Das historische Bild

  • Heute wenden wir uns den Rücksichten zu. Sehen wir zuerst eine Aufnahme vom e-Beiwagen 1435 auf der Mainzer Landstraße in Höhe Haltestelle Zimmerweg:



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    Der Zug befindet sich auf dem Weg in Richtung Mönchhofstraße. Im Hintergrund das Frankfurter-Büro-Center, die beiden Häuser in der Bildmitte sind nicht mehr vorhanden.


    Bekanntlich verfügt der Betriebshof Gutleut über eine Schleifenumfahrung. Im Jahre 1975 war dies noch nicht der Fall. Daher mußten die einrückenden Züge noch über eine Dreispitzfahrt gedreht werden. Hier sehen wir einen KSW-Dreiwagenzug bei einer solchen Aktion in der Heilbronner Straße:


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    Die nächsten beiden im Jahre 1978 entstandenen Aufnahmen zeigen mt-Beiwagen im Stadtbahneinsatz. Zunächst Wagen 1824 an der Hügelstraße in Fahrtrichtung Stadt:



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    Und nun Beiwagen 1825 auf der Maybachbrücke auf seiner Fahrt nach Heddernheim:


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    Fortsetzung folgt - alle Aufnahmen D. Lersch/ Sammlung H. U. Wetterhahn

  • 1. Klasse mit * :) mir geht das Herz auf !!


    Wir haben ja eine richtige schöne "Historische Welle" im Forum
    gefällt mir, nur weiter so.

    Einmal editiert, zuletzt von jtaube ()

  • Man kann wirklich im Moment von einer "historischen Welle" sprechen. Scheinbar mußte mal einer den Anfang machen. Ich hoffe jedoch, dass sich das durch das derzeitige Überangebot nicht totläuft und das Interesse abkühlt. Wäre sehr schade drum.


    Kommen wir nun zur Auflösung des vergangenen Rätsels, in dem die Haltestelle "Zentralwerkstatt" der Linie 60 zu erraten war. Sehen wir dazu zuerst das originale Rätselbild in unveränderter Form:



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    Diese Haltestelle befand sich nicht auf der Heerstraße, sondern innerhalb des Geländes der Zentralwerkstatt. Die genaue Position war an der rechten Seite neben dem Bahndamm. Die Busse fuhren also in das Gelände hinein und bedienten dort die am Bahndamm gelegene Haltestelle.


    Warum war das so?
    Die Bahnlinie, welche die Heerstraße kreuzt, war ursprünglich ein schienengleicher Bahnübergang. Da die Zentralwerkstatt einen Gleisanschluss brauchte, baute man in den Jahren 1977 und 1978 an diese Stelle die heute bekannte Unterführung, welche den Gleisanschluss und die Straße aufnahm. Während der Bauarbeiten war die Heerstraße für den Verkehr gesperrt, und damit war auch der durchgehende Betrieb der Linie 60 nicht möglich.


    Aus diesem Grund hatte man die Linie 60 geteilt. Der Rödelheimer Teil wurde vom Betriebshof Höchst gefahren (rote Kursschilder), während der Heddernheimer Teil vom Stützpunkt Heddernheim bedient wurde (blaue Kursschilder).



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    Im oberen Bild sehen wir die provisorische Wendeschleife der Heddernheimer Seite. Links im Hintergrund ist die Zentralwerkstatt auszumachen. Und hier wieder die genaue Position der Schleife auf Google-Maps. Die drei Gebäude wurden erst später gebaut.


    Auf der Höchster Seite fuhren die Busse durch das südliche Tor auf das Gelände.



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    Nachdem das gesamte Gelände durchfahren wurde, hat man die Fahrgäste an der Haltestelle auf dem Rätselbild aufgenommen. Der nicht gerade kurze Weg zwischen den beiden Haltestellen mußte zu Fuß zurück gelegt werden, wofür extra eine Möglichkeit unter der Bahnstrecke geschaffen wurde.


    Nachdem die Bauarbeiten abgeschlossen waren und die Zentralwerkstatt den Betrieb aufgenommen hatte, wurde die Haltestelle an die heutige Stelle verlegt und der Zusatz "Stadtbahn" hinzu gefügt.


    Dieser Zustand verhalf der Linie 60 übrigens zu einem einmaligen Kuriosum. Insgesamt 7(!) Schleifenfahrten lagen auf dem Linienweg. Dies waren jeweils die Endstellen in Rödelheim und Heddernheim, das Nordwestzentrum, die Heerstraße, das Werk Teves, und zweimal die Zentralwerkstatt. Hierzu gab es vor einigen Jahren bereits schon mal ein Rätsel im Forum.


    Fortsetzung folgt - alle Aufnahmen Sven M. Lehmann

  • Sehr tolle Bilder! :) Mal eine Frage zu den Büssing-VÖVs, wie viele besaßen die Stadtwerke(?) Frankfurt damals von denen? War das eher eine Splittergruppe, weil bislang kenne ich nur Fotos von O305 in Frankfurter Farben.


    Danke ich Vorraus und danke für die tollen Aufnahmen!

    Von Kaiserslautern bis nach Osterburken,

    ist nicht schön mit diesen Gurken.

  • Der Typ Büssing BS 110V wurde im Jahre 1970 in 53 Exemplaren an die Stadtwerke geliefert. Dieser Typ stellte in vielerlei Hinsicht etwas besonderes dar:


    Es war der erste serienmäßig gefertigte Bustyp in Standard-Bauweise
    Es war der letzte Bustyp, der von Büssing hergestellt wurde
    Es war der erste Standardbus in Frankfurt
    Es war die letzte Beschaffung des ehemaligen Hauslieferanten Büssing (+ ein Doppeldecker)
    Es war die letzte Fahrzeuglieferung, die im traditionellen Beige lackiert war
    Es war zudem der letzte Omnibus, der mit einen 2-Gang-Getriebe und den damals üblichen Trilexfelgen ausgestattet war


    Seit je her dominierten in Frankfurt Omnibusse aus dem Hause Büssing. Ob Solo-, Gelenk- oder Doppeldeck-Omnibus. Das meiste kam aus Braunschweig. Ebenfalls recht zahlreich vertreten waren Fahrzeuge von MAN. Mercedes stellte klar die Minderheit. Dies änderte sich erst im Jahre 1972, als auch in Ermangelung Braunschweiger Erzeugnisse erstmals Standardbusse aus dem Hause Mercedes beschafft wurden. Erst durch den Standardbus hatte Mercedes überhaupt einen überzeugenden Stadtbus im Angebot.


    Diese aus Hobbysicht äußerst langweilige Monokultur hielt bedauerlicherweise bis vor ein paar Jahren an und wurde nur durch wenige Neoplan-Busse am Anfang der 1990er Jahre unterbrochen.



    Wagen 507 an der Messe im Jahre 1979 - KLICK



    Wagen 537 in der Zuckschwerdtstraße im Jahre 1975 - KLICK


    S.D.

  • War der Bahnübergang denn damals schon in der Heerstraße? Ich rätsle nämlich immer noch über den Zweck des kleinen Gebäudes auf Höhe des heutigen toom Baumarkts, das offensichtlich etwas mit der Bahn zu tun hat(te) und wie ein typischer Schrankenposten aussieht.

  • Ja sicher war der Bahnübergang an der selben Stelle wie die heutige Unterführung. Versehen mit Schranken und dem üblichen Wärterhäuschen. Die Heerstraße ist schließlich eine sehr alte Straße und ging ehemals der antiken Elisabethenstraße folgend in gerader Linie über die Autobahn nach Eschborn. Das ist auch heute noch möglich, es hat sich nur die Autobahnbrücke etwas nach Süben verschoben.


    S.D.

  • Was hat es nun mit den Bauarbeiten auf dem Rätselfoto auf sich?
    Handelt es sich um die Baustelle der Brücke?
    Falls dem so ist, dann wage ich kühn zu behaupten, dass die Baustelle doch etwas mit der zukünftigen S-Bahn zu tun hat. Denn neben der beschriebenen Notwendigkeit den Gleisanschluß zur Stzw sicher zu stellen, wurde die Brücke nicht zuletzt auch deshalb errichtet, um bei dem engen S-Bahn Takt zu lange Staus vor oft geschlossener Schranke zu vermeiden.
    Sollten die Bauarbeiten etwas mit dem Bau des DB Umspannwerks zu tun haben, dann hatte es wohl etwas mit dem Bau der S-Bahn zu tun.


    tramrider:

    Zitat

    . Während der Bauarbeiten war die Heerstraße für den Verkehr gesperrt, und damit war auch der durchgehende Betrieb der Linie 60 nicht möglich.
    Diese Haltestelle befand sich nicht auf der Heerstraße, sondern innerhalb des Geländes der Zentralwerkstatt. Die genaue Position war an der rechten Seite neben dem Bahndamm. Die Busse fuhren also in das Gelände hinein und bedienten dort die am Bahndamm gelegene Haltestelle.


    Wie kann es also sein, dass die Wendeschleife aus Richtung Heddernheim auf dem Gelände der Stzw. lag, wenn doch die Heerstraße wegen des Brückenbaus nicht durchgängig befahrbar war????



    tramrider:

    Zitat

    Ja sicher war der Bahnübergang an der selben Stelle wie die heutige Unterführung. Versehen mit Schranken und dem üblichen Wärterhäuschen.


    Gaaanz früher vielleicht, später, gegen Ende war er unbewacht und wurde vom Stellwerk Rödelheim bedient. An ein Häuschen kann ich mich nicht mehr erinnern.
    Ich kann mich aber gut an eine nur halb geschlossene Schranke erinnern, auf die ich den Stellwerker in Rödelheim hinwies.

  • Verehrter K-Wagen. Vielleicht liest du dir meinen Beitrag nochmals und genau durch. Eventuell ist es sogar hilfreich, die eingefügten Maps-Links zu öffnen. Denn das alles nochmals zu erklären, ist mir zu aufwändig.


    S.D.

  • Die Heerstraße ist schließlich eine sehr alte Straße und ging ehemals der antiken Elisabethenstraße folgend in gerader Linie...


    kleine historische Anmerkung:
    Eine römische Heerstraße verband das Kastell "Hunenburg" bei Butzbach mit Heddernheim und Mainz. Das ganze Mittelalter hindurch bildete sie die Hauptverbindung zwischen Mainz und Marburg.
    Daher auch der Name Elisabethenstraße, da sie der Pilgerschaft zur dortselbst errichteten Kirche samt ihren Reliquien diente. Auf ca. 15 km schafften es die Römer das Ding auf dem Weg nach Nida schnurgerade anzulegen!
    Quelle

    Grüße ins Forum :saint:

  • tramrider:

    Zitat

    Verehrter K-Wagen. Vielleicht liest du dir meinen Beitrag nochmals und genau durch. Eventuell ist es sogar hilfreich, die eingefügten Maps-Links zu öffnen. Denn das alles nochmals zu erklären, ist mir zu aufwändig.


    Nun, dann scheine ich der einzige Verwirrte zu sein, denn diesen Kommentar zum Rätselfoto:


    Zitat

    Diese Haltestelle befand sich nicht auf der Heerstraße, sondern innerhalb des Geländes der Zentralwerkstatt. Die genaue Position war an der rechten Seite neben dem Bahndamm. Die Busse fuhren also in das Gelände hinein und bedienten dort die am Bahndamm gelegene Haltestelle.


    deutete ich so, als sei das Rätselfoto die Endhaltestelle der "Heddernheimer" Seite.
    Selbstverständlich habe ich die Links geöffnet, war aber enttäuscht nur ein "So sieht es heute aus" vor zu finden. Ich erwartete, der geneigte Autor hätte die Wendeschleife / Haltestelle des Rätselfotos auch eingezeichnet, was aber offensichtlich nicht der Fall ist. Die heutigen örtlichen Gwegebenheiten sind mir durchaus bekannt.
    Sollte das Rätselfoto die "Rödelheimer Seite" zeigen, dann wurde dies wohl nicht deutlich genug herausgestellt.


    Und was ist mit meinen Anmerkungen zu den Bauarbeiten? ;)

  • Die Bauarbeiten, ja...


    K-Wagen, was findest du entscheidender als Erfordernis für den Bau der Unterführung an genau dieser Stelle? Weniger Behinderung durch die wegfallende Schranke mit eventuellen Wartezeiten dieser damals "hochbelasteten" Heerstraße, oder die Möglichkeit mit schienengebundenen Fahrzeugen die Zentralwerkstatt zu erreichen?


    Und was die Deutlichkeit meines Beitrags anbelangt:
    Mehr wie es genau erklären und mit Bilder und Maps-Links zu versehen geht leider nicht. Somit sehe ich wahrscheinlich auch zukünftig Verwirrungen entgegen, die leider inkauf genommen werden müssen.


    S.D.

  • tramrider:

    Zitat

    K-Wagen, was findest du entscheidender als Erfordernis für den Bau der Unterführung an genau dieser Stelle? Weniger Behinderung durch die wegfallende Schranke mit eventuellen Wartezeiten dieser damals "hochbelasteten" Heerstraße, oder die Möglichkeit mit schienengebundenen Fahrzeugen die Zentralwerkstatt zu erreichen?


    Vielleicht trugen ja beide Argumente zum Bau der Brücke bei. Zum einen der notwendige Gleisanschluss zur Stzw. und zum anderen die Verkehrsprognosen zur Heerstraße.
    Dass diese zutrafen, davon kann sich jeder täglich in der Heerstaße anschauen, sogar im 60iger live mit erleben. ;)
    tramrider wird sicherlich in seinen unerschöpflichen historische Unterlagen zu dem Thema entsprechendes Material finden und und vorstellen.


    tramrider:

    Zitat

    Und was die Deutlichkeit meines Beitrags anbelangt:.....


    Wäre es denn zu einfach als Bildunbterschrift z.B. zu wählen "Temporäre Endhaltestelle für die Busse der Linie 60 aus Rödelheim kommend" ?

  • Und was die Deutlichkeit meines Beitrags anbelangt:
    Mehr wie es genau erklären und mit Bilder und Maps-Links zu versehen geht leider nicht. Somit sehe ich wahrscheinlich auch zukünftig Verwirrungen entgegen, die leider inkauf genommen werden müssen.


    Lieber Tramrider,


    die Fotos sowie die ganzen Beschreibungen dazu fand ich auch interessant und es ist an vielen Stellen schon überraschen, wie sich eine Stadt so über die Jahrzehnte und Jahrhunderte entwickelt (z.B. wenn man dann auch auf die hier im Forum Netzpläne vor kurzer eingestellten Netzpläne von der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts berücksichtigt).
    In dem Fall hatte ich es auch erst nicht ganz verstanden, wie genau dieser Verlauf dieser Wendeschleife war, obwohl ich den Link geöffnet hatte. Ich gehe richtig in der Annahme, dass die von dir verlinkte Koordinate in der Mitte des Kartenausschnitts liegt und sich dementsprechend die Wendeschleife (wie du beschrieben hattest) in der Gegend um die heute dort befindlichen Häuser gelegen haben muss.
    Wir hatten ja vor kurzer Zeit ein anderes Beispiel (ich meine, es war aus Bergen?), wo eine Wendeschleife zwar schon lange nicht mehr vorhanden ist, aber der Verlauf immer noch deutlich zu erkennen ist an verschiedenen Wege, die heute dort verlaufen.


    Danke jedenfalls nochmal bei der Gelegenheit für deine Beiträge und viele Grüße!

  • Ja, Bergen. Das ist auch schon wieder reichlich 20 Jahre her. Wobei dort der gesamte Streckenverlauf auch heute noch gut erkennbar ist. Aber um eigene Erinnerungen an den Linienbetrieb zu haben, sollte man schon etwa 30 Jahre alt sein. Werfen wir daher einen Blick zurück in die letzten Betriebstage der Strecke Ende 1991 (Betriebseinstellung 01.03.1992). Wie immer können alle Bilder vergrößert werden.



    ^ Die Endhaltestelle in Bergen. Im Hintergrund die nicht mehr benutzte Schleife. Durch den engen Kurvenradius hatten sich einige P-Wagen das Gelenk beschädigt, deshalb hatte man den im Vordergrung sichtbaren Gleiswechsel eingebaut. Hier ein schematischer Gleisplan der Anlage.



    ^ Der Streckenabschnitt zwischen Bergen und Wilhelmshöher Straße.



    ^ Die Haltestelle Wilhelmshöher Straße in Blickrichtung Stadt....



    ^ ....und in Richtung Bergen. Nachfolgend einige Ansichten des Abschnitts zum Bitzweg:






    Das nächste Bild ist kurz vor der Haltestelle Leonhardsgasse entstanden.



    Und zum Schluss eine Ansicht aus der Gwinnerstraße, kurz hinter der Gelastraße.



    S.D.


    Fortsetzung folgt - alle Aufnahmen Sven M. Lehmann

  • Im Jahre 2000 hatte sich der Streckenabschnitt zwischen Wilhelmshöher Straße und Bergen schon verändert. Infolge Straßenbauarbeiten hatte man die Straßenbahntrasse als Umleitungsstrecke für die Linie 43 asphaltiert.



    ^ Die Endstelle in Bergen.




    ^^ Zwischen Bergen und der Wilhelmshöher Straße.



    ^ Hier ein Alpina-O405N auf Linie 43 auf der Behelfsstraße.


    S.D.


    Fortsetzung folgt


  • ^ Die Endhaltestelle in Bergen. Im Hintergrund die nicht mehr benutzte Schleife. Durch den engen Kurvenradius hatten sich einige P-Wagen das Gelenk beschädigt, deshalb hatte man den im Vordergrung sichtbaren Gleiswechsel eingebaut. Hier ein schematischer Gleisplan der Anlage.



    Oh, das wusste ich gar nicht. Ich dachte immer, die Schleife wäre bis zum Schluß benutzt worden. Schön, was man hier noch lernen kann. :)


    Was mich auf mehreren Bildern wundert: Wann fuhr mal die 23 nach Bergen ? Das war doch zuletzt die 12 und davor lange Zeit die 20.


    Vielen Dank für die vielen Bilder mit P (ohne t)-Wagen und ganz besonders für den schönen O 405 N. :) ( Und auch für die vielen, vielen anderen Bilder in diesem Thread ).

    Viele Grüße, vöv2000