Ankündigung: unbefrister Streik ab 9. Januar 2017

  • Unkonkreter geht es nicht?


    Traffiq oder andere öffentliche Träger legt fest welche Linien wie zu befahren sind, d.h. durch die Rahmenvorgaben der Lenk- und Ruhezeiten steht auch der Mindestpersonalbedarf an Fahrern schon vorher fest. Da kann also auch ein privater Anbieter nicht wirklich sparen. Was bleibt sind Verwaltung und Werkstatt die ein privater Anbieter optimieren kann, aber auch hier gibt es in erster Linie Personalkosten. Die eigentlichen Betriebskosten sind von externen Kosten (Diesel, Busse, Ersatzteile, etc.) abhängig und können nicht vom Anbieter optimiert werden. Wo bitte kommen die großen Ersparnisse her? Wie wäre es mit konkreten Aussagen von Dir dazu?


    Du missachtest die Strukturen, in denen ÖPNV hierzulande organisiert ist. Der ÖPNV ist wie eh und je eine öffentliche Aufgabe in der Verantwortung der Kreise, Gemeinden und Verbünde. Sie bestimmen, welchen ÖPNV es wo gibt. Und diese Leistungen bestellen sie bei privaten Dienstleistern (Bestellerprinzip) und bezahlen sie, mit Fahrgeldeinnahmen und Zuschüssen, falls die Fahrgeldeinnahmen nicht reichen. Das stellt sicher, dass ÖPNV auch dort stattfindet, wo ein rein privat organisierter ÖPNV aus wirtschaftlichen Gründen keine Verkehrsleistungen mehr anbieten würde. Insofern ist der Begriff von „Privatisierung des ÖPNV“ falsch (sag ich mal Richtung VD Oesterling, der sich so geäußert hat). Dieser Begriff ist falsch, weil ungenau: nicht der ÖPNV ist privatisiert, sondern die Leistungserbringung. So wenig wie die VGF ihre Schienenbahnen selbst baut, so wenig erbringt Traffiq den Busverkehr selbst. Was ist dagegen zu sagen?


    Natürlich legt auch der Aufgabenträger nicht die Lenk- und Ruhezeiten fest, die ergeben sich aus einem bundeseinheitlichen Rechtsrahmen in der Gesetzgebungszuständigkeit des Bundes bzw. der EU.


    Auf der Ebene der Leistungserbringer bewirkt die wettbewerbliche Vergabe, dass derjenige Anbieter größere Chancen hat ausgewählt zu werden, der zu einem geringeren Preis anbietet, als derjenige, der zu einem höheren Preis anbietet. Wenn der Preisvorteil nicht mehr bei den Löhnen erzielt werden kann, dann vielleicht im Bereich der Leerfahrten. BVH z.B. konnte einen Betriebshof in Griesheim installieren und reduziert dadurch evtl. seine Leerkilometer, was sich über die Vertragslaufzeit zu beachtlichen Beträgen summiert; führt im Ergebnis dazu, dass BVH für Linien im Osten nicht so günstig anbieten kann wie vielleicht Transdev/Alpina. Der kommunale Busbetrieb hat nur den Rebstock und künftig vielleicht nur den Betriebshof Heerstraße, weshalb er Kostenvorteile aus der dezentralen Lage der Betriebshöfe nicht mehr realisieren kann. Vielleicht können private Anbieter auch Kostenvorteile aus der Wagenreinigung ziehen, indem sie sich die Nutzung einer Waschanlage teilen oder gar – ich phantasiere mal - eine mobile Waschanlage sinnvoll wird, die die Flotten von BVH, HLB, FraBus und frag mich wem umschichtig bedient. Auf diese Weise entsteht „das wirtschaftlichste Angebot“. Und ich wage mal die These, dass die privaten Anbieter insoweit agiler und innovativer sind als ein kommunaler Betrieb, der sich nicht bewegen muss, wozu auch? Es kann ihm ja nichts „passieren“.


    Am Ende kann es sein, dass sich die Angebote preislich nicht mehr unterscheiden, dann kommen vielleicht ökologische Argumente zu Zug, etwa die Vermeidung von langen Leerfahrten.

  • Und was manche als Solidaritätsstreik bezeichnen, empfinden andere als puren Egoismus. Ach verdammt, das darf man hier ja nicht schreiben...


    Meinungsfreiheit (und Redefreiheit) bedeutet nicht, dass man alles sagen darf und dass nie jemand widersprechen darf. Ich sehe in diesem Thread kein Moderations-Orange, keine gelöschten Beiträge, also durfte bisher offensichtlich alles, was gesagt wurde, auch gesagt werden.


    (Und die Beobachtung, dass manche Menschen etwas als Egoismus empfinden, ist auch gar nicht mal sachlich falsch.)


    Du darfst also auch – in meinen Augen – gerne behaupten, dass du hier nichts sagen darfst, aber dann musst du im Gegenzug damit leben, dass andere – zum Beispiel ich – dir entgegnen, dass diese Aussage sachlich falsch, hassschürend, der Diskussionskultur in diesem Forum unangemessen und der Diskussion in diesem Thread abträglich ist.


    Edit möchte noch anmerken, dass "sagen" und "schreiben" im Sinne dieses Beitrages das gleiche sind und so viel wie "sich äußern" bedeuten soll.

    Einmal editiert, zuletzt von baeuchle ()

  • Als positive Nebenwirkung des Streiks ist festzustellen, dass Geschäftsinhaber den fehlenden ÖPNV deutlich merken - so jedenfalls die Berichte aus Darmstadt. Es gibt ja immer wieder Einzelhändler die meinen, ausschließlich kostenfreie Parkplätze und die Verbannung von Straßenbahnen aus Fußgängerzonen würden ihren Umsatz mehren. Hier ein Bericht aus dem Echo und ein Video von Hessenschau.de, in denen Einzelhändler zu Wort kommen.

    Einmal editiert, zuletzt von B80C ()

  • Einen ähnlichen Eindruck hatte ich an einigen Stellen in Frankfurt auch, inwieweit auch die Kälte eine Rolle spielt, kann ich nicht beurteilen. In Gegenden gänzlich ohne ÖPNV sicherlich noch extremer.

  • Hajü, Ironie ist, wenn etwas die Mehrheit über die Formulierung zum Grinsen bringt.
    Deine Beiträge bringen die Mehrheit nur zum Kopfschütteln.

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • In allen von Dir zur Meinungsfreiheit genannten Punkte pflichte ich Dir
    natürlich voll bei. Ich finde es nur nicht ok, dass hier immer auf Hajü
    eingedroschen wird, insbesondere da die Inhalte der entsprechenden
    Posts mehr nach "Deine Meinung ist falsch" klingen denn nach "na na na,
    nicht in diesem Ton". Darum habe ich meinen Post bewusst dem von @420
    281-8 nachempfunden.


    Zurück zum Thema:

    Bezüglich der Straßenbahn in Darmstadt. Es gibt unterschiedliche Zahlen darüber, wie viele Straßenbahnfahrer überhaupt streiken wollen. Die HEAG sprach von 25%, Verdi natürlich von mehr. Fakt ist wohl, im Moment sind viele Straßenbahnfahrer schlicht und ergreifend krank geschrieben. Eine Abstimmung über den Solidaritätstreik gab es natürlich nicht.


    Am Freitag Nachmittag wollte die HEAG dann mit arbeitswilligen Fahrern einen Notfahrplan im Bereich der Straßenbahn fahren. Die Ausfahrt der Fahrzeuge wurde aber von Streikenden Busfahrern blockiert. Verdi machte hier - ich schrieb es ja schon - seine eigenen Gesetze. Die HEAG verzichtete auf Strafanzeigen sowie eine zwangsweise Durchsetzung der Ausfahrt. Auch der Hinweis der vor Ort anwesenden Polizei, dass der Verdacht der Straftat der Nötigung besteht, hielt Verdi nicht von der Blockade ab. Der Fahrbetrieb der Straßenbahn ist derzeit "aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt".


    So langsam gilt mein Unmut
    auch den Oberen bei der HEAG, die (wie schon erwähnt wurde) die
    rechtlichen Mittel nicht ausnutzen, sondern tatenlos zusehen. Das
    erweckt schon ein wenig den Eindruck, als stünde man auf Seiten der Streikenden. Wieso lässt man die Polizei nicht die Ausfahrt räumen? Hat man Angst vor Verdi, ist man auf Seiten von Verdi oder sind einem die Fahrgäste schlichtweg egal?

    Einmal editiert, zuletzt von ST4 ()

  • So langsam gilt mein Unmut
    auch den Oberen bei der HEAG, die (wie schon erwähnt wurde) die
    rechtlichen Mittel nicht ausnutzen, sondern tatenlos zusehen. Das
    erweckt schon ein wenig den Eindruck, als stünde man auf Seiten der Streikenden. Wieso lässt man die Polizei nicht die Ausfahrt räumen? Hat man Angst vor Verdi, ist man auf Seiten von Verdi oder sind einem die Fahrgäste schlichtweg egal?


    Siehe hierzu das Interview mit HEAG-mobilo-Chef Kalbfuss im Echo vom Mittwoch, letzter Absatz:

    Zitat

    Sie hatten versucht, die Straßenbahnfahrer wieder zum Fahren zu bewegen, warum ist es Ihnen nicht geglückt?


    Wir hatten versucht, unserem Beförderungsauftrag mit einem Notfahrplan gerecht zu werden und unseren Kunden einen Betrieb anzubieten. Dies haben streikende Mitarbeiter mit unrechtmäßigen Blockaden der Ausfahrten verhindert. Trotz Polizeieinsatz und in dem Wissen, dass ein solches Verhalten den Straftatbestand der Nötigung erfüllt, haben mehrere Streikende nicht von ihrer Position Abstand genommen. Wir haben jedoch von vornherein gesagt, dass wir den Versuch abbrechen, wenn dafür Gewalt erforderlich ist. Das wäre der Fall gewesen, denn Verdi hat die Mitarbeiter aufgefordert, an den Blockaden festzuhalten - selbst um den Preis eine strafrechtliche Anzeige wegen Nötigung zu kassieren. In diese Lage wollten wir unsere Mitarbeiter nicht bringen.

  • Hessenschau.de berichtet, dass ein Schlichtungsverfahren heute vereinbart wurde. - Der Streik solle weitergehen, bis das Schlichtungsverfahren beginnt, dies soll voraussichtlich am Montag der Fall sein.


    Ob der Streik demnach bis Sonntag geht, ist noch unklar, scheint aber sehr wahrscheinlich zu sein...

    10.02.01-10.02.24: 23 Jahre U4 zur Messe und Bockenheimer Warte ;)
    11.04.15-11.04.24: Neunter Jahrestag U5-Wagen auf Linie U4 8)
    Seit 09.10.16: Endlich fährt der U5-Wagen auf allen Strecken (U1-U9) :thumbsup:

  • Ich habe mir mal die Zeit genommen, eine Mail an direkt (HEAG Mobilo, ver.di) und indirekt (Oberbürgermeister, CDU, Grüne, SPD) beteiligte Konfliktparteien zu schreiben. (...) Bin mal auf die Antworten gespannt.


    Stand heute haben die Grünen und die SPD geantwortet, beide gleich am nächsten Tag.


    Beide Parteien beziehen sich auf die Tarifautonomie und sehen daher keine Möglichkeiten, einzugreifen. Die SPD betont noch, in regelmäßigen Kontakten zur Geschäftsleitung von HEAG mobilo zu stehen und unterstützt die Haltung des Oberbürgermeisters, der sich im Echo geäußert hatte. Die Grünen erklären zudem, dass sie die Busfahrerinnen unsd Busfahrer in ihrem Wunsch nach einer deutlichen Verbesserung der Gehaltssituation unterstützen, hoffen aber auf die schnelle Aufnahme von Gesprächen der Tarifparteien.


    Von CDU, Stadt, HEAG mobilo und ver.di liegt mir bisher keine Antwort vor.

  • Hessenschau.de berichtet, dass ein Schlichtungsverfahren heute vereinbart wurde. - Der Streik solle weitergehen, bis das Schlichtungsverfahren beginnt, dies soll voraussichtlich am Montag der Fall sein.


    Ob der Streik demnach bis Sonntag geht, ist noch unklar, scheint aber sehr wahrscheinlich zu sein...


    Das ist das, was ich mit dem Vorwurf an ver.di meine: Streiken um des Streikens willen. Was soll das? Eine Schlichtung ist vereinbart, wird nächste Woche starten. Warum kann ver.di dann den Streik nicht unterbrechen? Muskelspiele auf dem Rücken der Kunden. :cursing: Dafür fehlt mir jedes Verständnis.


  • Das ist das, was ich mit dem Vorwurf an ver.di meine: Streiken um des Streikens willen. Was soll das? Eine Schlichtung ist vereinbart, wird nächste Woche starten. Warum kann ver.di dann den Streik nicht unterbrechen? Muskelspiele auf dem Rücken der Kunden. :cursing: Dafür fehlt mir jedes Verständnis.

    Genau diese Tatsache ist eben für einen normalen Fahrgast bzw die Allgemeinhit nicht mehr nachzuvollziehen. Dementsprechende Reaktionen sind nur eine logische Konsequenz. Ein normaler Streik ist es jedenfalls nicht mehr.


  • Das ist das, was ich mit dem Vorwurf an ver.di meine: Streiken um des Streikens willen. Was soll das? Eine Schlichtung ist vereinbart, wird nächste Woche starten. Warum kann ver.di dann den Streik nicht unterbrechen? Muskelspiele auf dem Rücken der Kunden. :cursing: Dafür fehlt mir jedes Verständnis.

    Bei der VGF im Störungstool ist der Streik inzwischen bis Betriebsbeginn am nächsten Dienstag, 24.01. eingestellt.

  • Bei der VGF im Störungstool ist der Streik inzwischen bis Betriebsbeginn am nächsten Dienstag, 24.01. eingestellt.

    Ich finde es sehr löblich, dass während des Streiks z. B. an der Konstablerwache die Busabfahrtszeiten in der DFI nicht dargestellt werden.

  • Ich finde es sehr löblich, dass während des Streiks z. B. an der Konstablerwache die Busabfahrtszeiten in der DFI nicht dargestellt werden.


    Klappt in Darmstadt mittlerweile auch sehr gut, dies kann ich zumindest für Luisenplatz, Schloß und Ostbahnhof berichten.


    In Darmstadt wird ebenfalls bis einschließlich Sonntag weiter gestreikt. Dies betrifft weiterhin sowohl Busse als auch Straßenbahnen. Im Gesichtsbuch schreibt die HEAG mobilo:

    Zitat

    Wir wissen, dass die Situation für alle extrem belastend ist und arbeiten an einer Lösung, die wir Euch voraussichtlich morgen mitteilen können.

    Einmal editiert, zuletzt von olieisenbahn ()

  • Gilt die Friedensplicht während der Schlichtung auch für Solidaritätsstreiks? Schließlich hat die Tram in Darmstadt noch zwei Tage nachzuholen.


    Zu hoffen bleibt, dass die beiden Parteien jetzt zügig auf Termine und Personen einigen.

  • Die Städte haben durchaus Interesse an guten Tarifabschlüssen, damit sie den Fahrern nicht später im Alter ergänzende Grundsicherung zahlen müssen!


    Insgesamt könnten die NVO und RMV schon etwas Entgegenkommen gegenüber den Fahrgästen zeigen:
    - Akzeptanz von Umwegfahrten über andere Tg, wenn dieses streikbedingt erforderlich ist.
    - dichteres Fahrtenangebot auf Schienenstrecken parallel zu bestreikten Buslinien, z.B. S 1/2 zwischen Hbf und Höchst oder
    Strab 18 zwischen Lokalbahnhof und Friedberger Warte (Ersatz für Bus 30 / 36) oder Strab 12 zwischen Hbf und Schwanheim;
    - Einsatz von längeren Zügen bei der S-Bahn, da jetzt mehr Fahrräder mitgenommen werden, wenn Zu- und Abbringerbusse nicht fahren.