Polarisationswechel Straßenbahn Heidelberg

  • Hat das irgendeinen Einfluss auf den Einsatz der älteren Wagen? Ich meine da speziell den Heidelberger GT8, sofern der immer noch ab und an als Reserve zum Einsatz kommt (meist auf der 21).

    Viele Grüße, vöv2000

  • verlinkter Artikel:

    Zitat

    Derzeit liegt im Heidelberger Verkehrsgebiet der Pluspol der Bahnstromversorgung an den Oberleitungen an, während der Minuspol an den Schienen liegt. In Mannheim, Ludwigshafen und an der Bergstraße ist es genau umgekehrt.


    Blöde Frage,- wie verhält es sich denn im Netz der VGF?

  • Blöde Frage,- wie verhält es sich denn im Netz der VGF?


    Und im Darmstädter Netz?


    Und ist die Elektronik neuerer Triebwagen generell so ausgelegt, dass sie mit beiden Polungen zurechtkommt, oder ist das eine Spezialität der Wagen im rnv-Netz, weil dort bisher beide Polungen vorkamen?

  • Auch mir kam der Gedanke, ob an den Fahrzeugen irgendetwas umgestellt werden muss. Normalerweise ist es bei einem Gleichstrommotor ja so, dass die Änderung der Polung zu einer Änderung der Drehrichtung führt. So kenne ich es jedenfalls aus meiner Kinder- und Jugendzeit mit Fischertechnik. Bei einer Straßenbahn wird das unbedingt vermieden werden müssen.

    Glaubst Du einem Wörterbuch, in dem man Müll nicht trennen kann, wohl aber gu-te Freun-de?


  • Und im Darmstädter Netz?


    Minus am Fahrdraht.


    Zitat

    Und ist die Elektronik neuerer Triebwagen generell so ausgelegt, dass sie mit beiden Polungen zurechtkommt, oder ist das eine Spezialität der Wagen im rnv-Netz, weil dort bisher beide Polungen vorkamen?


    Im Prinzip ja. Hängt auch davon ab, wieviel hardwaremäßig verschaltet ist und wieviel ggf. per Softwareänderung geht.


    Minus oben haben viele Betriebe gewählt, weil wohl die Korrosion im Erdreich durch Streuströme nicht so ganz stark ist.

  • Minus oben haben viele Betriebe gewählt, weil wohl die Korrosion im Erdreich durch Streuströme nicht so ganz stark ist.


    Damit habe ich mich noch nie beschäftigt, aber wenn ich mir das näher überlege, stellt sich mir die Frage, ob es sein kann, dass man ungünstig stolpert, so dass man den Fuß an der Pluspol-Schiene und die Hand an der "Erde", z.B. einen Ampelmast hat, und somit das letzte Mal Straßenbahngleise überquert hat?

    Vollkommen Großartiges Forum

  • Damit habe ich mich noch nie beschäftigt, aber wenn ich mir das näher überlege, stellt sich mir die Frage, ob es sein kann, dass man ungünstig stolpert, so dass man den Fuß an der Pluspol-Schiene und die Hand an der "Erde", z.B. einen Ampelmast hat, und somit das letzte Mal Straßenbahngleise überquert hat?


    Spannung ist die Differenz zwischen zwei Polen, die aber zunächst mal keinerlei sonstigen Bezugspunkt haben. (Anderes Beispiel: Du wiegst 80 kg, jemand anderes 100 kg, macht als Differenz 20 kg; diese Differenz gilt aber auch, wenn man jemanden mit 60 kg mit einer 80 kg-Person vergleicht)


    600 Volt kann also heißen 600V am Fahrdraht, 0V an der Schiene oder (jetzt kommen die sehr ungünstigen Varianten) z. B. 300V am Fahrdraht -300V an der Schiene (was also als Differenz ebenso 600 V ergibt, aber halt +/- 300 gegen Erde) oder gar 0V am Fahrdraht und -600 an der Schiene. Umgekehrt genauso. -600V am Fahrdraht heißt also mitnichten, daß eine (positive) Spannung an der Schiene anliegt.

  • SoundOfN1:


    Zitat

    so dass man den Fuß an der Pluspol-Schiene und die Hand an der "Erde", z.B. einen Ampelmast hat, und somit das letzte Mal Straßenbahngleise überquert hat?


    Auch ich dachte bis jetzt,- der "böse + Pol" sei immer in der Oberleitung. Das ist wohl Physik, von der wir nichts verstehen ?(
    Also Barfuß auf einem nassen Gleis und mit feuchten Händen ein Geländer berührt und Schluss is ?(


    Edit hat soeben Holgers Erklärung bemerkt und ist erleichtert. ;)

  • Damit habe ich mich noch nie beschäftigt, aber wenn ich mir das näher überlege, stellt sich mir die Frage, ob es sein kann, dass man ungünstig stolpert, so dass man den Fuß an der Pluspol-Schiene und die Hand an der "Erde", z.B. einen Ampelmast hat, und somit das letzte Mal Straßenbahngleise überquert hat?

    gar nichts. Weil in dem Fall das Pluspotential gleich der Erdung ist. Geht gar nicht anders, weil es sonst einen Kurzschluss gibt.


    Vorher war die Oberleitung auf Pluspotential und die Schiene auf 0, jetzt ist die Oberleitung auf Minuspotential und die Schiene auf 0.

  • Nix mit böser Pluspol. Negative und positive Spannung sind gleich gefährlich, weil es nur um die Differenz geht. Ob der Strom in die eine oder andere Richtung durch Deinen Körper fließt, macht keinen Unterschied. Nur Wechselspannung ist gefährlicher, da gibt es zusätzliche Effekte (hat neulich mal jemand in einem anderen Thread erläutert). Plus und Minus sind beim Strom sowieso willkürliche Bezeichnungen. Die Elektronen fließen von Minus nach Plus!

    Glaubst Du einem Wörterbuch, in dem man Müll nicht trennen kann, wohl aber gu-te Freun-de?

  • Nix mit böser Pluspol. Negative und positive Spannung sind gleich gefährlich, weil es nur um die Differenz geht. Ob der Strom in die eine oder andere Richtung durch Deinen Körper fließt, macht keinen Unterschied. Nur Wechselspannung ist gefährlicher [...].

    Genau, bei der "richtigen Eisenbahn" ist es auch nicht anders. Durch die Wechselspannung mit ihren 50 Hertz wechselt das Ganze nur auch noch ständig. Mal sind an den Schienen 0 Volt und an der Oberleitung durchschnittlich +15000 Volt und mal sind an den Schienen 0 Volt und an der Oberleitung durchschnittlich -15000 Volt. Gefährlich sind beide Zustände. ("Durchschnittlich" übrigens deshalb weil die Wechselspannung durch ihren Sinusverlauf Spannungen von 0 Volt bis etwa 21200 Volt hat.)

  • Genau, bei der "richtigen Eisenbahn" ist es auch nicht anders. Durch die Wechselspannung mit ihren 50 Hertz wechselt das Ganze nur auch noch ständig.


    Ähem. Das 15 kV-Netz wird mit 16,7 Hz betrieben. (bzw. früher 16,666666... = 50 * 1/3, man hat es irgendwann vor einigen Jahren auf den Nennwert 16,7 hochgesetzt).


    Zitat

    Mal sind an den Schienen 0 Volt und an der Oberleitung durchschnittlich +15000 Volt und mal sind an den Schienen 0 Volt und an der Oberleitung durchschnittlich -15000 Volt. Gefährlich sind beide Zustände. ("Durchschnittlich" übrigens deshalb weil die Wechselspannung durch ihren Sinusverlauf Spannungen von 0 Volt bis etwa 21200 Volt hat.)


    21213,2V :)

  • Auch mir kam der Gedanke, ob an den Fahrzeugen irgendetwas umgestellt werden muss. Normalerweise ist es bei einem Gleichstrommotor ja so, dass die Änderung der Polung zu einer Änderung der Drehrichtung führt. So kenne ich es jedenfalls aus meiner Kinder- und Jugendzeit mit Fischertechnik. Bei einer Straßenbahn wird das unbedingt vermieden werden müssen.

    Die Fischertechnikmotoren (irgendwo bei meinen Eltern steht auch noch kistenweise Fischertechnik rum :) ) sind aber permanenterregte Motoren, bei denen im Stator (also der der Teil, der sich nicht dreht) Permanentmagneten sind un der Rotor (also der Teil, der sich dreht) vom Strom durchflossen wird. Polt man nun die Stromrichtung um, polt man das Magnetefeld des Rotors mit um, und der Motor läuft in die Gegenrichtung. Dies ist die Regel für kleine bis sehr kleine Gleichstrommotoren.


    In der Leistungsklasse, die bei Straßenbahnen verbaut ist, arbeitet man nicht mit permanenterregten Motoren, sondern mit Motoren, deren Feld ebenfalls durch elektromagnetische Spulen aufgebaut wird. Permanentmagneten in der dafür nötogen Leistungsklasse wären schwer zu handhaben und würden so einiges an Problemen mit sich bringen. Also wickelt man einfach "etwas Kupferdraht ins Gehäuse" und gut ist. Wird nun die Polarität der Spannungsquelle getauscht, gilt das für Feld und Rotor - es ändern sich beide Polaritäten, aber relativ zueinander bleiben sie gleich. Somit bleibt auch die Drehrichtung gleich. Die fremderregten Motoren bieten außerdem den Vorteil, daß man durch (achtung, jetzt wird's paradox) Senkung des Feldstroms höhere Drehzahlen (bei geringerem Drehmoment) erreichen kann. Schaut man sich einen typischen Nockenfahrschalter, wie er in Frankfurt beispielsweise in den DÜWAGs verbaut ist, mal an, sind die letzten (ich glaube drei) Fahrstufen Feldschwächungsstufen, bei denen der Rotor die volle Fahrspannung abbekommt, aber das Feld stufenweise geschwächt wird, um mehr Drehzahl und eine höhere Geschwindigkeit zu bekommen.


    Fremderregte Motoren lassen sich (bei passender Dimensionierung) auch mit Wechselspannung betrieben - sowas hast Du zum Beispiel im Staubsauger zu Hause. Der dreht ja auch konstant immer in die gleiche Richtung, egal, welcher Phasenwinkel gerade aus der Steckdose kommt. ;-) (NEIN, einen Straßenbahn-Fahrmotor kann man nicht so ohne weiteres an die heimische Steckdose hängen, ich verweise auf die passende Dimensionierung.)


    Was mir Sorgen machen würde, wäre eher zusätzlich in den Wagen verbaute Elektronik. Insbesondere, wenn da irgendwo Halbleiter-Umrichter verbaut sind, können die da empfindlich reagieren.

    Tja, jetzt machste dir extra die Arbeit, das hier unten zu lesen - und dann steht da nichts sinnvolles. Pech gehabt.

  • Da die Fahrzeuge auf beiden "Netzen " fahren konnten, zumindest viele, dürfte das dass kleinste Problem gewesen sein.
    Vermutlich wird die Eingangsspannung erste gleichgerichtet und stabilisiert usw.
    Der größere Brocken sind die Einrichtungen zur Stromversorgung.

  • Zitat

    Fremderregte Motoren lassen sich (bei passender Dimensionierung) auch mit Wechselspannung betrieben - sowas hast Du zum Beispiel im Staubsauger zu Hause. Der dreht ja auch konstant immer in die gleiche Richtung, egal, welcher Phasenwinkel gerade aus der Steckdose kommt. ;-) (NEIN, einen Straßenbahn-Fahrmotor kann man nicht so ohne weiteres an die heimische Steckdose hängen, ich verweise auf die passende Dimensionierung.)


    Diese Technik ist auch die Grundlage der klassischen Motoren der "großen Bahn". Und weil das theoretisch für beide Polaritäten funktioniert, aber nur unter der Annahme, dass sich die Spannung nicht ändert, macht man die Änderung möglichst langsam (so kommt der 16,7Hz-Kompromiss zustande).
    Der Sauger (und die Bohrmaschine und die Flex, da ist das interessanter) gewinnt mit einem vorgeschalteten Gleichrichter übrigens massiv an Drehmoment.


    EDIT: Die Umpolung bewirkt aber einen umgekehrten Feldaufbau im Motor, so dass theoretisch die Erregung der elektrischen Bremse gefährdet sein könnte. Ich meine, es gab im RNV-Gebiet sogar eine Intervention der TAB deswegen. Allerdings scheint die Bremse auch nach dem Umpolen weiterhin zu funktionieren.

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