[BY] Frontalzusammenstoss zwei Meridian-Züge bei Bad Aibling

  • Die Zahl der Toten hat sich zwischenzeitlich auf neun erhöht, darunter sind auch die beiden Lokführer und die beiden Zugbegleiter. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt, davon 55 schwer.

    Gruß Tommy

  • Die Unfallstelle liegt auf einer eingleisigen Strecke, die dort in einer Kurve (r ~500m) durch ein Waldstück führt. Die Strecke ist mit PZB ausgerüstet, die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt dort 100 km/h.
    Verkehrsminister Dobrindt sprach davon, dass die Züge wohl nahezu ungebremst aufeinander geprallt seien. Genaueres müssen aber die Auswertungen der Fahrtenschreiber ergeben, von denen zwei von drei bereits geborgen wurden.

  • Die Unfallstelle liegt auf einer eingleisigen Strecke, die dort in einer Kurve (r ~500m) durch ein Waldstück führt. Die Strecke ist mit PZB ausgerüstet, die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt dort 100 km/h.
    Verkehrsminister Dobrindt sprach davon, dass die Züge wohl nahezu ungebremst aufeinander geprallt seien. Genaueres müssen aber die Auswertungen der Fahrtenschreiber ergeben, von denen zwei von drei bereits geborgen wurden.


    Ich will das mal korrigieren, da 2 von 3 blackboxes bei zwei identischen Zügen wenig sinn macht...
    Laut orf.at hat jeder Zug 3 blackboxes, von denen JE Zug zwei schon gefunden sind. also 4 von 6.

  • Ich möchte an der Stelle mein Beileid für alle Angehörigen der Todesopfer und beste Genesungswünsche für alle Verletzten aussprechen!


    Ich hoffe, die Ursache wird schnell gefunden, kann denn eine PZB-Sicherung ausfallen? An dieser soll es aber bisher laut Presse nicht gelegen haben, eine andere Ursache für solch ein Unglück kann ich mir grad aber gar nicht ausmalen.

  • Ich hoffe, die Ursache wird schnell gefunden, kann denn eine PZB-Sicherung ausfallen? An dieser soll es aber bisher laut Presse nicht gelegen haben, eine andere Ursache für solch ein Unglück kann ich mir grad aber gar nicht ausmalen.

    Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Auch eine PZB kann ausfallen.


    Allerdings muss man hierbei zwei Dinge beachten:


    1. Die PZB kann nur eine Aktion ausführen: Zwangsbremsung - Im Normalfall bemerkt man daher die Existenz der PZB also hauptsächlich dadurch, dass sie eben keine Aktion ausführt (von den Hinweistönen einmal abgesehen).


    Sie dient nur dazu die größte Schwachstelle im System, den Menschen, zu überwachen. Wäre der Mensch "perfekt", bräuchte man die PZB nicht. Sofern der Betrieb ordnungsgemäß abgewickelt wird, wäre der Ausfall der PZB für sich erst einmal kein Auslöser für ein Unglück. Der Ausfall der PZB kann nur dazu führen, dass ein Unglück wahrscheinlicher wird, welches mit der PZB unter Umständen hätte verhindert werden können.


    Will heißen: Die Regeln, wie zu verfahren ist (Rotes oder dunkles Signal heißt halt, Halt erwarten heißt die Geschwindigkeit reduzieren, Bremskurve usw.) gelten immer - egal ob das System intakt ist und arbeitet oder nicht. Vor den 1930er Jahren gab es das System beispielsweise überhaupt noch nicht.


    2. Die PZB ist kein Allheilmittel. Wenn jemand trotzdem weiterfahren will, kann auch die PZB ihn nicht daran hindern (siehe Mannheim).


    Dies gilt ebenso für die Sifa und diverse fahrzeuginternen Sicherheitssysteme ebenfalls. Das ist wie mit den Versicherungen: Zumeist braucht man sie nicht, aber wenn wirklich etwas passiert, ist man heilfroh, wenn man versichert ist.


    Da die PZB, nach den bisherigen Medienberichten, wahrscheinlich nicht Schuld an diesem tragischen Unfall ist, macht es aus meiner Sicht nur wenig Sinn jetzt über dieses System zu sinnieren. Ich bin jedenfalls beruhigt zu wissen, dass die PZB heute praktisch flächendeckend in Deutschland (und Österreich) vorhanden ist.


    In den nächsten Tagen werden wir sicherlich Details zu der tatsächlichen Unglücksursache erfahren. Ich denke, dass wir bis dahin einfach abwarten sollten.

  • Das blöde an dem Unfall ist, dass man mit heutiger Technik so etwas eigentlich verhindern könnte:
    Mit Ortung der Züge und Feststellung, dass zwei Züge auf einer eingleisigen Strecke sich aufeinander zubewegen, dürfte es dann nicht zum Zusammenstoß kommen, weil hier die Technik mit Logik eingreifen könnte (z.B. stark verminderte Höchstgeschwindigkeit, wenn die Ortungen sehr nah beieinander liegen. Die Einfahrt in einen Kreuzungsbahnhof muss ja gewährleistet bleiben).

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    Einmal editiert, zuletzt von SoundofN1 ()

  • Mit Ortung der Züge[...]

    Auf den Schnellfahrstrecken ist dies durch die LZB seit Jahrzehnten bereits realisiert.


    Gegen eine flächendeckende Einführung sprach wohl der hohe materielle Aufwand (also das Geld). Bis Hordorf 2011 gab es ja sogar Lücken in der PZB!


    So ein System würde auch nur dann etwas bringen, wenn alle beteiligten Fahrzeuge damit ausgerüstet wären und das System verpflichtende Entscheidungen treffen könnte. (Siehe Flugzeugunglück von Überlingen 2002)

  • Laut verschiedener Zeitungsmeldungen, scheint es sich um menschliches Versagen zu handeln. "Es wird in Richtung Fahrdienstleiter/ Stellwerk
    ermittelt"
    Ist es denn technisch möglich, daß von 2 abgebenden Bahnhöfen, eine Ausfahrt (freie Fahrt/ HP1) auf die selbe eingleisige Strecke gestellt wird ?
    Ich dachte, es gibt Sicherungen in den Stellwerken, die dies verhindern (falls ein Fahrdienstleiter doch mal etwas übersieht).
    Unglücklich scheint auch gewesen zu sein, daß eine Kurve (im Bereich der Unfallstelle) verhindert hat, daß die Triebfahrzeugführer sehen konnten, daß ihnen ein anderer Zug entgegenkommt. Dadurch sind die beiden Züge wohl fast ungebremst kollidiert.

    Capri-Sonne heisst jetzt "Capri Sun". :( Sonst ändert sich nix. Der "alte" Name muss wieder her ! ;(

  • Ist es denn technisch möglich, daß von 2 abgebenden Bahnhöfen, eine Ausfahrt (freie Fahrt/ HP1) auf die selbe eingleisige Strecke gestellt wird ?
    Ich dachte, es gibt Sicherungen in den Stellwerken, die dies verhindern (falls ein Fahrdienstleiter doch mal etwas übersieht).

    Man kann Fahrstraßen durchaus "hilfsauflösen"...


    Das erhöht dann ein Zählwerk, muss protokolliert werden usw.


    Stelle dir einfach einmal vor, dass eine Ausfahrt gestellt ist, der Zug am Bahnsteig steht und nicht mehr betriebsfähig ist, weil beispielsweise irgendein technischer Defekt aufgetreten ist. Wenn man die Fahrstraße nicht mehr (ohne Zugbewegung) auflösen könnte, wäre der ganze Bahnbetrieb blockiert.


    (Oder banaler: Der Fahrdienstleiter hat sich "verdrückt" und beispielsweise eine Ausfahrt in die falsche Richtung gestellt. Wenn er es vor der Ausfahrt des Zuges merkt, kann er es so rückgängig machen. Mitunter führt dies sogar zu "Irrfahrten" - das ist aber natürlich ungefährlich, da auch eine versehentlich gestellte Fahrstraße genau so gesichert ist wie jede andere auch. Da war doch vor einiger Zeit mal ein ICE statt nach Paris in Richtung München unterwegs.)

    2 Mal editiert, zuletzt von zip-drive ()

  • Ich fühlte mich bei der Meldung gleich an das schreckliche Unglück von Warngau 1975 erinnert, bei dem damals - von hier aus sogar ziemlich in der Nähe des jetzigen Unglücksortes - zwei Regionalzüge auf eingleisiger Strecke zusammengestoßen waren. Dieses Unglücj damals war Anlass, über umfassende Sicherungsmaßnahmen nachzudenken und diese nach und nach einzuführen. Hordorf vor einigen Jahren war dann eine weitere Parallele, weil damals dort die PZB eben noch nicht eingerichtet war. Da die PZB den Berichten nach flächendeckend im Bahnnetz besteht, ist das heutige Unglück für mich ein trauriges Rätsel.

  • Bei der Märkischen Allgemeinen Zeitung ist inzwischen die Rede vom Ersatzsignal. Eine offizielle Mitteilung steht allerdings noch aus.

    Die offizielle Mitteilung dazu sollte man wirklich erst noch abwarten. Der Fahrdienstleiter, der beide Bahnhöfe bedient, sieht die Ausleuchtung auf seinem Stelltisch, stellt für einen Zug die Fahrstraße zur Ausfahrt aus dem Bahnhof in den eingleisigen Abschnitt und lässt gleichzeitig einen anderen Zug mittels Ersatzsignal in Gegenrichtung in den selben eingleisigen Abschnitt einfahren?!


    Das wäre doch kaum zu glauben. So etwas passiert doch nicht aus Versehen und ein Ersatzsignal geht nicht mit einem versehentlichen Tastendruck an. Irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen. Der verlinkte Artikel erscheint mir etwas zu schwammig - die Begriffe "automatisches Signalsystem" und "durchwinken" sind merkwürdig.

  • Auf den Schnellfahrstrecken ist dies durch die LZB seit Jahrzehnten bereits realisiert.


    Gegen eine flächendeckende Einführung sprach wohl der hohe materielle Aufwand (also das Geld). Bis Hordorf 2011 gab es ja sogar Lücken in der PZB!


    So ein System würde auch nur dann etwas bringen, wenn alle beteiligten Fahrzeuge damit ausgerüstet wären und das System verpflichtende Entscheidungen treffen könnte. (Siehe Flugzeugunglück von Überlingen 2002)


    Wie wäre es mit GPS-Geräten in den Zügen? Diese sind nicht so teuer. Ich denke da aber dabei nur an eine zusätzliche Sicherung zu den bisherigen.

    Vollkommen Großartiges Forum

  • Wie wäre es mit GPS-Geräten in den Zügen? Diese sind nicht so teuer. Ich denke da aber dabei nur an eine zusätzliche Sicherung zu den bisherigen.

    Wenn diese Geräte das Prädikat im (Eisenbahn-)rechtlichen Sinn "sicher" sein müssen, dann kosten die auch wieder Unsummen.


    Ich denke, dass die Eisenbahn in Deutschland schon sehr sicher ist - solange der Betrieb normal abläuft. Ein Problem ist die Möglichkeit, dass das Personal, sei es der Triebfahrzeugführer im Triebfahrzeug oder der Fahrdienstleiter im Stellwerk, selbst in der Lage sind, die Sicherheitssysteme zu umgehen. Für den Störungsfall ist das natürlich unumgänglich, da sonst der Betrieb bei dem kleinsten Problem ganz eingestellt werden müsste.


    Allerdings frage ich mich, ob man hier nicht eine zusätzliche Sicherheit einbauen könnte. Ich kenne von meiner beruflichen Tätigkeit die Security-Token mit LC-Display. Diese zeigen aller paar Sekunden eine neue, zufällige, Nummer an. Dieses Token dient dazu sich am System, zusätzlich zu Benutzernamen und Passwort, zu authentifizieren.


    Es wäre doch genauso denkbar, dass ein Triebfahrzeugführer sich beispielsweise nur dann von einer PZB-Zwangsbremsung befreien könnte, wenn er einen Code ins System eingibt, den er nur von seinem Vorgesetzten erfahren kann. Oder aber ein Fahrdienstleiter nur dann ein Ersatzsignal einschalten kann wenn dieser ebenfalls von seinem Vorgesetzten solch einen Code erfragen würde. Der Vorgesetzte hätte so die Möglichkeit notfalls einzugreifen und zu hinterfragen, aus welchem Grunde solch eine Hilfshandlung überhaupt erforderlich wäre.


    Da diese Codes nur eine begrenzte Zeit gültig sind, würde es auch nichts bringen, wenn jemand den Code mitschreibt, da dieser bei der nächsten Eingabe bereits nicht mehr gültig wäre.