Um die Diskussion im Thread "Ginnheimer Kurve" nicht weiter mit nicht zum Thema gehörenden grundsätzlichen Gedanken ausufern zu lassen, mache ich dazu einmal einen neuen Thread auf. Die Admins können ja überlegen, die letzten Posts auch hierher zu verschieben.
Wenn man an neue Tunnelstrecken für eine Einwohnerzahl im Bereich um die 1 Million denkt - was ich auch für realistisch halte - würde ich am ehesten über einen 2. S-Bahn-Tunnel nachdenken. Hamburg hat - gut, bei 2 Mio. Einwohnern - 2 S-Bahn-Stammstrecken, die traditionelle über Dammtor und die City-S-Bahn über Landungsbrücken, immerhin schon seit 1975 (wenn auch damals noch nicht gleich komplett). Für Frankfurt sind vor allem die Kapazitätsprobleme der S-Bahn das Hauptproblem. Eine 2. Stammstrecke würde diese Kapazitätsprobleme lösen und könnte auch den Regionalverkehr aufnehmen. Dann brauchten Regionalpendler aus Butzbach, Gelnhausen, Aschaffenburg und Bensheim nicht mehr am Hbf umzusteigen. Parallel dazu müssten die Engpässe entlang der oberirdischen Strecken abgebaut werden - dieses würde gleichzeitig auch dem innerstädtischen Verkehr dienen.
Beispiel:
Der Korridor Offenbach Ost - Höchst wird durch 2 - 3 S-Bahn-Linien bedient (S 8 / 9 hier als eine Linie) befahren. Eine einer Stadtbahn vergleichbare Bedienungsqualität würde jegliche Diskussion über einen parallelen Ausbau z.B. der Straßenbahn in der Mainzer Landstraße überflüssig machen. Dafür mangelt es aber der S-Bahn zum Einen an einer Pünktlichkeit, wie sie andere S-Bahn-Systeme durchaus bieten. Zum anderen ist der 23 / 7-Minuten-Takt zwischen Hbf und Höchst lächerlich. Faktisch bedeutet das, dass die S 1 überfüllt ist, und die S 2, die wenige Minuten später folgt, eher leer ist. Sinnvoll wäre es, entlang des gesamten Korridors Offenbach Ost - Höchst / Flughafen durch Linien-Überlagerungen tagsüber einen 5-Minuten-Takt und abends einen 5 - 10-Minuten-Takt anzubieten, wie es z.B. auch zwischen Hbf und Westbahnhof funktioniert.
Damit könnte man auch die bisherigen Autofahrer aus der Region zum Umstieg animieren, was auch das Straßennetz entlasten würde.
Zum Thema Autofahren: Ich träume eher in eine andere Richtung: Angesichts der großen Knappheit der Ressource Fläche halte ich die Nutzung des öffentlichen und auch privaten Raumes zum Auto-Parken für eine Verschwendung. Wenn ich allein die aufwändigen Ein- und Ausparkvorgänge in den Einkaufsstraßen ansehe, bei denen ein PKW länger braucht als 10 Fernbusse des Polen-Hubs in der Pforzheimer Straße gleichzeitig .. Langfristig sehe ich es als sinnvoll an, das Parken grundsätzlich auf Parkhäuser, Tief- und Quartiersgaragen zu konzentrieren und die Nutzung des Straßenraumes für den "ruhenden Verkehr" auf den Wirtschaftsverkehr, Fahrräder, Taxis und Behinderte zu beschränken - ÖPNV selbstverständlich auch. Dafür können wir unsere Straßen wieder für den fließenden Verkehr, privaten wie öffentlichen, für Fußgänger und Radfahrer zurückgewinnen; und auch wieder unsere Straßen als Aufenthalts- und Begegnungsräume zurückgewinnen. Es würde auch dem ÖPNV dienen, da die Störungen durch rücksichtsloses Parken minimiert würden.
Viel würde auch durch Taktverdichtungen und neue Tangential-Linien gewonnen. Wartezeiten werden im Allgemeinen als deutlich unangenehmer und "länger" empfunden als Fahr-Zeiten. Ich fahre z.B. auch lieber mit einer langsameren Bahn, die gleich kommt, oder ggf. sogar ein Stück in der Gegenrichtung zurück, als lange irgendwo zu warten. Das heißt, bei den berühmten 900.000 Einwohnern wäre es durchaus eine Alternative, statt in neue (Tunnel-)Strecken in zusätzliche Fahrzeuge und Fahrpersonal zu investieren und damit kürzere Wartezeiten. Selbstredend kann man auch neue Linien anbieten. Und bei der "Beschleunigung" sehe ich noch große Potentiale, da bei vielen Linien große Anteile der "Fahr"-Zeiten in Warte-Zeiten vor roten Ampeln bestehen.