Jubiläum: Das Verkehrsmuseum Frankfurt am Main wird 30

  • Jubiläum: Das Verkehrsmuseum Frankfurt am Main wird 30
    Am 8. Mai 1984 öffnete das Verkehrsmuseum Frankfurt am Main erstmals seine Tore für Besucher.
    Das an der Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 12 im Stadtteil Schwanheim gelegene Verkehrsmuseum Frankfurt am Main ist heute ein beliebtes Ziel für alle, die die Historie des Frankfurter Nahverkehrs Revue passieren lassen möchten. Die Dauerausstellung „Von der Pferdebahn bis in die Neuzeit“ verschafft den Besuchern einen umfassenden Überblick der Entwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs in Frankfurt am Main und gibt ihnen die Möglichkeit, dessen Geschichte anhand zahlreicher Originalexponate sowie Fotos nachzuvollziehen. Eröffnet wurde das Verkehrsmuseum Frankfurt am Main vor 30 Jahren, am 8. Mai 1984. Das dreißigste Jubiläum ist Grund genug, einen Blick auf die Historie des Museums selbst zu werfen.


    Als Basis für den Aufbau der Dauerausstellung des Verkehrsmuseums Frankfurt am Main dienten die historischen Sammlungen der Straßenbahn der Stadt Frankfurt am Main. Diese wurden bereits vor dem Zweiten Weltkrieg angelegt und entstanden durch die Aufbewahrung von Fahrzeugen und Utensilien wie Uniformen oder Fahrscheine. Jürgen Speckmann, der an der inhaltlichen Ausgestaltung des heutigen Verkehrsmuseums beteiligt gewesen ist, erinnert an die Geschichte eines der ältesten Exponate: „Als im Jahr 1906 die Strecke der Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft (FOTG) zwischen Frankfurt am Main und Offenbach in das Netz der Städtischen Straßenbahn integriert wurde, beschloss man, einen Zug dieser in der Straßenbahngeschichte wichtigen Bahn – sie war die erste elektrische Straßenbahn Deutschlands, die für einen regulären Fahrgastbetrieb geplant worden war – für die Nachwelt aufzubewahren. So wurden ein Trieb- und ein Beiwagen im Originalzustand aufbewahrt.“ Ebenso wurde mit einem Pferdebahnwagen verfahren, der nach seiner Einsatzzeit bei der Pferdebahn zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts zunächst zum Sommerbeiwagen umgebaut worden war und nach seinem Dienstende Anfang der zwanziger Jahre wieder zum Pferdebahnwagen zurückgebaut wurde.


    Museums-Provisorium im Beiwagen


    Bis zu Beginn der dreißiger Jahre stand das Direktorium der Städtischen Straßenbahn den historischen Fahrzeugen eher skeptisch gegenüber, weshalb der FOTG-Zug sowie der Pferdebahnwagen bereits 1924 an das Historische Museum Frankfurt, in dessen Eigentum sie sich noch heute befinden, übergeben wurden. Ab 1930 jedoch begann ein Umdenken, in dessen Folge historische Sammlungen gebildet wurden, um langfristig ein Straßenbahnmuseum aufbauen zu können. Da zu dieser Zeit einige historische Gegenstände nicht mehr im Betrieb vorhanden waren, wurde im Mai 1932 das Personal der Städtischen Straßenbahn über die Mitarbeiterzeitschrift gebeten, Reliquien für die Sammlungen bereitzustellen. Der Aufruf zeigte offenbar Erfolg, denn im Oktober 1934 konnte im Rahmen einer „Werbewoche“ erstmals ein Straßenbahnmuseum in Form eines ertüchtigten und mit historischen Uniformen, Modellen sowie historischen Fahrscheinen bestückten Beiwagens an der Hauptwache aufgestellt werden.


    Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs sowie in den Nachkriegsjahren gerieten die Sammlungen und mit ihnen auch die Idee eines Straßenbahnmuseums in Vergessenheit. „Erst im Jahr 1952“, weiß Herbert Jack, der als Assistent des Verkehrsdirektors Helmut Oesterling in den 80er Jahren an Bau und Einrichtung des Verkehrsmuseums beteiligt war, zu berichten, „wurden sie wieder in Erinnerung gerufen, als der junge Straßenbahner Ernst Lebek im Betriebsbahnhof Eckenheim den Pferdebahnwagen und den FOTG-Zug unter einer Plane wiederentdeckte.“ Dort hatten sie den Krieg unbeschadet überstanden. In der Folge wuchsen die historischen Sammlungen wieder an, und mit ihnen die Idee eines Straßenbahnmuseums.


    „Temporäre Museen“ an Tagen der offenen Tür


    Um der Öffentlichkeit zumindest eine kleine Auswahl der Sammlungen zeigen zu können, wurde Ende der fünfziger Jahre ein Erker im Eingangsbereich der Hauptkasse für Zeitkarten der Straßenbahn mit historischen Exponaten bestückt, welche im Laufe der Zeit immer wieder ausgetauscht wurden. Ab Mitte der sechziger Jahre wurde zum alljährlichen Tag der offenen Tür ein temporäres Museum eingerichtet. Während in umfunktionierten Betriebsräumen – jedes Jahr in einem anderen Betriebsgebäude – eine Ausstellung mit historischen Uniformen, Fahrscheinen sowie weiteren Utensilien aufgebaut wurde, wurden die Fahrzeuge der historischen Sammlung an diesen Tagen auf einer extra gesperrten Straße, beispielsweise der Braubachstraße, aufgestellt.


    Die Planungen für Schwanheim


    Die Planungen für die dauerhafte Einrichtung eines Verkehrsmuseums nahmen schließlich in der Mitte der siebziger Jahre konkretere Formen an. Sie wurden vor allem durch den Verkehrsdirektor der damaligen Stadtwerke Frankfurt am Main, Helmut Oesterling, vorangetrieben. Als Standort wurde der Stadtteil Schwanheim ausgewählt , u. a. deshalb, weil hier zwei Wagenhallen aus der Zeit der Frankfurter Waldbahn Platz boten und direkt nebenan das unter Denkmalschutz stehende Bahnhofsgebäude zu finden war. Zum Ende des Jahres 1982 wurde mit den baulichen Änderungen an der westlichen Halle begonnen, gut ein Jahr später mit dem Innenausbau.


    Bei der inhaltlichen Ausgestaltung spielten die historischen Sammlungen eine große Rolle. Die erhaltenen Fahrzeuge wurden in der Stadtbahnzentralwerkstatt optisch aufgearbeitet. Zudem wurden technische Schnittmodelle wie Motoren oder Fahrschalter angefertigt. Weitere Fachabteilungen der damaligen Stadtwerke wurden ebenfalls gebeten, geeignete Ausstellungsgegenstände aus den historischen Sammlungen auszuwählen und für das Museum herzurichten. Auch Karten mit historischen Streckenverläufen wurden angefertigt. Da alle in Frankfurt eingesetzten Schienenfahrzeugtypen in einer umfangreichen Bildergalerie dargestellt werden sollten, wurden die beiden Nahverkehrsfreunde Günther H. Köhler und Jürgen Speckmann mit deren Zusammenstellung beauftragt. Sie durchsuchten daraufhin Bildarchive und baten weitere Nahverkehrsinteressierte um Aufnahmen. „Durch die gemeinsame Kraftanstrengung der Nahverkehrsfreunde und der Offiziellen konnte das Museum mit Leben gefüllt werden.“, erinnert sich Jürgen Speckmann.


    Die Eröffnung im Jahr 1984


    Im Frühjahr 1984 war das Museum soweit eingerichtet, dass es für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte. Herbert Jack ist noch heute erstaunt, wie schnell der jahrzehntealte Wunsch nach einem Verkehrsmuseum letztlich in die Tat umgesetzt werden konnte: „Nach meinem Wechsel zu den Stadtwerken im Mai 1980 konnte ich erleben, wie die jahrelange Idee eines Museums in nur vier Jahren verwirklicht worden ist.“ Am 8. Mai 1984 um 14 Uhr begrüßte Bürgermeister und Stadtwerkedezernent Dr. Hans-Jürgen Moog Ehrengäste sowie Besucher, bevor nach weiteren Reden um 14:45 Uhr das Band vor der westlichen Halle durchschnitten und somit das Museum eröffnet wurde.


    In den darauffolgenden Jahren wurde das Verkehrsmuseum Frankfurt am Main weiter ausgebaut. So erhielt die westliche Halle beispielsweise einen südlichen Anbau mit Empore. Auch die Dauerausstellung wurde fortwährend erweitert und u. a. um die Busausstellung ergänzt. Exakt drei Jahre nach der Eröffnung des Museums, am 8. Mai 1987, konnte Bürgermeister und Stadtwerkedezernent Dr. Hans-Jürgen Moog das erweiterte Verkehrsmuseum eröffnen. Mehrere Veranstaltungen und Sonderausstellungen zogen anschließend regelmäßig Besucher in ihren Bann.


    Die HSF übernimmt den Museumsbetrieb


    Zu Beginn des 21. Jahrhunderts begann die Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF), die als Stadtwerke-Tochter zwischenzeitlich Eigentümerin des Museums geworden war, nach einem neuen Betreiberkonzept für ihr Museum zu suchen. Zwei Gründe waren dafür ausschlaggebend. Einerseits gingen die Besucherzahlen zurück, andererseits entwickelten sich die Betriebskosten in eine nicht mehr vertretbare Höhe. Daher entstand die Idee, das Museum durch einen privaten Verein betreiben zu lassen, wie es in anderen Städten bereits üblich war. Im November 2004 wurde daher mit Unterstützung der VGF der Verein „Historische Straßenbahn der Stadt Frankfurt am Main e. V.“ (HSF) gegründet. Dessen Zweck sollte – neben dem Aufbau und der Pflege eines Nahverkehrsarchivs – der Betrieb des Verkehrsmuseums Frankfurt am Main sein. So wurde die HSF nach und nach in das Museumsgeschehen einbezogen und gestaltete mit ihren Mitgliedern Veranstaltungen mit. Zu Ostern 2006 hat der Verein den Museumsbetrieb offiziell übernommen: Am 16. April 2006, dem ersten Öffnungstag des Museums nach der Winterpause, öffneten erstmals Mitglieder der HSF die Pforten des Museums. Seitdem kümmern sie sich mit Unterstützung der VGF um das Museum sowie seine Exponate und betreuen die kleinen und großen Museumsbesucher an den regulären Öffnungstagen, bei Führungen sowie zu Sonderveranstaltungen wie dem Tag der Verkehrsgeschichte.


    Das Verkehrsmuseum Frankfurt am Main wird 30. Seine Historie ist jedoch auf Grund der Originalexponate im Grunde schon so alt, wie der Nahverkehr in Frankfurt selbst. Jahrelanges Durchhaltevermögen und Engagement vieler Beteiligter haben es zu einem beliebten Ziel aller, die die Historie des Frankfurter Nahverkehrs nachvollziehen möchten, gemacht.


    (ab)