Würdest du, zip-drive, auch jemandem, der auf Schienen rumsteht, und du siehst den Zug herannahen, mehrfach freundlich auffordern, den Gleiskörper zu verlassen und auf keinen Fall deine Stimme anheben?
Dies wäre eine Gefahrensituation. Solange die überfüllte Bahn jedoch nur ruhig herumsteht, geht keine Gefahr von ihr aus.
Davon abgesehen ist es eigentlich völlig unerheblich, wie ich selbst reagieren würde. Mag sein, dass ich in so einer Situation auch anders reagieren würde, als ich es normalerweise täte. Da ich selbst aber kein Straßenbahnfahrer bin, weiß ich das nicht. Ich weiß nur, wie man es, aus unternehmerischer Sicht, besser machen kann. Und ich weiß, dass auch Unternehmen gerade aus dieser Branche (öffentlicher Verkehr) solche Überlegungen ebenfalls anstellen, seltsamerweise scheitert es aber gerade in dieser Brache quasi permanent an der Umsetzung. Beim Flugverkehr ist das wesentlich besser gelöst, trotz des noch kundenunfreundlicheren Umfelds alleine schon aufgrund der Sicherheitsanforderungen.
Aber hier war das Problem, dass es zu einer negativen Berichterstattung gekommen ist. Das stellt heute ein großes Problem dar, da sämtliche Meldungen (positiv wie negativ) quasi für immer abrufbar bleiben. Aus diesem Grunde verfahren Unternehmen heute normalerweise so, dass negative Berichterstattung gleich vermieden wird. Hinterher die Scherben zusammen zu kehren ist normalerweise keine Option.
Mir persönlich könnte es egal sein, ich nutze den ÖPNV regelmäßig und weiß, dass ich eher als lästiges Übel statt eines geschätzten Kunden gesehen werde. Ich kann damit leben. Aber ich habe vollstes Verständnis für all diejenigen, die aufgrund dieser Diskrepanz lieber mit den eigenen vier Rädern unterwegs sind. Im Autohaus bekommt man eben einen besseren Service - im Supermarkt oder am Bankschalter natürlich auch. Sobald man aber in ein Schienenfahrzeug in Deutschland einsteigt hört "der Kunde ist König" abrupt auf. Plötzlich soll man auf alles und jeden Rücksicht nehmen und alle eigenen Bedürfnisse und Wünsche zurückstellen. Dies ist jedoch ein absoluter Gegensatz zu fast allen anderen Bereichen des täglichen Lebens, wo man es gewohnt ist, dass man selbst im Mittelpunkt des Geschehens steht.
Dies lässt sich mit einem Satz manifestieren: Früher, zu Zeiten der Bundesbahn, stand in jedem Wagen irgendwo prominent der Satz "Den Anweisungen des Zugpersonals ist folge zu leisten". Auch wenn der Satz heute nicht mehr prominent überall angeschrieben steht, schwingt dieses Obrigkeitsbewusstsein heute immer noch mit. Das verkehrt jedoch die Realität - ein Fahrgast ist schließlich kein Bittsteller.