Umweltfreundlichkeit der Mobilität

  • Im Thread über den E-Bus von FlixBus hatte ich berichtet, dass ich am Donnerstag morgen erst mit Rad und ICE von Frankfurt nach Mannheim gefahren war, und anschließend mit der Premierenfahrt der Linie E-01 zurück nach Frankfurt, und dann mit dem Rad ins Büro. Aus einem scherzhaften Post dazu hat sich jetzt eine Diskussion über die Umweltfreundlichkeit der Mobilität entwickelt.


    Die Fakten:
    Normalerweise fahre ich eine gut 4 km lange Strecke mit dem Rad von zu Hause in Frankfurt zum Büro in Frankfurt.


    Am Donnerstag Morgen fuhr ich erst 3 km mit dem Raf von zu Hause zum Hbf, dann mit einem ICE 79 km nach Mannheim. Von dort fuhr ich mit der Premierenfahrt von FlixBus für die Linie E-01 über 115 km via Heidelberg und Frankfurt-Flughafen zurück nach Frankfurt. Vom Hbf waren es noch etwa 2 km mit dem Rad ins Büro. Hinzu kommen noch Fußwege von zusammen insgesamt 1 km Länge in den Bereichen Frankfurt Hbf / ZOB und Mannheim Hbf / ZOB.
    Insgesamt war damit mein "Arbeitsweg" mit genau 200 km um 196 km länger als sonst.


    Radfahren und Zu-Fuß-Gehen erfolgten mit Muskelkraft, wobei ich je Kilometer mit dem Rad etwa 20 Kilokalorien und zu Fuß etwa 55 Kilokalorien verbrauche.
    Die Bahn fährt nach eigener Aussage mit Öko-Strom. Der vorgesehene E-Bus sollte auch mit Ökostrom fahren. Tatsächlich fuhr dann aber ein normaler Dieselbus.


    Zur Diskussion gibt es mehrere Gesichtspunkte:
    - Auch zu Fuß und mit dem Rad verbrauche ich Energie. Entweder esse ich mehr - oder ich esse nicht mehr und nehme ab (was im Augenblick durchaus gewollt ist :) ).
    - Wie Jtaube anmerkte, wären ICE und FlixBus auch ohne mich gefahren. Vom Grundsatz fällt also als zusätzlicher Energieverbrauch nur der - vermutlich sehr geringe - Mehrverbrauch an, um zusätzlich meine 80 kg (eischließlich Kleidung und Handgepäck) zu transportieren.
    - Dasselbe gilt natürlich sogar im Grundsatz für Flugreisen. Lufthansa, RyanAir und Co. fliegen so oder so.
    - Andererseits generiert anhaltende Nachfrage überhaupt erst Fahrplangestaltung und Fahrzeugeinsatz. Wenn niemand den Morgen-ICE der Bahn nach Chur benutzt, wird er vom Fahrplan gestrichen oder erst später eingesetzt, z.B. erst ab Karlsruhe. Dieses wird besonders bei den Fernbussen deutlich, wenn bei starker Nachfrage für die gleichen Kurse zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt werden.
    - Die Umweltauswirkungen sind sehr stark von Energie-Einsatz und Ausstoß von Schadstoffen abhängig. Wasserstoff- und Elektro-Fahrzeuge haben praktisch keine E-Missionen und sind auch deutlich leiser. Der als Antrieb verwendbare Wasserstoff und der Strom müssen auch erst einmal erzeugt werden. Gerade die aktuelle Diskussion um Atom- und Kohlekraftwerke zeigt, dass Strom nicht per Definition "sauber" ist, sondern nur, wenn er nachhaltig erzeugt wird. Da Deutsche Bahn, VGF, HEAG und FlixBus laut eigener Aussage Öko-Strom verwenden, nehme ich das erst einmal an.
    - Zusätzlich sind auch die Umweltauswirkungen der Herstellung und Unterhaltung von Fahrwegen und Fahrzeugen zu berücksichtigen.
    Die dürften für Fußwege am geringsten sein, sind dann schon bei Radwegen und Fahrrädern etwas höher (z.B. öle ich ja ab und zu auch mein Rad :) ) und sind dann im Straßen- und Schienenverkehr schon sehr deutlich.
    - Auch die Besetzung der Verkehrsmittel ist zu berücksichtigen. So verbraucht ein mit 10 Personen besetzter Dieseltriebwagen vermutlich deutlich mehr Energie als ein mit gleicher Personenanzahl eingesetzter Bus.


    Interessant wird die Diskussion ja auch durch die verschiedenen Aussagen von Betreibern zur Umweltfreundlichkeit ihrer Verkehrsmittel:
    Aktuell sehe ich öfters Werbung, dass (Fern-) Busse die umweltfreundlichsten Verkehrsmittel sind. Dieses wird vernutlich mit der im Durchschnitt wesentlich besseren Auslastung der Fahrzeuge begründet.
    Bei der Schweizer Bahn sah ich vor einigen Jahren einmal einen Umwelt-Vergleich, bei dem die mit Ökostrom (Wasserkraft) fahrenden Schweizer "Zügli" sogar besser abschnitten als Fahrräder. :D


    Ich halte Mobilität im Grundsatz für unabdingbar und notwendig - auch schon, weil ich selbst gern unterwegs bin, reise und auch außerhalb des Rhein-Main-Gebiets lebende Freunde besuche. :D
    Allerdings gibt es auch erzwungene Mobilität, z.B. weil Menschen über weite Strecken pendeln müssen, weil die Mieten in den Ballungsräumen nicht bezahlbar sind. Oder weil Infrastruktur immer mehr konzentriert werden und Schulen und Einkaufsstätten am Liebsten auf billigem Land mit autogerechter Anbindung errichtet werden statt in kleineren Einheiten dort, wo die Menschen leben und arbeiten.

  • Essen muss man generell - da kommt es darauf an wo das Lebensmittel herstammt wie
    umweltfreundlich es ist.
    zB Fleischprodukte die aus Massentierhaltung die mit Kraftfutter schnell schlachtreif
    gemästet werden haben unterschiedliche Vor- und Nachteile:


    + weniger Methanausstoss, weil schneller schlachreif als die Kuh auf der Wiese
    + weniger Flächenverbrauch
    - Fläche für Massentierhaltung ist versiegelt (Stall statt Wiese)
    - langer Transportweg per Schiff für das Kraftfutter Soja von Südamerika
    - gerodeter Regenwald für Anbauflächen Soja

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  • Heute bei "Verstehen Sie Spaß?":


    Aus Holland nach Deutschland ausreisende Deutsche waren verpflichtet, einen holländischen Wohnanhänger mitzunehmen, so dass die Holländer nicht mit ihrem eigenen PKW fahren mussten.


    Echt kreativ, um PKW-Fahrten zu verringern :thumbsup:

    Vollkommen Großartiges Forum

    Einmal editiert, zuletzt von SoundofN1 ()

  • [...] Fleischprodukte die aus Massentierhaltung die mit Kraftfutter schnell schlachtreif
    gemästet werden haben unterschiedliche Vor- und Nachteile:


    + weniger Methanausstoss, weil schneller schlachreif als die Kuh auf der Wiese
    [...]


    Wird langsam OT, aber weil es die Kompliziertheit des ganzen Themas der Berechnung der "Umweltfreundlichkeit" veranschaulicht: Hat zum Thema der Methanemission durch Kühe zufällig jemand Zahlen? Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die hier genannte Kausalität so nicht stimmt. Das Kraftfutter macht die Kuh schneller schlachtreif - aber wie passiert das? Möglicherweise durch angekurbelten Stoffwechsel? In diesem Fall könnte es durchaus sein, dass die Kuh in der Massentierhaltung während ihrer kurzen Lebensdauer ähnlich viel Methan ausstößt wie die Kuh auf der Wiese während ihrer längeren Lebensdauer - einfach weil die Kuh im Stall öfter und/oder stärker "pupst" als die Kuh auf der Wiese.


    Ist aber nur eine Vermutung, ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

  • Nein....das Sojakraftfutter enthält weniger Stoffe die die Bakterien beim Wiederkauen
    aufspalten müssen. Das sind ja die Methanproduzenten in der Kuh.

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