Tumulte am Bahnhof Butzbach wegen SEV

  • Die Hessenschau berichtet von Tumulten vergangenen Abend am Bahnhof Butzbach. Offenbar genügte die Kapazität der SEV-Busse nicht für die Anzahl der Fahrgäste.


    Nun frage ich mich aber: Warum ist die Lage nicht schon am Wochenende zuvor ebenfalls eskaliert, als es dort vergleichbaren SEV gab? Das zeigen zumindest Baustelleninfos und Ersatzfahrpläne der DB.


    Nebenbemerkung: Besonderes Schmankerl war ein SEV-Bus zwischen Hanau und Gießen als RB-Ersatz mit einer Fahrtdauer von drei Stunden und zwei Minuten mitten durch die Nacht (1., 2., 3. und 4 Oktober) - ob da wohl jemand drin saß (also: außer dem Fahrer?)


  • Beim SEV nach Hanau wurden Gelenkbusse eingesetzt. Die Beschreibung auf der Hessenschau (war leider selbst nicht vor Ort) klingt doch arg, als dachte man, ein Solobus reicht für die Nacht. Bei 600-700 Fahrgästen natürlich etwas unrealistisch.

  • Wenn ich lese, dass einige Kunden wegen der Fehlplanung der Bahn ihre Anschlusszüge bzw. ihren Anschluss-SEV (Treysa-Kassel war auch gesperrt) verpasst haben, hätte ich auch geschrien und geweint. Denn Städte in der Größenordnung wie Butzbach oder Treysa haben nicht die Kapazitäten um mal eben 800 Menschen unterzubringen, noch dazu spätabends/nachts. Hätte also im schlimmsten Fall gehießen, wie ein Obdachloser auf der Straße schlafen. Und wer will das am eigenen Leib erfahren?

  • Mein Gott, können sich die Leute denn heute gar nicht mehr beherrschen? X(


    Und man beachte vor allem wieder diese gefühlten Fake-News: Angeblich 600-700 Leute, de facto waren es um die 150. Das ist zwar noch immer dumm, wenn soviele rumstehen, aber deutlich unter den kolportierten 700 der twitternden Wutbürger.


    Denn Städte in der Größenordnung wie Butzbach oder Treysa haben nicht die Kapazitäten um mal eben 800 Menschen unterzubringen


    a. Welche 800? Bist Du ebenso auf die falschen Zahlen reingefallen?
    b. Selbstverständlich bekommt man die Zahlen unter. Turnhalle, Feldbetten, paßt. Wenn irgendwo wegen Streckensperrung ein voller Zug evakuiert werden muß, steht man vor dem gleichen Problem.

  • Wenn du diese Form der Unterbringung, die ich ausschließlich im Katastrophenfall als akzeptabel empfinden würde, als ausreichend definierst, wenn es keine echte Katastrophe gab sondern "nur" eine gewaltig falsche Planung sei Dir diese Meinung gelassen..
    Nein, ein Feldbett in einer Turnhalle würde ich da ganz sicher nicht akzeptieren. Notfalls würde ich eben sehen, ob ich nicht ein paar Orte weiter was bekomme und mir das Geld wieder holen. Irgendwo hört es ja wohl mal auf.

    Tja, jetzt machste dir extra die Arbeit, das hier unten zu lesen - und dann steht da nichts sinnvolles. Pech gehabt.

  • Wenn du diese Form der Unterbringung, die ich ausschließlich im Katastrophenfall als akzeptabel empfinden würde, als ausreichend definierst, wenn es keine echte Katastrophe gab sondern "nur" eine gewaltig falsche Planung sei Dir diese Meinung gelassen..


    Es geht in diesem Fall auch nicht um akzeptabel oder komfortabel, sondern nur um die Frage, ob man Leute überhaupt unterbringen kann (was der Vorposter in Abrede gestellt hat). Und ja, das geht.

    Nebenbei: Wenn Du im tollen Fl*xbus wegen gesperrter Autobahn acht Stunden auf Deinem bestimmt komfortablen und superbreiten Sitz festhängst, hast Du auch keine bessere Unterbringung.

    Zitat

    Nein, ein Feldbett in einer Turnhalle würde ich da ganz sicher nicht akzeptieren.


    Das steht Dir frei, das nicht zu akzeptieren. Es ist aber dann Dein eigenes Problem, wie Du weiter vorgehst. Und meinst Du, daß Du der einzige schlaue Mensch unter den 800 anderen bist? Wie willst Du überhaupt in den Nachbarort kommen? Mit dem Taxi? Bei drei Taxen im Dorf, die sicher noch niemand anderes aus dem Zug mit der gleichen Idee abgegriffen hat? Nee, laß mal. Ich hatte mal einen Suizid (im Zug vor uns) und da meinten auch ein paar Oberschlaue, sich mit dem Taxi (in Heppenheim) weiterkutschen zu lassen und die halbe Herde hinterher. Das Ergebnis ist, daß sich die Taxifahrer eine goldene Nase verdient hatten und just als die Hälfte der Wartenden abgefahren war, konnten wir mit dem Zug weiterfahren und haben in Bensheim grad die Oberschlauberger wieder eingesammelt.

  • Wenn ich lese, dass einige Kunden wegen der Fehlplanung der Bahn ihre Anschlusszüge bzw. ihren Anschluss-SEV (Treysa-Kassel war auch gesperrt) verpasst haben, hätte ich auch geschrien und geweint. Denn Städte in der Größenordnung wie Butzbach oder Treysa haben nicht die Kapazitäten um mal eben 800 Menschen unterzubringen, noch dazu spätabends/nachts. Hätte also im schlimmsten Fall gehießen, wie ein Obdachloser auf der Straße schlafen. Und wer will das am eigenen Leib erfahren?


    Na dann mein Beileid, wenn du so sensibel bist. Aber typisch. Wenn Menschen, deren Leben anderswo bedroht war, tagelang unwürdige Zustände aushalten müssen, schauen wir weg. Aber wenn unsere eigene Bequemlichkeit mal mitten in der Zivilisation strandet und im schlimmsten Fall ein paar Stunden später zuhause (!!!) ist, geht das Geheule los :rolleyes:


    Ja, ich tät mich auch ärgern! Aber dann nach einer Lösung suchen und mich nicht so gehen lassen...



    Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass die Mehrzahl der Fahrgäste dort um diese Uhrzeit noch ein unverhältnismäßig weiter entferntes Ziel hatte, wenn sie mit bloß dem RE gefahren ist...


    Ansonsten auch Fehlplanung der Fahrgäste. Wenn man auf Anschlüsse angewiesen ist, plan man seine Rückfahrt nicht mitten in der Nacht über eine Strecke mit Bauarbeiten.

    2 Mal editiert, zuletzt von MdE ()

  • Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass die Mehrzahl der Fahrgäste dort um diese Uhrzeit noch ein unverhältnismäßig weiter entferntes Ziel hatte, wenn sie mit bloß dem RE gefahren ist...


    Mit was sollen die Fahrgäste sonst fahren? RB gut? Der spärliche Fernverkehr wurde sicherlich großräumig umgeleitet oder gestrichen.


    Ich kann mir auch gut vorstellen, dass der erwähnte HLB RE bei der SEV Planung "übersehen " wurde.


  • Ansonsten auch Fehlplanung der Fahrgäste. Wenn man auf Anschlüsse angewiesen ist, plan man seine Rückfahrt nicht mitten in der Nacht über eine Strecke mit Bauarbeiten.

    Ohne Bauarbeiten hätte es ja den direkten Zug Frankfurt-Kassel gegeben. Die Fahrgäste mussten nur deshalb umsteigen weil Bauarbeiten auf der Strecke stattfanden. Und da kann man schon erwarten dass die Bahn dafür sorgt dass die Anschlüsse stimmen.

  • Mit was sollen die Fahrgäste sonst fahren? RB gut? Der spärliche Fernverkehr wurde sicherlich großräumig umgeleitet oder gestrichen.

    Ich meinte eher, sie hatten vermutlich mehrheitlich nicht noch eine mehrstündige Fahrt vor sich. In so einem Fall warte ich halt einfach auf den nächsten Bus oder rufe mir ggf. ein Taxi, organisatorisch durchdacht vielleicht auch aus dem Heimatort (je nach Entfernung) oder dem nächsten Bahnknoten. Bei einer längeren Fahrstrecke ist der Ärger freilich größer.


    Ohne Bauarbeiten hätte es ja den direkten Zug Frankfurt-Kassel gegeben. Die Fahrgäste mussten nur deshalb umsteigen weil Bauarbeiten auf der Strecke stattfanden. Und da kann man schon erwarten dass die Bahn dafür sorgt dass die Anschlüsse stimmen.

    Da möchte ich dir gar nicht widersprechen! :) Es ist nur so, dass das Leben selten nach Ideal-Plan verläuft. Und vor einer Reise, egal ob Bahn oder Auto, schaue ich immer nach Baustellen. Wenn sowas bekannt ist, gehe ich lieber von längeren Fahrtzeiten aus und lege mir eine Alternative bereit oder fahre eben früher los. Wenn es dann zu so einem Zwischenfall kommt, muss ich nicht auf dem Bahnsteig bzw. dem Vorplatz in Selbstmitleid zerfließen und mir einen Sündenbock suchen (egal ob er wie hier tatsächlich was ausgefressen hat! ;) ), sondern kann was aus meiner Situation machen, im wahrsten Sinne des Wortes "weiterkommen". Das ist der Punkt.

  • Selbst wenn ich Gießen als Ziel hätte und über den SEV informiert wäre und einkalkuliert hätte, wäre ich auch ziemlich sauer, wenn dieser SEV sich als nicht nutzbar erweisen würde. Die Situation ist halt etwas anders als bei einem SEV zwischen F-West und F-HBF.
    Wüsstest du, wann oder ob ein nächster Bus kommt.

    Einmal editiert, zuletzt von Condor ()

  • Ich kann mir auch gut vorstellen, dass der erwähnte HLB RE bei der SEV Planung "übersehen " wurde.


    Dröseln wir die Sache doch einmal sauber auf, denn es scheinen einige Sachen nicht zu stimmen.


    Punkt 1: Dein HLB-RE wurde nicht "übersehen". Sowohl auf dem HLB-Flyer (der von DB-Baustellen-Infos unabhängig ist, denn bei geplanten Bauarbeiten organisiert jedes EVU selbst seinen SEV) als auch in der Fahrplanauskunft ist für diesen Zug der SEV sauber eingetaktet. Frankfurt 20.21, Butzbach 20.53, Bus ab 21.00, Gießen an 21.35.


    Punkt 2: Der nächste DB-Zug ist die RB Frankfurt ab 20.31, Butzbach an 21.11, Bus ab 21.21, Gießen an 22.10.
    Die beiden Züge kommen schonmal zu unterschiedlichen Zeiten an; insofern ist die Aussage "Als am Samstagabend gegen 21 Uhr zwei Züge aus Frankfurt wegen Bauarbeiten in Butzbach endeten, standen plötzlich über 100 Menschen am Butzbacher Bahnhofsvorplatz." extrem mit Vorsicht zu genießen. Es ist ja nicht so - wie der Text suggeriert - daß da plötzlich zeitgleich zwei Züge ankamen, sondern mit deutlichem Versatz und zumindest auch so, daß der SEV für den jeweiligen Zug im passenden Anschluß hätte fahren sollen.


    Punkt 3: Durch den geplanten SEV wäre Richtung Kassel ohnehin mehr Fahrzeit notwendig gewesen, denn die nächste Planverbindung dorthin wäre in Gießen um 22.04 gefahren (21.39 nur bis Marburg).


    Punkt 4: Selbst bis nach Kassel wäre es noch weitergegangen. Gießen ab 0.07 Uhr als letzte Verbindung. Ja, das ist gegenüber der planmäßigen Verbindung nochmal zwei Stunden später, aber es wäre weder jemand "in der Pampa" gestrandet, noch wären in irgendeiner Weise ganz plötzlich Leute unterzubringen. Selbst mit den anderen Relationen ist es ähnlich. SEV-Bus planmäßig in Gießen an 21.35, theoretischer Anschluß Richtung:
    - Dillenburg 21.40, da fährt was bis 2.10
    - Alsfeld 22.09: da fährt noch was bis 23.09 (also mit genügend Reserve und selbst Erreichbarkeit mit den SEV-Folgetakten) + zumindest noch ein Bus nach Reiskirchen um 23.40.
    - Siegen 22.09: da fährt noch was bis 23.09
    - Nidda 22.11; da wird aber keiner den Umweg über Gießen fahren. Und bis nach Hungen fährt noch um 23.28 ein Bus.
    - Limburg 22.48 (ist aber fast witzlos, weil zu dem Zeitpunkt bereits vier Busse ab Butzbach nutzbar waren)


    Punkt 5: Es kann natürlich sein, daß sich einige Fahrgäste an den Regelzugfahrzeiten ohne SEV orientiert haben. Aber das ist dann persönliches Pech, denn die Baufahrpläne sind in der Fahrplanauskunft sauber eingearbeitet und waren daher jedem Fahrgast rechtzeitig zugänglich.


    Fazit der ganzen Geschichte: Viel Lärm um wenig, allenfalls ein paar Unannehmlichkeiten durch Zusatzverspätungen.

  • Wenn DB Netze Bauarbeiten auf einer Strecke erledigt, muss sich auch DB Netze den SEV organisieren. Egal, welches EVU dort gerade (alle im Auftrag des RMV) unterwegs ist.


    So will es der Zufall (siehe das auf der Hessenschau-Seite verlinkte YT-Video), dass ein HLB-Bus den SEV für einen HLB-Zug übernimmt.


    Was mir vor allem aufstößt, ist dieser Passus im HR-Artikel:

    Zitat

    Wie ein Sprecher der Polizei Mittelhessen dem hr sagte, war es bereits der zweite Einsatz, bei dem Beamte aufgebrachte Bahnkunden in Butzbach beruhigen mussten. "Vor etwa acht Wochen hatten wir die gleiche Situation schon einmal hier in Butzbach, auch wegen zu wenig Ersatzbussen", sagte der Polizeisprecher.


    Wenn DB Netze das Problem schon einmal hatte, wieso schläft man dort einfach weiter und sorgt nicht gleich dafür, dass der SEV kapazitativ ausreichend bestellt wird? Und vor allem: Wieso hat niemand an einem solchen Abend ein Auge auf die Situation, zum Beispiel durch Personal vor Ort? Das hätte mindestens die Tumulte vermeiden und die Fahrgäste informieren können.

    Einmal editiert, zuletzt von Bernemer ()

  • Wenn DB Netze Bauarbeiten auf einer Strecke erledigt, muss sich auch DB Netze den SEV organisieren. Egal, welches EVU dort gerade (alle im Auftrag des RMV) unterwegs ist.


    Das habe ich noch nie gehört. Soweit ich weiß, gilt, was Holger Koetting in #14 geschrieben hat:

    Zitat

    ...bei geplanten Bauarbeiten organisiert jedes EVU selbst seinen SEV...


    edit: Da war ich zu langsam...

    4 Mal editiert, zuletzt von speedy96 ()