SZ – Überfüllter Meridian-Zug: Fahrgäste müssen Zug verlassen

  • Als Folge einer außerplanmäßigen Bedienung mit nur einem Triebzug musste ein aus Rosenheim kommender Regionalzug am Mittwochmorgen in Grafing die Fahrt unterbrechen, bis – auf eine von Anwesenden beschriebene Durchsage des Tf hin – mindestens 50 Passagiere ausgestiegen seien. Eine Weiterfahrt sei wegen Überlast sonst nicht möglich gewesen.


    Es habe allerdings rund 20 Minuten gedauert, da zunächst lange niemand habe aussteigen wollen. Die Bayerische Oberlandbahn habe auf Nachfrage keine konkreten Aussagen zur notwendigen Zahl der aussteigenden Fahrgäste und zur Dauer des Aufenthalts in Grafing gemacht.


    Klick.

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  • Also entweder werden die Deutschen tatsächlich immer schwerer dicker oder dieser Triebzug hat zu schwache Fahrmotoren. Einem mit einer 146er bespannten Dosto-Zug wäre sowas nicht passiert... :D

  • Problematisch dürften doch eher die großen Fahrgäste sein, die auch wenn sie schlank sind, recht schwer sind (vor allem im Verhältnis zur Grundfläche). Von den kleinen dicken gehen zwangsläufig nicht so viele rein auch wenn dann natürlich oben noch viel Luft ist.
    Wie starke Motoren willst Du haben? Dass man die an der zu erwartenden Belastung ausrichtet, ist nicht ganz unlogisch, kostet ja auch Geld... Aber ich muss Dich enttäuschen, auch Triebzüge können sehr stark motorisiert sein. Diejenigen bei der Rhätischen Bahn müssen jedenfalls einiges draufhaben - wenn man sie als Lok einsetzt und das Ganze dann auch noch auf ner Gebirgsstrecke.

  • Ich denke nicht dass das was mit Fahrmotoren zu tun hat. In Reisezugwagen gibt es zum Beispiel eine Lastabhängige Bremse. Bei zu hoher Auslastung, also auch zu hohem Gewicht, kommt man irgendwann an den Punkt, an dem man die Bremse nicht mehr gelöst bekommt. Bei unseren ETs gibt es so etwas ähnliches und auch eine Anzeige die zeigt, wie Voll der Zug besetzt ist. Was aber passiert wenn der Zug über seine Kapazität besetzt ist habe ich nie erlebt.

  • Zitat

    Ich denke nicht dass das was mit Fahrmotoren zu tun hat. In Reisezugwagen gibt es zum Beispiel eine Lastabhängige Bremse. Bei zu hoher Auslastung, also auch zu hohem Gewicht, kommt man irgendwann an den Punkt, an dem man die Bremse nicht mehr gelöst bekommt. Bei unseren ETs gibt es so etwas ähnliches und auch eine Anzeige die zeigt, wie Voll der Zug besetzt ist. Was aber passiert wenn der Zug über seine Kapazität besetzt ist habe ich nie erlebt.


    Andernorts habe ich gelesen, dass mehrere Triebzug-Baureihen jüngerer Baujahre, darunter der FLIRT, eine Traktionssperre aktivieren, wenn ein gewisser Besetztgrad überschritten wird. In dem Fall hilft dann eben in der Tat nur eine Verringerung der Zuladung.

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  • Und in Russland gibt es sogar Freiwillige für diese Lösung: https://www.youtube.com/watch?v=WD2Dhnu3tP0 Min 3:38... 3:51


    Das Video ist echt krass, am besten gefällt mir der Wassersurfer :thumbsup: Der Rest ist einfach nur zum Kopfschütteln, insbesondere, wie der Mann blöd guckt, dass der Beiwagen brennt und dann erst einmal wieder einsteigt oder die stutzbesoffenen Leute, die über den Zebrastreifen kriechen. 8o

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  • >Bei unseren ETs gibt es so etwas ähnliches und auch eine Anzeige die zeigt, wie Voll der Zug besetzt ist.
    >Was aber passiert wenn der Zug über seine Kapazität besetzt ist habe ich nie erlebt.


    Der 423 sperrt die Antriebe wenn es ihm zu schwer ist. Das dürfte der 430 bestimmt auch hinbekommen.

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
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  • Der 423 sperrt die Antriebe wenn es ihm zu schwer ist. Das dürfte der 430 bestimmt auch hinbekommen.

    Damit wird man aber vermutlich eher die Getriebe usw. vor Überlast schützen wollen. Die Fahrmotoren selbst sind als Drehstrom-Asynchronmotoren deutlich überlastbar.

  • Damit wird man aber vermutlich eher die Getriebe usw. vor Überlast schützen wollen. Die Fahrmotoren selbst sind als Drehstrom-Asynchronmotoren deutlich überlastbar.

    Es geht dabei meines Wissens um die Bremsleistung. Die automatische Lastabbremsung kann die Bremsleistung ja nicht unbegrenzt nachjustieren, und ggf. fehlen dann ab einem bestimmten Zuladungsgrad Bremshundertstel.

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  • Als Anekdote dazu sei angemerkt, daß man die besagten Besetztgradanzeiger nach Inbetriebnahme der 423 in München angeblich um mehr als den Faktor Fünf nach oben korrigieren mußte um überhaupt noch irgendeine Art von Betrieb im Berufsverkeher aufrechterhalten zu können und man heute immer noch teilweise mit anzeigen weit jenseits der 100% unterwegs ist - ob's stimmt kann ich allerdings nicht aktenfest nachweisen...

    "Der Mensch, der so ehrbar im Einzelnen, aber so miserabel im Ganzen ist."
    Johann Wolfgang von Goethe

  • Als Anekdote dazu sei angemerkt, daß man die besagten Besetztgradanzeiger nach Inbetriebnahme der 423 in München angeblich um mehr als den Faktor Fünf nach oben korrigieren mußte um überhaupt noch irgendeine Art von Betrieb im Berufsverkeher aufrechterhalten zu können und man heute immer noch teilweise mit anzeigen weit jenseits der 100% unterwegs ist - ob's stimmt kann ich allerdings nicht aktenfest nachweisen...


    Hilft es dann, wenn für die "vollen" Züge ein Tempolimit gilt? Könnte mir vorstellen, dass man so auch nur einen Teil der Strecke langsamer fahren muss (wo es eben "voll" ist).

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  • Im Prinzip gibt es ganz einfach wie beim Auto auch eine Zuladungsgrenze. Wenn die erreicht ist, muss man eben wieder etwas ausladen. Beim Auto geht das zu Lasten der Stoßdämpfer, wenn ich weiter zulade, brechen irgendwann die Achsen durch. Ist beim Zug nicht anders, wobei die Frage ist, ab welchem Übergewicht die Achsen brechen. :P Jedenfalls hilft da auch eine Geschwindigkeitseinschränkung nichts. Die Themen "Automatische Lastabbremsung", "Bremsvermögen" und "Traktions-/Antriebskraft" kommen dann natürlich noch dazu, wie von den Vorrednern schon treffend beschrieben.

    Viele Grüße, vöv2000


  • Hilft es dann, wenn für die "vollen" Züge ein Tempolimit gilt? Könnte mir vorstellen, dass man so auch nur einen Teil der Strecke langsamer fahren muss (wo es eben "voll" ist).

    Das, was du beschreibst, wäre letztendlich analog zu der Situation, dass bei einem Zug mit Gesamtgewicht x (gleich ob Reise- oder Güterzug) einzelne Bremsanlagen – an einzelnen Drehgestellen oder Wagen* – schadhaft werden und deaktiviert werden müssen. Dann stehen nicht mehr die laut Fahrplan für die dort zugrunde gelegten Geschwindigkeiten notwendigen Bremshundertstel zur Verfügung**, so dass für den betreffenden Zug durch die Betriebsleitung ein abgewandelter Fahrplan mit angepassten Geschwindigkeiten erstellt werden muss.


    Ansonsten gilt natürlich auch das, was vöv2000 schon geschrieben hat. Zumal: Ab einem gewissen Punkt würde der Wagenkasten auf den Drehgestellwiegen aufsetzen***, d.h., die Federung wäre faktisch unwirksam, und das ist auch ganz schlecht für den Fahrplan (und das Material) ...





    * Wobei die Bremsleitungen natürlich funktionsfähig bleiben müssen, sonst wäre im "worst case" der gesamte Wagenzug ab dem schadhaften Wagen nicht mehr bremsbar.


    ** Weitere Aspekte wie Sicherung des Zuges in einer Steigung bzw. einem Gefälle, man denke an die Sägelinien im Buchfahrplan, lasse ich hier mal außen vor.


    *** Wann dieser Fall einträte und welche Teile genau womit in Berührung kämen, wäre von der Drehgestellbauart abhängig, versteht sich ;)

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  • Soweit alles richtig bisher. Beim konventionellen Reisezug (Lok + Wagen) wäre zu berücksichtigen, daß Besetzungen über 200%, bezogen auf die Sitzplatzanzahl, schlicht unzulässig sind - eben wegen der Federung. Denn setzen die Federn auf, hat man keine mehr - das ist nicht wegen Komfort interessant, sondern wegen der Sicherheit.


    Fahrt mal, wenn es sich ergibt, parallel neben einem anderen Zug her - und achtet dabei besonders auf die Arbeit der Drehgestelle und der Federung, da passiert richtig was, besonders in Weichenbereichen oder natürlich bei Gleisunebenheiten. Hat man jetzt faktisch keine Federung mehr, würde der gesamte Wagen anfangen zu springen - und spätestens an Weichen könnte es passieren, es macht "hops", und der gesamte Wagen fährt neben den Schienen weiter - weil eben keine Federung mehr da ist, um die Unebenheiten abzufangen.


    Deshalb sind wie gesagt beim konventionellen Reisezug (dazu zählen übrigens auch die ICE-Züge, von den Drehgestellen her sind die nichts anderes) mehr als 200% Besetzung unzulässig. Muß man aus irgendeinem Grund trotzdem fahren, dann nur mit massiv reduzierter Geschwindigkeit - aber dieses Risiko, diese Verantwortung wird heutzutage keiner mehr übernehmen wollen.


    Brechende Achsen wegen Überbelastung: oh doch, das hatten wir 1998 mal :evil: Da meinte Bombardier (hießen die damals schon? Weiß ich nicht mehr), in neu ausgelieferte Dosto-Steuerwagen unbedingt Hohlwellen als Achsen einbauen zu müssen, um paar Tonnen Gewicht zu sparen; bis dato wurden grundsätzlich nur Vollwellen als Achsen verbaut. Das war natürlich am falschen Ende gespart: dauerte nicht lange, und diese Hohlwellen bekamen Risse, weil die Zuladung im Dosto ja doch auch paar Tonnen beträgt, wenn er voll besetzt ist (man rechne den durchschnittlichen Menschen mit 75 kg x 100 Personen = 7.500 kg, also schon 7,5 Tonnen; im knackevollen Berufsverkehr auch gerne noch paar mehr). Das EBA wollte damals Knall auf Fall alle Steuerwagen außer Betrieb setzen, dann aber wäre in den Ballungsräumen kein sinnvoller Nahverkehr mehr möglich gewesen, also stimmte es damals einem Kompromiß zu: die Steuerwagen durften weiterfahren, aber nicht mehr mit Reisenden besetzt werden, und das so lange, bis die Hohlwellen gegen Vollwellen ausgewechselt waren.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • Fahrt mal, wenn es sich ergibt, parallel neben einem anderen Zug her - und achtet dabei besonders auf die Arbeit der Drehgestelle und der Federung, da passiert richtig was, besonders in Weichenbereichen oder natürlich bei Gleisunebenheiten.

    Bei den schon genannten Doppelstockwagen sieht man das aber auch sehr gut. Steht man dort im Türbereich direkt hinter der Lok, kann man auch sehr schön sehen, wie groß diese "Sprünge" sind.

  • Fahrt mal, wenn es sich ergibt, parallel neben einem anderen Zug her - und achtet dabei besonders auf die Arbeit der Drehgestelle und der Federung

    Das ist entweder für die Maus oder mir fällt doch glatt das Schienenfahrzeug eines Forumsusers ein, was etwas frisiert auf der Strecke Mannheim-Friedrichsfeld - Heidelberg Pfaffengrund-Wieblingen parallel fahren könnte *scnr* :D


    Ansonsten, Dank an Euch für die Erklärungen :thumbup:

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