extra3: Busverkehr in Gotha

  • Da könnte die Stadt jetzt ganz pragmatisch die neu bestellten Verkehre so legen, dass sich der Takt verdoppelt. Wäre aber vermutlich zu nützlich, um wahr zu werden.

    fork handles

  • Nachdem es im Januar ja eine ganze Reihe von öffentlichen Meinungsäußerungen der Beteiligten gegeben hat, ist es jetzt seit etwa 4 Wochen erstaunlich ruhig und bleibt bei diesem irrsinnigen Status quo.
    Wann ist eigentlich der nächste Termin bei Gericht in dieser Sache?


    Zu beachten ist, das sich alle Beteiligten seit langem kennen und miteinander das Transportgeschäft aufgebaut haben. Steinbrück wurde nach der Wende der Platzhirsch im privatisierten Omnibusverkehr und auch Abgeordneter im Kreistag in der Fraktion des Landrats.


    Zwei weitere Ereignisse von 2016 gehören ebenfalls zu diesem Chaos:
    - finazielle Unklarheiten im Busbetrieb Steinbrück
    - Antrag auf Übernahme des Straßenbahnverkehrs durch Busse


    Links füge ich jetzt nicht dazu, es gab jeweils Meldungen bei der ThüringerAllgemeine, beim mdr und auf dso


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    Die Aussagen der beiden Protagonisten im Film stehen wirklich für die jeweils akuelle Sachlage.


    Im Ergebnis suchen alle Beteiligten Busfahrer ;(

    Zitat

    Busfahrer sind zur Zeit noch mehr als sonst gefragt. So wirbt der Omnibusbetrieb Büchner am Bus mit "Wir stellen ein, Busfahrer m/w." Auch die Firmen Gessert aus Finsterbergen und Wollschläger aus Laucha bestätigten, noch gute Busfahrer einstellen zu können. Auch Firmen, die sich nicht um Aufträge im Rahmen der Neuvergaben im Landkreis Gotha beworben haben, suchen Fahrer.
    Der Arbeitsmarkt in der Branche ist bereits seit Jahren angespannt. Es gibt keinen arbeitslosen Busfahrer in Thüringen, war aus der Agentur für Arbeit Gotha zu erfahren. Auch langfristig werden Busfahrer bundesweit gesucht, da viele das Rentenalter erreichen.

    TA
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    @ Jörg L. : man hat von der Verkehrsgesellschaft aus, versucht am Anfang mit einem veränderten/ausgedünnten Plan zu fahren, wurde aber von der Landesaufsicht angewiesen, exakt den genehmigten Plan zu fahren...

    Grüße ins Forum :saint:

  • Das ist jetzt irgendwie das krasse Gegenstück zu unserem Buschaos im MTK zum letzten Fahrplanwechsel.


    Das läuft bei mir unter der Kategorie "den Blödsinn glaubt Dir kein Mensch..." :D

    Viele Grüße, vöv2000

  • ...dass das Unternehmen in die Insolvenz rutscht und man sich so den Zahlungen entziehen kann.

    Das würde aber nicht klappen. Die Forderungen des Verkehrsunternehmens an die Stadt gehören zum Vermögen und werden im Zweifel vom Insolvenzverwalter eingeklagt und beigetrieben; dazu ist er im Interesse der Gläubiger verpflichtet,

  • Das würde aber nicht klappen. Die Forderungen des Verkehrsunternehmens an die Stadt gehören zum Vermögen und werden im Zweifel vom Insolvenzverwalter eingeklagt und beigetrieben; dazu ist er im Interesse der Gläubiger verpflichtet,


    Da wird ganz pragmatisch abgewogen ein langer Prozess ist da nicht gewollt. Zumal die Prozesskosten auch erstmal bezahlt werden müssen.

  • Was mich mal bei dem Fall interessieren würde:
    Was ist, wenn Steinbrück verliert?
    Eine gültige Konzession zu haben, bedeutet nicht automatisch, dass die aus 2016 gewohnten Gelder ab 1. Januar 2017 weiter in das Unternehmen kommen, nur weil er gefahren ist. Das Einzige was Steinbrück erst einmal selbst in der Kasse hat, sind die Fahrgelder der Fahrgäste, die (mit welcher Motivation auch immer oder per Zufall) in seine Busse eingestiegen sind und eine Fahrkarte gekauft haben. Die Firma Steinbrück muss sich aber sehr sicher sein, dass sie weiterhin alle für den Betrieb ab 1. Januar notwendigen Gelder erhält. Zumindest so lange, bis ein Gericht entschieden hat, wer nun (alleine) weiterfahren darf.

    Vollkommen Großartiges Forum

    2 Mal editiert, zuletzt von SoundofN1 ()

  • Was ist, wenn Steinbrück verliert?


    simple Antwort: dann ist er bankrott und das Unternehmen verschwindet vom Markt => es gibt ein paar mehr Fahrer auf dem Arbeitsmarkt und die Busse gehen in den Gebrauchthandel.


    eine Gewähr kann ich für die Aussage nicht übernehmen, aber so reime ich es mir aus den Nachforderungen und Finanztricksereien der letzten 3 Jahre zusammen,
    wenn ich das so beobachte, wurden im Nahverkehrssegment auch schon eine Weile keine Neukäufe mehr getätigt: Busse von Steinbrück.

    Grüße ins Forum :saint:

  • ...wenn ich das so beobachte, wurden im Nahverkehrssegment auch schon eine Weile keine Neukäufe mehr getätigt: Busse von Steinbrück.


    ...und da will ich mal anknüpfen. Steinbrück hatte eigentlich immer einen nicht uninteressanten Fuhrpark. War letztes Jahr mal in Gotha und habe mir den Stadtverkehr mal wieder angesehen.


    Es fuhren:


    Citaro (gebraucht von SWK Krefeld)
    Citaro Facelift (wohl neu)
    Lion's City CNG (gebraucht von der BVG Berlin)
    Tedom C12G (neu)


    Außerdem fuhren auf den Linien A (größtenteils) und C (1 Kurs) auch "große" Busse:


    Centroliner Evolution N4521 (gebraucht von Haru-Reisen Berlin in BVG-Lackierung)
    1x Citaro C2 G (wohl neu)
    1x Citaro Facelift L
    Volvo Unvi Urbis (Doppeldecker - neu)



    Interessenhalber: Welche Unternehmen fahren eigentlich jetzt und wie sieht deren Fuhrpark aus? Da bekommt man im Video ja nur einen ungefähren Eindruck.

    Viele Grüße, vöv2000

    2 Mal editiert, zuletzt von vöv2000 ()

  • zum Video: die gesehenen Unternehmen sind die anderen Partner aus der RVG, die sich damals die Buslinien des Landkreises aufgeteilt haben, ich denke da rollt derzeit alles, was irgendwie Räder hat.


    ich kenne nur noch die Firmen Gessert aus Finsterbergen und Wollschläger aus Laucha aus der südwestlicheren Ecke.

    Grüße ins Forum :saint:


  • simple Antwort: dann ist er bankrott und das Unternehmen verschwindet vom Markt => es gibt ein paar mehr Fahrer auf dem Arbeitsmarkt und die Busse gehen in den Gebrauchthandel.


    eine Gewähr kann ich für die Aussage nicht übernehmen, aber so reime ich es mir aus den Nachforderungen und Finanztricksereien der letzten 3 Jahre zusammen,
    wenn ich das so beobachte, wurden im Nahverkehrssegment auch schon eine Weile keine Neukäufe mehr getätigt: Busse von Steinbrück.

    Hallo,


    wenn man so was nicht weiß, dann schreibt man auch nicht, was man nicht weiß.


    Schreibt man nicht nur, was man auch weiß?


    Gruß, kotz, F-ZZ



    Hab mal gehört, Mannheim ist die Stadt mit der größten Kriminalitätsrate. Würde ich aber nie drüber schreiben, wer alles von dort schreibt....

  • Der Nahverkehrsplan in Gotha erläutert uns die Verhältnisse so, dass der Landkreis Gotha als Aufgabenträgerorganisation zwei Unternehmen mit der Erbringung der Nahverkehrsleistungen beauftragt hat, die Thüringerwaldbahn und Straßenbahn Gotha GmbH mit dem schienengebundenen ÖPNV (SPNV) und die Regionale Verkehrsgemeinschaft Gotha GmbH (RVG) mit dem straßengebundenen ÖPNV (StPNV), die ihrerseits den größten Teil durch Subunternehmer erbringen lässt, deren einer der inhabergeführte Omnibusbetrieb Steinbrück ist.


    Die Besonderheit besteht darin, dass Herr Steinbrück nicht nur Auftragnehmer der RVG ist, sondern auch mit einem Geschäftsanteil von 33% Gesellschafter der RVG ist, mithin Miteigentümer seines eigenen Auftraggebers. 54% hält der Landkreis, die übrigen Anteile verteilen sich auf sechs Busbetriebe, die zugleich Auftragnehmer sind. An diese Unternehmen, und nur an diese, hat die RVG die Busverkehrsleistungen freihändig, also ohne Ausschreibung vergeben, der größten Teil an Steinbrück.


    Nicht ganz unwesentlich für das Verständnis des Konflikts dürfte zudem der Umstand sein, dass Steinbrück zugleich für die CDU im Kreistag des LK Gotha sitzt und ehrenamtlicher Kreisbeigeordneter war. Am 20.7.2016 hat der Kreistag gegen die Stimmen der stärksten (CDU-) Fraktion eine Änderung der Verhältnisse beschlossen: der Landkreis gründet eine Nahverkehrsgesellschaft des Landkreises Gotha mbH, deren alleiniger Gesellschafter der Landkreis ist. Gegenstand des Unternehmens ist die laut Gesellschaftsvertrag „Planung, Gewährleistung, Organisation und Durchführung von ÖPNV, insbesondere Management und Organisation des ÖPNV, Vergabe und Bewirtschaftung der Verkehrsdienstleistung“. Damit ist im Kreis Gotha eingeführt worden, was andernorts gang und gäbe ist, die strukturelle Trennung von Besteller und Erbringer von Verkehrsdienstleistungen. Den von der CDU eingebrachten Antrag auf Vergabe eigenwirtschaftlicher Busverkehre hat der Kreistag abgelehnt. Das war das Ende eines mehrjährigen Prozesses zur Reorganisation des ÖPNV im Kreis, vermutlich angestoßen von der Landesregierung.


    Das läuft absehbar auf ein Ende des bisherigen Geschäftsmodells von Herrn Steinbrück hinaus, der sich vielleicht künftig dem Wettbewerb seiner Konkurrenten stellen muss. Er hat deshalb mal vorsorglich vorgeschlagen, die Linienverkehrsgenehmigung der Thüringerwaldbahn zu übernehmen, sie stillzulegen und durch seine Busse zu ersetzen, 22 neue Fahrer wollte er dafür einstellen. Die Zustimmung zu diesem Vorschlag hielt sich in sehr in Grenzen.


    Was uns bisher als Posse vorkam, erweist sich vor diesem Hintergrund vielleicht weniger als Schildbürgerstreich, sondern als das letzte Aufbäumen des Herrn Steinbrück, der seinem ärgsten Kontrahenten, dem Herrn Landrat (Feind, Todfeind, Parteifreund) vielleicht nur mal zeigen will, wer der Herr im Hause RVG ist - oder umgekehrt. Mal sehen, wie's ausgeht. Aber wie auch immer es ausgeht, es nur eine Abwehrschlacht, ein letztes Aufbäumen, ab 2019 soll ausgeschrieben oder direkt vergeben werden, der Kreis hat jetzt beide Optionen.


    Es war mir jetzt zu mühsam, all das mit Quellenangaben zu versehen, aber mit wenigen Klicks ist man auf den Seiten des MDR, der Thüringer Allgemeinen, des LK Gotha, wo man unter Verwendung entsprechender Suchworte zu entspechenden Artikeln gelangt.

    3 Mal editiert, zuletzt von tunnelklick ()

  • Eine pragmatische Lösung wäre, dass sich Herr Steinbrück mit seinen "überzähligen" Bussen bundesweit als Feuerwehr bei größeren Busausfällen einsetzen lässt, wie z.B. während des Busfahrer-Streiks in Hessen oder im Bereich Main-Taunus / Hochtaunus :thumbsup: .
    Busfahrer hat er ja offensichtlich auch. Die brauchen zwar eine gewisse Zeit, um sich Streckenkenntnisse anzueignen, aber das Bus-Chaos im westlichen Umland von Frankfurt währte ja etliche Wochen, und der Busfahrerstreik auch. Ansonsten zeichnet sich ja vor allem der Busverkehr der DB im westlichen Frankfurts Stadtgebiet durch häufige Fahrerausfälle aus - da kann sich ja Herr Steinbrück schon mal gleich vorbereiten, statt Luft durch Gotha zu fahren. :thumbsup:

  • Eine pragmatische Lösung wäre, dass sich Herr Steinbrück mit seinen "überzähligen" Bussen bundesweit als Feuerwehr bei größeren Busausfällen einsetzen lässt, wie z.B. während des Busfahrer-Streiks in Hessen oder im Bereich Main-Taunus / Hochtaunus :thumbsup: .
    Busfahrer hat er ja offensichtlich auch. Die brauchen zwar eine gewisse Zeit, um sich Streckenkenntnisse anzueignen, aber das Bus-Chaos im westlichen Umland von Frankfurt währte ja etliche Wochen, und der Busfahrerstreik auch. Ansonsten zeichnet sich ja vor allem der Busverkehr der DB im westlichen Frankfurts Stadtgebiet durch häufige Fahrerausfälle aus - da kann sich ja Herr Steinbrück schon mal gleich vorbereiten, statt Luft durch Gotha zu fahren. :thumbsup:

    Du meinst wie Enders aus Hannover? Der fährt inzwischen SEV in Hamburg und Leipzig z.b.

  • Danke tunnelklick für die Erklärung.


    Herr Steinbrück (ich vermute, er saß am Steuer bei dem Fernsehbeitrag), erwähnte ja, dass seine Konzession bis 2019 läuft.


    Mit welchen Voraussetzungen hat den nun die RVG die Leistungen ab 1.1.2017 an die anderen Unternehmen vergeben?


    Hätte man nicht einfach die zwei Jahre noch abwarten können?

    Vollkommen Großartiges Forum


  • … Das läuft absehbar auf ein Ende des bisherigen Geschäftsmodells von Herrn Steinbrück hinaus, der sich vielleicht künftig dem Wettbewerb seiner Konkurrenten stellen muss. …


    Da ist ja alles gut und schön, dazu gibt es gute Gründe die bisherige Praxis zu ändern. Nur weshalb dann dieses Vorgehen und kein rechtlich sauberes? Es gibt ja bereits ein Gerichtsurteil in dem das Gericht durchblicken ließ, dass die Kündigung eher nicht rechtskräftig ist. Weshalb also nicht bei Auslaufen der Verträge ein Ausschreibungsverfahren in Gang setzen?