Südmainische S-Bahn: Ausbau Hp Steinheim

  • Zitat

    und hast du jetzt das Gefühl, mit der Feststellung, dass alles viel zu langsam geht, trägst du zu einer Lösung bei? Oder mit dem Verweis auf Projektdauern von vor 140 Jahren?

    Wenn ich nicht müde werde darauf zu verweisen und es genügend andere Leute auch machenm, dann ja. Zu dem Detailproblem hier jetzt nicht, kann ich auch gar nicht, da ich als Stakeholder nur Betroffener und kein Beteiligter bin.


    tunnelklick

    Ich will Dich damit auch nicht angreifen und bin für Deine Meinung und Darstellung dankbar. Aber du bringst es eigentlich auf den Punkt. Die UVP betrachtet es auf einem derart detailliertem und lokal begrenzten Umfeld in einer Stringenz, dass dadurch das übergeordnete Ziel ad absurdum geführt wird. Hat mal jemand den Umweltschaden durch nicht erfolgten Ausbau über x Jahre ins Verhältnis gesetzt? Wo ist eigentlich diese Betrachtung, wenn es um die Stillegung von Bahnhöfen oder ganzen Strecken geht? Und - das klingt jetzt makaber - ob ein bestimmter Lurch ausstirbt ist dramatisch, wenn aber gleichzeitig x Arten aussterben durch veränderte Klimabedingungen, dann interessiert das keinen. Das ist doch mein Ansatz ... wir verlieren uns in Details.


    Zitat

    Dafür reicht es nicht "langsam aber sicher Vorschläge hören" zu wollen. Dafür muss du Vorschläge machen und die entsprechenden Mehrheiten besorgen, um sie auch durchzusetzen.

    Genau. Und wir wissen alle, wie erfolgreich man damit sein kann, wenn schon selbst hier im Interessensforum zu einem Verkehrsträger die Verwaltung des Status Quo als "in Ordnung" angesehen wird.

  • Ich rechtfertige nichts, ich versuche die Abläufe zu erklären.

    [...] Dafür muss du Vorschläge machen und die entsprechenden Mehrheiten besorgen, um sie auch durchzusetzen.


    Die Leute, die z.B. an der Main-Weser-Bahn wohnen, [...]

    Was barnyk kritisiert, ruft bei mir den Begriff der "Sichtprüfung" ins Gedächtnis. Bei einer Maßnahme eines solch kleinen Umfangs müsste es andere Wege geben, als diese Ausführlichkeit, eine Sichtprüfung der Umweltverträglichkeit eben, bei der ein Fachmann das Gelände einen Tag unter die Lupe nimmt und dann einen kurzen Bericht schreibt. Der Fachmann könte bei der Genehmigungsbehörde sitzen und von dort frühzeitig losgeschickt werden, anstatt dass erst jd. prüft und ausführlich berichtet und dann jd. anderes das ganze überprüfen muss. Zugegeben: Fehlerfrei ist das Verfahren sicher nicht.


    Bei einer Klage müsste der Kläger ggf. plausibel machen, dass hier grob gepfuscht wurde, z.B. durch Bilder von 1000 schutzbedürftigen Käfern auf dem Areal.


    Bis vor kurzem waren Mehrheiten für ein solches Vorgehen illusorisch.

    Der Ausbau der Main-Weser-Bahn ist sicherlich nicht sichtprüfungsfähig, sondern bedürfte in jedem Fall einer sorgfältigen Prüfung. Der Einbau einer Weiche in einer Straßenbahnstrecke hingegen ist m.E. "sichtprüfungstauglich", ggf. sieht man leicht, dass hier ein Lärmschutzthema entsteht usw.

  • Diese Möglichkeit gibt es und das Eisenbahn-Bundesamt macht davon ausgiebig Gebrauch. Das Verfahren, von dir Sichtprüfung genannt, heißt dort Screening. Auf der EBA-Webseite im Thema Planfeststellung sind hunderte solche Screening-Entscheidungen ("keine UVP erforderlich") einsehbar. Leider sind aber Eisenbahn-Vorhaben grundsätzlich UVP-pflichtig, s. Ziffer 14.7. der Anlage I zum UVPG ("Bau eines Schienenwegs"); das könnte aber durchaus eine Stellschraube sein, dort ein differenzierendes Kriterium (Ausbaulänge z.B.) einzuführen.

  • Über zehn jahre nach der Ausschreibung der Planungsleistungen (erster Post in diesem Thema) teilt uns das EBA mit, es habe im Rahmen des PFV die Planunterlagen ausgelegt. Im Erläuterungsbericht lesen wir, dass es nach Vorlage der Vorplanung im Jahr 2015 "eine längere Planungspause" gegeben habe, die 2021 beendet worden sei. Warum sechs Jahre pausiert wurde, erfahren wir leider nicht.


    Zitat

    Der Haltepunkt Steinheim (km 69,825 – km 70,035) befindet sich auf Bahngelände im eingleisigen Abschnitt der freien Strecke zwischen Üst Mühlheim - Dietesheim und Hanau Hbf. Unmittelbar vor dem bestehenden Haltepunkt befindet sich die EÜ über die Offenbacher Landstraße (Bundesstraße 43) bei Bahn-km 69,800. Der bestehende Haltepunkt Steinheim wird durch Errichtung eines zweiten S-Bahn Gleises inkl. technischer Streckenausrüstung nördlich zum Bestandsgleis zu einem zweigleisigen Kreuzungsbahnhof ausgebaut. Für die künftigen Signaltechnik im Bahnhofsbereich wird auch ein neues ESTW-A im Bereich des Hp Steinheim errichtet. Hierdurch verkürzt sich u.a. der eingleisige Streckenabschnitt zwischen Mühlheim-Dietesheim und Hanau Hbf. Durch den Bau der zusätzlichen Kreuzungsmöglichkeit wird eine Reduzierung von Folgeverspätungen durch eine flexiblere Betriebsabwicklung ermöglicht, da im Verspätungsfall eine Verlagerung der S-Bahn Kreuzung von Hanau Hbf nach Steinheim möglich wird und damit keine bzw. nur eine reduziertere Übertragung der Eingangsverspätung auf die in Hanau beginnende S-Bahn stattfindet.


    Der bisherige Außenbahnsteig wird durch das 2. Gleis zum Mittelbahnsteig, der insgesamt rd. 70 m nach Osten "wandert" (Verkürzung am Westende, Verlängerung am Ostende). Gepaart ist der Bahnsteigbau mit dem Bau eines neuen ESTW. Für dessen Bau wird ein Jahr veranschlagt, daran schließt sich der Umbau der Station an, was 3 bis 3,5 Jahre dauern soll; über die gesamte Bauzeit soll es drei etwa 3-wöchige Sperrpausen geben. Den Bauablauf kann man im Erl.-Bericht nachlesen.



    Bekanntmachung


    Planunterlagen HP Steinheim

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  • Verzeiht es mir das schon wieder aufzugreifen, aber ich finde es einfach wild, dass es 4,5 Jahre dauert, einen bestehenden Haltepunkt zu einem schnöden, simplen, zweigleisigen Kreuzungsbahnhof auszubauen. Von der Planungszeit ganz abgesehen. Diese Zeitlinien sind einfach krass.


    Klar, ich weiß auch um die Regularien und ich bin ja noch nicht einmal Kritiker dieser - aber auch in der heutigen Zeit könnte man sicher erheblich schneller als in 4,5 Jahren ein Stellwerk + zwei Weichen + Bahnhofsgleis und Bahnsteig bauen... Mindestens spannend.

  • ^ Sind auch noch'n paar Brücken dabei. Man könnte den Bau sicher beschleunigen, wenn man die S-Bahn nach Hanau kurzerhand einstellt. Sie soll aber, von den Sperrpausen abgesehen in Betrieb bleiben; dasselbe gilt für die B43 (Offenbacher Landstraße) die nur phasenweise halbseitig gesperrt werden kann. Das Ausmass an Leitungsverlegungen, Provisorien und Sicherungsmassnahmen für die in Hochlage führende Bahntrasse geht weit über das hinaus, was du mit "ein Stellwerk + zwei Weichen + Bahnhofsgleis und Bahnsteig bauen" umschreibst. Zum Umfang der Arbeiten siehe Erläuterungsbericht Nr. 8.2. ab Seite 38.

    Aber ich find's auch eine lange Zeit.

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  • tunnelklick - ich habe gerade in den Erläuterungsbericht geschaut. Dort steht bei der Variante 2

    für die man sich entschiedne aht, dass der Bahnsteig 170-180 Meter Richtung Frankfurt wandert

    (->Westen)


    Interessant finde ich dass im Text zur Brücke über die B43 steht, dass man 1993 von 4 auf 3 Gleis

    reduziert hat. Bisher dachte ich dass die S-Bahn da an die zweigleisige Fernbahn gebaut wurde

    und somit ein Gleis dazu kam. Somit die Frage - hat wer Pläne wie es da vor der S-Bahn aussah?

    War Steimheim ein Bahnhof der Fernbahn mit Überholgleisen?

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • Verzeiht es mir das schon wieder aufzugreifen, aber ich finde es einfach wild, dass es 4,5 Jahre dauert, einen bestehenden Haltepunkt zu einem schnöden, simplen, zweigleisigen Kreuzungsbahnhof auszubauen. Von der Planungszeit ganz abgesehen. Diese Zeitlinien sind einfach krass.


    Klar, ich weiß auch um die Regularien und ich bin ja noch nicht einmal Kritiker dieser - aber auch in der heutigen Zeit könnte man sicher erheblich schneller als in 4,5 Jahren ein Stellwerk + zwei Weichen + Bahnhofsgleis und Bahnsteig bauen... Mindestens spannend.

    Das Bauen unter rollendem Rad ist eine Herausforderung, jedenfalls in Deutschland. Das zeigt sich auch an den Bauzeiten für andere Projekte (Emmerich-Oberhausen, Karlsruhe Basel Abschnitt 9). Ich werde selber mal nachher schauen, ob sich in den Unterlagen was dazu finden lässt, warum die Variante die Linie für z.B. 6 Monate einzustellen nicht verfolgt wurde.


    Noch eine Anmerkung: In ÖPNV Rhein-Main hängt vielleicht nicht alles mit allem aber vieles mit (zu?) vielem zusammen. Dieser Ausbau, bzw. desssen Verzögerung könnte noch für Fahrgäste der RTW (und in der Folge sogar S5=> Verlängerung nach Usingen! eingleisige Abschnitte! => usw) interessant werden, weil hier Verspätungen im Flughafentunnel weitergereicht werden. Auch deswegen hoffe ich, dass das Verfahren und Bau nach der langjährigen unerklärlichen Pause jetzt mindestens so wie geplant und störungsfrei durchgehen.

  • Somit die Frage - hat wer Pläne wie es da vor der S-Bahn aussah?

    War Steimheim ein Bahnhof der Fernbahn mit Überholgleisen?

    Es gibt im Landesgeschichtlichen Informationssystem LAGIS einen Kartenserver*, der alte topografische Karten bereithält, darunter auch von 1970, 1984 und 1990. Darauf erkennt man, dass 1984 die Strecke 3-gleisig über den Main kommt und nach der B43 ein 1-gleisiges Stumpfgleis abzweigte, das ungefähr dort endete, wo heute die beiden S-Bahngleise zusammenkommen sollen (westlich des Hp).


    1990 kam die Strecke 3-gleisig über den Main, unmittelbar westlich der Brücke zweigten 2 Gleise ab, die im Bereich des heutigen HP wieder in die Strecke einfädelten. Ein einzelnes Gleis zweigte westlich der B43 südlich der Fernbahn ab und fädelte ein paar Hundert Meter westlich wieder ein (s. TK 1970); 1984 ist da nicht mehr drin


    *wechsle zu TKs (Meßtischebätter 1:25.000, dort zu Blatt 5819; angezeigt werden rechts die TKs des Jahres 1990, 1970, 1955 usw. Häkchen setzten für gewünschtes Jahr, unter "weitere topografische Karten" gibt aber auch 1984 und andere Jahre, Häkchen setzen und "Karte Hinzufügen" anwählen; ferner ein Kartenvergleichstool, in dem man im gespaltenen Bild zwei Blätter gleichen Ausschnitts anschauen kann (Jahreszahlen beliebig kombinierbar). Es gibt auch ein Hintergrundluftbild von 1952/53, aber leider mit schlechter Auflösung.

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  • Also soweit ich mich erinnern kann, kam die Strecke schon immer 2-gleisig über den Main, paralell dazu die B45 (auch immer ein Nadelöhr, solange die B43A noch nicht fertig war).

    Ist so aber auch in dem Kartenmaterial, welches tunnelklick erwähnte, ersichtlich.

    Der Bergwinkel....

    Endlose weiten....

    Berge, Täler und viel Natur....

    und spuren von ÖPNV

    einfach schööööön ;)