine andere Meinung, die keine politische Mehrheit hat.

    Welche Kriterien sollen denn sonst zur Grundlage genommen werden, wenn nicht die gesetzlichen?

    Leider das alte Problem vieler Gegner von auf Basis gesetzlicher Regelungen beschlossener Projekte zu glauben, es besser zu wissen und aufgrund dieses vermeintlich besseren Wissens über dem Gesetz zu stehen.

    Wir leben in einer Demokratie, da musst Du es akzeptieren, dass ein Teil der Bürger die Projekte ablehnt. Etliche der Bewertungsmaßstäbe sind eher willkürlicher Natur, d.h. sie hätten plausibel auch in einer anderen Form festgelegt werden können. Ein historisches Beispiel dafür wäre der Streit um den Bau der WAA in Wackersdorf. Da hatten die Gegner auch zu keinem Zeitpunkt das Gesetz oder die politische Mehrheit hinter sich. Trotzdem wurde so lange agitiert bis das Projekt gestoppt wurde, und oftmals wurde das Gesetz gebrochen beim Widerstand gegen die WAA. Diese historische Beispiel zeigt, dass Bewertungsmaßstäbe für staatliches Handel nicht unveränderlich sind, noch eine absolute Wahrheit wären.

  • Wo hat er das plausibel dargelegt? Doch nur wieder unter der Prämisse der Direktverbindungen nach Frankfurt, die die BI eben nicht als wesentlich erachtet. Denen reicht diese Verbindung mit Umsteigen in Bad Homburg.


    Zur Begründung des Verhabens sei auf den Erläuterungsbericht verweisen und auf den Ergebnisbericht der Frühen öffentlichkeitsbeteiligung, war hier alles schon mal verlinkt worden, aber lesen musst du schon selbst.


    Es kann sein, dass der BI weiterhin ein gebrochener Verkehr mit Umsteigen in HG genügt. Dieser Meinung dürfen sie sein, aber man muss diese Meinung nicht teilen, andere finden, dass es besser geht; Besser heißt, höheres Platzangebot, direkte Anbindung von Zielen, die bisher nicht direkt erreicht werden (F-West, Messe, Gallus und alles, was an der Stammstrecke liegt) und für viele Fahrgäste kein oder weniger Umsteigen. Die Elektrifizierung der Taunusbahn und Verlängerung der S5 wird den Menschen auch nicht oktroyiert, die Forderung nach einer verbesserten ÖPNV-Anbindung im Usinger Land kommt seit Jahr und Tag aus den Gemeinden, die alle im Zweckverband VHT vertreten sind, welcher der Vorhabenträger ist, also sozusagen von der Basis.


    Wenn die BI findet, Umsteigen in HG oder anderswo sei ok, muss sie doch gar nicht traurig sein, alle Fahrgäste zwischen Brandoberndorf und Usingen dürfen ja auch in Zukunft umsteigen und das sogar schon in Usingen.

  • Wieder falsch. Das klassische Wasserelektrolyseverfahren (Effizienz ~60%) hat eine Regelgeschwindigkeit von etwa 1%/Minute. Mal eben ein- und ausschalten mag das nicht, belastet die Elektroden.

    Wieder elegant am Problem vorbei argumentiert! Es geht nicht um die Kurzzeitregelung innerhalb von Minuten, dafür gibt es Pumpspeicherkraftwerke, die seit Jahrzehnten das Problem lösen. Sondern es wird Kraftwerksleistung im Winter benötigt, die grundlastfähig ist. Sowohl Solarkraftwerke wie auch Windkraftanlagen sind es nämlich nicht, und es kommt regelmäßig zu den sogenannten Dunkelflauten, die die Stromversorgung in Deutschland und Europa bedrohen. Die Speicherkapazitäten sind nämlich erschöpft und Anfang Januar wäre es beinahe zu einem Stromausfall in ganz Europa gekommen, wenn man in einigen Länder keine Lastabwürfe gemacht hätte.


    Batterien (und die Batterie in Autos gleich gar nicht) taugen nicht dafür, weil man im Sommer speichern muss, damit man im Winter ausreichend Energie hat.

  • Anfang Januar wäre es beinahe zu einem Stromausfall in ganz Europa gekommen, wenn man in einigen Länder keine Lastabwürfe gemacht hätte.

    Diese Aussage ist völlig richtig (wow!), und dennoch im Kontext völlig falsch und irreführend (also doch alles wie immer). Anfang Januar gab es einen ungeklärten* Spannungsabfall aus Rumänien, der wahrscheinlich mit dem plötzlichen Ausfall konventioneller Kraftwerkskapazität oder von Leitungskapazität zusammenhing. „Das Netz“ hat darauf genau so reagiert, wie es sollte und wir es das auch schon 1995 getan hätte. Variable Erneuerbare Energiequellen und Speicherkapazitäten oder gar Dunkelflauten** hatten damit exakt null zu tun.


    * : Mein letzter Wissensstand von vor ein paar Tagen


    ** : Ist das eigentlich die Sommerabschaltung von Kernkraftwerken wegen zu warmer Flüsse oder die Winterschaltung von Kernkraftwerken wegen zu kalter Flüsse?

  • 08 Jan paar Min nach 13 UTC. Zu den genauen Ursachen habe ich bisher immer noch nichts

    finden können (einzig Südosteuropa [Rumänien] als Störfallort, die dann Inselnetz wurden)

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • Rumänien hat sich aus dem Verbundnetz verabschiedet als dort schlagartig ca. 3 GW Erzeugerleistung weggefallen sind. Was genau passiert ist steht allerdings aus.
    Die Netzfrequenz sank innerhalb von Sekunden auf 49,75 Hz, was zum Abwurf des Netzes aus dem Verbund führte. Daraufhin gingen dann bei ein paar Hundertausend Rumänen das Licht aus, aber selbst das Restnetz konnte sich isoliert stabilisieren ohne komplett Zusammenzubrechen.


    Das ist ein sehr spannender Vorfall, da er in dieser Größenordnung extrem selten ist und genauere Analysen dazu werde ich auch suchen - aber: Das alles hat eher mit dem Kleinkrieg der Strombetreiber da unten zu tun, als mit erneuerbaren Energien...

    "Der Mensch, der so ehrbar im Einzelnen, aber so miserabel im Ganzen ist."
    Johann Wolfgang von Goethe