Eröffnungsfeierlichkeiten Mainzelbahnstrecke

  • "Mainzelbahn, nein danke!?" war überspitzt, aber dass die Eröffnung überstürzt war, ist meines Erachtens eindeutig. Ich begrüße jede Straßenbahn und finde die Strecke der Mainzelbahn auch landschaftlich sehr schön.
    Nach der Gewinnerfahrt am Samstag, zwei Fahrten gestern und zwei Fahrten heute, kann man sagen, dass sich bis heute schon einiges gebessert hat. Viele Ampeln schalteten heute wesentlich besser und die Ampel am Südring wurde inzwischen eingeschaltet. Lediglich die Ampel am Marienborner Bergweg ist noch aus. Dass die 21 Minuten trotzdem unrealistisch sind, ist aber nicht abzustreiten. Noch einmal, die Durchschnittsgeschwindigkeit wäre dann etwa 27,7 km/h! Das entspricht Durchschnittsgeschwindigkeiten von Stadtbahnen und U-Bahnen. 25 Minuten sind wahrscheinlich das höchste der Gefühle, aber dann muss alles funktionieren. Die Brücken werden nach wie vor mit Schritttempo befahren, ich hoffe stark, dass das kein Dauerzustand bleibt.


    32 Minuten waren es zur Rush Hour gegen 17 Uhr vom Lerchenberg zum Hauptbahnhof; heute Morgen um 10 Uhr waren es ca. 18 Minuten zwischen Hochschule und Lerchenberg, und da hatte jede Ampel mitgespielt. Die 57, die ab Ludwig-Nauth-Straße gleichzeitig Richtung Stadt fuhr, war 5 Minuten schneller am Bahnhof. Die vielen Studenten am Friedrich-von-Pfeiffer-Weg und der Universität verlängern den Fahrgastwechsel enorm, zudem drängen sich jetzt an der Universität alle an die Straßenbahnhaltestelle, während zuvor alle Busse die gleiche Position hatten. Blöd auch, dass der Fahrer einer 55 nicht die neue Kombitrasse nutzte, sondern am Friedrich-von-Pfeiffer-Weg auf der Saarstraße vorbeirauschte.


    Gründe für die lange Fahrzeit? Die vielen Haltestellen, die Länge (ca. 9,7km insgesamt) und die scharfen Kurven an der Hochschule und am Lerchenberg. Der Umweg am Stadion vorbei dürfte die Fahrzeit um zwei Minuten verlängern. Direkt an der Koblenzer Straße entlang, wie es ursprünglich geplant war, hätte einiges gebracht (und dann nur eine statt zwei Haltestellen). Ärgerlich auch, dass die Haltestelle Plaza auf freier Strecke ist. Man darf für die Kurven abbremsen, beschleunigen, halten, wieder beschleunigen und abbremsen. Hätte man die Haltestelle direkt an die Kurve gesetzt (da wo der Weg zum Stadion abzweigt, also am Ende des Parkhauses), hätte man eine lange Strecke mit hoher Geschwindigkeit gehabt.


    Nun ja, jetzt ist sie so da, wie sie ist. Und damit muss gearbeitet werden. Für die Lerchenberger sind die derzeitigen 30 Minuten kein Zustand, da ist jegliche Kritik berechtigt. Auch wenn es 25 Minuten sein sollten, gab es keinerlei Verbesserung für die Anwohner vom Lerchenberg. Was tun? Vielleicht jede zweite Bahn am Marienborner Bahnhof enden lassen und eine 58 einführen, die ab Hauptbahnhof analog zur 57 bis zur Ludwig-Nauth-Straße fährt und dann die alte Strecke der 68 zum Lerchenberg übernimmt. Als Schnellverbindung zum Lerchenberg. Die Straßenbahn ist für alle, die dann mehr Zeit haben und Marienborn sehen wollen, und natürlich für Bretzenheimer und Marienborner. Aber da gilt es für die MVG Lösungen zu finden. Ich lasse mich auch sehr gerne überzeugen, dass 21 Minuten möglich sind...


    Zusatzkurse zur Universität in Form einer 59 sollten sofort starten, die einzelnen Bahnen der 51 zur Hochschule sind keine Abhilfe. Gegen 10 Uhr hat der Transport zur Uni gut geklappt, aber am Nachmittag wurden viele Fahrgäste zurückgelassen. Und Zusatzbahnen oder E-Busse gab es nicht. Ich schätze sowieso, dass heute zusätzliche Kurse auf 51 und 53 fuhren, um die lange Fahrzeit abzufedern. Der Takt war ganz gut eingependelt, aber ab und zu gab es Lücken von über 10 Minuten, die am Ende zu einem Stau von mehreren Bahnen führten.


    Wir dürfen die nächsten Tage und Wochen entspannt abwarten und ich frage mich, wie die MVG den Plan anpasst.

  • Die Anforderung an den Ampeln funktionierte bei meiner Probefahrt heute Mittag bis auf wenige Ausnahmen richtig gut. Bis "Im Borner Grund" war meine 51 pünktlich, ab "Wilhelm-Quetsch-Straße" fuhr sie mit +1, ab "Ludwig-Nauth-Straße" mit +2.
    An der Hochschule funktionierte die Fußgängerampel nicht fehlerfrei, damit wars das dann auch mit der absoluten Pünktlichkeit. Am Hauptbahnhof West kamen wir schließlich mit +5 an.

    4 Mal editiert, zuletzt von FabiMZ ()

  • Da hat es aber enorm gut funktioniert. Meine beiden Fahrten heute zwischen 11:45 Uhr und 13 Uhr haben beide jeweils genau 32 Minuten gebraucht. Die Ampeln brachten die Bahnen immer wieder aus dem Konzept, aber vor allem der Fahrgastwechsel im Bereich der Uni hat lange gedauert. Von Plaza bis Hauptbahnhof waren es deshalb und wegen der Ampeln auf der Rückfahrt 15 Minuten.


    Dass 21 Minuten in der SVZ bei guter Ampelschaltung und mehreren durchfahrenen Haltestellen klappt, ist gut möglich (Finthen - Innenstadt klappt nachts auch in unter 20 Minuten). Aber regelmäßig wird das kaum zu schaffen sein...


    Hier einmal die Durchschnittsgeschwindigkeiten der verschiedenen Abschnitte:


    Hauptbahnhof - Am Schinnergraben = 5km und Fahrzeiten zwischen 14 und 19 Minuten = 15,8 km/h (nachmittags) - 21,4km/h (SVZ)
    Hauptbahnhof - Bürgerhaus = 5,9km und Fahrzeiten zwsichen 18 und 20 Minuten = 17,7 km/h (HVZ) - 19,66 km/h (SVZ)
    Hauptbahnhof - Bahnstraße = 2,8km und Fahrzeiten zwischen 8 und 9 Minuten = 19,3 km/h (HVZ) - 21,75 km/h (SVZ)
    Hauptbahnhof - Poststraße = 8,4km und Fahrzeiten zwischen 21 und 23 Minuten = 21,9 km/h (HVZ) - 24 km/h (SVZ)
    Hauptbahnhof - Römerquelle = 8,3km und Fahrzeiten zwischen 22 und 24 Minuten = 20,75 km/h (HVZ) - 22,6 km/h (SVZ)


    Die Streckenlängen wurden mit GoogleMaps berechnet und die Fahrzeiten sind jene abgehend vom Hauptbahnhof, nicht stadteinwärts. Die 52 Richtung Am Schinnergraben fällt nachmittags mit einer Fahrzeit von 5 Minuten zwischen Kurmainz-Kaserne und Jägerhaus auf, die die Durchschnittsgeschwindigkeit zu diesen Zeiten drastisch sinken lässt. Die 51 hat zur SVZ die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit, abgesehen von der neuen Mainzelbahn.


    Dort habe ich 9,2km Streckenlänge plus 500 Meter zwischen Binger Schlag und Hauptbahnhof angenommen (insgesamt 9,7km, ist das richtig?). Bei einer Fahrzeit von immer 21 Minuten (es gibt keine Unterscheidung zwischen HVZ und SVZ) ergibt das eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 27,7 km/h.


    Hat hier jemand eventuell Vergleichsdaten aus anderen Städten, womöglich auch von einer Stadtbahn/U-Bahn?

  • Wieso gibt es die Langsamfahrstellen auf den Brücken überhaupt?
    Warum gibt es auf dem Lerchenberg für jeden Fußgängerüberweg eine Ampel, auch für die Straßenbahn?
    Warum sind die Ampelanlagen an den Kreuzungen mit dem Kfz-Verkehr nicht in Betrieb? Auch die an der Querung des Marienborner Bergwegs ist aus.


    Und: Die Situation an der Wilhelm-Quetsch-Straße ist absolut unhaltbar. Hier wird eine Haltestelle bedient, deren Zuwegung in keinster Weise fertiggestellt ist.

  • Wieso gibt es die Langsamfahrstellen auf den Brücken überhaupt?


    Keine Ahnung. Kann Dir im Zweifelsfall die MVG beantworten. Ich kann da nur ein paar Mutmaßungen anstellen:
    - Gleis muß sich noch setzen (x Tonnen Last erforderlich) -> hätte man durch mehr Fahrten im Vorfeld abfrühstücken können
    - Es fehlen noch Bauteile (z. B. Angstschienen) oder meinetwegen sind die Widerlager noch nicht "ausgehärtet"-> da wären wir wieder bei der Frage der rechtzeitigen/sinnvollen Eröffnung
    - Der Aufsichtsbehörde fehlen noch bestimmte Nachweise (Sicherheit, Statik, Erdung, ...)/Rettungskonzepte/etc., weswegen bislang nur eine Freigabe mit verringerter Geschwindigkeit erfolgt ist.

  • Man merkt jetzt leider einfach, dass Mainz bis Samstag nur ein kleiner Strassenbahnbetrieb mit zwei Linien war. Da fehlt für ein größeres Netz die Erfahrung. Vielleicht sollte man mal die andere MVG aus München über ihre Überhogleise befragen - ich glaube die haben fast überall eins.

  • "Mainzelbahn, nein danke!?" war überspitzt, aber dass die Eröffnung überstürzt war, ist meines Erachtens eindeutig. I

    Einen Fahrplanwechsel als Starttermin zu wählen, ist erst mal nicht falsch, denke ich. Dass sie das Gesamtprojekt püntklich fertiggestellt haben, ist beachtlich und nicht unbedingt selbstverständlich. Wie wäre es wohl an dieser Stelle kommentiert worden, wenn die gesamte Strecke über eine unbestimmte Zeit nutzlos in der Landschaft gelegen hätte wegen ein paar Kleinigkeiten? Holger Koetting hatte ein paar Kleinigkeiten genannt. Ich bin fast sicher, die MVG wäre gekreuzigt worden, wenn sie es gewagt hätte, das Publikum vom Nutzen einer fertigen Strecke auszuschließen. Was wäre denn die Alternative gewesen? Im Himblick auf parallele Änderungen im Busverkehr etwa auf den nächsten Fahrplanwechsel zu warten?

  • Man hätte den Fahrplanwechsel auf Anfang Januar legen können. Die MVG hat in den letzten Jahren nicht immer am zweiten Dezembersonntag die Fahrpläne gewechselt, sondern auch schon Anfang November oder Anfang Januar.

  • Heute um 8:27 Uhr sichtete ich am Hauptbahnhof eine 51 mit dem Ziel "Friedrich-von-Pfeiffer-Weg" (das Beweisfoto ist etwas unscharf, aber man kann's erkennen). Ich hoffe sehr, dass nicht tatsächlich der Gleiswechsel vor der (H) Plaza zum Wenden benutzt wurde, sondern dass Wagen 275 das korrekte Ziel (vermutlich "Hochschule"?) noch nicht kennt ;)


  • Hoffentlich nutzt man die "nachfrageschwachen" Weihnachtsferien, - bis morgen sind übrigens noch Vorlesungen, während schon ab heute der ausgedünnte Ferienfahrplan gilt - um an der Zuverlässig- und Pünktlichkeit der Mainzelbahn zu arbeiten. Eine wirkliche Besserung fand bisher noch nicht statt...

  • Gestern am wohl verkehrsärmsten Tag des Jahres (zumindest wenn es nach dem Fahrplan der MVG geht), habe ich erneut ausprobiert, ob die Fahrzeit von 21 Minuten erreichbar ist. Die Hinfahrt schaffte der sowieso etwas schnellere GT6M in unglaublichen 24 Minuten, dabei gab der Fahrer alles und kaum eine Ampel blockierte den Weg. Lediglich am Binger Schlag, vor der Universität, an der Hochschule und an der Ludwig-Nauth-Straße kam es zu kurzen Wartezeiten an den Ampeln, aber diese wird es wegen der Komplexität der dortigen Kreuzungen wohl immer geben. Zu erwähnen sei natürlich, dass fünf Haltestelle (Plaza, Hochschule, Ludwig-Nauth-Straße, Marienborn Bhf und VRM) durchfuhren wurden. Das kann ja nicht Standard sein, dass eine Bahn den Fahrplan nur annähernd packt, wenn fünf Haltestellen durchfahren werden.


    Die Rückfahrt erfolgte in 25 Minuten, obwohl man es bis Universität in 20 Minuten gepackt hatte, bei drei durchfahrenen Haltestellen (VRM, Wiesenstraße und Hochschule). Ab dort kosteten die Kreuzungen direkt hinter der Haltestelle und am Binger Schlag viel Zeit. Gerade letztere ist problematisch, da sich wegen einer Baustelle der MIV die Straßenbahngleise vorübergehend teilen muss. Diese Fahrzeit wurde auch nur geschafft, da konsequent viele rote Ampeln ignoriert wurden (Fußgängerampeln wie auch Kreuzungen, vor allem in Bretzenheim).


    Prinzipiell könnten mit Glück nochmal zwei Minuten gewonnen werden, wenn die Lafas auf den Brücken behoben sind und die Ampeln noch besser schalten. Gerade letzteres ist schwierig, da eine komplette Grünwelle ziemlich unmöglich sein dürfte.