Ausschreibung über die Lieferung von 14 Straßenbahnen (Typ ST15)

  • Danke Coimbino für den Hinweis auf diese interessante Seite auf der es in der Tat heisst:

    Zitat

    Die HEAG hat beim Regierungs­präsidium Darmstadt am 8. Dezember 1960 den Bau dieses Anschlußgleises beantragt, um hierüber im April 1961 neue sechsachsige Straßenbahn-Gelenk­triebwagen für Einrichtungs­verkehr auf Spezialwaggons (SSlmas) anliefern zu lassen. Die Oberpost­direktion wies darauf hin, daß das Anschlußgleis 39 Meter von der Baufluchtlinie der Bismarckstraße enden solle, aber erst nach 58 Metern ein Erdkabel der Bundespost das vorhandene Industriegleis kreuze; und erhob deshalb auch keinen Einwand. Der Bau durch die Bahnbedarf-Rodberg GmbH in Darmstadt zog sich aus unbekannten Gründen länger hin, möglicherweise aufgrund von Bedenken der Bundesbahn, so daß die Abnahme dieses Anschlußgleises erst am 9. August 1961 erfolgen konnte. Die Probefahrt eines Straßenbahn-Triebwagens, der von einem Unimog gezogen wurde, führte zu keiner Beanstandung, so daß das Regierungs­präsidium am 11. August 1961 seine Zustimmung zur Eröffnung des Betriebs dieser Anlage erteilte.

    Wie "blöd" muss man sein, dem "spitzen Bleistift" eines Controllers zu folgen und diese geniale Möglichkeit der Anlieferung von Starßenbahnfahrzeugen
    abzubauen, die extra dafür geschaffen wurde.
    Ich kenne die Örtlichkeit nun gar nicht und weiß auch nicht, ob sich dies wieder mit wenigen Mitteln herstellen ließe.

  • Ich denke, dass es nicht nur um eine Weiche ging, sondern der Kostenumfang durchaus höher war:


    Eine neue Weiche kostet vielleicht ca. 30.000 €. Das ist jetzt nicht viel, aber das Vierschienengleis befand sich auf einem Anschlussgleis zur DB und wenn ich das mit den Gegebenheiten eines mir sehr gut vertrauten Verkehrsbetriebes vergleiche, muss für die Nutzung des Anschlussgleises eine üppige Gebühr an die DB gezahlt werden. Denn die DB muss das Gleis bis zum Verladegleis in einem betriebsfähigen Zustand halten, damit dann irgendwann einmal ein Zug bis an das Vierschienengleis hinrangiert werden kann. Die HEAG muss für jeden an das Streckennetz angeschlossenen Meter Schiene auch die Instandhaltung bezahlen und wir sprechen hier von einem Gleis, das ca. alle 15-20 Jahre für (wohlwollend) zusammengerechnet eine Stunde benötigt wird. Worüber die wenigsten hier wohl nachdenken, sind gesetzliche Aspekte, die abgedeckt sein müssen. In anderen Bundesländern sind das entsprechend qualifizierte Betriebsleiter EBOA, die für die Anschlussgleise die betriebliche Verantwortung übernehmen müssen. In Hessen wird das ähnlich sein, nur nach HEisenbG. Entweder hat man einen im Haus oder man muss diesen bestellen und vorhalten. Und das sind laufende Kosten, die für einen kleinen Verkehrsbetrieb erst einmal zu finanzieren sind. In anderen Städten werden Anschlussgleise regelmäßig im Jahr genutzt, um beispielsweise Schienenschleifzüge ins Streckennetz einzubringen und da steht der Nutzen in einem ganz anderen Verhältnis zu den Kosten. In Darmstadt ist das anders. Daher glaube ich nicht, dass hier wirklich Geld mit zwei Händen aus dem Fenster geschmissen wurde. Aber vielleicht hat Baertram ja ein paar Zahlen für uns, die das etwas genauer aufzeigen.

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  • Danke für die Erläuterung Combino. Ich vergaß, wir befinden uns in der BRD, wo es für jede Schraube eine Verordnung gibt.

    Man könnte die Infrastruktur doch 20 Jahre schlafen lassen um sie bei Bedarf so herzurichten, dass in einem Zeitraum von 1-2 Jahren die nächste Generationen von Bahnen angeliefert werden könnte,

    Aber in diesem Land sind pragmatische Lösungen eben nicht erwünscht.:(

  • Ich frage mich ob es nicht die Möglichkeit mithilfe einer Kletterweiche, die ja in Darmstadt scheinbar gar keine Rolle spielen, gegeben hätte.


    Zumal ich nicht glaube das die Gleise der DB gehören.

  • Zumal ich nicht glaube das die Gleise der DB gehören.

    Gut möglich, dass das Gleis einem der ansässigen Unternehmen gehört oder gehörte. Dann muss der Eigentümer aber auch ein Interesse am Erhalt und Unterhalt haben und die HEAG muss sich an den Kosten beteiligen.

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  • Wenn ich mich auf den Fotos richtig orientiert habe, wurde dier ST15-110-Gravita-Zug doch sehr wohl auf dem Anschlußgleis in der Kirschenallee umgeladen. Damit ist doch genau das Anschlußgleis genutzt worden, das auch genutzt worden wäre, wenn man Straßenbahnanschluß gehabt hätte.

    Von daher sind alle Argumente zur Instandhaltung des DB-Gleises hinfällig. Was fehlt, sind ca. 50 meter Meterspurgleis und eine Weiche.


    Soweit ich das richtig in Erinnerung habe, wurde der Anschluß aber im Zuge der großen Umbauarbeiten am Hbf ca. 2003 gekappt. Hier wäre wohl mindestens eine neue Weiche im Kreuzungsbereich mit dem jetzt aufgelassenen Anschlußgleis der Firma Goebel erforderlich gewesen.

    Soweit ich das überblicke, war die Anlieferung von 22102 die 11. "Nichtnutzung" des Gleises. (Abgabe von 7 ST10 und 3 ST11, Anlieferung ST15), 24 weitere Fälle sind zu erwarten. Jetzt kann man sich ausrechnen, ob sich das lohnt. Die ST12 (und SB9) werden das Betriebsgelände ja wohl eher in einzelteilen verlassen :-(

  • Punkt 1 wurde der Zug nicht auf dem Anschlussgleis in der Kirschenallee abgeladen, das seit der Aufgabe der Bedienung Goebel keinen anderen Zweck mehr hatte, als alle 1000 Jahre für eine Straßenbahn genutzt zu werden, sondern auf dem noch benutzten Gleis in der Mainzer.

    Punkt 2 war die Zufahrtsweiche zu diesem Gleis schon 2007 so marode, dass von den ST 10/11 die letzten gar nicht mehr dort verladen wurden, sondern mit einem mobilen Kran im Güterbahnhof.

    Punkt 3 ist das letzte Gleisstück kurz vor der Bismarckstraße durch eine Baustelle vom Röhm überdeckt. Damit wäre aktuell gar keine Zufahrt zur früheren Übergabestelle mehr möglich.


    Und nein, das Vorhalten einer solchen Weiche rechnet sich bei dieser Nutzungsfrequenz nicht wirklich.

  • Aber vielleicht hat Baertram ja ein paar Zahlen für uns, die das etwas genauer aufzeigen.

    Ich habe habe hier von einer von 195 Weichen geschrieben. Schön, das 72 nicht mehr existieren, dürfte inzwischen bekannt sein. Darunter viele Umsetzgleise z. B. Luisenstraße oder Kasinostraße, aber auch jene Weiche 405. Was die Zahlen betrifft, habe ich natürlich keine. Aber das zähle ich zu Betriebsinterna ( -> dazu gibt es auch hier Regeln). Der Ausbau der Weichen diente der Einsparung von laufenden Kosten, was aber ein offenes Geheimnis ist. Combino schrieb hier von 30.000 € Anschaffungspreis. Es handelte sich um eine zwar selten genutzte, aber in der Hauptsache stumpfbefahrene Weiche, von daher sollten diese nicht alle Ritt lang anfallen. Ich bin sogar überzeugt davon, das über den kompletten Zeitraum insgesamt nur 1 Weiche hier lag. Gut, inzwischen ist das komplette Gleis weg und man kann heute nur noch Spuren des ehemaligen Vierschienengleis finden.

    Kommen wir mal zum Regelspurgleis. Dieses Gleis ging früher über die Bismarckstraße hinweg in das Gelände vom Goebel (und darüber hinaus bis zur ehemaligen Fabrik Röder), was auch rege genutzt wurde. Gut, Roeder existiert nicht mehr und Goebel ist, wie so viele andere auch, der LKW-Lobby auf dem Leim gekrochen. Soviel zum Thema Klimaschutz, denn unschuldig sind Brüder dabei auf keinem Fall. Und auch die von Combino angesprochene Beteiligung bei der Instandhaltung des Eisenbahngleises, dürfte hierbei erläutert sein. Ob da in den 1960 bis 2000 mit dem spitzen Bleistift auch wirklich auf die HEAG gezeigt wurde? Aufgrund des Verhältnis (Roeder und) Goebel zur HEAG bzw. HEAG Verkehrs GmbH in der Bedienung möchte ich doch Zweifel anmelden. Daß das Gleis laut Holger marode ist, könnte man auch andersherum auslegen: Da war die Weiche schon ausgebaut gewesen und die Güterwagen südlich der Bismarckstraße eine nette Erinnerung. Das ist also die Art Story: War das Ei zuerst da? Oder doch die Henne?

    Ich hatte lediglich angemerkt, das die Vorhaltung der einen Weiche (von rund 120, die im Netz vorhanden sind) unter dem Strich günstiger gewesen sein müßte, als insgesamt 25 mal einen Tieflader für die rund 500 meter herbeizuschaffen und diese Überführung aufwendig abzusichern (Straßensperren und Umleitungen der Buslinien [Stichwort: 10-Minuten-Garantie!]). Die daran beteiligten Personen arbeiten ja auch nicht gerade für einen Lohn auf Hartz-IV-Niveau. Was wäre denn passiert, wenn die Feuerwehr just in diesem Moment hätte ausrücken müßen? Ich weiß, ich mal den Teufel an die Wand. Ich gehe mal davon aus, auch da gibt es einen Plan B (was auch nicht gratis sein dürfte).

    Viele Grüße aus Darmstadt


    Jörg

  • Die 2. TINA wird offentsichtlich heute Nacht geliefert. Laut DFI am Luisenplatz wird die 3 ab heute 22 Uhr bis morgen früh über die Rheinstraße umgeleitet. Auf der HEAG mobilo Homepage steht natürlich nichts von der Umleitung... Und das Socia-Media-Team hat sich ja heute in die Weihnachtspause verabschiedet...

  • Verstehe um ehrlich zu sein nicht, warum das nicht in der Betriebspause passieren kann?


    Hier läuft an der Haltestelle, wenn sie denn mal vollständig läuft, die Info das die Umleitung bis morgen vormittag gilt. Dehnbarer Begriff...

  • Ich frage mich ob es nicht die Möglichkeit mithilfe einer Kletterweiche, die ja in Darmstadt scheinbar gar keine Rolle spielen, gegeben hätte.


    Zumal ich nicht glaube das die Gleise der DB gehören.

    Da es eines der städtischen Industriestammgleise ist (oder wohl inzwischen eher: war), wären Zusatzkosten wegen Nutzung des Gleises Kirschenallee wohl kaum angefallen.


    Insgesamt danke ich allen Fotografen für ihre Bilder. Wenn ich bedenke, dass ich bis vor sechs Jahren nur wenige Meter entfernt gewohnt habe ...

    Ich überlege mir noch, welche dieser Aufnahmen ich für meine Webseite gebrauchen könnte, und frage dann freundlich an.

  • Holger meinte am 16.12.:


    Zitat

    Und viertens macht die Rangiererei mit so einem Geschoß in der Stadt nicht viel Spaß, auch wenn das für die Profis doch eher Kleinkram ist.


    Abladen direkt von der Autobahn kommend würde auf der Rheinstraße zwischen Berliner Allee und Kunsthalle wohl ohne größere Probleme gehen. Aber ob so ein Schlepper gewichtsmäßig auf den Mittelstreifen darf? Jedenfalls scheint die gewählte Lösung praktikabel zu sein.

  • Holger meinte am 16.12.:



    Abladen direkt von der Autobahn kommend würde auf der Rheinstraße zwischen Berliner Allee und Kunsthalle wohl ohne größere Probleme gehen. Aber ob so ein Schlepper gewichtsmäßig auf den Mittelstreifen darf? Jedenfalls scheint die gewählte Lösung praktikabel zu sein.

    Im Gegensatz zu Deutschland macht es die Schweiz noch richtig: Güter auf die Schiene und damit Basta!

    Viele Grüße aus Darmstadt


    Jörg

  • Ich könnte mir vorstellen, dass die Länge der Straßenbahnen - hier sind es 43 m - das Haupthindernis für ihre Bahnverladung ist. Wenn ich es richtig sehe, ist der Abstandmax zwischen den Drehgestellen der Güterwaggons ein limitierender Faktor für die Ladelänge. Ein ST15 müsste über eine Güterwagenkupplung hinweg ragen; dabei kommt dann die Höhe ins Spiel. Selbst lange Flachwagen mit 3 Drehgestellen, von denen das mittlere ein Jakobs-Drehstell ist, haben eine Ladelänge von max. 32 m.


    Oder die Straßenbahn müsste in zwei Teilen <32m geliefert werden, dann wäre sie aber am Zielort nicht fahrbereit.


    Von daher - Baertram - kann ich mir nicht vorstellen, dass "die Schweiz" irgend etwas anders macht.