Was fällt bei einem kommunalen Betrieb weg? Das er Gewinne machen muss? Er muss zumindest eine "schwarze Null" erwirtschaften, also kostendeckend wirtschaften.
Das ist richtig, wenn man in einer neoliberalen Gedankenwelt gefangen ist. Nehmen wir doch mal an, dass sich die Gesellschaft darauf einige, dass ein ÖV zur Daseinsvorsorge gehöre. Dann wäre nicht mehr die Betriebswirtschaftlichkeit des ÖV ausschlaggebend, sondern die Volkswirtschaftlichkeit. Auf einmal ginge es nicht nur um "Eigen"kapital (was dann ja eigentlich Gemeinkapital wäre) und operativen Gewinn, sondern Maximierung des volkswirtschaftlichen Nutzen.
Du magst der Meinung sein, dass private Unternehmen oder öffentliche, aber privatrechtlich agierende Unternehmen oder gar öffentliche, aber nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten aufgestellte Unternehmen diesen volkswirtschaftlichen Nutzen besser maximieren als solche, die direkt der Volkswirtschaft verpflichtet sind, aber damit habe ich dich bisher noch nicht argumentieren sehen. Zu volkswirtschaftlichen Gewinnen zählt für mich unter anderem, dass auch nach einem Fahrplanwechsel der Betrieb weiterläuft, weil nicht neue Busse noch nicht bereitstehen (die "öffentliche" Firma benutzt einfach die alten weiter, wenn es noch nicht mit den neuen geht), weil Fahrer den Weg nicht kennen (siehe das Desaster aus Steinbach beim letzten Betreiberwechsel und viele andere Beispiele). Es zählt auch dazu, dass Baumaßnahmen und die damit verbundenen Verbindungsausfälle gebündelt werden, oder mindestens, dass die Schäden, die durch weitere Baumaßnahmen entstehen, den Abschreibungsgewinnen gegengerechnet werden (siehe unsere Diskussion um die letzten 30 Meter Bahnsteigserhöhung in Ginnheim).
Du fragst weiterhin, was dagegen einzuwenden sei, dass ein Unternehmen Gewinn macht. Antwort: Nichts, denn das Problem liegt weiter vorne: Es ist etwas dagegen einzuwenden, dass ein Unternehmen, dass Gewinn machen soll, diese Aufgabe übernimmt. Jeder cent Gewinn, den ein Unternehmen mit ÖV macht, steht der Angebotsverbesserung, Fahrpreisverkleinerung oder adäquaten Bezahlung von Betriebspersonal nicht mehr zur Verfügung.
ZitatGibt es irgendeinen sachlich gerechtfertigten Grund dafür, warum ich mit meiner Strom- und Heizrechnung Deine Tickets subventionieren soll?
Guter Punkt, die Neiddebatte. Warum soll die Berufsverkehrspendlerin von Heddernheim zur Hauptwache den Bus zwischen Nieder-Erlenbach und Nieder-Eschbach finanzieren? Oder, noch direkter, warum soll sie die U-Bahn zwischen Heddernheim und Hauptwache um 13 Uhr finanzieren? Du ziehst bei dem "ich finanziere die Mobilität anderer Leute" eine sehr willkürliche Grenze, und solange du kein (komplett unsoziales!) Preissystem forderst, in dem dein Fahrpreis nach der Beförderung aus der Auslastung deiner im speziellen benutzten Züge errechnet wird, bleibt die Grenze willkürlich.