Ausschreibung / Bestellung T-Wagen

  • Wagen 301 soll im Juli schon mal "vorab" nach Frankfurt kommen, um ihn dem Werkstatt- und Fahrpersonal vorstellen zu können. Der Wagen wird noch nicht fahrfähig sein und dann nach 1 - 2 Monaten zurück zu Alstom zum Typtest gehen.

  • Auch schon mit Inneneinrichtung usw? Dann wäre ein Stresstest mit nachgestellter Alltagssituation (gut gefüllt, "Fahrgäste " mit Kinderwagen, Rolli, Fahrräder, Einkaufstaschen, ...) sinnvoll.

  • Auch schon mit Inneneinrichtung usw? Dann wäre ein Stresstest mit nachgestellter Alltagssituation (gut gefüllt, "Fahrgäste " mit Kinderwagen, Rolli, Fahrräder, Einkaufstaschen, ...) sinnvoll.

    Ein Straßenbahnwagen wie jeder andere. Ist ja alles nach BOStrab und VDV Normen. Ein Fahrgasttest ist eigentlich nicht nötig. Im Rahmen der PR wird er schon irgendwann vorgestellt. Die Werkstätten haben deutlich mehr zu testen und zu "gucken".

  • Die Werkstätten haben deutlich mehr zu testen und zu "gucken".

    Dem wird so sein. Hieß es nicht einmal, vor der Beschaffung der Bombardier Flotte, man wünsche einen homgenen Fahzeugpark, der aus Fahrzeugen von nur einem Hersteller besteht?
    da dies für die Wekstätten einfacher zu warten sei und daduch Kosten eigespart werden könnten?
    OK,- das die Bombardier Fahrzeuge auch so ihre Macken haben, mag ja sein.
    Nur die Fahrzeuge anderer Hersteller haben die nicht?
    Als Kunde habe ich doch einen besseren Hebel, wenn ich mehr wie 5 Fahrzeuge einers Herstellers habe, sondern die ganze Flotte?

    Aber gut,- es ist nun so wie es ist.

  • Dem wird so sein. Hieß es nicht einmal, vor der Beschaffung der Bombardier Flotte, man wünsche einen homgenen Fahzeugpark, der aus Fahrzeugen von nur einem Hersteller besteht?


    Das Problem wird halt sein, dass Du ab einem gewissen Umfang die Anschaffung ausschreiben musst und wenn statt Bombardier dann Alstom das Angebot abgibt, dass die Ausschreibungsbedingungen am ehesten erfüllt, musst Du halt bei dem kaufen.

    Das kollidiert natürlich mit dem Wunsch nach einem homogenen Fuhrpark. Sehen wir ja auch im Busbereich, wo mit Solaris, Mercedes und MAN gleich 3 Hersteller vertreten sind (und die Nischenprodukte von Ebusco, Irizar und Caetano sind da gar nicht mitgerechnet).

    Schön jedenfalls, dass es mit dem T (und den U5-Mittelwagen) allmählich konkreter wird. Ich vermute nur, eine große öffentliche Präsentation wie damals beim S bzw. U5 wird diesmal leider ausfallen. Für Otto-Normal-Fahrgast wird er einfach "irgendwann da sein".

    Viele Grüße, vöv2000

  • Habt ihr beiden übersehen, dass Alstom Bombardiers Fahrzeugbau gekauft hat? Näher an Bombardier kannst du nicht mehr sein als wenn du bei Alstom kaufst.


    Das ist richtig. Zum Zeitpunkt der Vergabe war dies aber noch nicht der Fall.


    Aus Sicht der VGF also eine glückliche Fügung des Schicksals, dass man durch die Fusion jetzt doch Fahrzeuge aus einem Konzern hat (abgesehen von den R/U4).

    Viele Grüße, vöv2000

  • Vielleicht - aber Bombardier taumelte schon lange und ich meine, Alstom hätte schon Interesse bekundet? Naja, vielleicht reichte auch das Taumeln Bombardiers aus, um Abstand von weiteren Bestellungen zu nehmen. Das Risiko, Züge zu bestellen, die evtl. nicht geliefert werden oder sofort ohne Ersatzteillieferant dastehen, will man sicher ungern eingehen. Siehe ÖBB und Talent 3, z.B.

    fork handles

    Einmal editiert, zuletzt von Jörg L ()

  • Züge eines Herstellers garantieren allerdings nicht, dass man eine homogene Fahrzeugflotte erhält. Zwischen S und T liegen 18 Jahre, wobei der Flexity Classic bereits Anfang der 2000er entwickelt wurde. Hätte die VGF statt den T bei Alstom den Flexitiy Classic 2 bestellt, hätte dieser auch größere Unterschiede zum S gehabt. In 18 Jahren hat sich die Technik deutlich weiterentwickelt. Von daher garantiert ein Hersteller nicht automatisch Homogenität. Das ist im Schienfahrzeugbau übrigens nicht ungewöhnlich. Der Siemens 407/408 hat technisch mit dem Siemens 412 kaum etwas gemeinsam, umgekehrt hat der 412 deutliche Schnittmengen mit der Baureihe 463 und 1462. Homogenität hängt also weniger vom gewählten Hersteller, als von der verbauten Technik ab.

  • Wagen 301 soll im Juli schon mal "vorab" nach Frankfurt kommen, um ihn dem Werkstatt- und Fahrpersonal vorstellen zu können. Der Wagen wird noch nicht fahrfähig sein und dann nach 1 - 2 Monaten zurück zu Alstom zum Typtest gehen.

    Danke für die Info. Kann man das so verstehen, dass erst einmal ein Vorserienfahrzeug ausgeliefert und erprobt wird, damit die Serie dann mit allerlei Verbesserungen produziert und ausgeliefert wird? Hier nur mit dem Unterschied, dass die Fahrproben nicht nötig sind?

    Vollkommen Großartiges Forum

  • Als Kunde habe ich doch einen besseren Hebel, wenn ich mehr wie 5 Fahrzeuge einers Herstellers habe, sondern die ganze Flotte?

    Aber gut,- es ist nun so wie es ist.

    Die Annahme über die Hebellänge kann nach hinten losgehen.


    Wir hatten über Jahrzehnte im IT-Bereich (Arbeitsplatzrechner, 5-stellige Anzahl) grundsätzlich zwei Hersteller, die dann bei Preisverhandlungen immer wussten, dass ein Auftrag problemlos dem Wettbewerber zugehen kann. Dann kam ein neuer Chef, der auf das von einem der Beiden gesungene Lied von den Stückzahlen reingefallen ist: Ja, der Auftrag, mit dem wir diesen Herstelle auf >80% der Geräte brachten, war günstig und auch der nächste, mit dem die restlichen Geräte des Wettbewerbers rausflogen.


    Aber danach stiegen die Preise und die Konditionen wurden schlechter - man hatte uns ja komplett am Haken, denn unsere Administratoren hatten auch die Vorinstallation der Rechner auf ein Tool dieses Herstellers umgestellt, das nicht zu anderen Plattformen kompatibel war.


    Hat uns einige Jahre gekostet, da wieder raus zu kommen - und das bei Geräten mit einem Lebenszyklus von 5 Jahren.


    Wenn man jetzt bei Straßen-und U-Bahnen - mit einem Lebenszyklus von was? 20 Jahren? - in die gleiche Falle läuft und sich auf nur einen Hersteller festlegt, statt mindestens zwei Hersteller zu nutzen und trotzdem auf Kompatibilität, Kuppel- und Traktionsfähigkeit zu bestehen, dann wird man da das nächste halbe Jahrhundert festhängen. Und wenn dann dieser Hersteller wirtschaftlche Probleme bekommt, viel Spaß.

  • Die Annahme über die Hebellänge kann nach hinten losgehen.

    Möglicherweise auch für den Lieferanten. Ich weiss aber auch, dass größeren Kunden durchaus der Wunsch nach Features eher erfüllt wird wie kleineren Kunden, ihre "Schmerzen" u.U. schneller gelindert werden wie bei kleineren Kunden.

    Mit dem "längeren Hebel" meinte ich nicht zwingend Preisverhandlungen, sondern den Service, Kulanz und das kundenindividuelle Wünsche evtl. eher erfüllt werden.
    Dass Alstom Bombardier "geschluckt" hat wusste ich jetzt nicht.

  • Andererseits kann man auf lange Sicht vermutlich schon deshalb nicht mit bestimmten Herstellern rechnen, weil der Takt der Firmenübernahmen deutlich kürzer ist als die Lebenszeiten der Fahrzeuge. Weiß ein Auftraggeber nach 10 Jahren noch, was in Bombardier drinsteckt? Auch die technologische Halbwertszeit sinkt auf kürzere Zeiträume, die Produktionsverfahren ändern sich rasant, weshalb Überlegungen von wegen homogene Fahrzeugflotte usw. vermutlich keine Rolle mehr spielen.

  • Was mir da auch noch einfällt: gerade im Eisenbahnbereich gibt es auch immer mehr Verträge, bei denen der Fahrzeughersteller auch die Wartung der Fahrzeuge übernimmt. Da kann es dem Unternehmen dann auch egal sein, bei wem sie kaufen, wenn so gut wie alles, was in der Werkstatt anfällt, der Hersteller erledigt.

    Viele Grüße, vöv2000

  • Erinnert mich an Verträge bei militärischen Ausrüstungen, bei denen der Betreiber nicht mal mehr die Gehäuse aufmachen darf, wenn er nicht gegen die Regeln der Wartungsverträge verstoßen will. So hält man sich die Kunden abhängig.


    Wenn man dann noch Tunnelklicks Aussage zum Takt der Firmenübernahmen dazunimmt, kann das für den Kunden keine langfristig sinnvolle Strategie sein.


    Es ist 2035, wir sind jetzt Firma XYZ: Ach, sie wollen die T-Wagen weiter gewartet haben, ja, das ist ein Problem, der letzte der die kannte wurde bei der letzten Übernahme nicht mit übernommen, tut und auch leid, aber kennen sie schon unser neue Modell...

  • Das trifft vor allem auf die elektronischen Bauteile und auf die Steuer-/Leittechnik zu. Oft kann der Hersteller aber selbst nichts für für nicht mehr vorhandene Ersatzteile. Dafür kann diese aber auch durch andere Hersteller ersetzt werden. Setzt natürlich voraus, dass die Karosserie dann auch noch fit ist.

  • Danke für die Info. Kann man das so verstehen, dass erst einmal ein Vorserienfahrzeug ausgeliefert und erprobt wird, damit die Serie dann mit allerlei Verbesserungen produziert und ausgeliefert wird? Hier nur mit dem Unterschied, dass die Fahrproben nicht nötig sind?

    Nein, es handelt sich um den ersten Serienwagen, der - ich zitiere mich mal selber - "noch nicht fahrfähig sein wird".

  • Andererseits kann man auf lange Sicht vermutlich schon deshalb nicht mit bestimmten Herstellern rechnen, weil der Takt der Firmenübernahmen deutlich kürzer ist als die Lebenszeiten der Fahrzeuge.

    Das gilt zwar nicht generell, aber der Trend geht seit Jahren besonders bei Schienenfahrzeugen immer mehr dort hin, während deren Lebensdauern sich im Gegenzug immer weiter verkürzen. Das fällt vielleicht über wenige Jahre nicht so sehr auf, über längere Zeiträume betrachtet schon.

    Heute stieß ich mit der Nase auf ein ein Werbefoto der Karosseriebaufirma "KAWA". Kennt die jemand? Den Namen hatte ich noch nie gehört, selbst Google liefert dazu keine Erkenntnisse. Muss wohl schon lange nicht mehr existieren? Möglich, denn das Foto war von 1930, also 80 Jahre alt, damals gab es noch kein Internet. DÜWAG existiert nun auch schon 30 Jahre nicht mehr. Es ist dank Internet zwar recht unwahrscheinlich, dass deren Name in 50 Jahren keiner mehr kennt, doch wer weiß schon was in 50 Jahren ist?

    Die wirtschaftliche und technische Entwicklung ist voller Unwägbarkeiten. Wenn man sich bei Investitionsentscheidungen ausschließlich von Faktoren wie homogenem Fuhrpark oder Herstellertreue leiten lässt, kann das schnell zu einem bösen Erwachen führen. Solche Entscheidungen sind so komplex, dass sie meist nicht von einer Person allein getroffen werden. Zumindest nicht in einem großen Betrieb wie der VGF.

  • Ich sehe zwischen Fahrzeuglebensdauer und Firmenlebensdauer durchaus einen Zusammenhang.


    Wenn die persönlichen Perspektiven der an der Konstruktion Beteiligten keine 20 Jahre umfassen, kommt man nicht auf die Idee, dass das einem was man heute entwirft, in 15 Jahren als Jugendsünde auf die Füße fällt.


    Seit wir mehr interne in der SW-Entwicklung einsetzen, die sich hier wohlfühlen und länge bleiben wollen, ändern sich die Strategien auch hier. Da wird weniger "mal eben" zusammengeklickt, sondern durchaus drüber nachgedacht, ob etwas in fünf Jahren noch wartbar sein wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Xalinai2 ()