Bundesregierung erwägt kostenlosen Nahverkehr

  • Was die Angst vor eventuellen Fahrverboten alles bewirken kann.
    Selbst die ADAC App kennt mittlerweile das Wort ÖPNV.




    Ganz kostenlos müsste er ja nicht sein, die Preislage von Ein Euro pro Tag wäre okay.

  • Kostenlos kann er ohnehin nicht sein, dieser Ausdruck ist reiner Etikettenschwindel. Der Unterschied besteht lediglich darin, wie er finanziert wird.


    Wenn die Fahrgäste keine Fahrkarten mehr kaufen brauchen, muss er eben zu 100% von öffentlicher Hand finanziert werden (oder durch Sponsoring - wäre vielleicht auch 'ne Idee). Wie das aussehen soll, bleibt die kommissarische Bundesregierung bislang schuldig. Und im neuen Koalitionsvertrag scheint darüber auch nichts zu stehen (zumindest nach den Aussagen in den Nachrichten, wo das Thema auch aufgegriffen wurde).

    Viele Grüße, vöv2000

  • Das ist ein albernes Strohfeuer mit dem Versuch, der EU eine Beruhigungspille zu verabreichen. Zumal ich dieser (geschäftsführenden!) Bundesregierung nicht glaube, eine jahrzentelange IV-freundliche Politik so hoppladihopp über den Haufen zu werfen.
    Andererseits: Ausgerechnet in der Atompolitik schaffte es die CDU im Handstreich, den Grünen einer ihrer Hauptforderungen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der Haken dabei: Die Kosten für Zwischen- und Endlager tragen nicht die Verursacher, sondern die breite Allgemeinheit... :rolleyes:


    Okay, konkret: Ja, man kann es natürlich von oben herab verordnen. Aber wer zwischen den Zeilen liest man: Testphase in ausgewählten Städten. Bestimmt folgt danach eine Auswertungsphase und dann berät man ... blablubb. Vielleicht möchte man auch einfach nur mal die Reaktionen austesten. Wie man auf die Wahl der Teststädte kam, ist bislang ebenfalls unklar.


    Mein Vorschlag wäre der umgekehrte Föderalismus: Die Städte und Regionen entwerfen ein Konzept und setzen es um. Über den Städtetag (Kommunen) bzw. Bundesrat (Länder) werden Mittel vom Bund beantragt und gezielt eingesetzt. Mit der Gießkanne kommen wir da nicht weiter. Die Kompetenz liegt in der Lokalpolitik (mehr oder weniger, aber immer noch besser als beim Bund).


    Wäre wie bei der Abwrackprämie: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Mutige vor!

  • Müsste man nicht auch einen attraktiven Schienenfernverkehr inkludieren? D.h. vernünftige Preise pro Zug und Entfernung einheitlich für alle Fahrgäste ohne die extreme Diskrepanz zwischen dem abgehobenen Normalpreis und Sparpreis.

    Vollkommen Großartiges Forum

  • Ein erster Schritt könnte es schon sein, des Kerosin zu besteuern, um den Wettbewerbsnachteil wenigstens marginal anzugleichen. Der Inlandsflugverkehr muss definitiv verringert werden, die Bahn gestärkt.

  • Das entspricht genau einer Idee von mir: Ähnlich wie für die Mediennutzung eine Nahverkehrsabgabe für jeden Haushalt. Gleiche Höhe und gleiche Befreiung bzw. Ermäßigung wie bei der Fernsehgebühr. :D


    Wenn es gleich kostenlos ist, um so besser :) . Zur Finanzierung kann der Steuertrick herangezogen werden, mit dem vor über 30 Jahren die Basler ihr stark verbilligtes Umwelt-Abo finanzierten: Als Wegekosten können dort nur die ÖPNV-Kosten abgesetzt werden, und da diese niedriger wurden, konnte auch weniger abgesetzt werden. Hätte hier auch in Bezug auf das verfolgte Ziel, die Umweltbelastung in den Städten zu verringern, auch den positiven Effekt, das die Fahrt mit Bus und Bahn nicht nur kostenfrei ist, sondern auch bei der Steuer grundsätzlich keine Autokosten mehr abgesetzt werden können. "Im Grundsatz" bedeutet, dass grundsätzlich nur noch die ÖPNV-Kosten, die ja dann gleich 0 sind, abgesetzt werden können. Mit entsprechender Begründung wie fehlende ÖPNV-Verbindung, Lastentransport, gesundheitliche Einschränkungen könnten dann die n o t w e n d i g e n Autokosten weiterhin abgesetzt werden.


    Ich begrüße die Idee sehr, nicht nur wegen den sich dann bietenden Möglichkeiten kostenfreier ÖPNV-Fahrten :thumbsup: , sondern wegen der wesentlichen Vereinfachung der ÖPNV-Nutzung. Selbst als erfahrener ÖPNV-Nutzer stehe ich mitunter länger vor irgendwelchen Automaten, um dem das günstigste Ticket zu entlocken - oder überhaupt irgendeines. Der ganze Ärger, dass nun das gekaufte Ticket gerade nicht gilt, weil man eine Haltestelle zu weit gefahren ist, die falsche Route benutzt hat oder den Anschluss verpasst hat und dadurch aus der Geltungsdauer fällt - nichts mehr ! :thumbsup:
    Und es ist auch eine soziale Frage: Autorüpel dürfen mit ihrem SUV für "einen Appel und ein Ei" Strafe Fuß- und Radwege, Tramgleise und Feuerwehrzufahrten zuparken (Buße 35 €) oder durch Wohngebiete rasen, während Menschen mit wenig Geld sich nur mit Mühe eine ÖPNV-Fahrt leisten können.


    Keine Sorge: Die Kontrolleure werden nicht arbeitslos, sondern werden weiterhin als Servicepersonal gebraucht. Die geben dann - wie auf Englands Bahnhöfen - den Fahrgästen Infos über die Verbindungen oder achten darauf, dass sich die Fahrgäste manierlich verhalten. :)


    Zur Frage der Zugfahrten: Ich gehe bei kostenloser ÖPNV-Benutzung davon aus, dass die roten Züge (S-Bahn, RB, RE, IRE) darunter fallen, die weißen Fernzüge nicht.


    Das könnte einen gewissen Nachfrage-Rückgang bei FlixBus bewirken, da die Fernbusse im Großen und Ganzen etwa ähnlich viel Zeit brauchen wie die Regional-Expresszüge. Das gilt auch für Langstrecken-Umsteigeverbindungen, mit denen ich auch einige Erfahrungen habe. :) Vielleicht darf dann FlixBus dafür als Ausgleich künftig auch Nahverkehrsverbindungen verkaufen wie Frankfurt - Mainz, da die dann ja teurer als die S-Bahn sind. :)

  • Das Schlechte-Luft-Problem gäbe es nicht, wenn die gewählte Führungsebene ihrer
    Aufgabe gerecht geworden wäre ihre Bevölkerung so gegenüber Gruppierungen zu
    vertreten, daß diese Gruppierungen nicht mit Tricksereien Abgasgrenzwerte durch
    Softwarespielereien umgehen.
    Die Verkaufszahlen von Dieselfahrzeugen hat dies sicherlich stärker beeinflusst, als
    es echte Verbrauchswerte [und damit leicht höhere Betriebskosten] von AdBlue über
    die Jahren gemacht hätte. (neber den zusätzlichen Kosten die für die Firmen dadurch
    aufgelaufen sind)


    Macht kostenlosen Nahverkehr in Frankfurt und dazu noch durchgängigen Nacht-
    verkehr und die S-Bahnen sind durch die Personen dauerbelegt die gegenwärtig
    für die Sperrungen im Tunnel verantwortlich sind. Ob dann die Begeisterung für
    den niedrigen Preis anhält mag ich zu bezweifeln....


    --------------------------------------------------------------------------------
    Zum Nebenthema Flüge:


    Kurzstreckenflügen die Attraktivität zu nehmen geht nur wenn diese Massnahme
    europaweit eingeführt würde:
    Kopfsteuer von 30-50 Euro pro Flug der in Europa planmäßig startet und/oder landet.


    1) Anteilig ist das auf den Flug selbst auf kurzer Strecke ein hoher Anteil, auf Lang-
    strecke niedrig.
    2) Wer einen Umsteigeflug zB von FRA aus über Amsterdam in die USA macht dem laufen
    diese Ksoten doppelt aus, sodaß der Direktflug preislich attraktiver wird. (*)


    (*) mir ist bei Planungen öfters mal aufgefallen, daß Umstiegsflüge billiger als Direktflüge
    sind [obwohl da auch schon mehr Flughafengebühren anfallen müssten]

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  • OWE ist in Bezug auf die Finanzierung auf dem richtigen Weg,- die ÖPNV (ÖPV) Abgabe. Nur schwebt mir da eher so etwas wie der Soli vor.
    Egal wie,- jeder steuerpflichtige Bürger zahlt eine ÖPNV (ÖPV) Abgabe.
    Dann wären auch die Wünsche nach mehr Komfort, wie sie jüngst gefordert wurden, erfüllbar.

  • Der Spiegel titelt dazu heute "Allein in Hamburg so teuer wie eine Elbphilharmonie pro Jahr".


    Die Überschrift bezieht sich auf die "Berechnungen" (was gab es da zu berechnen, ihren Umsatz kennen die doch ohnehin...) des HVV, dass ein Nulltarif den Hamburger Steurzahler (besser den Steuerzahler im HVV-Gebiet) jährlich so viel kosten würde, wie die Elbphilharmonie gekostet hatte. Nämlich mehr als 800 Millionen €, da der HVV 830 Millionen € an Fahrgeld einnimmt.


    Egal wie,- jeder steuerpflichtige Bürger zahlt eine ÖPNV (ÖPV) Abgabe.

    Steuerpflichtig dürfte in Deutschland ca. jeder zweite sein, also ca. 40 Millionen Menschen. Wenn man die "ÖPNV-Abgabe" genauso berechnet wie jetzt den Soli, der ja demnächst entfallen soll, wären dann 13 Milliarden € durch 40 Millionen Steuerbürger zu teilen. Damit entfielen auf jeden im Durchschnitt 325 €/Jahr, also ca. 27 € monatlich. Im Durchschnitt, wer viel verdient mehr, wer weniger verdient weniger. Das wäre weniger als halb so viel für mich, wie ich letztes Jahr monatlich allein an Soli-Zuschlag gezahlt hatte...

  • Charly:

    Zitat

    ....wie jetzt den Soli, der ja demnächst entfallen soll,.....


    OT ON:
    Es mag ja sein, dass der Soli abgeschafft wird. Der Wegfall dieser Einahmen wird dann sicherlich durch eine Steuererhöhung an anderer Stelle kompensiert werden. Denn auf die Kohle aus dem Soli wird de rstaat nicht verzichten wollen.
    OT OFF
    Eine Finanzierung über eine ÖPNV Abgabe muss ja nicht die einzige Einnahmequelle sein für einen 0 Tarif.
    In dem von Charly zitierten SPON Artikel wird zu recht darauf hingewiesen, dass im Falle des 0 Tarifs eine Kapazitätsausweitung im ÖPNV erforderlich ist, die nicht AdHoc zu bewerkstelligen ist.

  • Wenn man die "ÖPNV-Abgabe" genauso berechnet wie jetzt den Soli, der ja demnächst entfallen soll, wären dann 13 Milliarden € durch 40 Millionen Steuerbürger zu teilen. Damit entfielen auf jeden im Durchschnitt 325 €/Jahr, also ca. 27 € monatlich. Im Durchschnitt, wer viel verdient mehr, wer weniger verdient weniger. Das wäre weniger als halb so viel für mich, wie ich letztes Jahr monatlich allein an Soli-Zuschlag gezahlt hatte...


    Das sind doch schon mal Zahlen, mit denen man arbeiten kann. Ich sehe das Ganze auch nur dann realistisch, wenn es diese ÖPNV-Steuer (ich nenn's jetzt einfach mal so) gibt. Und jeder, der jetzt explizit "kostenlosen" ÖPNV fordert, muss dann auch die Bereitschaft zeigen, dafür ins Portemonnaie zu greifen.


    Dann fängt die Rechnerei an: Auf der einen Seite zahle ich dann 325 €/Jahr. Soli hin oder her - ich habe aber nicht mehr die jährlichen Ausgaben für eine Jahreskarte, die in Frankfurt z. B. mit rund 800 undeinpaarzerquetschte zu Buche schlägt. Für mich als Fahrgast ändert sich vom Preis her also nichts, ich würde mir aber das Fahrkarten kaufen sparen, auch die Gefahr des Jahreskarte-zu-Hause-vergessens wäre gebannt und man ist das Schwarzfahrerproblem auf einen Schlag los.


    Damit das Ganze aber auch akzeptiert wird, müsste man ein schlüssiges Konzept haben und das Ganze dann auch erklären - vor allem wie die Finanzierung lautet und das da keine versteckten Kosten entstehen.

    Viele Grüße, vöv2000

  • Der Spiegel titelt dazu heute "Allein in Hamburg so teuer wie eine Elbphilharmonie pro Jahr".


    Die Überschrift bezieht sich auf die "Berechnungen" (was gab es da zu berechnen, ihren Umsatz kennen die doch ohnehin...) des HVV, dass ein Nulltarif den Hamburger Steurzahler (besser den Steuerzahler im HVV-Gebiet) jährlich so viel kosten würde, wie die Elbphilharmonie gekostet hatte. Nämlich mehr als 800 Millionen €, da der HVV 830 Millionen € an Fahrgeld einnimmt.


    Steuerpflichtig dürfte in Deutschland ca. jeder zweite sein, also ca. 40 Millionen Menschen. Wenn man die "ÖPNV-Abgabe" genauso berechnet wie jetzt den Soli, der ja demnächst entfallen soll, wären dann 13 Milliarden € durch 40 Millionen Steuerbürger zu teilen. Damit entfielen auf jeden im Durchschnitt 325 €/Jahr, also ca. 27 € monatlich. Im Durchschnitt, wer viel verdient mehr, wer weniger verdient weniger. Das wäre weniger als halb so viel für mich, wie ich letztes Jahr monatlich allein an Soli-Zuschlag gezahlt hatte...



    Nur kann man den Mehrbedarf nicht finanzieren. Bei kostenlos wird auf jeden Fall ein Mehr an Fahrzeugen, Fahrern und auch Infrastruktur notwendig werden. Das wird auch viel Zeit brauchen. Die Leute auf dem platten Land werden dann auch ihr Recht auf kostenlosen ÖPNV einfordern wollen. Das dann auch zurecht. Da reichen 2 Fahrten am Dienstag und 2 am Donnerstag nicht mehr aus.

  • Schon nach einem Tag sieht es so aus, dass die Bundesregierung schon wieder zurückrudert. :(


    Ich bleibe bei meinem Konzept:
    Bundesweite Nahverkehrsabgabe, die haushaltsweise ähnlich wie die Fernsehgebühr eingezogen wird und eine ähnliche Höhe hat. Bei 60 € je Haushalt liegen wir - unter Berücksichtigung der Mehr-Mehrpersonenhaushalte und der Haushalte mit Ermäßigung oder Befreiuung insgesamt bei einer ähnlichen Größenordnung wie in Charly´s Berechnung. Nur, dass ich als Single dann eben 60 € statt 27 € zahle und meine Freundin mit Kind, aber ohne Einkommen nichts. Gegenüber meinem jetzigen Job-Ticket-Anteil von etwas über 30 € ist das zwar fast doppelt so viel, aber gegenüber einer normalen Monatskarte für Frankfurt deutlich weniger. Rechne ich meine sonstigen Nahverkehrsfahrten in ganz Deutschland hinzu, wird es auch mit Job-Ticket für mich günstig; denn auch in Hamburg und Köln kann ich dank bundesweiter Nahverkehrsabgabe kostenlos fahren. Noch besser: wenn ich mir die Zeit nehme und mit RE fahre, ist auch diese Reise zwischen den Städten für den Nutzer kostenfrei.


    Nun kommt Stufe 2 der "Nahverkehrs-Rakete": Im Gegenzug werden - entsprechend den Steuer-Regelungen des Schweizer Kantons Basel nur die n o t w e n d i g e n Wegekosten anerkennt, nicht mehr grundsätzlich die Autofahrt. Natürlich darf ich noch jeden Morgen mit meinem Auto von Bad Homburg parallel zur U- und S-Bahn ins Westend und Bankenviertel pendeln, aber ich kann dafür die Kosten nicht mehr bei der Steuer absetzen. Der Nahverkehr ist ja frei. :thumbsup: Anders sieht es dagegen aus, wenn ich in Schmitten im Taunus wohne; dann werden z.B. die etwa 15 km Autofahrt zur S- und U-Bahn in Bad Homburg steuerlich anerkannt, aber nicht mehr die ganze Strecke bis in die Frankfurter City. Und wer z.B. Nachtschicht am Flughafen arbeitet, wird auch weiterhin die Autofahrt absetzen können. Insgesamt wird aber der Staat beträchtliche Mehreinnahmen an Steuern haben, weil weniger Wegekosten abgesetzt werden können. Damit kann der Mehrbedarf des ÖPNV finanziert werden - Strecken, Fahrzeuge, Fahr- und Servicepersonal :thumbsup:


    Stufe 3: Die Stellplatzpflicht wird abgeschafft, vielmehr ist jeder selbst dafür verantwortlich, sein Blech ordentlich zu parkieren - und die Strafen fürs Falschparken werden an die unserer EU-Nachbarn angepasst, vor allem in den Fällen bei Behinderungen anderer. Beim Wohnungsbau bleibt es bei dieser Regelung; für alle anderen Nutzungen wird ähnlich wie früher bei der Stellplatz-Ablösesatzung eine Nahverkehrsabgabe vom Investor eingefordert - die um so höher ist, je ungünstiger das Bauvorhaben an den ÖPNV angeschlossen ist. Ein Bauprojekt an der Bockenheimer warte oder am Kasseler Bahnhof Wilhelmshöhe ist wunderbar vom ÖPNV erschlossen und erfordert nur begrenzten Mehraufwand für Investiotionen und zusätzliche Fahrten. Ein in der Pampa liegendes Einkaufszentrum fordert dagegen einen erheblichen Aufwand für zusätzliche Strecken und Fahrten - und muss also richtig gut zahlen. :D


    Gleiches gilt für Großveranstaltungen. Für die Jahrhunderthalle wird es entsprechend teurer als für die Festhalle an der Messe. :D Und selbstverständlich müssen Veranstalter von Konzerten, Fußballspielen etc. auch für den erforderlichen Sicherheitsaufwand zahlen, die Besuchermassen zu bändigen - und selbstverständlich auch, um "ungebührliches Verhalten" zu verhindern. Dem können die sie dann nur entgehen, wenn sie entsprechend adaequat selbst ein geeignetes Sicherheitskonzept aufstellen.


    Und schließlich gibt es eine Nahverkehrsabgabe für ausländische Touristen, die via Hotel oder Kurtaxe bezahlt wird.


    Zu Darksides Einwand, dass sich dann vermehrt Obdachlose und Junkies in den Bahnen breit machen: Das sehe ich genauso. In den 70er Jahren saßen öfters Obdachlose mit entsprechenden Hygiene-Defiziten bevorzugt in der 1.Klasse der Hamburger S-Bahn. Die wurde ohnehin seltener benutzt, es war also ruhiger - und blieb es dann auch :D . Und die Strafe fürs Schwarzfahren war die gleiche, ob es die 1. oder 2. Klasse war - und konnte ohnehin nicht eingetrieben werden. Fahrschein-Kontrollen wird es also auch weiterhin geben müssen. Nur ist dann der entsprechende Nachweis der gezahlten Nahverkehrsabgabe vom Finanzamt, der Hotel- oder Kurausweis oder die Befreiuung vom Sozialamt. Und es wird entsprechende Regeln geben müssen, die gibt es ja jetzt auch schon. Nur muss die Beachtung der gegenseitigen Rücksichtnahme entsprechend eingefordert werden; und anstelle von Geldstrafen können auch "Sozialstunden" wie z.B. das Reinigen von Bahnhöfen und Fahrzeugen eingefordert werden.


    Die Probleme sozial abweichenden Verhaltens können nicht im ÖPNV gelöst werden. Gegenseitige Rücksichtnahme kann aber eingefordert werden. Und die Probleme von Obdachlosigkeit und Drogenmissbrauch müssen auf anderen Feldern bearbeitet werden.

  • Nun kommt Stufe 2 der "Nahverkehrs-Rakete": Im Gegenzug werden - entsprechend den Steuer-Regelungen des Schweizer Kantons Basel nur die n o t w e n d i g e n Wegekosten anerkennt, nicht mehr grundsätzlich die Autofahrt. Natürlich darf ich noch jeden Morgen mit meinem Auto von Bad Homburg parallel zur U- und S-Bahn ins Westend und Bankenviertel pendeln, aber ich kann dafür die Kosten nicht mehr bei der Steuer absetzen. Der Nahverkehr ist ja frei. :thumbsup: Anders sieht es dagegen aus, wenn ich in Schmitten im Taunus wohne; dann werden z.B. die etwa 15 km Autofahrt zur S- und U-Bahn in Bad Homburg steuerlich anerkannt, aber nicht mehr die ganze Strecke bis in die Frankfurter City. Und wer z.B. Nachtschicht am Flughafen arbeitet, wird auch weiterhin die Autofahrt absetzen können. Insgesamt wird aber der Staat beträchtliche Mehreinnahmen an Steuern haben, weil weniger Wegekosten abgesetzt werden können. Damit kann der Mehrbedarf des ÖPNV finanziert werden - Strecken, Fahrzeuge, Fahr- und Servicepersonal :thumbsup:


    Du willst also Menschen in schlecht angebundenen Gegenden einen Anreiz geben, eine leicht verbesserte Verbindung zu verhindern, weil sie damit vielleicht mehr Steuern würden zahlen müssen? Und du möchtest allen ernstes, dass der Staat genau prüft, zu welcher Zeit man zur Arbeit fahren muss, und wie zu dieser Zeit die ÖPNV-Verbindung ist? Wie lange vor Arbeitsantritt ist denn eine Ankunft per ÖPNV zumutbar, oder muss dann auch noch betrachtet werden, ob es einen beheizten Pausenraum gibt?

  • Zitat

    Du willst also Menschen in schlecht angebundenen Gegenden einen Anreiz geben, eine leicht verbesserte Verbindung zu verhindern, weil sie damit vielleicht mehr Steuern würden zahlen müssen?

    Den Satz verstehe ich nicht. Mit dem Beispiel von Schmitten meinte ich, dass der Betreffende mit dem Auto statt mit dem Bus nach Bad Homburg fährt, weil er damit erheblich Fahrzeit spart und auch abends bei der Rückkehr deutlich flexibler ist - und nicht, weil er ein paar Euro Steuern sparen will. Und eine Schienenanbindung in diesem Jahrhundert nicht erhalten.


    Zitat

    Und du möchtest allen ernstes, dass der Staat genau prüft, zu welcher Zeit man zur Arbeit fahren muss, und wie zu dieser Zeit die ÖPNV-Verbindung ist?


    Ich denke, dass geht ganz einfach nach Plausibilität. Wenn jemand einen normalen Bürojob in der City hat und nahe einer U- oder S-Bahn wohnt, erscheint die Notwendigkeit, trotzdem mit dem Auto zu fahren, wenig plausibel. Wenn jemand um 4 Uhr oder 6 Uhr am Frischezentrum am Rande von Kalbach anfangen muss, ist die Nichtbenutzung des ÖPNV grundsätzlich plausibel, selbst wenn es im Einzelfall eine brauchbare ÖV-Verbindung gibt.


    Dazwischen gibt es ein weites Feld, und wer seine Autofahrten steuerlich als Wegekosten absetzen will, wird dafür einen Grund angeben, wie z.B. ungünstige ÖV-Verbindung, ungünstige Arbeitszeiten, fehlende soziale Sicherheit am Wohn- oder Arbeitsort etc. Eine Nachprüfung erfolgt dann, wenn es nicht plausibel erscheint - und die Abfrage von ÖV-Verbindungen im Internet ist ja kein Hexenwerk. :) Dasselbe würde ja auch anstehen, wenn es aus Umweltgründen Fahrverbote gibt und jemand eine Ausnahmegenehmigung haben möchte. :D

  • Hier ein interessanter Artikel im manager-magazin über den kostenlosen Nahverkehr in Templin:


    Das passiert, wenn Busfahren plötzlich kostenlos ist


    Darin heißt es im zweiten Teil:


    Zitat

    Leicht zurückhaltend beschreiben die Templiner den Erfolg wohl auch deshalb, weil sich das Konzept in der Form nicht aufrechterhalten ließ. "Weil die Fahrt kostenlos war, waren die Busse permanent voll", sagt die Marketingverantwortliche der Verkehrsbetriebe, Steffi Pohlan.


    Und nicht jede Fahrt schien für die Passagiere unvermeidlich gewesen zu sein. "Bei Regen sind die Kinder aus Langeweile Bus gefahren", sagt Templins Bürgermeister Detlef Tabbert (Die Linke) gegenüber manager-magazin.de. Auch Männergruppen mit einem Kasten Bier dabei seien keine Seltenheit gewesen. "Wenn etwas umsonst ist, wird es genutzt - ob es sinnvoll ist oder nicht", sagt Pohlan.

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  • Ich denke der Artikel im MM zeigt ganz gut wohin es laufen würde.
    Besonders interessant ist auch die Verlagerung Fußverkehr -> Busfahrt
    und Fahrradverkehr -> Busfahrt. (Teil 3 des Artikels zu finden)
    Dass dies so stimmt kann man durch genaue Beobachtung im RMV schon
    hetue entdecken:
    zB gibt es Fahrradfahrer, die ihr Fahrrad an der Galluswarte lieber auf den
    Bahnsteig schaffen und mit der S-Bahn zum Hbf fahren, statt diesen Weg mit
    dem Drahtesel zurückzulegen - Effekt der Möglichkeit Fahrräder kostenlos
    mitzunehmen.


    Nur ist in Templin die Infrastruktur nicht so sehr am Limit, als daß dort keine
    Taktverdichung möglich war.
    Im Rhein-Main-Gebiet würde der Schienenverkehr zusammenbrechen wegen des
    Fahrgastaufkommens. Der S-Bahn-Tunnel lässt keine Taktverdichtung zu. Auf
    der A- & B-Strecke glaube ich ist für so etwas auch nicht viel Luft vorhanden.
    Einzig die C-Strecke und Tramstrecken dürften noch Kapazität frei haben.
    Aber man braucht dafür auch mehr Fahrzeuge. Neue Schienenfahrzeuge sind
    nicht so schnell einsatzbereit als es neue Busse sind (was in Templin das einzige
    Transportmittel ist - wobei bei plötzlichem deutschlandweiten Zusatzbedarf an
    Neufahrzeugen dürfte es schnell zu langen Lieferzeiten kommen)


    @OWE: Hast Du eigentlich bei deinem Konzept Obdachlose und Junkies als Dauer-
    fahrgast zu verhindern vorher mal nachgedacht?! Was hindert den diese daran
    nicht eine Befreiung vom Sozialamt einzufordern? Soll es dann dort heißen "Is nich!"?!
    (mit welcher Rechtsgrundlage eines Staates mit einem "Alles sind gleich" Artikel im GG...?)


    Weiterhin - wie ist der Bevölkerung zu erklären, daß einerseits der ÖPNV kostenlos ist,
    aber trotzdem auf Ämter zu laufen ist, um sich irgendwelche Zettel zu besorgen die
    das dann entsprechend für die jeweils eine einzelene Person bestätigt, daß diese
    tatsächlich kostenlos fahren darf?! (extra3 lässt grüßen)


    Ansonsten schliesse ich mich baeuchle (Nach)Fragen an.

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