Vorrangschaltungen

  • Die Suchfunktion hat zum Stichwort etliche Beiträge geliefert, ich habe aber keinen grundsätzlichen zum Thema gefunden. Falls ich nicht richtig geguckt habe, bitte ich um Nachsicht - und Hinweis auf den Thread.


    Mein letzter Wohnsitz in Rhein-Main war Darmstadt. Setze ich mich dort in eine Straßenbahn, dann bin ich in wenigen Minuten in Arheilgen, Eberstadt oder Griesheim. Warum? Dort gibt es - von wenigen schwierigen Knoten abgesehen - eine funktionierende Vorrangschaltung für den ÖV.


    Heute habe ich - trotz grenzwertigen Wetters - einen Ausflug an den Main gemacht, da mir von den "neuen" Linien und auch so noch Aufnahmen im Fotobestand fehlen. Und ich staune:


    Linie 17 in der Stresemannallee: Steht sich müde vor den Ampeln
    Linie 18 in der Friedberger Landstraße: Same Procedure
    Linie 16 in Ginnheim: das gleiche Elend


    Daher meine Frage: Gibt in Frankfurt überhaupt keine Vorrangschaltungen - oder funktionieren sie schlicht und einfach nicht? Auch "unterwegs" ist mir so manche Tram aufgefallen, die einfach nicht recht voran kam. Dass die Autos auch nicht voran kommen, ist da eigentlich nur ein schwacher Trost. Wenn ich Fahrgäste in den ÖV locken will, muss ich doch Vorteile bieten. Und wenn es schon im Gegensatz zum Auto oft einen Umsteigezwang gibt, dann muss ich doch zumindest dafür sorgen, dass ich flott voran komme. Sonst kann ich noch so viele neue Linien bauen, Mainhattan wird weiter am Auto ersticken. (Was Darmstadt auch MIT Vorrangschaltung tut, aber das ist eine ganz andere Geschichte...)



  • wenn die VGF für die Vorrangschaltungen zuständig wäre, gäbe es die nahezu überall. Doch dafür ist in FFM das Straßenverkehrsamt zuständig, dass teilweise Investitionen dahingegen scheut oder es ablehnt. Wie dem auch sei, da besteht Optimierungsbedarf. Da hast du schon recht.

    ein U5 ist ein U5-Wagen fährt aber (noch) nicht auf der U5 :thumbsup: Und ein U4 nicht auf der U4 - Welcome in FFM

  • Es fällt dem Betrachter von außen schon auf, dass Frankfurt einerseits ein sehr gut ausgebautes Schienennetz besitzt und auch aktuell in den weiteren Ausbau investiert. Dies ist bei den Tunnelstrecken bei U und S Bahn ja durchaus mit hohen Summen verbunden. Aber auch das Straßenbahnnetz wurde in den letzten Jahren ja gut ausgebaut. Umso unverständlicher ist es daher, dass die Vorrangschaltungen an den Ampeln, die ja vergleichsweise wenig kosten, nicht entsprechend geschaltet wurden. Im Vergleich zu Hannover, dass aktuell aus finanziellen Gründen garnicht mehr in Tunnels investiert, ist dies schon auffällig. Die Ampelvorrangschaltungen sind hier konsequent eingerichtet. Mich würde mal die Meinung der hier mitlesenden Grünen Stadtverordneten interessieren. Grade die Straßenbahn ist ja eigentlich das von den Grünen favorisierte Verkehrsmittel. Die Grünen stellen seit vielen Jahren den zuständigen Verkehrsdezernenten. Wie passt dies zusammen?

  • >Doch dafür ist in FFM das Straßenverkehrsamt zuständig, dass teilweise Investitionen dahingegen scheut oder es ablehnt.


    Die wurschteln doch auch nur nach Vorgaben der Politik......
    Ich hatte schon mal wegen Auffälligkeiten die ich an LSAs entdeckt habe mit dem
    dazugehörigen Strassenverkehrsamt telefoniert und da ging es dann im Laufe des
    Gespräches auch um "grüne Welle" und andere Dinge....letztendlich geht es nach
    Vorgaben der Volksvertreter....


    >Grade die Straßenbahn ist ja eigentlich das von den Grünen favorisierte Verkehrsmittel. Die Grünen stellen seit vielen
    >Jahren den zuständigen Verkehrsdezernenten. Wie passt dies zusammen?


    Einerseits ja....aber schau dir mal an Hand von Umfragen an welche Bevölkerungsschicht die Grünen wählt.....

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  • Ich finde schon, dass die verlinkte Quelle eine direkte Antwort gibt: es gibt nicht die Lösung. Der Ansatz liegt vielmehr im Klein-klein der örtlichen oder linienbezogenen Besonderheiten und der Abhängigkeit von anderen Faktoren.

  • Es bleibt die Frage warum grade oft an nicht besonders komplizierten Kreuzungen, wie Fußgängerüberwegen und Nebenstraßen die Straßenbahnen nicht bedingungslos Vorfahrt hat Bei meinen leider zu seltenen Besuchen in Frankfurt habe ich festgestellt, das die Bahn erst in allerletzter Sekunde das Fahrtzeichen bekommt, sodass der Fahrer zunächst Bremsen muss. Würde dieses Signal nur 2 Sekunden eher kommen, könnte kontinuierlich durchgefahren werden. Das subjektive Gefühl für den Passagier wäre besser, auch wenn es nur wenige Sekunden einbringt. Zudem würde Bremsenergie gespart. Warum macht man solch einfache logische Dinge nicht? Wurde ja oft genug hier im Forum thematisiert.

  • Linie 17 in der Stresemannallee: Steht sich müde vor den Ampeln

    Steht schon im Thema der 17 durch die Stresemannallee :D


    Bei meinen leider zu seltenen Besuchen in Frankfurt habe ich festgestellt, das die Bahn erst in allerletzter Sekunde das Fahrtzeichen bekommt, sodass der Fahrer zunächst Bremsen muss. Würde dieses Signal nur 2 Sekunden eher kommen, könnte kontinuierlich durchgefahren werden


    Was ich schon mal schreiben wollte: Mir fällt das an der Kiesschneise auf, dass die Bahnen vor dem älteren BÜ deswegen abbremsen. Das dürfte an der Stelle wegen dem sehr weit vor dem BÜ zu liegenden Einschaltpunkt (im Gleis) daran liegen, dass die alten Handradwagen mit nicht so zackiger Beschleunig den BÜ auch passieren müssen.
    Warum die SVB-Kisten dann nicht einfach sanfter anfahren, als die Technik hergibt, verstehe ich leider auch nicht.

    Vollkommen Großartiges Forum

  • Warum die SVB-Kisten dann nicht einfach sanfter anfahren, als die Technik hergibt, verstehe ich leider auch nicht.

    Viele Fahrer drücken den Sollwertgeber zum Anfahren bis an den Anschlag - dann gibt es natürlich auch die maximale Beschleunigung. Die "Kisten" können durchaus aber auch sanft anfahren, wenn man sie denn lässt.

  • Mal ein kleines Positivbeispiel: Seit ein paar Monaten hat die die 12 an der Kreuzung Ratsweg/Ostparkstraße tatsächlich eine Vorrangschaltung. (Wobei sie oft die gewonnene Zeit vor der Fußgängerampel an der Station Eissporthalle gleich wieder verliert.)


    Als Negativbeispiel kann ich jedoch die 14 hinzufügen. Zwischen Saalburg-/Wittelsbacherallee und Lokalbahnhof sind die Wartezeiten an Ampeln wahrlich ein Graus. Auch hier erreichen die Bahnen nach Fahrgastwechsel an nahezu allen Ampeln diese meist genau so, dass sie im Ampelprogramm die maximal mögliche Wartezeit bis zur nächsten Grünphase haben. Ergebnis: 16 Minuten Fahrzeit für 3,5 Kilometer Fahrstrecke. Macht 13,125 Stundenkilometer Duchschnittsschwindigkeit. Das dürfte dem Tempo eines gut trainierten Joggers entsprechen.


    Dass unser aller Schein nicht trügt, zeigt der Bericht der FNP vom 26. März 2015:


    Zitat

    Tatsächlich hatte die Stadt dieses Problem schon vor mehr als 20 Jahre erkannt. In den 90er Jahren wurde ein umfangreiches Programm zur Beschleunigung des öffentlichen Nahverkehrs aufgelegt. Umgesetzt wurde es für die Straßenbahnlinien 11, 16 und 21 sowie für die Buslinien 32 und 34. Dann war Schluss. An 500 Ampeln, so die ursprüngliche Planung, sollte eine Vorrangschaltung für Busse und Bahnen eingerichtet werden. Umgesetzt wurde gerade einmal die Hälfte davon. Und auch bei vielen umgerüsteten Ampeln ist die Vorrangschaltung abgeschaltet, zum Beispiel wegen Baustellen.


    Trotz aller Bemühungen ist der Nahverkehr seit 1992 langsamer geworden. Bei der Tram stiegen die Fahrzeiten um 3,5 Prozent, bei den Bussen sogar um acht Prozent. Ein Extremfall ist die Linie 30, die zwischen Bad Vilbel und dem Sachsenhäuser Berg heute 57 statt früher 44 Minuten unterwegs ist. Und die Linie 34, die vor mehr als 20 Jahren um sieben Minuten beschleunigt wurde, ist heute wieder genauso langsam wie vorher.


    „Die Beschleunigungsprogramme haben in Frankfurt nicht die Erfolge wie in anderen Metropolen erreicht“, heißt es in der Fachzeitschrift „Der Nahverkehr“.

  • Und dann heißt es, der ÖPNV ist zu teuer. Wie oft stehen Fahrzeuge im Rückstau bei angeblich intelligenter und bedarfsgerecht gesteuerter Ampelsteuerung, die trotz fehlenden Bedarf der Querstraße immer wieder Grünphasen gibt. Trotz vorhandener Hardware wird stumpf nach festem Umlauf geschaltet.

  • Und dann heißt es, der ÖPNV ist zu teuer. Wie oft stehen Fahrzeuge im Rückstau bei angeblich intelligenter und bedarfsgerecht gesteuerter Ampelsteuerung, die trotz fehlenden Bedarf der Querstraße immer wieder Grünphasen gibt. Trotz vorhandener Hardware wird stumpf nach festem Umlauf geschaltet.

    Vor allem der in Frankfurt tagsüber übliche 120-Sekundenumlauf mit den zu langen Grünphasen aus den Nebenrichtungen führt dazu, daß bis auf wenige Kreuzungen, bei denen das Verkehrsaufkommen aus der querenden Richtung ähnlich hoch ist wie aus der Hauptrichtung, auf den Kreuzungen nichts passiert, weil für das geringe Verkehrsaufkommen aus der Nebenrichtung das Grün einfach zu lange bleibt, während sich in der anderen Richtung alles staut. Mit kürzerem Umlauf ( in Darmstadt tagsüber 90 Sekunden optimal) würden diese Leerläufe reduziert und die Verkehrsleistung der Kreuzungen erhöht. Umlaufzeiten müssen natürlich großräumig festgelegt werden, sonst funktioniert ja eine Koordinierung der Ampelkreuzungen nicht.


    Daß die Straßenbahn selbst durch Fußgänger-Schutzanlagen (die Selbstbedienampeln) ausgebremst wird, ist ja schon als peinlich zu bezeichnen. Es dürfte ja technisch kein Problem sein, bei Anmeldung einer Bahn für die wenigen Sekunden die Fußgänger-Grün-Anforderung durch Fußgänger zu verzögern...


    fmm_de

    Avatar: Relikt! Remember Linie 5 Liebfrauenstraße!

  • Daß die Straßenbahn selbst durch Fußgänger-Schutzanlagen (die Selbstbedienampeln) ausgebremst wird, ist ja schon als peinlich zu bezeichnen. Es dürfte ja technisch kein Problem sein, bei Anmeldung einer Bahn für die wenigen Sekunden die Fußgänger-Grün-Anforderung durch Fußgänger zu verzögern...

    Es gäbe doch eine viel bessere Möglichkeit: Im Normalfall ist die Fußgängerampel dunkel, wenn eine Bahn kommt, bedient diese einen Kontakt und die Fußgänger bekommen Doppel-Rot, für die Bahn gibt es dann dasselbe Signal wie bei einem Bahnübergang, der technisch gesichert ist. Wenn der Fahrer bemerkt, dass das Signal nicht leuchtet, dann kann er sich immer noch bemerkbar machen.


    Der Vorteil wäre, dass die Bahn niemals aufgehalten werden könnte und die Fußgänger immer noch sicher sind...

  • Das liegt aber nicht an der Ausführung (dunkel/doppelrot oder grün/rot) der Lichtzeichen, sondern eher an der Nichtbeachtung derselben. Vielen Mitmenschen ist es schlichtweg egal, was das Teil anzeigt (falls es denn überhaupt bemerkt wird), es wird halt einfach gegangen.
    Nebenbei, es gibt auch genügend Stellen, an denen ist noch nicht mal eine Querungsmöglichkeit vorhanden und die Gleise überquert werden, Stichwort Gleislatscher.

  • "sicher"? Da werden dir VGF, Polizei, Feuerwehr was ganz anderes erzählen.

    Jeder Fußgänger ist so sicher wie er sich selbst Sicherheit verschafft. Leider ist man bei uns nach wie vor dabei, den Leuten die Eigenverantwortung nach und nach auszutreiben.


    Ich gehe nicht einmal bei Grün, ohne vorher nach Rechts und Links zu schauen, es sei denn, die erste Reihe der Autos hat bereits angehalten. Es gibt genug Auto fahrende Idioten.


    Andersrum hält auch eine Rote Ampel keinen Fußgänger auf, der gerade intensiv mit seinem SmartPhone beschäftigt ist. Ich habe keine statistischen Zahlen, aber ich gehe nach den vielen Meldungen, die ich gelesen habe, davon aus, dass die Zahl der "SmartPhone-Toten" längst 3-stellig ist, wobei der Gegner durchaus nicht immer eine Tram war. Es gibt genug idiotische Fußgänger - und ich wundere mich bestenfalls, dass nicht noch mehr passiert.


    Das alles ist aber - wenigstens zum Teil - ein spezifisch deutsches Phänomen. Ich las kürzlich, dass es Länder gibt, in denen Radfahrer und Fußgänger Ampeln, die offensichtlich überflüssigerweise Rot zeigen, straflos ignorieren dürfen. Leider habe ich vergessen, welche es waren, aber anscheinend hat dies nicht zu höheren "Schadensquoten" geführt. Mit Selbstverantwortung geht es offensichtlich doch...

  • Daß die Straßenbahn selbst durch Fußgänger-Schutzanlagen (die Selbstbedienampeln) ausgebremst wird, ist ja schon als peinlich zu bezeichnen. Es dürfte ja technisch kein Problem sein, bei Anmeldung einer Bahn für die wenigen Sekunden die Fußgänger-Grün-Anforderung durch Fußgänger zu verzögern...


    Geht. Siehe Haltestelle Bleiweißstraße. Wenn da eine Straßenbahn im Anmarsch ist, wird's für die Fußgänger nicht grün.

    Tja, jetzt machste dir extra die Arbeit, das hier unten zu lesen - und dann steht da nichts sinnvolles. Pech gehabt.

  • Eine kuriose Regelung besteht am Schweizer Platz: normalerweise hat dort die Straßenbahn verlässlich Vorrang vor den Fußgängern. Nur wenn die Fußgängerampel eine gewisse Zeit, sagen wir 5 Minuten (ich weiß es nicht genau), nicht betätigt worden ist, erhalten die Fußgänger bei der nächsten Anforderung sofort grün, egal ob da eine Straßenbahn anrollt oder nicht.

  • Hallo,


    Es gäbe doch eine viel bessere Möglichkeit: Im Normalfall ist die Fußgängerampel dunkel, wenn eine Bahn kommt, bedient diese einen Kontakt und die Fußgänger bekommen Doppel-Rot,


    Genau so etwas gibt es auf der oberen Friedberger Landstraße vor und nach den Haltestellen z.B. Bodenweg und FriedbergerWarte (Linie 18 /Bus 30). Die schalten aber so langsam, dass die Straßenbahn bzw. der Bus oft bis zum Stillstand bremsen muss, ehe die Fahrt freigegeben wird. Häufig reagieren die Dinger auch gar nicht, speziell beim Bus.


    Extrembeispiel die Ampel vor der Haltestelle Friedberger Warte vom Bodenweg kommend und stadteinwärts die Ampel an der Gellertstraße/Gleimstraße, da fährt der Bus mittlerweile sowieso in der Regel bei "F0" durch.


    Grüße
    Oliver