Ticketkauf bei manchen Privatbahnen

  • Gestern hat es mich zum zweiten Mal erwischt: Bei einer Privatbahn kaufte ich eine ungeeignete Fahrkarte. Gestern stand ich in Büsum (Dithmarschen) am Fahrkarten-Automaten der dortigen Nordbahn und wollte in Richtung Frankfurter Heimat, allerdings zunächst nur bis Göttingen.


    Neben den üblichen Zielen zum Schleswig-Holstein-Tarif konnte ich auch weiter gelegene Ziele wählen, eben auch Göttingen. Etwas wunderte ich mich über den günstigen Preis von 32,50 € (mit BahnCard50), während die Karte nach Hamburg schon 20,50 € kostete.
    Die Erklärung entdeckte ich dann etwas später, als ich schon im Zug saß: Das Ticket galt nur für Regionalzüge! Bis Hamburg war das kein Problem, da die Standardverbindungen die RE der Nord-Ostsee-Bahn sind. In Hamburg wollte ich dann für den anschließenden ICE einen Aufpreis lösen, ging aber nicht, weil die Deutsche Bahn mit der Nordbahn kein entsprechendes Abkommen hat. Und der geringe Preisunterschied zwischen Hamburg (143 km) und Göttingen (436 km) erklärt sich daraus, dass es nach dem Schleswig-Holstein-Tarif nur 25 % Rabatt gibt, aber nach dem DB-Tarif eben 50 %.


    Wer kommt auch schon auf den Gedanken, dass die einem für eine Fernreise quer durch Deutschland nur Regionalzug-Tickets verkaufen ??? Zugegebenermaßen erfolgte auch nicht die DB-übliche Vorlage verschiedener Verbindungen mit verschiedenen Preisen, das hätte mich misstrauisch machen sollen.


    Ich finde es nur einen extremen Rückschritt in die Zeit der Länder-Eisenbahnen vor Gründung der Deutschen Reichsbahn 1920! Je nachdem, in welchem Bahnnetz ich einsteige, kann ich nur Tickets für Regionalzüge kaufen, und für Fernzüge muss ich beim Umsteigen oder im Zug nachlösen. Dabei wäre die Lösung einfach: Automaten, die sowohl Tickets nach dem jeweiligen Regionaltarif (hier eben SH-Tarif) als Fernfahrkarten nach dem DB-Tarif anbieten. Hier würde ich mir eine bundesweite Ticket-Hoheit der Deutschen Bahn wünschen. :thumbsup:

  • Dabei wäre die Lösung einfach: Automaten, die sowohl Tickets nach dem jeweiligen Regionaltarif (hier eben SH-Tarif) als Fernfahrkarten nach dem DB-Tarif anbieten. Hier würde ich mir eine bundesweite Ticket-Hoheit der Deutschen Bahn wünschen. :thumbsup:

    Wer sagt der DB, daß sie Automaten an jedem NE-Hp aufstellen muß? Und wenn: Bis 60 EUR Fahrkartenwert pro Reisendem werden dann eben Vertriebskosten von 60, für Fahrpreisanteile darüber nur noch von 40 Prozent in Ansatz gebracht...

  • Hallo.


    In einem derartigen Fall würde ich eine Nahverkehrsfahrkarte zum nächsten DB-Umsteigebahnhof - im Fall Büsum wäre das Heide in Holstein - und von dort eine DB-Fahrkarte zum Ziel kaufen. Umsteigen muss man dort sowieso. Von Heide gibt es täglich eine direkte Verbindung per IC nach Göttingen.


    Grüße ins Forum
    Helmut

    You'll Never Ride Alone.

  • Zitat

    von Ost-West-Express:
    Ich finde es nur einen extremen Rückschritt in die Zeit der Länder-Eisenbahnen vor Gründung der Deutschen Reichsbahn 1920! Je nachdem, in welchem Bahnnetz ich einsteige, kann ich nur Tickets für Regionalzüge kaufen, und für Fernzüge muss ich beim Umsteigen oder im Zug nachlösen


    Dem kann ich mich nur komplett anschliessen. Der ganze Privatierungswahn ist grosser Humbug. Angeblich soll es durch diese Konkurrenzsituation dann für den Reisenden billiger werden? Kann ich mir nicht vorstellen, denn Ausschreibungen kosten Geld und die Privatbahner wollen ja auch was verdienen. In Buxtehude stehen 3 Fahrkartenautonaten, von EVB, metronom und DB, kostet ja auch wieder Geld... All das geht i.d.R. nur mit deutlich schlechteren Konditionen bei Personal oder/und Wartung. Und der Witz ist dann, dass sich selbst bahneigene Unternehmen Konkurrenz machen und unterbieten, meist zulasten des Personals...


    Und als Kunde blickt man überhaupt nicht mehr durch, auf der Fahrt zu meinen Schwiegereltern nutze ich 5 (fünf!) verschiedene Bahnunternehmen... jeder Zug ein anderer Bimmelbahner... irgendwann wird die Bahncard (insbesondere BC100) sicher auch nicht mehr von allen umfänglich anerkannt. Bei mitreisenden Kindern ist das ja z.T. jetzt schon der Fall...


    MfG
    der Musterschüler

  • Der ganze Privatierungswahn ist grosser Humbug. Angeblich soll es durch diese Konkurrenzsituation dann für den Reisenden billiger werden?

    Einspruch! 1. Unsachlich, 2.falsch.


    Was heißt "Privatisierungswahn"? Der weitaus größte Teil des Eisenbahnverkehrs (100% des Fernverkehrs und gut 75% des Regionalverkehrs) wird nach wie vor von Bundeseisenbahnen erbracht, nämlich von der Deutschen Bahn AG und ihren Tochterunternehmen wie der DB Fernverkehrs AG, den DB-Regio GmbHs und diversen S-Bahn-Betrieben. Sie werden zwar in privater Rechtsform und nicht als Bundsbehörde betrieben, aber was daran ist Privatisierungswahn? Und wieso überhaupt "Wahn"?


    Schon vergessen, dass die Behördeneisenbahn über Jahrzehnte versucht hat, ihren Saftladen durch massive Streckenstilllegungen zu sanieren? Insofern solltest Du froh sein, dass Du in der Provinz überhaupt noch oder wieder mit der Bahn fahren kannst. Und das nicht dank Privatisierung, sondern dank Regionalisierung. Heute wird über den regionalen Verkehr regional, in den Ländern, entschieden, meist durch Verkehrsverbünde, nach dem Bestellerprinzip: wer den Verkehr bestellt, bezahlt ihn auch.


    Dass man keine Tickets kaufen kann, die in allen Regionalverkehren gelten, ist zweifellos ein Nachteil; aber die geschaffene Struktur verhindert, dass ein vom Schuldendruck getriebener Bahnvorstand ex kathedra - wie jahrzehntelang geschehen - entscheidet, welche Regionen vom SPNV abgehängt werden, weil irgendwelche Unternehmensberater ihm das als sinnvoll vorrechnen.

    Einmal editiert, zuletzt von tunnelklick ()

  • Der Bundesbahnvorstand war auch sehr von der Regierung abhängig und von deren Ausgleichbeträgen
    für die Verluste. Es wurde ja gerne vor Wahlen Post und Bahn dazu verdonnert die Ausbildungplätze
    hoch zu setzen, um schönere Zahlen als Regierungsarbeit präsentieren zu können.
    Daß dann daraus als Folge Streckenstilllegunen und entsprechend auch wenig Investitionen in der
    Infrastruktur (Stellwerksneubauten, Streckenausbauten) stattfanden ist nicht verwunderlich. Auch
    wurde ja Autobahnneubau forciert.....
    Es hätte könnte auch anders unter dem Siegel Bundesbahn laufen - wenn der entsprechend Wille
    des Bundes da gewesen wäre.....

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • Was mich an der Geschichte nervt, ist, dass es keine klaren eindeutigen Regelungen und Infos gibt:
    Im ersten Fall voriges Jahr wusste der Zugbegleiter des säcsischen Dreiländer-Express gar nicht, dass seine Fahrkarten in den ICE der DB nicht anerkannt werden und verkaufte mir munter ein Ticket mit dem Hinweis, dass ich dann ja im Zweifelsfall noch einen Aufpreis zahlen würde.


    Im aktuellen Fall zeigte mir das Automaten-Display ein Ticket von Büsum nach Göttingen an, und mir war weder klar, dass ich damit nur mit Regionalzügen fahren kann noch, dass ich das Ticket im DB-Fernzug auch nicht mit Aufpreis nutzen kann.


    Ganz früher - so in den 70er Jahren, als noch die Edmonsonschen Pappkarten das normale Ticket waren, gab es übrigens durchgehende Fahrkarten zwischen regionalen Bimmelbahnen und der Bundesbahn. Das war dann der sogenannte "Wechselverkehr" Bimmelbahn / Bundesbahn.
    Diese Regelung wäre dann für die Nordbahn auch profitabler bei BC-50-Nutzern: Da es nach dem SH-Tarif nur 25 % Rabatt gibt, sind die Tickets bis Hamburg mit 20,50 € für 143 km bis Hamburg verhältnismäßig teuer. Billiger ist es, eine Karte mit 50 % DB-Rabatt bis Winsen (Luhe) zu kaufen, die kostet dann nur 18,85 €. :D:D Bei der "Wechselverkehr"-Regelung würde man ein Schleswig-Holstein-Ticket für 20,50 € kaufen, und dann noch mal extra den Preis von ein paar Euro bis Winsen bezahlen. Oder gleich in Heide in den IC steigen.


    Übrigens wäre es keine gute Idee gewesen, die Karte nur bis Heide zu kaufen, und da neu zu lösen: Im konkreten Fall hatte die Nordbahn von Büsum etwa 5 Minuten Verspätung, die NOB von Westerland gleich 20 Minuten, wodurch ich den gar nicht dafür vorgesehenen Anschluss noch erreichte, aber nur mit einem hektischen Bahnsteigwechsel innerhalb von 1 Minute.


    Übrigens habe ich den Eindruck, dass der Schleswig-Holstein-Tarif noch teurer als der RMV ist!

  • Es gibt mittlerweile ein Abkommen wonach die DB auf Zwang der TBNE mittlerweile zur Anrechnung von ALLEN Fahrkarten der Produktklasse C verpflichtet ist.


    Da gibt es sogar entsprechende Stellen in den BB Personenverkehr.


    Er hätte deine Fahrkarte also anrechnen müssen!

  • Zitat

    Es gibt mittlerweile ein Abkommen wonach die DB auf Zwang der TBNE mittlerweile zur Anrechnung von ALLEN Fahrkarten der Produktklasse C verpflichtet ist.


    In den Regionalzügen der DB - z.B. in der S-Bahn Hannover - hätte ich ja auch mitfahren können. Die Frage ist nur, ob die DB nach diesem Abkommen auch verpflichtet ist, diese Fahkarten auch in ihren Fernzügen anzuerkennen und ich damit nur den Aufpreis in Form der Preisdifferenz zwischen Regional- und Fernverkehr bezahlen muss. Da kostet das Regionalticket mit BahnTicket 23,10 € - der Aufpreis wäre dann für mich nur 11,30 € gewesen.