Ausschreibung / Bestellung T-Wagen

  • mal etwas anderes: mit den 38+5 wird der Bedarf 2019 abgedeckt. Bleiben zehn für Netzerweiterungen, odere für noch weitere Verstärkungen im Bestandsnetz.


    Lässt sich daraus auch ablesen, dass mit Netzerweiterungen nicht so schnell zu rechnen ist? Oder ist das zu weit hergeholt?

  • Wenn ich mir die Bilder anschaue, dann ist die Farbe nicht die bisherige. Ist das "künstlerische Freiheit" oder wird sich die Farbe wirklich leicht ändern? Davon war in der Berichterstattung nichts zu lesen.

  • Ole:

    Zitat

    Laut der Katalonischen Tageszeitung Arat.cat werden die Citadis im katalanischen Alstom Werk Santa Perpètua de Mogoda produziert. Entwickelt dürften die Wagen im französischen La Rochelle, dem Citadis Stammwerk, werden.


    Danke. Dann haben die Wagen eine weite Reise hinter sich, wenn sie hier ankommen. Ein europäisches Produkt das zur Europa Stadt Frankfurt passt.

  • Schon vergessen, dass die Straßenbahn, nachdem sie ihr Vorkriegsmonopol im Nahverkehr verloren hatte, so beliebt war, dass sie fast überall abgeschafft wurde? Die Renaissance dieses Verkehrsmittels hat nicht zuletzt mit seinem modernen Äußeren zu tun.

    Da möchte ich Dir entschieden widersprechen. Der Rückgang der Nutzerzahlen in der Nachkriegszeit sowie der Niedergang der Straßenbahn mancherorts war mit Sicherheit keine Designfrage. Vielmehr war die Straßenbahn aufgrund kriegsbedingt unterbliebener Investitionen vielerorts rückständig geworden, sie hinkte einfach der Zeit hinterher, musste es zwangsläufig, weil Städte selbst nach dem Krieg oft nicht in das System Straßenbahn investieren konnten. Nicht in Fahrzeuge, nicht in die Infrastruktur. Man hatte mit dem Wiederaufbau genug zu tun. Die Privatwirtschaft dagegen boomte und jedermann wollte daran teilhaben und wie der Nachbar mit dem eigenen fahrbaren Untersatz in den Italienurlaub starten. Falls das Geld nicht für 4 Räder reichte, dann tat es zur Not auch (erstmal) die Vespa...


    Der Verkehr nahm damals so rasant zu, dass die Tram (nicht nur in Frankfurt) immer öfter im Verkehr stecken blieb, was die Leute aufgrund der langen Fahrzeiten veranlasste ihr noch öfter den Rücken zu kehren. Da man dann selber im Stau stecken blieb und außerdem noch an jeder Haltestelle dahinter warten musste, ärgerte man sich. Das führte zu dem bekannten Ruf nach "Freier Fahrt für freie Bürger" und nach mehr Straßen, nach der "autogerechten Stadt" die Tram wurde nur noch als Verkehrshindernis gesehen. Die Kommunalpolitiker sahen den Zuschußbedarf, der immer größer wurde und glaubten, das damit einzusparende Geld in Straßen statt Gleise investieren zu müssen - und schafften die Tram vielfach kurzerhand ab. So in der näheren Umgebung geschehen in Hanau, Marburg, Gießen, Wiesbaden, Bingen, Koblenz usw., aber auch in Celle und Städten ähnlicher Größenordnung. Letztlich gipfelte das in der Abschaffung großer Netze wie in West-Berlin und Hamburg.


    Daran hätte auch ein noch so tolles Design nichts geändert. Die Fahrzeug-Entwicklungen der damaligen Zeit entsprachen dem Modestil der Zeit, ein V7 oder ein L-Wagen von 1954 konnten designmäßig mit einem VW-Käfer mit Brezelfenster, einem Opel Oympia oder NSU Prinz durchaus konkurrieren. Nur hatte selbst eine Stadt wie Frankfurt kein Geld alle Vorkriegsfahrzeuge durch Neubauten zu ersetzen, bis in die 70er Jahre blieben moderne Fahrzeuge im Fuhrpark in der Minderheit! Selbst wenn es damals die Möglichkeit gegeben hätte, Fahrzeuge individuell designen zu lassen, hätte das am allgemeinen Negativtrend nichts geändert. Eine Trendumkehr erfolgte erst allmählich ab den 80er Jahren, als das aufkeimende Umweltbewusstsein auch in der Politik in Form der Grünen Fuß zu fassen begann.


    Dass Verkehrsbetriebe sich um ihre Fahrgäste bemühen müssen, steht außer Frage. Ein positives Design, insofern positiv, als es den Leuten gefällt, mag zwar bei einem Teil der ÖPNV-Fahrgäste dazu führen "ihr" Verkehrsmittel gerne zu benutzen, lieber als nur "gezwungenermaßen", ich bezweifle aber sehr, dass ein SUV-Besitzer vom Lerchesberg oder aus Niedererlenbach dadurch eher motiviert würde die 17 anstatt seiner Kutsche zu benutzen. Da dürften doch härtere Faktoren eher eine Rolle spielen, wie z.B. von Colaholiker angeführt.

  • Erstmal danke Charly, Du hast einige meiner Gedanken besser in Worte gefaßt als ich es je könnte. :thumbup:

    Wenn ich mir die Bilder anschaue, dann ist die Farbe nicht die bisherige. Ist das "künstlerische Freiheit" oder wird sich die Farbe wirklich leicht ändern? Davon war in der Berichterstattung nichts zu lesen.

    Ich tippe mal darauf, daß dieser spezielle Farbton, der ja auch auf fast jedem Foto irgendwie anders aussieht, auf den Renderings eben auch nicht so ganz getroffen ist. Man wird sich wohl kaum zwei ähnliche aber unterschiedliche Farbtöne auf Lager legen wollen.

    Tja, jetzt machste dir extra die Arbeit, das hier unten zu lesen - und dann steht da nichts sinnvolles. Pech gehabt.

  • Beim Citadis gibt es kein Standard Frontdesign. Das wird immer für den jeweiligen Kunden angepasst. Es kann auch nicht so viel mehr Kosten, sonst hätten schon längst mehr Städte auf einen Standard zurückgegriffen. Dieses Designelement ist ein Markenzeichen der Citadis Familie.


    Das möchte ich gerne unterstreichen:


    Im "Stadtverkehr" (Heft 1-2/2013) heißt es auf Seite 22: "1273 Citadis 302/402 bilden den Kern dieses Erfolges, eine kaltgefügte Straßenbahn, die in hohem Maße standardisiert ist und deren Kopf und Innendesign pro System so angepasst werden, dass man den Eindruck hat, es wäre ein total anderes Fahrzeug. Diese ausgeprägte Standardisierung ist, mit Ausnahme der CKD-Trams, niemandem je gelungen."


    In Heft 1-2/2010 heißt es auf Seite 7 weiter: "Man stellt fest, dass Alstom mit seinem Citadis 302/402, wie Mercedes-Benz mit seinem Citaro, eine solche Produktion erreicht hat, dass die relativen Engineeringkosten gering sind und deshalb die Preise offenbar relativ niedrig gehalten werden können. Es ist die einzige Firma, der das in modernen Zeiten gelungen ist." Mittlerweile hat Alstom über 2500 (!) Citadis-Fahrzeuge produziert. Synergien werden also nicht durch die Fahrzeugköpfe generiert, sondern durch die hohe Standardisierung von mechanischen und elektrischen Komponenten, die bei den Citadis-Fahrzeugen gleich sind. Selbst wenn das individuelle Design eines Fahrzeugkopfes 340.500 € kosten würde, wären das im Falle der T-Wagen lediglich 0,3 % der Gesamtkosten von 43 Fahrzeugen.

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  • Also ich kann mich jetzt nach ein bisschen Zeit auch auf den T-Wagen einlassen. Das futuristische hat was. Er passt (find' ich) gut zum S-Wagen, weobei Hersteller ja ein anderer ist. Bei der Front siehts so ein bisschen aus, als würde das Schwarze Panorama Fenster Segment Hochgehen. Eine U-Bahn Version davon könnte ich mir aber nicht vorstellen, aber davon ist ja gar nicht die Rede.

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  • Ich finde: Weder ist es dem Design geschuldet, dass die Straßenbahn nach dem Krieg ins Hintertreffen gelangt ist, noch war das (fehlende individuelle) Design der einzige Strohhalm, durch den überhaupt noch Straßenbahnen überlebt haben.


    Meine Güte. Abgesehen von dem von Ole und Combino erwähnten Tatsachen über die nicht vorhandene Standardfront beim Citadis wäre das wirklich der eine Punkt, über den man sich beschweren muss? Wann hat man denn jemals Formteile der LMNO-Wagen mit anderen Städten getauscht? Wie sinnvoll ist es denn, seinen Fuhrpark daraufhin zu optimieren?


    Mir persönlich ist es auch vollkommen egal, ob die Front der Straßenbahn nun so genau auch schonmal in einer anderen Stadt fährt. Im Gegenteil hilft es dem System eher, wenn ich in einer anderen Stadt das gleiche System wiedererkenne, wenn ich das Gefühl habe, mich darin zurechtfinden zu können. (Das ist hier eher ein lyrisches ich, zugegeben.) Aber wenn der Citadis mit einer individuellen Frankfurtfront billiger ist als ein neuer Flexity Swift (oder wie heißt der S-Wagen nochmal genau?), dann sorgt die individuelle Frankfurtfront dafür, dass es leichter ist, auf der 16 frühmorgens einen 10-Minuten-Takt zu fahren.


    Blöd dann nur, wenn jemand diese Anschaffung abgelehnt hätte, weil er das unsinnig fand.

  • Die Straßenbahn (und letztlich der gesamte ÖPNV) ist kein Selbstzweck. Es ist nichts, womit sich Städte (oder die zum Beschaffungszeitpunkt amtierenden Stadtoberhäupter) sich ein Denkmal setzen sollten. Der ÖPNV hat den Bürgern/Besuchern der Stadt zu dienen.


    Damit hast Du aber einen wesentlichen Punkt übersehen: ÖPNV ist in starkem Maß vom Wohlwollen aller Bürger abhängig. Und leider ist mit den hiesigen 08/15-Durchschnittsbauten kein Blumentopf zu gewinnen, weder Fahrzeug-, noch Infrastrukturseitig.


    Warum dauern in Deutschland Neubauprojekte so lange? Weil ständig irgendwelche Einsprüche gegen die böse, laute, kindertotfahrende, [wahlweise weitere Sprüche zum Ergänzen, Lärm kommt immer gut, Parkplatzentfall ebenso] Bahn kommt. Warum geht möglicherweise in Bad Homburg die Verlängerung der U2 vor die Hunde? Weil da Leute mitstimmen, die nur diese (gefühlten) Negativpunkte sehen.


    Genau das ist in Frankreich nicht passiert, im Gegenteil gab es dort sogar schon Klagen gegen die Straßenbahn, weil sie durch die Nachbarstraße und nicht durch die eigene geführt werden sollte. Vor allem schau Dir an, wie rigoros dort Straßen zurückgebaut werden. Hierzulande undenkbar.


    Darf ich dazu als ein Beispiel mal Deinen Blick nach Montpellier richten:
    https://goo.gl/maps/j6avJzAckwR2
    2008, eine mehr oder weniger ungemütliche Straße.


    https://goo.gl/maps/QdNrD6GpWuK2
    2017, Straßenbahn gebaut (Oh Gott, mitten durch die Bebauung und dann noch so dicht an den Häusern, das muß doch Setzrisse geben!!!! Und der Lärm und überhaupt, da gehen die ganzen Läden kaputt etc. etc.!!!!), Autoverkehr raus, de facto fast Fußgängerzone. Meinst Du, das würde in Frankfurt funktionieren? Stell Dir mal vor, Du würdest mit jener Linienführung in die Planfeststellung gehen. Da würdest Du ohne Personenschutz aus keiner Bürgerversammlung lebend rauskommen. In Montpellier haben die Leute den Bau genau so gewollt! Weil man es geschafft hat, die Straßenbahn als urbanes Lebensgefühl zu verkaufen.


    Oder sieh Dir einfach nur die Frankfurter Nichtvorrangschaltung an. Es wäre ein leichtes, der Straßenbahn an den Signalanlagen ein massiven Vorrang zu gewähren und dadurch Fahrzeiten soweit zu kürzen, daß weniger Bahnen benötigt würden. Aber nein, bloß keinem Autofahrer auf die Füße treten.


    Ein durchdachtes Design ist daher alles andere als ein Selbstzweck oder ein "Denkmalsetzen". Es ist gut investiertes Geld, um auch diejenigen zu überzeugen, die in vielen Fällen nicht zur Nutzergruppe gehören. Und weil viele Bürgerentscheidungen nach Gefühl und nicht immer nach Fakten getroffen werden, ist es umso wichtiger, diese Gefühlsebene zu treffen. Aus Kostensicht ist z. B. das französische Stromschienensystem APS fernab von gut und böse, aber im Vergleich zu den in Deutschland hingerotzten Hochkettenfahrleitungen in sensibler Bebauung fällt damit sofort das gefühlte "die verschandeln unsere Stadt mit tausend Stromleitungen" weg vom Fenster. Bitte nicht unterschätzen. Sobald im Unterbewußtsein ein "die Bahn gehört in unsere Stadt" verankert ist, hast Du ganz andere Chancen. Darauf beruht der Erfolg der französischen Neubaubetriebe.

  • Wann hat man denn jemals Formteile der LMNO-Wagen mit anderen Städten getauscht? Wie sinnvoll ist es denn, seinen Fuhrpark daraufhin zu optimieren?

    Vielleicht nicht in dieser Richtung. Aber in der Gegenrichtung gab es mit Sicherheit vielfach Überlegungen, wenn Betrieb A Wagen abzugeben hatte und Wagen B Wagen gebraucht hat, und man sagen konnte "Unser Personal kennt sich damit aus, und passende Teile haben wir auch auf Lager".. Das mag beim Citadis für die Teile unter dem Plastik Blech auch zutreffen. Aber blöderweise haben Straßenbahnen die unangenehme Eigenschaft, gerne mal vorne Beschädigungen einzufangen.


    Mir persönlich ist es auch vollkommen egal, ob die Front der Straßenbahn nun so genau auch schonmal in einer anderen Stadt fährt. Im Gegenteil hilft es dem System eher, wenn ich in einer anderen Stadt das gleiche System wiedererkenne, wenn ich das Gefühl habe, mich darin zurechtfinden zu können. (Das ist hier eher ein lyrisches ich, zugegeben.)

    In einem Straßenbahnwagen zurechtfinden ist wohl weniger das Problem, und die Netze sind eh verschieden. Aber, da stimme ich Dir zu, ein Wiedererkennungswert des Verkehrsmittels "Straßenbahn" ist in keinem Fall ein Nachteil.

    Aber wenn der Citadis mit einer individuellen Frankfurtfront billiger ist als ein neuer Flexity Swift (oder wie heißt der S-Wagen nochmal genau?), dann sorgt die individuelle Frankfurtfront dafür, dass es leichter ist, auf der 16 frühmorgens einen 10-Minuten-Takt zu fahren.

    Wir (oder zumindest ich) kenne(n) die anderen Angebote nicht. Und selbst wenn, würde ich mir nicht anmaßen, die TCO (Total cost of ownership, also was der Wagen von Anschaffung bis Entsorgung kostet) beurteilen zu können. Ich weiß nicht, ob diese berücksichtigt wurden, oder nur der eigentliche Anschaffungspreis. So oder so rechne ich nicht mehr mit dem 10-Minuten-Takt, es sei denn, aus irgendeinem Grund wollte jemand frühmorgens nach Offenbach. (Und da wird es ja schon zu jeder Tageszeit schwierig. 8) )


    Damit hast Du aber einen wesentlichen Punkt übersehen: ÖPNV ist in starkem Maß vom Wohlwollen aller Bürger abhängig. Und leider ist mit den hiesigen 08/15-Durchschnittsbauten kein Blumentopf zu gewinnen, weder Fahrzeug-, noch Infrastrukturseitig.


    Glaubst Du wirklich, der Durchschnittsbürger, der nicht mal Straßenbahn, S-Bahn und U-Bahn auseinanderhalten kann (und davon gibt es mehr als wir zu glauben wagen) interessiert sich dafür? Im Gegenteil, wenn da auch nur der leiseste Verdacht erwacht, es könnte mehr ausgegeben worden sein als nötig, wird "Steuerverschwendung" gebrüllt.
    Wenn ich mich im Kollegenkreis umhöre, warum man keinen ÖPNV nutzt, höre ich Argumente, die von zu dünnem Takt, schlechten Anschlüssen, Verspätungen, dem Preis, dem subjektiven Sicherheitsgefühl bis zum Zustand des Wageninneren reichen. Aber nie "der Wagen sieht von außen doof aus". Ja, wir hier diskutieren über das Äußere der Fahrzeuge, aber, und da mache ich keinen Hehl draus, egal wie scheußlich ich den T-Wagen von außen finde, wenn ich von A nach B muß, und auf die Straßenbahn warte, die dort hin fährt, lasse ich nicht die Bahn einfach weg fahren, nur weil es ein T-Wagen ist. Und es wird auch weiterhin Relationen geben, bei denen ich in Frankfurt aufs Auto setze, weil zu den Zeiten, wo ich fahre, die Anschlüsse einfach schlecht sind und die Reisezeit sich vervielfacht. Völlig unabhängig vom Fahrzeugdesign.


    Warum dauern in Deutschland Neubauprojekte so lange? Weil ständig irgendwelche Einsprüche gegen die böse, laute, kindertotfahrende, [wahlweise weitere Sprüche zum Ergänzen, Lärm kommt immer gut, Parkplatzentfall ebenso] Bahn kommt. Warum geht möglicherweise in Bad Homburg die Verlängerung der U2 vor die Hunde? Weil da Leute mitstimmen, die nur diese (gefühlten) Negativpunkte sehen.

    NIMBYs eben. Einem Phänomen dem nicht dadurch beizukommen ist, daß die Straßenbahn "hübsch aussieht".


    Genau das ist in Frankreich nicht passiert, im Gegenteil gab es dort sogar schon Klagen gegen die Straßenbahn, weil sie durch die Nachbarstraße und nicht durch die eigene geführt werden sollte. Vor allem schau Dir an, wie rigoros dort Straßen zurückgebaut werden. Hierzulande undenkbar.


    Darf ich dazu als ein Beispiel mal Deinen Blick nach Montpellier richten:
    https://goo.gl/maps/j6avJzAckwR2
    2008, eine mehr oder weniger ungemütliche Straße.


    https://goo.gl/maps/QdNrD6GpWuK2
    2017, Straßenbahn gebaut (Oh Gott, mitten durch die Bebauung und dann noch so dicht an den Häusern, das muß doch Setzrisse geben!!!! Und der Lärm und überhaupt, da gehen die ganzen Läden kaputt etc. etc.!!!!), Autoverkehr raus, de facto fast Fußgängerzone. Meinst Du, das würde in Frankfurt funktionieren? Stell Dir mal vor, Du würdest mit jener Linienführung in die Planfeststellung gehen. Da würdest Du ohne Personenschutz aus keiner Bürgerversammlung lebend rauskommen. In Montpellier haben die Leute den Bau genau so gewollt! Weil man es geschafft hat, die Straßenbahn als urbanes Lebensgefühl zu verkaufen.

    Ohne die Stimmigkeit dieses Beispiels in Frage stellen zu wollen, halte ich es an dieser Stelle nur für begrenzt einsetzbar. Die Franzosen haben zu vielen Dingen im Leben grundsätzlich eine andere Einstellung. Insbesondere auch zum Auto (ich verweise hier auf die legendäre "französische Einparkmethode" mit den mitwachsenden Parklücken). Hierzulande undenkbar. Der "durchschnittliche Deutsche" sieht eine Straßenbahn nicht als "urbanes Lebensgefühl". Es ist ein Transportmittel wie jedes andere, und da hilft auch kein Design. Der ÖPNV hat ohnehin keinen besonders guten Ruf - die Gründe, die häufig angeführt werden, unabhängig von einer Bewertung meinerseits, habe ich ja schon genannt. Ganz allgemein habe ich ohnehin den Eindruck, daß die meisten Leute, die in Deutschland in der Stadt leben, dies nur tun, weil es entweder einfach praktischer ist, oder weil sie sich kein Häuschen auf dem Land kaufen können. Da will man kein "urbanes Lebensgefühl". Wenn ich könnte, wäre ich auch schneller aus der Stadt draußen als dieser Beitrag geschrieben ist. Leider ist der Speckgürtel von Frankfurt, insbesondere wenn ich in Richtung der Arbeit gucke, deutlich teurer als mein jetziger Wohnort. Und irgendwo "hinterm Taunus" trifft das mit dem miesen ÖPNV dann doch zu.


    Oder sieh Dir einfach nur die Frankfurter Nichtvorrangschaltung an. Es wäre ein leichtes, der Straßenbahn an den Signalanlagen ein massiven Vorrang zu gewähren und dadurch Fahrzeiten soweit zu kürzen, daß weniger Bahnen benötigt würden. Aber nein, bloß keinem Autofahrer auf die Füße treten.


    Als jemand, der in Frankfurt regelmäßig Auto und Straßenbahn fährt, kann ich Dir sagen, die Ampelschaltungen sind für die Autofahrer genauso mies. Da wird jeder gleichmäßig benachteiligt. ;(

    Ein durchdachtes Design ist daher alles andere als ein Selbstzweck oder ein "Denkmalsetzen". Es ist gut investiertes Geld, um auch diejenigen zu überzeugen, die in vielen Fällen nicht zur Nutzergruppe gehören. Und weil viele Bürgerentscheidungen nach Gefühl und nicht immer nach Fakten getroffen werden, ist es umso wichtiger, diese Gefühlsebene zu treffen. Aus Kostensicht ist z. B. das französische Stromschienensystem APS fernab von gut und böse, aber im Vergleich zu den in Deutschland hingerotzten Hochkettenfahrleitungen in sensibler Bebauung fällt damit sofort das gefühlte "die verschandeln unsere Stadt mit tausend Stromleitungen" weg vom Fenster. Bitte nicht unterschätzen. Sobald im Unterbewußtsein ein "die Bahn gehört in unsere Stadt" verankert ist, hast Du ganz andere Chancen. Darauf beruht der Erfolg der französischen Neubaubetriebe.

    Das sehe ich aber als eine generelle Mentalitätsfrage, und nicht eine Frage dessen, ob die Straßenbahn jetzt ein gemütliches Düwag-Gesicht hat, oder eine massive Fehlstellung des Unterkiefers wie die gerade vorgestellten T-Wagen. In Deutschland hat der ÖPNV nun mal oft den Ruf nur für die dazusein, die sich kein Auto leisten können. Wenn's hip sein soll, dann muß es gefälligst ein Fahrrad sein, das außer Rahmen, Lenker, zwei Laufrädern, Pedalen und Kette nix hat. Keine Gangschaltung, keinen Freilauf, keine Bremsen, keine Schutzbleche, kein Licht. Das ist (aus meiner Sicht zwar völlig unpraktisch und so einen Rotz würde ich mir im Leben nicht kaufen aber) absolut hip. Aber doch nich ne Straßenbahn, also bitte. (Falls aufgrund des textuellen Repräsentation und der famit fehlenden Mimik und Artikulation der letzte Satz nicht wie gewünscht ankommen sollte, es ist kein Angriff gegen Dich und Deine Meinung, sondern der Versuch, die Leute zu imitieren, die die beschriebenen Fahrräder fahren.)

    Tja, jetzt machste dir extra die Arbeit, das hier unten zu lesen - und dann steht da nichts sinnvolles. Pech gehabt.

    Einmal editiert, zuletzt von Colaholiker ()

  • Ich mag hier mal ein wenig widersprechen. Ich kann mir ein Auto leisten, aber ich will es nicht. In einer Stadt wie Frankfurt macht ein Auto für mich keinen Sinn. Ich fahre normalerweise Rad, wo das nicht geht S-Bahn, U-Bahn, Tram oder Bus (in dieser Präferenz). Und wenn das auch nicht passt, Taxi. Ich mag mich nicht um Parkplätze kümmern (sind in meinem Viertel ein rares Gut), mag kein Auto pflegen, reparieren, etc. Ich stoße häufig auf Unverständnis, wenn ich mit Auto-fahrenden Kollegen spreche, aber ich merke auch, dass bei den jüngeren Kollegen einige inzwischen ähnlich denken.


    Transport ist für mich eine Dienstleistung, die ich nutze. Aber Transport ist auch ein Raum, in dem ich Zeit verbringe. Und dabei ist es mir wichtig, mich wohl zu fühlen. Das fängt natürlich mit dem Äußeren an. Kommt so eine Bahn mit Werbe-verklebten Scheiben an, sinkt meine Laune. Über eine schöne Werbung auf der Bahn kann ich mich aber auch mal freuen. Das ändert nichts daran, wie schnell ich von A nach B komme, aber es beeinflusst, wie zufrieden ich mit meiner Entscheidung bin. Das ist nicht logisch, aber der Mensch ist nicht rational. Er ist sehr viel mehr emotional. Ja, natürlich ärgere ich mich über eine Tram mit defekter Klimaanlage bei 30° Außentemperatur mehr als über die verklebten Scheiben oder die verflixt grüne Farbe. Aber so, wie viele ihr Auto nach dem Aussehen auswählen, möchte ich, dass "meine" Züge chique sind.


    Ich glaube nicht, dass das Aussehen der Bahn Neukunden akquiriert, aber ich glaube sehr, dass das Aussehen einen Einfluss auf die Zufriedenheit der Bestandskunden hat - neben vielen anderen Aspekten.


    Generell finde ich die T-Wagen von Außen erst einmal ganz hübsch (Und ja, die türkise Farbe spielt da auch mit rein - obwohl ich annehme, dass die Wagen SVB lackiert werden). Das ist kein Aussehen, das mich "Wow!" sagen lässt, aber es scheint mir gefällig und funktional zu sein.


    Gab es eigentlich schon Visualisierungen des Innenraums zu sehen?

  • JeLuF: nicht falsch verstehen, ich sag e nicht, der öpnv sei nur für Leute, die sich kein Auto leisten können, ich zitiere nur eine verbreite Meinung.
    Deine Listen der Priorität teile ich nicht ganz, bei mir steht die S-Bahn weiter hinten und Taxi kommt bei mir nicht in die Tüte. (Eher fahre ich, wenn ich früh fliegen muß, mit dem letzten Bus zum Flughafen als zwei Stunden später mit einem Taxi.) aber da sind Geschmäcker verschieden.


    Ansonsten ist das Thema absolut subjektiv, mich stört Werbung nicht, wenn aber regelmäßig irgendwo Anschlüsse nicht klappen oder Bahnen aufgrund zu kurzer Züge oder zu dünnen Takts zu voll sind, ist das etwas das mich unzufrieden macht.

    Tja, jetzt machste dir extra die Arbeit, das hier unten zu lesen - und dann steht da nichts sinnvolles. Pech gehabt.

  • JeLuF: nicht falsch verstehen, ich sage nicht, der öpnv sei nur für Leute, die sich kein Auto leisten können, ich zitiere nur eine verbreitete Meinung.


    Keine Sorge, hatte ich genau so verstanden.


    Ansonsten ist das Thema absolut subjektiv, mich stört Werbung nicht, wenn aber regelmäßig irgendwo Anschlüsse nicht klappen oder Bahnen aufgrund zu kurzer Züge oder zu dünnen Takts zu voll sind, ist das etwas das mich unzufrieden macht.


    Und weil das Ganze so subjektiv ist, habe ich das Subjekt vorgestellt, das hinter der Meinung steht. Ich wollte nur etwas Kontext liefern. Der Teil des Posts war nicht als Widerspruch gemeint. Mein Widerspruch gilt dem "Design ist egal, nur Funktion zählt", was bei einigen durchscheint.

  • Glaubst Du wirklich, der Durchschnittsbürger (...) interessiert sich dafür? Im Gegenteil, wenn da auch nur der leiseste Verdacht erwacht, es könnte mehr ausgegeben worden sein als nötig, wird "Steuerverschwendung" gebrüllt.


    Es haben doch nun wirklich genügend Leute hier geschrieben, dass es sich nicht um eine Geldverschwendung oder einen Aufpreis für Design handelt, sondern um ein festes Element dieser Fahrzeugserie ohne Standard-Front. Also könnten wir diesen Aspekt langsam auch mal sein lassen.


    Mir gefällt die T-Klasse, und die 56 Sitze (laut Screenshot von Frank Nagel) in 2+2 Bestuhlung sind zwar weniger als in anderen Modellen, aber der Gewinn an Stellfläche für Kinderwagen, Rollatoren und Hackenporsches dürfte den Fahrgastwechsel für alle beschleunigen.


    In diesem Zusammenhang finde ich es auch schlau, vorne mehr Türen als hinten zu haben, weil an vielen Haltestellen es sich vorne knubbelt während es hinten entspannter zugeht.

  • Die Front finde ich persönlich hässlich (sollte mal der Meeresspiegel ansteigen und danach die Eiszeit kommen, haben wir super Eisbrecher auf Schienen. Colaholiker hat es aber ebenso anschaulich beschrieben ^^ ). Aber gut, meine Sache. Wenn's kein Aufpreis brachte, dann ist es für mich auch kein Entscheidungskriterium.


    Ich verstehe nur nicht, warum das dann in den Pressemeldungen etc. so explizit beworben wird? Was ist so besonders daran, auch im Vergleich zu den alten Straßenbahnen? Wo fahren denn außer in Frankfurt R-Wagen (genau die werden ja ersetzt...)? Was ist mit dem U4? Wo fährt noch ein Flexity Swift, der so aussieht wie unser U5?


    Vor allem aber erkenne ich da keine "große Besonderheit" im Design, die auch noch zu Frankfurt passt. Ganz ehrlich.

  • So sehr wie hier über's Design sprechen, ich bin einfach mal gespannt, wie er dann in echt aussieht. Da ist der Eindruck sicher noch einmal ein ganz anderer. Und die ersten Designstudien vom S sahen ja auch noch ziemlich anders aus als das fertige Endprodukt.


    Lassen wir uns also schon mal überraschen und ich hoffe natürlich auf eine tolle Enthüllungsfeier wie beim S in Bornheim und beim U5 am Römer. :)

    Viele Grüße, vöv2000