IC streift Schiene, oder: was das Echo daraus macht

  • Darmstädter Echo (online): Intercity streift Schiene am Rand der Main-Neckar-Bahn


    Das Interessante ist dann das Bild eine 143 mit Dostos im Gepäck und der Bildlegende: "Eine Lokomotive der Deutschen Bahn wurde am Mittwoch zwischen Weinheim und Hemsbach so schwer beschädigt, dass der Intercity seine Fahrt Richtung Frankfurt abbrechen musste. Das Archivbild zeigte [sic!] eine Lokomotive, wie sie im IC-Verkehr eingesetzt wird."


    So wird es gewiß gewesen sein …

  • Darmstädter Echo (online): Intercity streift Schiene am Rand der Main-Neckar-Bahn


    Das Interessante ist dann das Bild eine 143 mit Dostos im Gepäck und der Bildlegende: "Eine Lokomotive der Deutschen Bahn wurde am Mittwoch zwischen Weinheim und Hemsbach so schwer beschädigt, dass der Intercity seine Fahrt Richtung Frankfurt abbrechen musste. Das Archivbild zeigte [sic!] eine Lokomotive, wie sie im IC-Verkehr eingesetzt wird."


    So wird es gewiß gewesen sein …


    Dass hier eine 143 eingesetzt wurde, wird nicht behauptet... Unsinn ist es aber natürlich trotzdem.


    Was ich auch interessant finde: wenn es eine 2. Lok am anderen Ende des Zuges gegeben hat, was ich sowieso schon interessant finde - welcher Zug fährt hier als Sandwich, ich erinnere mich da nur an den EC von und nach Siegen, aber den gibt es ja nicht mehr - und diese ihn weiter gezogen hat, muss das 2. Ende vorne sein oder? Die beschädigte Lok wäre dann die am Zugschluss - wie aber trifft der Schienenstrang gerade die??

  • BR 143 im IC-Verkehr ist gar nicht so abwegig.


    So wurde schon die BR 612 auf IC getrimmt.
    Und der Wiesbaden-IC, der morgens auch durch Darmstadt fuhr, ist mit der BR 141 bespannt gewesen.

  • BR 143 im IC-Verkehr ist gar nicht so abwegig.


    Abwegig oder nicht, kommt das denn vor?


    Nochmal darüber nachgedacht denke ich, vermutlich wollte uns das Echo nur sagen, daß "eine Lokomotive, wie sie im IC-Verkehr eingesetzt wird", einfach nur einen Pantografen auf dem Dach zu haben hat. Von Baureihen hat ein/e Redakteur/in wohl ohnehin keine Ahnung. Also kramen sie im Bildarchiv und nehmen irgendeine Lok, die sie auf die Schnelle finden können.

  • Naja, wie arbeiten denn solche Redaktionen?


    Eine Nachricht braucht ein Bild. Das wird immer mehr zum unverrückbaren Gesetz. Besonders online.
    Eine FAZ kam vor 20 Jahren in schwarzweiß daher und legte wert darauf, wenig Bilder drin zu haben. Die extreme Textlastigkeit war Ausdruck der Qualität und Seriosität. Heute geht das so wie damals nicht mehr. Und Bilder müssen emotionalisieren. Kein Standard-Pressefoto von Merkel, sondern ein sauertöpfisches. Das sagt was aus, wann auch immer es tatsächlich aufgenommen wurde.


    Das eigentliche Problem:


    Der falsche Loktyp ist journalistisch unbedeutend. Man schreibt in einer Tageszeitung nicht für die paar Experten, die es zu jedem Thema gibt, sondern für die breite Masse. Der falsche Loktyp ist für mind. 95% der Leser nicht relevant.
    Schlimemr als den falschen Loktyp finde ich die deutliche Beschädigung an der Lok! Wenn ich die sehe und die Artikelüberschrift gelesen habe, reicht mir das. Und denke: Aha, das ist die beschädigte Lok. Die Bildunterschrift lese ich nicht mehr.
    Eine neutrale Lok wäre korrekter gewesen, aber das hätte nicht emotionalisiert. Richtig schlimm wird das in Verbindung mit dem konkreten Artikel, aus dem heraus man sich den Unfallhergang überhaupt nicht vorstellen kann. Auch worin der Schaden besteht, so dass der Zug erstmal nicht weiterfahren konnte, ist völlig unklar. Und dann haut man so ein Bild dahin und der Leser denkt: "Aha, so sah die Lok nach dem Unfall aus." Was aber überhaupt nicht stimmen muss!


    Das bessere Bild


    Ein tatsächlicher IC, der in "voller Fahrt" (Bewegungsunschärfe) an einem im Gleisbett deponierten Schienenstück vorbeifährt.
    Untertitel: "Geht jeden Tag auf Deutschlands Schienen tausende Male gut aus: Ein IC fährt an einem im Gleisbett deponierten Schienenstück vorbei. Das Ablegen von Schienenstücken im Gleisbett, zum Beispiel für einen bevorstehenden Austausch der Schienen, ist bei der DB gängige Praxis. Warum es am Mittwoch zu dem Unfall in Südhessen kam, ist noch völlig unklar."

    "Phantasie ist wichtiger als wie wo Wissen!"


    (Etwas frei nach Albert Einstein)

  • Als Tuffi in Wuppertal aus der Schwebebahn fiel, waren zig Fotoreporter anwesend. Sie waren explizit eingeladen. Aber keiner hatte seinen Apparat im Tumult ausgelöst. So kanns passieren ...

  • Was ich auch interessant finde: wenn es eine 2. Lok am anderen Ende des Zuges gegeben hat, was ich sowieso schon interessant finde - welcher Zug fährt hier als Sandwich, ich erinnere mich da nur an den EC von und nach Siegen, aber den gibt es ja nicht mehr - und diese ihn weiter gezogen hat, muss das 2. Ende vorne sein oder? Die beschädigte Lok wäre dann die am Zugschluss - wie aber trifft der Schienenstrang gerade die??

    Auf die letzten beiden Fragen weiß ich zwar keine Antwort, aber morgens fährt beispielsweise ein EC von Frankfurt über München nach Österreich, welcher vorn und hinten jeweils mit einem Taurus bespannt ist (BR182 bzw. 1016).

  • Vielleicht kurz zum Thema "Sandwich" und BR 143 vor IC/EC:


    Es kann auch immer kurzfristig vorkommen, dass außerplanmäßig z. B. wegen eines Steuerwagendefekts mit 2 Loks (als "Sandwich") gefahren wird.


    IC mit BR 143 dürfte eher selten bis gar nicht vorkommen, da die 143 nur höchstens 120 km/h fahren kann - da ist jeder RE schneller. Wenn, dann ist es die schnellere Schwester der 143 - die BR 112 (oder vielleicht mal 'ne BR 114).

    Viele Grüße, vöv2000

  • Vielleicht kurz zum Thema "Sandwich" und BR 143 vor IC/EC:


    Es kann auch immer kurzfristig vorkommen, dass außerplanmäßig z. B. wegen eines Steuerwagendefekts mit 2 Loks (als "Sandwich") gefahren wird.


    IC mit BR 143 dürfte eher selten bis gar nicht vorkommen, da die 143 nur höchstens 120 km/h fahren kann - da ist jeder RE schneller. Wenn, dann ist es die schnellere Schwester der 143 - die BR 112 (oder vielleicht mal 'ne BR 114).


    Okay, so weit plausibel, ich könnte mir ja sogar noch vorstellen, dass gerade nur eine 143 verfügbar war und das ist natürlich immer noch besser als wenn es gar nicht mehr weitergeht. Allerdings überfordert es meine Phantasie, dass der Steuerwagen dann nach dem Unfall wieder funktionsfähig war und man somit ohne die vordere Lok weiterfahren konnte.