Historische Aufnahmen/Führerstandsmitfahrten Straßenbahn Frankfurt 70er Jahre

  • Hallo,


    mir ist kürzlich beim Aufräumen eine DVD in die Hände gefallen, mit alten Aufnahmen aus den 70ern die ich vor Jahren von einem im Ruhestand befindlichen Straßenbahnfahrer erhalten habe. Zu sehen sind unter anderem die alte Waldbahnstrecke am Niederräder Golfplatz entlang und der Bereich um die Heerstraße als dort noch die Straßenbahn fuhr. Ich dachte das würde hier sicherlich einige interessieren und ich habe das Material mal auf Youtube hochgeladen.


    https://www.youtube.com/watch?v=Vx56v3u7YTM

  • Hallo.


    Zwischen Oberforsthaus und Kiesschneise gab es noch die Haltestellen "Golfplatz" und "Reitschule". Letztere kenne ich auch noch als "Bürostadt Niederrad / Reitschule".


    Es fuhren in den 60-er Jahren des letzten Jahrhunderts dort die Linien


    9 Schwanheim - Südbahnhof (nur im Berufsverkehr)


    21 Schwanheim - Schönhof (im Berufsverlehr weiter bis Praunheim / Brücke)


    Grüße ins Forum
    Helmut

    You'll Never Ride Alone.

  • Hallo Helmut, das ist leider ein (nach so langer Zeit aber verzeihlicher) Zeitverdreher...


    Die 9 lernte die Haltestellen Golfplatz und Reitschule nie kennen, sie endete in den 60ern noch schön brav am Oberforsthaus und kam erst mit Eröffnung der neuen Strecke durch die Bürostadt nach Schwanheim.


    - Also bis 1975: Oberforsthaus - Hugo-Junkers-Straße (via Südbahnhof, nicht bis...).
    - Ab 1975 Schwanheim - Goetheplatz (via Bürostadt, nicht Südbahnhof). Das Ganze werktags durchgehend und ab 76 zusätzlich in der HVZ bis Praunheim Brücke verlängert.


    Das Video besteht übrigens aus älterem und neuerem Material. Die Aufnahmen mit der alten und neuen Strecke an der Kiesschneise müssen von 1975 sein, während die Fahrt der 21 ab Heerstraße Ende 1970 oder Anfang 1971 aufgenommen worden sein muss. Und zwar weil vor der 21 noch die 2 mit L-l Zug herfährt, die aber Ende 1971 in 19 umbenannt wurde. Außerdem wird die alte 3-gleisige Haltestellenanlage am Hauptbahnhof noch befahren, der Platz wurde ab Juli 71 aber komplett gesperrt, die 21 fuhr dann 4 Jahre nach Griesheim.


    Sehr schön auch, das Rangiermanöver an der Heerstraße mal wieder zu sehen sowie die noch 2-spurige Ludwig-Landmann-Straße.


    Bei 14:48 zweigt übrigens schon die eingleisige Strecke der 17 ab (!?) :D:D

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  • Bei 14:48 zweigt übrigens schon die eingleisige Strecke der 17 ab (!?) :D:D


    Ratespiel?


    Damales ging doch meines Wissens ein Gleis durch die Emil-Sulzbach-Str.
    zur jetzigen Theodor-Heuss-Allee und von da im Mittelstreifen zur Festhalle zurück.
    Richtig ?


    Grüße
    jtaube

  • Ratespiel?

    Nein, das war natürlich nur Spaß :) .


    Ist aber richtig. Im Mittelstreifen der Heuß-Allee waren es sogar zwei Gleise, die früher zum Aufstellen von Verstärkerzügen bei starkem Messeverkehr dienten, in den 50er Jahren wurde davon sogar noch Gebrauch gemacht. Am Ende des Mittelstreifens vereinigten sich beide wieder um anschließend das Schleifengleis zu kreuzen und sich innerhalb der Schleife erneut aufzuteilen. Ein Ast mündete in die Haltestelle Messe, sodass quasi von hinten nachgerückt werden konnte. Der andere Ast ist in dem Video auch zu sehen (die rechte Weiche bei 15:26 ist das Gleis das aus der Theodor-Heuss-Allee kommt, die linke ist die Schleifeneinfahrt)

  • Gab es zwischen Oberforsthaus und Kiesschneise wirklich keine weiteren Haltestellen mehr, wie es im Video den Anschein hat, oder wurden die "herausgeschnitten"?

    Ab Minute 22 gibt es nochmal eine Fahrt auf der Strecke mit den beiden Haltestellen zu sehen.


    Ich hätte übrigens auch noch mal zwei Fragen: Bei 22:34 sieht man wie jemand anscheinend jemand auf offener Strecke zusteigt. War das damals so üblich das man quasi auf Handzeichen auch zwischen den Stationen zusteigen konnte? Außerdem ist mir aufgefallen das es damals wohl die Station Triftstr. noch nicht gab, wann wurde die denn eingerichtet?

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  • War das damals so üblich das man quasi auf Handzeichen auch zwischen den Stationen zusteigen konnte?

    Nein, natürlich nicht. Es blieb zwar bei den alten Wagen wegen der während der Fahrt zu öffnenden Türen nicht aus, dass Fahrgäste auch schon mal außerhalb der Haltestellen aus- (oder seltener zu-)stiegen, besonders in der Innenstadt bei Ampelhalten. Aber dass ein Zug auf Handzeichen gehalten hätte, das gab es nicht. Ich bezweifle auch, dass dieser es hier gemacht hat, schon gar nicht an so einer Stelle. Mir sieht das eher danach aus, als habe der Mann am Rand gegrüßt, weil er vielleicht den Fahrer oder den Filmenden kannte.


    Zitat

    Außerdem ist mir aufgefallen das es damals wohl die Station Triftstr. noch nicht gab,

    Das stimmt nicht, die war nur nicht an der Stelle wie heute. Dort kam sie auch erst wegen des Abzweigs zur Bürostadt hin. Stopp das Video mal genau bei 20:44, dann siehst Du die Haltestellen auf beiden Seiten sehr deutlich.

  • Zitat von Charly

    Sehr schön auch, das Rangiermanöver an der Heerstraße mal wieder zu sehen


    Weiss eventuell jemand, wie die Rückwärtsfahrt beim Wenden betrieblich ablief? Das Gleisdreieck Heerstrasse kenne ich zwar noch aus meiner Kindheit, aber solche Wendemanöver nur mit Grossraumzügen (mit Hilfsfahrschalter im Bw).


    Offenbar bedient der Fahrer den rückwärtigen Führerstand des K-Tw, während im gk-Bw ein/der Schaffner den Fahrweg beobachtet (ab Minute 9:50). Wie haben die sich verständigt - über Klingelsignale? Hatten die gk-Bw schon Notbremsen, die der Schaffner im Notfall hätte benutzen können? (Ich selbst kann mich sicher erst an Notbremsen in ka-Bw erinnern, aber die fuhren schaffnerlos und könnten Notbremsen eventuell erst beim Umbau erhalten haben.)

  • Weiss eventuell jemand, wie die Rückwärtsfahrt beim Wenden betrieblich ablief? Das Gleisdreieck Heerstrasse kenne ich zwar noch aus meiner Kindheit, aber solche Wendemanöver nur mit Grossraumzügen (mit Hilfsfahrschalter im Bw).


    Offenbar bedient der Fahrer den rückwärtigen Führerstand des K-Tw, während im gk-Bw ein/der Schaffner den Fahrweg beobachtet (ab Minute 9:50). Wie haben die sich verständigt - über Klingelsignale? Hatten die gk-Bw schon Notbremsen, die der Schaffner im Notfall hätte benutzen können? (Ich selbst kann mich sicher erst an Notbremsen in ka-Bw erinnern, aber die fuhren schaffnerlos und könnten Notbremsen eventuell erst beim Umbau erhalten haben.)


    Dafür hatten die Bw die Klingelseile. Der Fahrer mußte ja ständig ein Ohr bei seinen Bw haben: Wenn hinten etwas passierte, wo der Schaffner einen Halt als erforderlich sah, so klingelte dieser. 3 x Bimmeln = Gefahr - so schnell wie möglich den Zug anhalten. Also fand bei der Rückwärtsfahrt auch auf diesem Weg die Kumnikation statt.

    Viele Grüße aus Darmstadt


    Jörg

  • Richtig, 3 x klingeln = Gefahr. 1x war das Signal an den Haltestellen, dass der Wagen abfahrbereit ist. Dieses musste der Fahrer eines 3-Wagenzuges von allen 3 Schaffnern erhalten, in der Reihenfolge von hinten nach vorne, sodass er nicht abfahren durfte bevor der Triebwagenschaffner "abgeklingelt" hatte. Was 2 x klingeln bedeutete, weiß ich leider nicht mehr, galt das nicht als Widerruf des Abfahrtsignals?


    Das Gefahrenpotential an der Heerstraße war bei Rückwärtsfahrt deutlich geringer als bei Einfahrt in das Gleisdreieck, denn weil das Rangiergleis direkt am Rande der Fahrbahn der Heerstraße lag musste hier gegen die Fahrtrichtung des IV gefahren werden, die Kfz-Führer mussten ggf. etwas nach links ausweichen, Busse und Lkw notfalls anhalten und den Gegenverkehr passieren lassen. Dagegen hatte der Bw-Schaffner wenig zu tun, da hier nichts entgegen kam und kein Fußgängerverkehr herrschte. Notfalls hätte er mit der Handbremse noch mitbremsen können.

  • Beim Anschauen des Films fiel mir wieder eine Besonderheit auf, einzelne Kurse hatten Liniennummerschilder mit weißer Schrift auf schwarzem Grund, das war nur sonst nur bei der A1 bis A4 üblich, was hatte es damit auf sich?

  • Frage: Wann und warum wurde eigentlich die Straßenbrücke über den Platz der Republik abgerissen? (zu sehen bei Minute 16:18 ). Zusatzfrage: Wann wurde sie gebaut?

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  • Frage: Wann und warum wurde eigentlich die Straßenbrücke über den Platz der Republik abgerissen? (zu sehen bei Minute 16:18 ). Zusatzfrage: Wann wurde sie gebaut?

    Der Flyover wurde 1964 in Betrieb genommen und blieb es bis Mitte 1971. Seinem Bau lag die Idee zugrunde, die Verkehrsachse Messe - Hbf - Friedensbrücke kreuzungsfrei über den Platz der Republik zu führen. Mit der Sperrung des Bahnhofsvorplatzes infolge U- und S-Bahnbau verlor er seinen Sinn und wurde abgerissen. Städtebaulich war er eine Katastrophe, aber in dieser Hinsicht waren die Stadtoberen in dieser Zeit ohnehin nahezu schmerzfrei. Am 4.7.1971 traten die Umleitungen im Straßenbahnverkehr wegen des gesperrten Bahnhofsvorplatzes in Kraft, ich nehme an, dass die Sperrung zugleich auch für den Autoverkehr galt. Da in der Düsseldorfer Str. die Wendeanlage für die U-Bahn gebaut wurde, war die Rampe des Flyover im Wege und musste abgebaut werden.


    Klick , Klick & Klick

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