neuer OB wechselt alten Dienstwagen aus

  • @ tunnelklick: Ich stehe da aber auf meinem egoistischen Standpunkt, das gebe ich auch zu. Immerhin: der Dienstwagen wird eigens für den Mitarbeiter gekauft, gewartet, Steuern und Versicherung dafür gezahlt usw.usf. - die Züge hingegen fahren so oder so, ob wir als Eisenbahner als zusätzliche Fahrgäste nun drin sitzen oder nicht. Deshalb seh ich hier den "geldwerten Vorteil" nicht wirklich ein... klar, Gleichbehandlung mit anderen Betrieben gut und schön. - Es wär für mich auch alles kein Problem - wenn sich nicht die Herrschaften Volksverdreher gleichzeitig per Gesetz / Geschäftsordnung Bundestag / wasauchimmer selber gratis eine BC100 1st zugestehen würden!!! Wenn die Politiker ihre Fahrkarten ganz normal aus ihrem Einkommen bezahlen würden (bekommen doch genug!), können sie sich ja meinethalben gerne eine BC100 1st kaufen - aber von ihrem Geld!


    Aber mein Verständnis hört eben auf durch die Tatsache, daß DIE sich unbegrenzt Freifahrt selber zugestehen, aber bei uns die Steuer-SV-Daumenschrauben ansetzen - und das, wiewohl WIR denen die Karren erstmal fahren.


    Deshalb bin ich darüber so sauer. - Was das nun mit den Altschulden zu tun hat, erschließt sich mir jetzt nicht so recht... ist aber auch egal. Ich persönlich halt die Zwangs-Umwandlung der Staatsbahn in einen gewinnorientierten Wirtschaftsbetrieb nach wie vor für fatal, weil eben nur noch schiere Wirtschaftlichkeit eine Rolle spielt, der alles andere gnadenlos untergebuttert wird, aber da gehen die Meinungen auseinander - weiß und akzeptiere ich. Meine Lösung wär gewesen: Orientierung nicht auf Börsengang und Shareholder Value (oh nein, das Thema ist noch lange nicht vom Tisch - es ist erstmal verschoben, unbestimmt sogar, aber noch lange nicht endgültig abgesungen!), sondern auf, wenn möglich, Eigenwirtschaftlichkeit, also schwarze Null. Und mit Sicherheit keine Zerschlagung in x verschiedene Tochter-, Enkeltocher- und Urenkeltochter-Unternehmen, alle natürlich mit eigenem Vorstands-Wasserkopp (jaaaa, sehr wirtschaftlich :whistling: ), sondern nach wie vor EINE Bahn. Fährt der InterRegio 2773 eben gerade mal ein Minus ein, wird das durch den Bonus-Malus-Containerzug 56387 wieder abgedeckt, und gut ists. - Ja, ich weiß, Eurokratie-Regelungen zu Quersubventionen innerhalb eines Konzerns, blah-blah-blah, Eurokratie hier, EU-Regelung da, Brüssel dort... ging doch jahrzehntelang auch ohne diesen ganzen Scheiß! (Ja: Klartext!) Es gab die UIC, die technische und betriebliche Rahmen für internationale Verkehre und Fahrzeugeinsetzbarkeit erarbeitete - hat doch gereicht! Aber nööö, wir brauchen ja ein Brüssel, welches uns in den angestammten Eisenbahnverkehr unqualifiziert reinquasselt und mit Sachen wie Ausschreibungswahn oder überbordenden bürokratischen Regelungen, was an Unternehmensstrukturen und Querfinanzierungen erlaubt ist oder nicht, zutextet... naja.


    Deshalb mein "früher war alles besser"... da kommt man leicht vom Hundersten ins Tausendste.


    @ zip-drive: kann mir die Geschichte bildlich vorstellen... kenn ich, nur zu gut, aus eigener Erfahrung :evil: Liegt in erster Linie aber tatsächlich nicht an den Politikern, sondern an der Stasi-Mentalität, die sich seit Mehdorn massiv im DB-Konzern ausgebreitet hat: in nahezu jedem Fernverkehrszug (und auch in etlichen Regionalzügen) sitzt mindestens ein "Testreisender", das kann einer mit normaler Fahrkarte sein, aber auch einer mit DB-Fahrkarte, und der macht nichts anderes, als dem Zugpersonal hinterherzuschnüffeln und fein säuberlich zu erfassen, daß auch jaaaaaa zu 1000% die Regelungen gemäß Modul Blabberblubbergeierkasten und Zugbegleiter-Handbuch eingehalten werden, und zwar buchstabengetreu, und wehe, wenn nicht... dann "ruft" am nächsten Tag das "Gespräch" mit dem Teamleider, ggf. Abmahnung, in Einzelfällen auch Rausschmiß. Bei uns Lokführern können sie da relativ wenig ausrichten, weil wir schlicht gebraucht werden, beim Zugpersonal, noch dazu bei denen ohne betriebliche Befugnisse, ist das anders... die kann man leichter vom Arbeitsamt "nachziehen". Deshalb also diese Stasi-Mentalität... jeder, der im Zug sitzt, könnte ein Spitzel sein, also wird gerade gegenüber Mitarbeitern gnadenlos durchgegriffen, wenn mit deren Fahrkarte irgendwas nicht in absoluter Übereinstimmung mit dem Regelwerk steht. Hab ich alles schon selber durch :evil: Kollegialität? Vergiß es! "Ist nicht gewünscht!" Und wer von den Zugbegleitern noch was werden will, der hält sich besser daran, oder er bleibt auf ewig, wenn überhaupt dabei, nur kleiner x-ter Betreuer.


    Nachtrag: Auch Kollegialität, gerade zwischen Zub und übrigem Personal, war früher (TM) tatsächlich besser... da gab es Beanstandungen nur in wirklich berechtigten Fällen. Aber: Tendenz hier weiter abnehmend... wie gesagt, ist schlicht unerwünscht, erwünscht sind gegenseitige Kontrolle und Überwachung. Aber wehe, ein Zugbegleiter bittet in der knacke-vollen 1. Klasse eines IC (z.B. wegen Messeverkehr so voll), in der Fahrgäste mit regulär gekauften Fahrscheinen stehen müssen, weil alle Sitzplätze belegt sind, einen DB-Schlips (wer das ist, weiß man ja anhand der Fahrkartenkontrolle), für die zahlenden Reisenden Platz zu machen... kann gutgehen, ist aber auch schon mehrfach vorgekommen, daß diejenigen Zugbegleiter dann mit "Anrufen aus der Zentrale" bedroht wurden, alles schon dagewesen. Aber Hauptsache, man hetzt die "Kleinen" gegenseitig aufeinander :wacko:


    Eingerissen ist all das erst unter Mehdorn, da aber massiv... Grube hat zwar möglicherweise gute Absichten, kommt aber gegen den Mehdorn-Filz, der zwischen der obersten Leitungsebene und den Mitarbeitern steht, einfach nicht an, so jedenfalls mein Eindruck.


    So... genug aus dem Nähkästchen geplaudert... jetzt kann die Securitate losschnüffeln, wer sich hier dermaßen ausläßt, nur zu, ich erwarte gar nichts anderes :evil: Ich weiß schon, warum ich von keinem Dienst-Gerät aus hier rein gehe.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

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  • >die Züge hingegen fahren so oder so, ob wir als Eisenbahner
    >als zusätzliche Fahrgäste nun drin sitzen oder nicht. Deshalb
    >seh ich hier den "geldwerten Vorteil" nicht wirklich ein...


    Alternativ zu der Fahrt, würdest Du entweder ein anderes
    Verkehrsmittel wählen (zB Tankkosten PKW) oder die Fahrt
    gar nicht erst antreten, damit keine Kosten entstehen.
    Und dadurch entsteht dann der finanzielle Vorteil.


    >Aber mein Verständnis hört eben auf durch die Tatsache,
    >daß DIE sich unbegrenzt Freifahrt selber zugestehen, aber
    >bei uns die Steuer-SV-Daumenschrauben ansetzen


    Wäre daraus aber dann nicht die Folge, daß jedem in irgendeiner
    Art kostenloser Transport zu Verfügung stehen müsste und nicht
    nur Eisenbahnern als erweiterer Kreis (zB kostenfrei Tanken, Taxi-
    abo,....je nach Präferenz)

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  • Falsch, das hat nix mit Mehdorn'scher Unternehmenführung zu tun, sondern ist die gesetzliche Folge der Bahnreform: die Übertragung der Verantwortlichkeit für den Regionalverkehr auf die Bundesländer. Der Regionalverkehr wird von den Aufgabenträgern bestellt und bezahlt. ....

    ...und wer war bei den Verhandlungen über die Bahnreform, die speziell die Option zum Börsengang der DB zum Ziel hatte, dabei?


    fmm_de

    Avatar: Relikt! Remember Linie 5 Liebfrauenstraße!

    Einmal editiert, zuletzt von fmm_de ()

  • die Züge hingegen fahren so oder so, ob wir als Eisenbahner als zusätzliche Fahrgäste nun drin sitzen oder nicht. Deshalb seh ich hier den "geldwerten Vorteil" nicht wirklich ein...

    Die gleiche Argumentation wird von Schwarzfahrern auch verwendet. Die Bahn fährt doch sowieso, ob ich da nun auch noch drin sitze oder nicht, also warum soll denn ausgerechnet ich dafür bezahlen? :rolleyes:


    Zitat

    wenn sich nicht die Herrschaften Volksverdreher gleichzeitig per Gesetz / Geschäftsordnung Bundestag / wasauchimmer selber gratis eine BC100 1st zugestehen würden!!! Wenn die Politiker ihre Fahrkarten ganz normal aus ihrem Einkommen bezahlen würden (bekommen doch genug!), können sie sich ja meinethalben gerne eine BC100 1st kaufen - aber von ihrem Geld!

    Zum einen hört sich das nach Selbstbedienungsmentalität a la Schwarzfahrer an, so als würden die des nachts bei der DB einbrechen und sich die Bahncard(s) First gleich reihenweise unter den Nagel reißen :D. Dem ist aber nicht so, die derzeitigen Damen und Herren Abgeordneten haben damit wenig zu tun und soweit ich weiß, gibt es darüber auch kein Gesetz. Vielmehr ist dieses Vorrecht m.W. ein Relikt aus Zeiten des preußischen Obrigkeitsdenkens der Kaiserzeit, das die Reichsbahn per Vereinbarung verpflichtete, Staatsdienern insofern entgegen zu kommen (...weil sie ja ohnehin fährt, s. o.).


    Diese Regelung wurde von der DB übernommen (und von der Reichsbahn auch zu DDR Zeiten beibehalten, wenn ich mich nicht irre?) und später an die Bahn AG als Rechtsnachfolger übertragen. Ob die Bahn dafür vom Bund eine Pauschale bekommt (nach Art der Ausgleichszahlungen für den Schülerverkehr), entzieht sich meiner Kenntnis. Falls ja, wäre für mich damit alles in bester Ordnung. Falls nein, läge es doch an dem "Wirtschaftsunternehmen" Bahn AG, dies zu ändern, oder?


    Zum anderen weiß ich nicht, warum Du unsere Abgeordneten "Volksverdreher" nennst. Spricht daraus etwa Neid oder gar Hass auf das System? Wäre Dir eine Diktatur etwa lieber? Ich bin gegen solche Sprüche allergisch. Da wir in einer Demokratie leben, hat bei uns J E D E R einzelne die Möglichkeit, sich politisch zu engagieren um Dinge zu ändern, die ihm nicht passen. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich an seinen zuständigen "Volksverdreher" zu wenden oder, falls kein Vertrauen zu diesem vorhanden weil Aversionen gegen diese Berufsgruppe bestehen, sich per Petition an den Bundestag zu wenden. Oder eine Bürgerinitiative zu gründen. Oder eine Demo zu organisieren. Oder, oder...


    Möglichkeiten sich als Bürger einzubringen gibt es bei uns genug. Wer von all diesen Möglichkeiten keinen Gebrauch macht, soll aber bitte nicht meckern oder über die herziehen, die es tun! Dazu zählen auch unsere Abgeordneten, von denen die Mehrheit gewiß nicht in die Politik gegangen ist, um sich zu bereichern (denn das kann man in der Wirtschaft viel, viel besser), sondern aus Überzeugung. Ob die immer richtig ist oder dem einzelnen von uns gefällt, ist eine andere Sache, nur muss dann doch eine Mehrheit von uns eben genau diese Personen wegen (oder trotz) ihrer Enstellung dort hin gewählt haben! Logische Konsequenz wäre dann, unsere Mitbürger dafür zu kritisieren oder sich mit ihnen auseinanderzusetzen, um das Schiff bei der nächsten Wahl in eine andere Richtung zu lenken. Natürlich gibt es auch schwarze Schafe in der Politik, so wie überall. Aber muss man deswegen immer gleich so pauschalisieren?


    Aber das nur nebenbei, darauf wollte ich nicht hinaus. Eigentlich wollte ich als Punkt 2 die Frage aufwerfen, woher Du wissen willst, dass Abgeordnete ihren "geldwerten Vorteil", der aus den Freifahrten resultiert, nicht versteuern müssen?

  • Weil wir in der Bananenrepublik Deutschland leben? Zumindest von der Bundespolitisch habe ich auch keine Höhe Meinung...

    "Der Mensch, der so ehrbar im Einzelnen, aber so miserabel im Ganzen ist."
    Johann Wolfgang von Goethe

  • ...und wer war bei den Verhandlungen über die Bahnreform, die speziell die Option zum Börsengang der DB zum Ziel hatte, dabei?

    Damals war Heinz Dürr noch Präsident der Deutschen Bundesbahn, der vorher im Vorstand der AEG war. Verkehrsminister war zu der Zeit Günther Krause (der mit der Putzfrauenaffäre...). Günther Krause war bekanntlich Ostdeutscher und m. E. der falsche Mann auf dem falschen Platz, gewissermaßen ein "Quoten-Ossie". An einen schlechteren und unprofessionelleren Verkehrsminister kann ich mich jedenfalls nicht erinnern. Und wer hatte ihn auf diesen Posten gesetzt? Na, wer wohl? Der Mann, der immer wieder betonte, die Wirtschaft werde es schon (hin-) richten und ansonsten bestehe kein Handlungsbedarf 8). Da muss man sich über das Ergebnis doch nicht wundern, oder?



    @setha: Die Bundespolitisch? Die Höhe Meinung? Seit wann bist Ausländer? :rolleyes: :D

  • Handy mit Autocorrect und keine Zeit zum Korrekturlesen ergibt sowas wie oben...
    Das sollte eigentlich "Zumindest von der BundespolitiK habe ich auch keine hohe Meinung..."


    Ich höre die immer gleichen Eierköppe immer wieder das Gleiche sagen (übrigens leider Parteiübergreifend) und denke bei mir "Glauben die das was die das sagen wirklich oder halten die uns einfach nur für blöd?"


    Volker Pispers hat meine Probleme mal in einem schönen Aufsatz zusammengefaßt:
    "Dieses ewige Gerede von der Politikverdrossenheit. Wenn jemand nicht mehr zur Wahl geht, dann heißt das doch nicht das er Politkverdroßen ist - dann heißt das doch nur, dass er nicht mehr das Gefühl hat da noch irgendeine Wahl zu haben. [...]
    Hier ist keiner Politikverdroßen - wir sind Politikerverdroßen, meine Damen und Herren! Und das völlig zu Recht..."
    -Ausschnitt aus "Bis neulich" (Wer ihn noch nicht kennt mal reinschauen - Volker Pispers und Georg Schramm machen politisches Kabarett, das einem das Lachen im Halse steckenbleibt...)

    "Der Mensch, der so ehrbar im Einzelnen, aber so miserabel im Ganzen ist."
    Johann Wolfgang von Goethe

    Einmal editiert, zuletzt von sethaphopes ()

  • [...] Zum anderen weiß ich nicht, warum Du unsere Abgeordneten "Volksverdreher" nennst. Spricht daraus etwa Neid oder gar Hass auf das System? Wäre Dir eine Diktatur etwa lieber? Ich bin gegen solche Sprüche allergisch. Da wir in einer Demokratie leben, hat bei uns J E D E R einzelne die Möglichkeit, sich politisch zu engagieren um Dinge zu ändern, die ihm nicht passen. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich an seinen zuständigen "Volksverdreher" zu wenden oder, falls kein Vertrauen zu diesem vorhanden weil Aversionen gegen diese Berufsgruppe bestehen, sich per Petition an den Bundestag zu wenden. Oder eine Bürgerinitiative zu gründen. Oder eine Demo zu organisieren. Oder, oder...


    Möglichkeiten sich als Bürger einzubringen gibt es bei uns genug. Wer von all diesen Möglichkeiten keinen Gebrauch macht, soll aber bitte nicht meckern oder über die herziehen, die es tun! Dazu zählen auch unsere Abgeordneten, von denen die Mehrheit gewiß nicht in die Politik gegangen ist, um sich zu bereichern (denn das kann man in der Wirtschaft viel, viel besser), sondern aus Überzeugung. Ob die immer richtig ist oder dem einzelnen von uns gefällt, ist eine andere Sache, nur muss dann doch eine Mehrheit von uns eben genau diese Personen wegen (oder trotz) ihrer Enstellung dort hin gewählt haben! Logische Konsequenz wäre dann, unsere Mitbürger dafür zu kritisieren oder sich mit ihnen auseinanderzusetzen, um das Schiff bei der nächsten Wahl in eine andere Richtung zu lenken. Natürlich gibt es auch schwarze Schafe in der Politik, so wie überall. Aber muss man deswegen immer gleich so pauschalisieren? [...]

    Sehr gut geschrieben! :thumbup:

    Gruß, 420 281-8
    Jeder Mensch hat ein zweites Gesicht ...

  • 420 281-8: Schankedön!


    Zumindest von der BundespolitiK habe ich auch keine hohe Meinung

    Die habe ich auch nicht von der Landespolitik hier in Hessen. Genau an dem Punkt fängt es doch an, dass ich mich eigentlich selbst einbringen müsste. Wenn jemand aber, so wie ich - aus welchen Gründen auch immer, seinen Arsch nicht hoch bekommt um das auch umzusetzen, dann habe ich m. E. auch nicht das Recht, mich so weit aus dem Fenster zu lehnen und alles um mich herum schlecht zu reden. Sachliche und destruktive Kritik sind zweierlei verschiedene Dinge...


    Zitat

    Wenn jemand nicht mehr zur Wahl geht, dann heißt das doch nicht das er Politkverdroßen ist

    Nein, nicht zwangsläufig. Dafür mag, es unterschiedliche Gründe geben, von denen ich einige auch akzeptieren mag. Für mich persönlich kam das jedoch noch nie in Frage, ich nehme seit fast 40 Jahren an jeder Wahl teil, weil ich nicht einsehen kann, dass ich es komplett anderen überlassen sollte, zu entscheiden, wer künftig über mich hinweg bestimmt. Ein groß Teil derer, die nicht zur Wahl gehen, macht es sich m. E. aber zu leicht. Nicht zur Wahl gehen, weil es angeblich keine Alternative gibt, oder weil "die da oben doch eh' alle machen, was sie wollen", um dann hinterher umso lauter meckern zu können (ei, ich habs doch immer schon gesagt...). Leider wird diese Einstellung und damit auch der Anteil der "Poliikverdroßenheit" von der jetzigen Bundesregierung noch angeheizt, weil deren Politik ja angeblich so "alternativlos" ist...


  • Diese Regelung wurde von der DB übernommen (und von der Reichsbahn auch zu DDR Zeiten beibehalten, wenn ich mich nicht irre?) und später an die Bahn AG als Rechtsnachfolger übertragen. Ob die Bahn dafür vom Bund eine Pauschale bekommt (nach Art der Ausgleichszahlungen für den Schülerverkehr), entzieht sich meiner Kenntnis. Falls ja, wäre für mich damit alles in bester Ordnung. Falls nein, läge es doch an dem "Wirtschaftsunternehmen" Bahn AG, dies zu ändern, oder?


    Ich glaube eher nicht, dass der Bundestag der Bahn etwas zahlt, aber glauben ist was anderes als wissen. Im übrigen ist die Freifahrt der Abgeordneten keine eisenbahnrechtliche Materie, also keine Leistung, über deren Erbringung oder Abschaffung die Bahn entscheiden könnte. Es ist eine Materie des Abgeordnetenrechts, deshalb stehts ja auch im Abgeordnetengesetz.
    Das war nicht immer so. In der Reichsverfassung von 1871 gab es ein Diätenverbot für Abgeordnete, d.h. nur reiche Leute, die über genügend Vermögen verfügten, konnten sich ein Mandat leisten; das hat natürlich die SPD schwerst benachteiligt, deren Klientel sich ein Abgeordnetenmandat nicht ohne weiteres leisten konnte. Ab dem 1.1.1874 wurde das Diätenverbot gelockert und die Abgeordneten erhielten die gesetzliche Freifahrt mit der Reichsbahn. Erst 1906 wurde auf Betreiben der SPD die Verfassung geändert und das Diätenverbot abgeschafft; ab da gab Tage- oder Sitzungsgelder - und die Freifahrt und ab da konnten vermehrt Nichtvermögende ein Mandant anstreben. In der Weimerer Reichsverfassung erhielt die Abgeordnetendiät Verfassungsrang - die Freifahrt wurde beibehalten. Und dabei ist es bis heute geblieben.


    Daraus folgt: die Freifahrt der Abgeordneten ist keine Abzocke oder so was, sondern eine von der SPD mühsam erkämpfte politische Errungenschaft; ob sie in dieser Form vor dem Hintergrund massivst abgehobener Diäten und Versorgungsansprüche der Mandatsträger und zahlreichen anderen Reisemöglichkeiten noch ihre Berechtigung hat, ist die Frage, aber wirtschaftlich fällt sie nicht ins Gewicht. Die geschichtliche Betrachtung zeigt, dass es hier eher um eine symbolbehaftete Tradition geht.

    Einmal editiert, zuletzt von tunnelklick () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • >Wenn jemand nicht mehr zur Wahl geht, dann heißt das
    >doch nicht das er Politkverdroßen ist - dann heißt das
    >doch nur, dass er nicht mehr das Gefühl hat da noch
    >irgendeine Wahl zu haben.


    Immer wenn ich wählen war, standen mehr als nur die
    5+1 im Bundestag sitzenden Parteien auf der Liste.
    Wenn man diese Auswahl effektiv ausnutzt, dann sitzen
    ganz schnell ein paar mehr Parteien im Bundestag....
    ....meinst du nicht, daß das zu einem Umdenken von den
    führt, die sich auf ihren Lorbeeren ausruhen und der
    Dekadenz fröhnen?!
    Es reicht ja schon, wenn der Kleinviehkram an 4,9% herum-
    kratzt....und die 5+1 sich mit Ergebnissen wie 15% und weniger
    präsentieren.....wie wollen die denn ihren "Wahlsieg" in der
    Pressekonferenz dann verkaufen?!
    Man kann Druck von unten machen - man muß sich nur dazu
    aufraffen! Das geht zum Beispiel auch mit Partei(mit)arbeit.
    Die Piraten wären eine zB eine Möglichkeit, wenn einem Urheber-
    rechte reichlich egal sind.

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


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  • Dann will ich mal wieder... 'tschuldigung, falls etwas kurz, aber muß dann auch schon gleich wieder los.


    Die gleiche Argumentation wird von Schwarzfahrern auch verwendet. Die Bahn fährt doch sowieso, ob ich da nun auch noch drin sitze oder nicht, also warum soll denn ausgerechnet ich dafür bezahlen? :rolleyes:


    Tatsache, meine Argumentation ähnelt ja wirklich der der Schwarzfahrer - mir noch nicht aufgefallen. Nur einen entscheidenden Unterschied gibt es: hier möchte ich für mich als Mitarbeiter, also als einer, der, wenn er auf der Arbeit ist, erstmal dafür sorgt, daß eben jene Züge überhaupt fahren, mitfahren, und zwar ohne ewige Kostenbelastungen... erst recht nicht für den Staat, der daran aber ab-so-lut keinen Anteil hat. Würde die DB sagen, also, liebe Mitarbeiter, Freifahrt ist nicht mehr, pro Freifahrt 20 € in unsere (!) Kasse - alles klar, kein Thema, immerhin erbringen die ja dann auch noch die Leistung dafür. Was erbringt der Staat mit dem Konstrukt "Geldwerter Vorteil"? In meinen Augen nur pure Abfasserei, und das wie gesagt gegenüber denjenigen, die mit ihrer Arbeit ebenjene Züge überhaupt erstmal fahren lassen. Und das ist der Unterschied zum Schwarzfahrer: dieser ist eben nicht Bestandteil des Verkehrsbetriebes, bringt für diesen also auch keine Leistung. Ich hingegen, wenn ich arbeitstags aktiv am Gesamtergebnis mitarbeite, tue das sehr wohl.


    Ich hätte auch kein Problem damit, wenn z.B. Lufthansa-Mitarbeiter gratis mitfliegen, REWE-Mitarbeiter zum Einstandspreis der Kette einkaufen können (gratis werden die es wohl auch nicht bekommen; oder wenn, daß sie sich Sachen, die sonst sowieso in den Müll fliegen würden, gratis mitnehmen dürfen), Mitarbeiter eines Busbetriebes gratis mit den eigenen Bussen mitfahren dürfen... undsoweiter. Wär für mich das Normalste von der Welt - und zwar ohne staatliche Intervention oder gar Abkassiererei, denn was anderes ist es in meinen Augen nicht mehr. Komme gleich weiter unten noch dazu.


    Zitat

    Wäre Dir eine Diktatur etwa lieber?


    Jetzt kommen wir zum Kern der Sache.


    Meine Meinung (muß man nicht teilen, bleibt aber trotzdem meine Meinung): wir haben doch längst eine Diktatur! Oh, die heißt natürlich nicht so, es gibt freie, gleiche und geheime Wahlen, offiziell Meinungsfreiheit usw. - sieht alles erstmal recht gut aus. Gebe ich gerne zu.


    Aber: was passiert nach der Wahl? Richtig - vor der Wahl wird von Politikern aller Parteien die Schnauze aufgerissen bis zum Anschlag und das Blaue vom Himmel herunter versprochen, nach der Wahl gilt: ääääh, haben wir gar nicht so gemeint, geht alles gar nicht - wir machen das Gegenteil von dem, was wir versprochen haben, das ist leider "alternativlos".


    Und zur Diktatur: keine Diktatur eines einzelnen Herrschers oder einer einzelnen Partei. Nein. Aber: eine Diktatur des Kapitals! Ich vertrete die Meinung: seit mindestens 15 Jahren, eher länger, leben wir in einer Diktatur des Kapitals! Der Finanzkapitalismus bestimmt, verlangt etwas, und sofort wird gesprungen. Siehe "Bankenrettung": in Deutschland fehlt Geld an allen Ecken und Enden (ja, auch in unserem Fachsektor), aber über Nacht, mit einem Fingerschnipsen, wurden gaz locker-flockig mal 100 Milliarden (!!!) Euro lockergemacht: ja, die Banken müssen gerettet werden! Ups, haben sich verspekuliert, die Armen... buuu-huuu. Was passiert mit Dir oder mir, wenn wir uns "verspekulieren"? Richtig - Gerichtsvollzieher und Zwangsvollstreckung, Pfändung allen, dessen habhaft geworden werden kann - interessiert keinen, da gibts keine Rettung, außer vielleicht die Privatinsolvenz (Gerichtstitel bleiben trotzdem 30 Jahre lang gültig). - Oder, noch verrückter, der Euro... schon die Einführung desselben war eine absolute Mißachtung des Volkswillens, also dessen, was eine Demokratie doch ausmachen sollte. Über die Aufgabe der nationalen Währung (die ja, wie wir wissen, ein Abbild der jeweiligen Volkswirtschaft ist) wäre doch eine Volksabstimmung nicht zuviel verlangt gewesen? Die wär nämlich mit Pauken und Trompeten krachen gegangen... das wußte die Politik natürlich, also wurde einfach die Euro-Einführung für Deutschland durchgedrückt, Volkswillen: bah, wen interessiert denn der. Bitte nicht falsch verstehen: ich will keinen Krach und erst recht keinen Krieg mit anderen Ländern, sondern ein friedliches Zusammenleben, gern auch mit allen Freiheiten - aber die Währungssouveränität mal einfach so über Bord werfen und das eigene Land in eine Gemeinschaftswährung reinbringen, von der von Anfang an klar war, daß sie nicht funktionieren kann, weil die darin enthaltenen Volkswirtschaften einfach zu inhomogen sind, ist nun wirklich keine Vertretung des Volkes mehr - das einzig passende Wort, was mir dafür einfällt: Hochverrat am deutschen Volke.


    "Ich schwöre (...), Schaden vom deutschen Volk fernzuhalten" - ach ja? Tatsächlich? Deswegen werden wohl fast täglich neue Bürgschaften für alle möglichen anderen Länder ausgereicht, Schuldenschnitte hingenommen, Steuergeld nach Brüssel geschossen, aber im eigenen Land heißts ständig nur, egal, worum es geht "tja, Pech gehabt, Kassen sind leer"? Das ist Demokratie? Ui. Irgendwas hab ich da wohl falsch verstanden.


    "Der Abgeordnete ist in seinen Entscheidungen nur seinem Gewissen verpflichtet" - ha! Lachhaft! Wird ja sogar schon in den Nachrichten zugegeben, daß bei systemrelevanten Entscheidungen eben dieser Passus, der sich auf dem Papier wirklich gut liest, mit Füßen getreten wird - Parteiräson ist angesagt! Und wehe, einer wagt es sich und stimmt gegen die Parteilinie, weil er eben nicht überzeugt von dieser Linie ist - dessen Karriere als "Parteisoldat" ist damit beendet, und das tut sich natürlich keiner an.


    Ansonsten, wie gesagt: für den Finanzsektor, Bankenrettung, Euro-Rettung (die meiner Meinung nach, am Rande bemerkt, nur so funktionieren könnte: nicht Griechenland oder sonstwer, nein, Deutschland tritt aus dem Euro aus - unsere Volkswirtschaft ist schlicht zu stark, da können die Mittelmeerstaaten gar nicht mitziehen, egal, wie sehr sie es versuchen) wird Geld ohne Ende lockergemacht (neues Griechenland-Rettungspaket... der nächste Euro-Stabilitätsschirm... Deutschland zahlt die nächsten 27 Milliarden bar in den nächsten wasweißich-Rettungsschirm... undsoweiter, die Spirale dreht sich seit mindestens zwei Jahren ins Endlose, die Risiken für den deutschen Steuerzahler überblickt längst kein Mensch mehr), für alles andere fehlt es. Das ist also "Schaden vom deutschen Volk abwenden und dem Volk dienen"? Merkwürdiges Verständnis.


    Dann sehe ich in den Nachrichten die Bilder von gewalttätigen Demonstrationen in Athen, Barcelona, Madrid, Rom, auch Paris inzwischen... und sehe dabei die Zukunft: die Bilder bleiben dann gleich, nur steht unten drunter dann Frankfurt oder Berlin. Wie das? Sehr einfach: wir retten und retten und retten, bürgen ohne Ende, geben Kredite ohne Ende... dabei ist längst abzusehen, daß der Euro-Laden nicht mehr zu halten ist. Was passiert jetzt, wenn die anderen Euro-Länder eines nach dem anderen pleite gehen - selbst in Frankreich, der zweitgrößten Volkswirtschaft, zeigt der Daumen ja inzwischen deutlich nach unten? Wer rettet dann uns? Richtig - gar keiner. Und dann? Ich warte, ganz ehrlich, jeden Tag darauf, daß es heißt "ein Eurokrisen-Notopfer ist alternativlos, von jedem Mitglied der Bevölkerung werden 50% seines Vermögens eingezogen und für die Kreditbedienung der ganzen Euro-Schirme verwendet". - Vielleicht sehe ich das auch zu schwarz... aber eines sehe ich:


    Wen man wählt, ist hintenraus inzwischen tatsächlich ziemlich egal, es wird passend gerechnet (wurde es jedenfalls noch zur letzten Bundestagswahl). CDU + FDP hatten zusammen eben keine 50% der Zweitstimmen, von einem "eindeutigen Wählerauftrag" konnte keine Rede sein - vollständig demokratisch legitimiert sieht bei mir anders aus. Stattdessen kam der Trick mit den Überhangmandaten zur Geltung; ist ja inzwischen zum Glück abgeschafft. - Und wenn man die Nichtwähler als Partei ins Wahlergebnis einbeziehen würde, wär der Bundestag ziemlich leer... wie gesagt, eine eindeutige demokratische Legitimation sieht anders aus. - Sicher, hier ist die Bevölkerung natürlich gefragt, eben nicht nur der ewig gleichen Meinungsmache der S**in***r-Presse zu glauben (die sich aktuell gegen die Grünen einschießt, scheinbar wurden die von den Analysten als größte derzeitige Gefahr für den neoliberalern Regierungskurs - aka Diktatur des Kapitals!! - erkannt; vor vier Jahren wars noch die Linkspartei; apropos Meinungsmache: Schwarz-Gelb kam ja nur durch massives Pushen der S**in***r-Presse zustande, wer erinnert sich nicht an den Sommer 2009, jeden Tag konnte man es riesengroß lesen: "Jetzt spricht Westerwelle!", "Guido schreibt in Bild!", "Westerwelle hat DIE Antworten!" usw., ohne dieses Pushen wäre nie und nimmer ein zweistelliges Ergebnis zustande gekommen - klar, die große Masse läßt sich leider leicht und gerne in die gewünschte Richtung beeinflussen, und eine ähnliche Kampagne sehe ich für nächstes Jahr kommen), sondern mal das Gehirn einzuschalten und eben mal nicht treu-doof-brav bei CDU oder FDP anzukreuzen, "weil man das ja schon immer so gemacht hat". Trotzdem schmeckt mir absolut nicht, daß ich (ja, auch ich ganz persönlich!) dann jedes Mal aufs Neue die Dummheit des Volkes ausbaden muß... eben weil die Schafe alle brav dem Leithammel hinterher rennen. - - - Wollte aber sagen: wen man wählt, ist hintenraus ziemlich wurscht: entweder die CDU stellt die Kanzerlin, oder die SPD. Ergebnis wird mit größter Wahrscheinlichkeit eh nur eine Große Koalition, und einmal an der Macht, ist die SPD so dunkelrot, daß sie gar noch schwärzer ist als die CDU selbst - siehe 2005: Merkel hatte im Wahlkampf eine Erhöhung der MWSt. von 16 auf 18% angekündigt, die SPD wetterte dagegen wie nur was. Kaum mit an der Regierung, gabs noch 1% Münte obendrauf: die 2 Prozentpunkte von Frau Merkel + als "Bonus" noch einen weiteren Prozentpunkt vom ihm Wahl-(Show-)Kampf erbittertsten Gegner! Aha! Sehr glaubwürdig... und wenn ich den jetzigen Kanzlerkandidat sehe... nun ja. - Oder, aus der Regierungszeit der SPD: die Hartz-Gesetze! Nur deshalb haben wir doch heute Busfahrer, die als Aufstocker unterwegs sind - sind das etwa Bedingungen, die den Willen des Volkes widerspiegeln? Kann ich nicht glauben!!


    So... das soll für heute reichen. Nichts für ungut, aber ich muß langsam los zur Arbeit.


    Noch ganz kurz: ich war ebenfalls bisher zu jeder Wahl, zu der ich gehen durfte. Versteht sich von selbst... auch, daß ich meinen Überzeugungen entsprechend angekreuzt habe. Genützt hats nur leider bis heute gar nichts, was mich nicht abhalten wird, es wenigstens weiterhin zu versuchen.


    Ansonsten ist all das meine persönliche Meinung - wie gesagt: muß nicht jeder teilen, das ist mir klar.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • >Würde die DB sagen, also, liebe Mitarbeiter, Freifahrt ist nicht mehr, pro Freifahrt 20 € in unsere (!) Kasse


    Und davon würde der Staat Steuern kassieren..... (Mwst wahrscheinlich)
    Nur daß man dann zusätzlich Geld an den Konzern abgeben würde.
    Weiterhin müsste der zu zahlende Betrag einen gewisse realistische
    Höhe haben, sonst könnte unter Umständen ein parallel fahrendes
    Unternehmen (zB Meinbus) in Bezug auf dies sich beschweren:
    http://www.bundeskartellamt.de…achung_Einstandspreis.pdf
    Gegenwärtig sieht es doch so aus, daß die Freifahrt an sich kostenlos
    ist? (oder ist das falsch?)


    Was an der Steuerregelung zu bemängeln ist - im Lohnsteuerjahresausgleich
    wird dieser nicht aufs Jahr umgelegt, sondern bleibt auf den einzelnen Monaten.
    Außerdem sollte bei Überschreiten des Freibetrages dieser auch abgezogen
    werden.


    >Aber: was passiert nach der Wahl? Richtig - vor der Wahl wird von
    >Politikern aller Parteien die Schnauze aufgerissen bis zum Anschlag
    >und das Blaue vom Himmel herunter versprochen, nach der Wahl gilt:
    >ääääh, haben wir gar nicht so gemeint, geht alles gar nicht - wir
    >machen das Gegenteil von dem, was wir versprochen haben, das
    >ist leider "alternativlos".


    Das ist aber nicht diktatorisch.
    Die 7%-Hotelmehrwertsteuer gäbe es zB sicherlich nicht, wenn die FDP
    es nicht in die Regierung geschaft hätte.
    Man muß vor der Wahl zwischen den Zeilen lesen....ist es umsetzbar
    mit der gegenwärtigen Haushaltslage? Wo würde im Gegenzug Einspar-
    ungen anfallen?
    Wer den Wahlversprechungen glaubt, der futtert auch jeden Tag eine
    Monsterbacke:
    http://www.morgenweb.de/polopo…atives/text_550/image.jpg


    >Oder, noch verrückter, der Euro... schon die Einführung desselben
    >war eine absolute Mißachtung des Volkswillens


    Ich finde den Euro gut - nur die Umsetzung nicht. Somit war das nur
    eine eingeschränkte Mißachtung für mich und keine absolute.
    Ich ich glaube kaum, daß der mit 90+% abgeleht geworden wäre.
    (Dänemark lehnte mit 53,1% ab!)


    Es geht nicht ohne gemeinsame Politik (Binnenwirtschaft, Zollgebühren, Steuern,...)


    >Stattdessen kam der Trick mit den Überhangmandaten zur Geltung; ist ja inzwischen zum Glück abgeschafft.


    Dafür braucht man wohl bald einen etwas größeren Plenarsaal :rolleyes:
    Nur mal als Vergleich - in Großbritannien wird das House of Commons nur nach einem
    der Erststimme entsprechendem Prinzip gewählt! Da gibt es kein Verhältnis
    nach Stimmenzahl bei den Abgeordneten.
    Hauptproblem bei unserem Wahlrecht aus meiner Sicht waren die Art und
    Weise wie die Aufteilung der Verhältnismandate auf die Bundesländer erfolgte
    in Verbindung mit der Anrechnung der Direktmadate (und dadurch das
    "negative Stimmgewicht" auslösten), sowie ist die 5% Hürde (wobei die
    netterweise die NPD und Konsorten fernhält)

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • Da schließe ich mich Darkside mal weitestgehend an...


    Zusätzlich:

    Zitat

    Über die Aufgabe der nationalen Währung (die ja, wie wir wissen, ein Abbild der jeweiligen Volkswirtschaft ist) wäre doch eine Volksabstimmung nicht zuviel verlangt gewesen? Die wär nämlich mit Pauken und Trompeten krachen gegangen...

    Da wäre ich mir auch nicht so sicher.


    Zitat

    das wußte die Politik natürlich, also wurde einfach die Euro-Einführung für Deutschland durchgedrückt, Volkswillen: bah, wen interessiert denn der.

    Da möchte ich mal an die damalige Diskussion über die Einführung von Plebisziten ins gesamtdeutsche Grundgesetz erinnern. Da hat sich eigentlich nur die damalige Regierungspartei mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, sowie des Koalitionsfriedens halber ihr Anhängsel. Und trotzdem wurde sie wieder gewählt, hauptsächlich dank der damaligen Neubürger, denen ansonsten das blaue vom Himmel herunter versprochen wurde. Mit der Europäischen Union und der Einführung des Euro wollte der Herr aus Oggersheim schließlich ungestört in die Geschichtsbücher eingehen, was ihm letztlich mit Hilfe der Herren Mitterand und Chirac auch gelungen ist. Volksabstimmungen interessierten die meisten damaligen Ostbürger wohl auch aufgrund ihrer Vergangenheit eher weniger, man kannte es ja nicht anders. Bananen und Westmark waren damals erst mal viel wichtiger ;). Folglich steht es heute genau so wenig im Grundgesetz wie all die Jahre davor, in denen die Alliierten den Deutschen eine gewisse Politikmündigkeit nicht zutrauten...


    (Nein, bitte keine Schuldzuweisung da herauslesen...)

  • Charly: Ich wurde 1990 eingeschult, bin also, was die Wahlen damals angeht, ziemlich schuldlos. Ich kann gut verstehen, dass es für Westdeutsche Arbeiter (=SPD-Wähler?) leicht ist, die Ossis für die verlorene Wahl verantwortlich zu machen, aber Wikipedia behauptet, dass Schwarz-Geld auch im Westen über 50% der Stimmen hatte (54,9% im Osten, 54,7% im Westen).


    Hi Tatrafan, ich finde, du schießt ein wenig über das Ziel (oder die Ziele) hinaus.

    [der] Staat [hat] ab-so-lut keinen Anteil […] Würde die DB sagen, also, liebe Mitarbeiter, Freifahrt ist nicht mehr, pro Freifahrt 20 € in unsere (!) Kasse - alles klar, kein Thema, immerhin erbringen die ja dann auch noch die Leistung dafür.

    Wenn dieses Konstrukt gewählt würde, würdest du wahrscheinlich mehr Geld von deinem Arbeitgeber fordern, oder? Wenn du nicht selbst, dann die GdL. Und dieses Mehr an Lohn müsstest du versteuern. Genau dadrum geht's. Die Freifahrt, die du bekommst, kriegst du anstatt mehr Lohn. Deswegen wird die Freifahrt versteuert.


    Aber: was passiert nach der Wahl? Richtig - vor der Wahl wird von Politikern aller Parteien die Schnauze aufgerissen bis zum Anschlag und das Blaue vom Himmel herunter versprochen, nach der Wahl gilt: ääääh, haben wir gar nicht so gemeint, geht alles gar nicht - wir machen das Gegenteil von dem, was wir versprochen haben, das ist leider "alternativlos".


    Es gibt Auswirkungen von Wahlen. Meistens sind diese recht klein, aber eine Förderung von Erneuerbaren Energien und den Anfang des Ausstieges aus der Atomkraft hätte es 2000 nicht mit einem anderen Wahlausgang gegeben. Mehrwertsteuersenkungen für Hoteliers hätte es 2009 mit einem anderen Ausgang der Wahlen nicht gegeben; ähnliches gilt für Betreuungsgeld. Wäre die Landtagswahl Hessen 1999 anders ausgegangen, hätten wir ein anderes Staatsbürgerschaftsrecht, und dass die CDU das damals verhindert hat war vollkommen richtig (auch wenn ich damit nicht übereinstimme), denn sie hatte vor der Wahl sehr offensiv damit geworben, dass man dieses Gesetz im Bundesrat nur mit einer schwarzen Stimme aus Hessen verhindern könne.


    Du magst diese Änderungen nicht mögen, und das sei dir überlassen. Aber nur, weil deine Vorstellungen nach Wahlen nicht umgesetzt werden, heißt das nicht, dass sich gar nichts durch Wahlen ändert.


    schon die Einführung [des Euro] war eine absolute Mißachtung des Volkswillens, also dessen, was eine Demokratie doch ausmachen sollte. Über die Aufgabe der nationalen Währung (die ja, wie wir wissen, ein Abbild der jeweiligen Volkswirtschaft ist) wäre doch eine Volksabstimmung nicht zuviel verlangt gewesen?

    Naja, das kannst du nicht wissen. Ich persönlich finde den Euro gut und eine gute Idee und opfere dem Europäischen Gedanken gerne ein paar staatliche Souveränitäten. Keine Ahnung, was in einer Volksabstimmung herausgekommen wäre; die Schuldenbremsen wurden ja auch an vielen Stellen von der Mehrheit der Bevölkerung getragen.


    "Ich schwöre (...), Schaden vom deutschen Volk fernzuhalten" - ach ja? Tatsächlich? Deswegen werden wohl fast täglich neue Bürgschaften für alle möglichen anderen Länder ausgereicht, Schuldenschnitte hingenommen, Steuergeld nach Brüssel geschossen, aber im eigenen Land heißts ständig nur, egal, worum es geht "tja, Pech gehabt, Kassen sind leer"? Das ist Demokratie? Ui. Irgendwas hab ich da wohl falsch verstanden.

    Schaden vom Volk abzuwenden muss nicht immer bedeuten, dass man der Mehrheitsmeinung folgt, also bitte vermische hier nicht zwei unterschiedliche Dinge! Der Euro hilft der deutschen Wirtschaft (und nach der Lesart der Mächtigen bei uns deshalb auch dem Volke). Den Euro zu retten - auch durch Zugeständnisse an andere Länder - ist daher direkt dazu geeignet, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. (Die Argumentation muss man nicht teilen. Aber das ist ein komplexes Thema, bei dem man durchaus an unterschiedlichen Meinungen ankommen kann. Leuten, die die gegensätzliche Meinung zur eigenen vertreten Unredlichkeit zu unterstellen, halte ich nicht für fair.)

    "Der Abgeordnete ist in seinen Entscheidungen nur seinem Gewissen verpflichtet"

    "Kann ich es mit meinem Gewissen vereinbaren, dass die Koalition zu Grunde geht und daher alle diese tollen Punkte, für die ich stehe und einstehe, nicht umgesetzt zu werden, nur wegen dieser einen Entscheidung?" ist eine Gewissensfrage. Koalitionszwang kann man wunderbar mit Gewissensabwägungen begründen. Wohlgemerkt, der Leitsatz heißt nicht "der Abgeordnete ist in jeder Entscheidung einzeln seinem Gewissen verpflichtet und darf andere anstehende Entscheidungen nicht in seinen Gewissensfindungsprozess einfließen lassen". Kompromisse finden zu können ("hier stimme ich dir zu, auch wenn ich das nicht 100%ig teile, und dafür stimmst du mir nächste Woche zu, auch wenn du das dann nicht 100%ig teilst) ist Kernpunkt von Politik.

    Deutschland tritt aus dem Euro aus

    Deutschland (bzw seine Wirtschaft, aber siehe oben) ist der größte Nutznießer des Euro, trotz aller Rettungspakete. Warum aussteigen?

    CDU + FDP hatten zusammen eben keine 50% der Zweitstimmen, von einem "eindeutigen Wählerauftrag" konnte keine Rede sein - vollständig demokratisch legitimiert sieht bei mir anders aus. Stattdessen kam der Trick mit den Überhangmandaten zur Geltung; ist ja inzwischen zum Glück abgeschafft.

    Langsam. CDU/CSU+FDP hatten 48,4% der Zweitstimmen. SPD, Grüne und Linke hatten 45,6% (Quelle). Die Mehrheit von Union und FDP ergibt sich also aus der 5%-Hürde, die es immer noch gibt, und nicht aus Überhangmandaten. Die Opposition hat 48,5% der Stimmen auf sich vereinigt, die für eine Partei abgegeben wurden, die am Ende die Hürde geschafft hat (45,6/(48,4+45,6)), hat aber nur 46,6% der Sitze. Das kommt durch die Überhangmandate. Aber so what? Was juckt es, Mehrheit ist Mehrheit. Das einzige, was sich verändert, ist, dass größere Fraktionen mehr Geld bekommen würden. Aber nichtmal das zählt, denn die andere Fraktion wird größer durch Überhangmandate, nicht die eigene kleiner. Die Aussage ist mathematisch nicht ganz korrekt, aber was übrig bleibt, wenn man's genau ausrechnet, ist genau 1 Platz, aufgeteilt auf 3 Fraktionen (48,5*600 Mandate wären 291, SPD+GRÜ+LIN haben 290).

    Zitat

    Und wenn man die Nichtwähler als Partei ins Wahlergebnis einbeziehen würde, wär der Bundestag ziemlich leer

    An dem Punkt gebe ich dir recht - aber was bringt es, einen Bundestag mit 424 statt 600 Abgeordneten zu haben? Überhangmandate schlügen noch stärker ins Gewicht, und Ausgleichsmandate würden die Zahl ganz schnell wieder gegen 600 gehen lassen. Man kann natürlich auf den Wahlkreiskandidaten verzichten, was für Vertreter kleiner Parteien gut wäre, aber eigentlich finde ich diesen Teil des Systems ganz gut.

    Zitat

    Ergebnis wird mit größter Wahrscheinlichkeit eh nur eine Große Koalition

    An der Stelle mal eine uneingeschränkte Zustimmung, und diese Aussicht finde ich auch nicht gut. Vielleicht ist es ja aber wichtig, die Opposition wenigstens stark zu machen!?

    Ansonsten ist all das meine persönliche Meinung - wie gesagt: muß nicht jeder teilen, das ist mir klar.

    :)

  • Und wieder mal kann ich nur den dicken Daumen nach oben unter Tatrafans Beitrag setzen.
    Auch ich tigere brav zu jeder Wahl (habe sogar schon Briefwahl gemacht wenn ich am Wahltag verhindert war), viel gebracht hat es nicht. (Nur ein Beispiel: Bei der letzten OB-Wahl hier in Frankfurt ist die Person, die ich wählen wollte, auch im ersten Wahlgang ausgeschieden. Ich konnte also in der Stichwahl nicht meinen Wunschkandidaten wählen sondern nur denjenigen, den ich für das kleinere Übel hielt.)


    Selbst engagieren scheitert alleine schon daran, daß es keine Partei gibt, mit der ich mich zu 100% identifizieren würde. Klar, bei der einen Partei ist mehr, bei der anderen weniger Identifikationspozential da, aber so wirklich "meine Linie" sehe ich bei keiner Partei, egal ob groß oder klein.

    Tja, jetzt machste dir extra die Arbeit, das hier unten zu lesen - und dann steht da nichts sinnvolles. Pech gehabt.

  • Ich kann gut verstehen, dass es für Westdeutsche Arbeiter (=SPD-Wähler?) leicht ist, die Ossis für die verlorene Wahl verantwortlich zu machen, aber Wikipedia behauptet, dass Schwarz-Geld auch im Westen über 50% der Stimmen hatte (54,9% im Osten, 54,7% im Westen).

    Punkt 1: Ich mache die Ossis nicht dafür verantwortlich, deshalb eigens der Zusatz. Ich konnte aus deren Sicht die Entscheidung sogar einigermaßen nachvollziehen. Ein "Ossi" antwortete mir damals auf meine Frage, warum er denn CDU wähle: "Ja, ist doch klar, die CDU hat das Geld!" (Womit er meinte, dass sie die einzigste sei, die dafür sorgen könne, dass das Geld, sprich die D-Mark, in den Osten kommt. Gedankenkette: so wie die SED zuvor immer das Ostgeld verwaltet hat - die Partei, die die Macht hat ist identisch mit dem Staat - klar, man war es ja nicht anders gewohnt...). Dass Demokratie bei uns anders läuft als in der DDR, konnte ich ihm damals nicht näher bringen.


    Punkt 2: Der Stimmenanteil im Westen war für die CDU sogar etwas höher als im Osten, weil dort viel an die PDS ging. Deshalb habe ich in erster Linie unsere Wessis nicht verstanden, die das Spiel eher hätten durchschauen müssen. Dass die Koalition demzufolge auch im Westen die Mehrheit hatte, ist richtig. Auch weil die FDP infolge der (m. E. sogar berechtigten) Genscher-Euphorie einen Höhenflug hatte, von dem sie heute nur träumen kann.


    Nur rein theoretisch: Hätten mehr unserer Landsleute auf die Warnungen der Wirtschaftsexperten gehört, die damals relativ präzise Expertisen zur Wirtschaftslage der DDR abgaben, und die Aussagen bezüglich blühender Landschaften binnen Jahresfrist und Deutscher Einheit aus der Portokasse diesbezüglich relativiert betrachtet, wäre das Wahlergebnis zugunsten der CDU sicher anders ausgefallen. Und wer weiß, ob es sich die FDP dann nicht anders überlegt hätte, bevor es mit der CDU zu knapp geworden wäre? Auch und insbesondere wegen ihrer Haltung zu Volksabstimmungen, denen sie nicht grundsätzlich abgeneigt war? Denn damals gab es im Gegensatz zu heute noch echte Liberale in der FDP, s. Hildegard Hamm-Brücher, Genscher und derartige Leute...

  • In dem Fall entschuldige ich mich dafür; ich habe dein "[die CDU wurde 1990] wieder gewählt, hauptsächlich dank der damaligen Neubürger" falsch verstanden.

    Kein Thema. Im Eifer hatte ich das vielleicht auch etwas ungeschickt formuliert, aber aus dem Kontext und mit den angeführten Erfahrungen sollte es klarer geworden sein (das war nicht der einzige Fall, ich habe zur Wendezeit viele "Ossis" und deren Denkweise kennen gelernt, in die man sich erst mal hinein versetzen musste). Wie sagt man? Der Mensch ist ein Produkt seiner Erziehung und seiner Erfahrungen.


    Ich kann niemandem, der in der DDR groß geworden ist, daraus einen Vorwurf machen, dass er von Demokratie keine Vorstellung hat(te). Wie sollte er auch, wenn selbst seine Eltern ihm darüber nichts vermitteln konnten, weil sie selbst zur Zeit des III. Reiches groß geworden waren, die Familie also über zwei Generationen nichts anderes als Diktatur kannte? Allenfalls die Großeltern hätten sich vielleicht noch schwach an die Weimarer Republik erinnert, und das vielleicht noch nicht mal mit positiven Vorzeichen...

    Einmal editiert, zuletzt von Charly ()