Wieder Mal: Experiment ÖPNV-Nutzung kostenlos

  • Siehe Artikel aus taz online: http://www.taz.de/Bus-und-Strassenbahn-kostenlos/!108147/


    Im Falle Tallinn handelt es sich im Vergleich zum belgischen Hasselt diesmal um eine große Stadt.


    Kostenlos contra:
    - Infrastruktur Automaten (Vandalismus), deren Wartung/Entleerung/Abrechnung;
    - Kassieren bei Fahrpersonal (Fahrplan wird zur Makulatur!);
    - notwendige Fahrscheinkontrollen (unfair: Schwarzfahrer gegenüber Zahlern).

    Avatar: Relikt! Remember Linie 5 Liebfrauenstraße!

  • Der Hauptpunkt den man hervorheben muß:


    Kostenlos nur für Einwohner Tallinns - alle anderen müssen weiterhin zahlen!
    Und die Kontrolle verläuft über eine Chipkarte (Datenschutzbestimmungen Deutschlands bedenken)

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • Hallo,


    in Estland ist in vielen öffentlichen Bereichen der Einsatz der individuellen Chipkarte Standard. So kann die Chipkarte in Estland bereits seit 2005 bei Wahlen per SMS bzw. Internet (Stichwort: "I-Voting", Abschnitt Estland) genutzt werden.

    Zitat

    Wahlen per SMS und Internet


    Gewählt wird in Estland in Wahlkabinen, über das Internet oder per SMS. Zur Parlamentswahl 2011 konnten die Wahlberechtigten in Estland ihre Stimme erstmals auch mit einer SMS abgeben. Um per SMS wählen zu können, wurden kostenlos personalisierte Sim-Karten abgegeben. Wie auch bei den Internetwahlen konnten die Wähler nachträglich die von ihnen getroffene Entscheidung korrigieren.

    Quelle: auch Wiki


    Da ist es doch nur ein kleiner Schritt, diese individuellen Chipkarten auch im ÖPNV zu nutzen. Datenschützer laufen gegen diese Entwicklungen natürlich Sturm.


    Grüße ins Forum
    Helmut

    You'll Never Ride Alone.

    Einmal editiert, zuletzt von Helmut ()

  • Der Hauptpunkt den man hervorheben muß:


    Kostenlos nur für Einwohner Tallinns - alle anderen müssen weiterhin zahlen!
    Und die Kontrolle verläuft über eine Chipkarte (Datenschutzbestimmungen Deutschlands bedenken)

    Das ist natürlich korrekt, habe das nicht extra erwähnt, da ich davon ausgehe, daß Alle erstmal diesen Artikel lesen.


    Nur: wie wird in Tallinn überwacht, wer EInwohner ist, wer nicht.
    Also doch irgendeine Kontrolltechnik der Chips aller ÖPNV-Nutzer, dessen Einrichtung und Betrieb kostet ( von Datenschutzptoblematik ganz abgesehen).


    fmm_de

    Avatar: Relikt! Remember Linie 5 Liebfrauenstraße!

  • Ich finde die Idee super! Man kann der Umsetzung und Durchhalten in Tallinn nur viel Glück wünschen, da die Umwelt es auf jeden Fall danken wird. :thumbsup:

    ....freie Fahrt dem ÖPNV....
    denn das Leben ist kein U-Bahnhof

  • >Das ist natürlich korrekt, habe das nicht extra erwähnt, da
    >ich davon ausgehe, daß Alle erstmal diesen Artikel lesen.


    Und ich nicht, da doch immer wieder mal nur auf Schlagzeilen
    reagiert wird - besonders da Du ja schon einige Dinge zusätz-
    lich geschrieben hast.

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  • Habe nun auch den Original-Antragstext der Piraten im Internet gefunden. Dies soll nun keineswegs Werbung für diese Partei sein, aber die Idee finde ich durchaus überlegenswert. Was Stefan Majer nach Angaben der FNP dazu sagt:

    Zitat

    "Wenn das Angebot ausgeweitet werden muss, steigen die Kosten weiter." Die Finanzierung ist für den Stadtrat der größte Knackpunkt bei der Idee des kostenlosen Nahverkehrs. "Das ist nicht zu Ende gedacht."

    stimmt natürlich auch. Allerdings könnte man versuchen, das Projekt weiterzudenken:


    Man könnte so etwas wie einen NKF ermitteln. Es würden für die Allgemeinheit enorme Kosten anfallen, aber sicher auch ein enormer Nutzen entstehen. Volkswirtschaftlich betrachtet ist der NKF ganz bestimmt (viel) größer als 1. D. h. es sollte letztlich durchgeführt werden. Der Nutzen entsteht jedoch ganz vielen Einzelpersonen und Firmen und kommt nicht denjenigen zugute, die die Kosten tragen. Darum muss darüber nachgedacht werden, wie die Nutznießer an den Kosten beteiligt werden können. Es kommt wesentlich darauf an, hierfür geeignete Ideen zu entwickeln.


    Außerdem könnte man tatsächlich gezielt einzelne Linien suchen, wo das Projekt ohne große Kosten umgesetzt werden könnte. Manche Linie ist zu manchen Zeiten schwach besetzt. Wenn die nun zu dieser Uhrzeit gratis wird, müsste der Takt nicht verdichtet werden, durch den Verzicht auf Fahrscheinverkauf im Bus kann vielleicht sogar der Fahrplan komprimiert und an der einen oder anderen Stelle ein Kurs eingespart werden. Vielleicht könnte damit der Verlust durch den entgangenen Fahrscheinverkauf kompensiert werden. Zugegebenermaßen sind das sehr viele "Vielleicht". Das Schwierige dürfte nun sein, geschickt Linien und Uhrzeiten auszusuchen, um eine Kostenexplosion zu vermeiden.


    Fazit: Nicht zu Ende gedacht, sollte aber unbedingt weitergedacht werden.

  • Wenn man das zu Ende denkt, muss man am Ende die Frage beantworten, woher die rd. 164 Mio € kommen sollen, die die VGF 2011 (lt. Geschäftsbericht) als Umsatzerlöse auf der Einnahmeseite stehen hatte. Werden sie nicht von den Fahrgästen aufgebracht, muss der Eigentümer, mithin die Stadt Frankfurt sie einlegen.


    Und jetzt kommt bloss nicht wieder mit Argumenten, was man dafür alles einspart und wie toll das für die Umwelt wäre und was noch alles. Kannste alles in der Pfeife rauchen, wenn es keine Antwort auf die Frage gibt, wer auf welche Weise den Einnahmeausfall ersetzen soll.

    Einmal editiert, zuletzt von tunnelklick () aus folgendem Grund: vermurkster Satzbau

  • Zum Thema Einnahmen der VGF.. schon mal überlegt, warum etliche Fahrzeuge (zum Glück) nicht in Grelltürkis durch die Gegend fahren, sondern Reklame zeigen? ;-)

    Tja, jetzt machste dir extra die Arbeit, das hier unten zu lesen - und dann steht da nichts sinnvolles. Pech gehabt.

  • Zum Thema Einnahmen der VGF.. schon mal überlegt, warum etliche Fahrzeuge (zum Glück) nicht in Grelltürkis durch die Gegend fahren, sondern Reklame zeigen? ;-)


    Würde mal schwer davon ausgehen, dass die erforderliche Summe ohne diese Werbeeinnahmen noch höher wäre... - Das ist garantiert schon eingerechnet.

  • Wenn man das zu Ende denkt, muss man am Ende die Frage beantworten, woher die rd. 164 Mio € kommen sollen, die die VGF 2011 (lt. Geschäftsbericht) als Umsatzerlöse auf der Einnahmeseite stehen hatte.

    Es genügt nicht, diese Einnhamen zu ersetzen. Wenn der ÖPNV gratis ist, wird sicher viel mehr gefahren, sodass die Ausgaben erheblich steigen (durch dichteren Takt ggf. zusätzliche Fahrzeuge, höhere Personalkosten, zsätzliche Kosten für Wartung, Ertüchtigung von Tunnelstrecken für dichtere Zugfolge usw.).


    Das Problem ist die Schwierigkeit, zur Deckung der Zusatzkosten einen Teil der Gewinne abzuschöpfen, die durch den Gratis-ÖPNV an vielen anderen Stellen entstehen. Dafür müssen Lösungen gefunden werden. Evtl. müssten dafür sogar Gesetze geändert werden. Wie kann man folgende Profiteure des Gratis-ÖPNV indirekt an dessen Kosten beteiligen:

    • Autofahrer, die durch die leereren Straßen nun schneller ans Ziel gelangen;
    • Anwohner, die nun in saubererer Luft leben;
    • Gelegenheits-Autofahrer, die nun ihr Auto öfter stehen lassen und dadurch Reparaturkosten sparen und das nächste Auto erst später anschaffen;
    • Geschäftszentren, die nun sowohl mit dem ÖPNV als auch mit dem Auto leichter erreichbar sind und damit ihren Gewinn steigern;
    • Radfahrer, die nun bei Regenwetter trocken bleiben, indem sie dann lieber in Bus und Bahn einsteigen;
    • ...

    Ich behaupte keinesfalls, dafür Lösungen zu haben, ich sage nur, dass es sich sehr lohnt, darüber nachzudenken. - Und ich glaube auch, dass man mittelfrisitg durchaus mit Teillösungen leben kann, wie z.B. einzelne Linien zu bestimmten Zeiten gratis oder Busse gratis, Bahnen nicht. Langfristiges Fernziel könnte schon ein Gratis-ÖPNV sein.

  • >>>Wenn man das zu Ende denkt, muss man am Ende die Frage beantworten, woher die rd. 164 Mio € kommen sollen


    >>Zum Thema Einnahmen der VGF.. schon mal überlegt, warum etliche Fahrzeuge
    >>(zum Glück) nicht in Grelltürkis durch die Gegend fahren, sondern Reklame zeigen?


    >Würde mal schwer davon ausgehen, dass die erforderliche Summe
    >ohne diese Werbeeinnahmen noch höher wäre... - Das ist garantiert
    >schon eingerechnet.


    Die Werbeeinnahmen machen sicherlich nicht mal 1% der Gesamtsumme aus.....Peanuts

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  • Das Problem ist die Schwierigkeit, zur Deckung der Zusatzkosten einen Teil der Gewinne abzuschöpfen, die durch den Gratis-ÖPNV an vielen anderen Stellen entstehen. Dafür müssen Lösungen gefunden werden. Evtl. müssten dafür sogar Gesetze geändert werden. Wie kann man folgende Profiteure des Gratis-ÖPNV indirekt an dessen Kosten beteiligen...


    Es geht hier nicht um Zusatzkosten, es geht um die Gesamtkosten, um alles.
    Worin soll der Vorteil liegen, das Verhältnis von Leistung und Gegenleistung aufzulösen? Warum soll derjenige, der mit Bussen und Bahnen fahren will, für die in Anspruch genommene Beförderungsleistung nicht bezahlen?
    Warum müssen Radler zahlen, weil andere vermehrt "trocken" reisen wollen? Warum nicht dann, wenn sie wirklich fahren. Es ist doch völlig absurd, sozusagen von hinten durch die Brust ins Auge, jemanden für eine Leistung zahlen zu lassen, die andere in Anspruch nehmen. Es ist doch - mit Verlaub - schlichter Irrsinn, einem Ladeninhaber einen Gewinn zuzurechnen, der sich daraus ergeben soll, dass irgendjemand die Straßenbahn benutzt.
    Abgesehen davon hast du das Problem, den sog. Profit, das sind in deiner "Rechnung" immaterielle Vorteile, in etwas sehr Materielles wie Euro und Cent umzurechnen. Wieviel soll denn der Einwohner von Mammolshain dafür zahlen, dass die Leute in Frankfurt bequem mit der Straßenbahn reisen und er (aufgrund dessen?) in möglicherweise weniger verunreinigter Umwelt lebt? Wie willst du das bemessen?

    Einmal editiert, zuletzt von tunnelklick ()

  • Am ehesten sehe ich einen Gratis-ÖV abends ab 20:00. Finanziert werden sollte das dann mit den Einnahmen aus einer um den Faktor 10 erhöhten Alkoholsteuer. Vorteile wären dann bessere Auslastung und Betrunkene steigen eher auf den ÖV um. Grund für die Idee sind die vielen unschuldigen Opfer, die durch Betrunkene angefahren werden.

  • Es ist doch völlig absurd, sozusagen von hinten durch die Brust ins Auge, jemanden für eine Leistung zahlen zu lassen, die andere in Anspruch nehmen.


    Warum muss ich als keinautobesitzer nochmal genau Autobahnen bezahlen? Oder Regionalflughäfen? Vollkommen unabhängig davon, was ich von kostenloser ÖPNV-Nutzung halte, ist das Prinzip, dass die Allgemeinheit für Dinge bezahlt, die sie für wichtig hält, auch wenn nicht jeder sie benutzt, recht weit verbreitet, oder?

  • Dein Einwand aus der Sicht des Nichtautobenutzer ist teilweise berechtigt und letztlich ein klares Argument für die generelle Autobahnmaut. Aber natürlich profitierst du auch als nicht PKW-Benutzer von einer intakten Straßeninfrastruktur, weil sie für den Warenverkehr unerläßlich ist.


    Ansonsten sind Steuerverschwendung und Nichtsinnhaftes an anderer Stelle generell kein Argument, noch mehr Nichtsinnhaftes in die Welt zu setzen. Wofür Steuern erhoben und ausgegeben werden ist in erster Linie das Ergebnis einer Diskussion über die Aufgaben des Staates bzw. der Kommune. Die Ansichten darüber wandeln sich: war die Straßenbahn in den früheren 60er eher ein zum Aussterben bestimmtes Relikt aus der Vor-Auto-Zeit mutiert sie heute zum Hoffnungsträger für die Nach-Auto-Zeit.


    Das Prinzip, dass die Allgemeinheit für Dinge zahlt, die nicht jeder oder gar nur eine Minderheit nutzt, ist in der Tat verbreitet, aber nicht unumstritten. Man darf schon fragen, ob es gerechtfertigt ist, dass der Stadtkämmerer auf jede verkaufte Eintrittskarte für die Oper noch 300,00 € (mindestens) drauflegen muss, um die Kosten dieser Form des Kulturgenusses zu decken. Der Eintrittspreis des Zuschauers hat sozusagen nur Symbolcharakter. Also: brauchen wir eine Oper? Diese Frage muss man hin und wieder für jede öffentliche Einrichtung stellen, also auch für den ÖPNV; natürlich nicht das Ob oder Ob-nicht, sondern die Frage nach dem Wieviel. Und was man danach für unabweisbar notwendig hält, muss man sich auch leisten können.

    Einmal editiert, zuletzt von tunnelklick () aus folgendem Grund: Satzbau