ZitatAlles anzeigenAlles in einem: Die neue Leitstelle der VGF
Große Seitenflügel, in denen die Bildschirm-Arbeitsplätze untergebracht sind, eine gedämpfte Atmosphäre und dezente Geräuschkulisse. Die neue Zentrale Leitstelle der VGF macht nicht nur auf den ersten Blick den Eindruck einer Kommando-Zentrale, in der äußerst konzentriert gearbeitet wird.
Alles in einem
Seit März 2018 und rund 30 Monaten Bauzeit ist sie in Betrieb. Eingebaut wurde sie in die 6. Etage einer VGF-Liegenschaft in Nähe der Konstablerwache, die dazugehörende Technik in die Etage darunter. Zu Grunde lag dem Projekt ein Konzept, das die alte Betriebsleitstelle, die für die Betriebsüberwachung der neun U-Bahn- und zehn Straßenbahn-Linien verantwortlich ist, und die seit 2005 arbeitende Sicherheits- und Service-Zentrale (SuS) in einem großen Raum, mithin einer zentralen Leitstelle, zusammen fasst. Das stärkt die Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche der VGF und verkürzt Wege und Kommunikation.
Das Projekt startete die VGF 2010 mit der Machbarkeitsstudie „Neukonzeption der Betriebsleitstelle“. Unterteilt wurde die Modernisierung in drei Einzelprojekte: Planung und Bau der technischen Gebäudeausstattung, der eigentliche Umbau sowie die Systemtechnik. Baubeginn war 2015 mit Abbruch und Sanierung in der ausgewählten Liegenschaft, in die die neue Leitstelle einziehen sollte. Da diese von anderen Abteilungen der VGF genutzt wurde, war im Vorfeld der Umzug von mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Ausweichquartiere zu planen und zu koordinieren.
Angepasste Anforderungen
Ganz geradlinig verliefen die dann folgenden Arbeiten nicht. So stellte sich nach ihrem Beginn heraus, dass der Sanierungsbedarf in der Liegenschaft höher war als vorgesehen, eine Entwicklung, die typisch für derartig schwierige Arbeiten im Bestand ist. Außerdem passte die VGF im laufenden Vorhaben die Zielvorgaben an: Nicht nur das 5. und 6 Obergeschoß für die neue Leitstelle und die Technik sollten saniert werden, sondern auch die darunter liegenden Geschosse 3 und 4. Im Februar 2017 wurden dann auch noch Erd- und 1. Obergeschoß in das Projekt einbezogen. War ursprünglich eine Geschoßfläche von 2.750 qm zur Sanierung vorgesehen, erhöhte sich die zu bearbeitende Fläche im Gebäude so auf mehr als 6.000 qm.
Auch andere Zahlen des Baus lesen sich eindrücklich: 34 Kilometer Stromkabel wurden verlegt, 54 Kilometer neue Datenkabel. Rund 40 Auftragnehmer hat die VGF beschäftigt, 13 Planungsbüros wurde beauftragt. Die mit dem Projekt befassten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der VGF haben mehr als 23.000 Arbeitsstunden investiert.
Gediehen, aber funktional
Das Ergebnis dieser Anstrengungen kann sich sehen lassen: Das Interieur im 6. Stock ist gediegen, aber vor allem funktional, auf den rund 600 qm Leitstellenfläche dominieren Beige-Grau und helle Brauntöne. Teppichböden dämpfen die Geräuschkulisse, ein ausgeklügeltes Beleuchtungskonzept – inkl. verstellbarer Innenjalousien, teilweise mit festen äußeren Blendschutzlamellen – ist den Bedürfnissen der an Bildschirmen arbeitenden Kolleginnen und Kollegen angepasst. Eine zentrale Rolle spielt auch die Klimatisierung des Raums, sicher gestellt durch eine aufwendige Klimaanlage mit Kühldecke und Lufteinlässen im Boden.
Die alte Grundfläche der 6. Etage wurde um zwei seitliche Flügel und 169 qm auf besagte 600 qm erweitert. Das war konstruktiv, statisch und baulich notwendig, um in dem neuen Komplex unterzubringen, was geplant und sinnvoll war. Dazu gehören die elf „Gondeln“ – also die klassischen Arbeitsplätze der Betriebsleitstelle – fünf Arbeitsplätze für die SuS und zwei weitere für die Betriebsüberwachung („Büwa“), die ebenfalls integriert wurde. Die Tische mit verstellbarer Höhe sind Sonderanfertigungen, die hochwertigen Sessel entsprechenden Anforderungen, die eine Achtstundenschicht und ein 24 Stunden langer „Rund-um-die-Uhr“-Betrieb stellen, denn die Leitstelle schläft nie und ist 24 Stunden besetzt und einsatzbereit.
Außer den Arbeitsplätzen von Betriebsleitstelle, SuS und „Büwa“ sind in der Etage Büros für die jeweiligen Schichtleiter vorhanden, ein modern ausgestatteter Krisenraum der VGF, Archiv, Lager, Küchen-, Pausen- und Sozialräume, WC, Spinde und Postfächer für die Mitarbeiter.
Warum kein Neubau?
Es stellt sich die Frage, warum die VGF nicht gleich „auf der grünen Wiese“ neugebaut oder die alte Betriebsleitstelle saniert und stattdessen ein anderes Gebäude genutzt und umfangreich erweitert hat? Komplette Neubauten sind ja in aller Regel unkomplizierter umzusetzen; eine Sanierung scheint auf den ersten Blick kostengünstiger. Die Antworten ergaben sich aus den Variantenbetrachtungen: Ein Neubau einerseits hätte komplett und neu an die Infrastruktur angeschlossen werden müssen, also an Kabel und Leitungen, die Leitstelle und U- und Tram-Strecken verbinden. Diese Anschlüsse sind an der innerstädtischen Liegenschaft schlicht vorhanden. Andererseits handelt es sich bei der neuen Leitstelle nicht „nur“ um eine bauliche Veränderung, die VGF hat auch massiv in neue Systemtechnik investiert. Seit 1987 nutzt die VGF für die Überwachung und Steuerung ihres Bahn-Betriebs ein „RBL“ („Rechner gesteuertes Betriebs-Leitsystem“) genanntes System. Im Einsatz ist jetzt das moderne ITCS-System einer Schweizer Firma („Intermodal Transport Control System“), denn die alte Technik wurde von der Hersteller-Firma nicht weiter entwickelt, Komponenten fehlten, Ersatzteile waren nur noch schwierig und dann auch nur teuer zu beschaffen. Die technischen Rahmenbedingungen des ITCS und die Funkanbindung machten mit Blick auf die Zuverlässigkeit einen Umzug mit der vorhandenen Technik zu einem Risiko. Das galt für Signaltechnik, Bedienplätze der Stellwerke und die Fernsteuerung des Stellwerks Bommersheim.
Diese Rahmenbedingungen, dazu die Anforderungen an eine moderne und zuverlässige Technik sowie die Notwendigkeit, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in einem Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr arbeiten, moderne und angemessene Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen, ließen die VGF zu der Erkenntnis kommen, dass eine Sanierung der baufälligen alten Betriebsleitstelle nicht sinnvoll und ein Neubau der Anlage in einer bestehenden Liegenschaft nötig sein würde.
Quelle: Presseinformation VGF