Hallo.
Mit dem Personenunfall an der Strecke der S1 gestern zwischen Hattersheim und Eddersheim, so tragisch er auch war, kommen mir folgende Gedanken:
Klar ist, dass die 75-jährige Frau, die unberechtigterweise den Bahnübergang trotz geschlossener Schranke überquerte, einen tödlichen Fehler begangen hat – mit oder ohne Vorsatz.
Fakt ist, dass mit dem RE4, der den Unfall verursachte, ein Zug der Baureihe 429 mit einer Geschwindigkeit von ca. 150 km/h die Unfallstelle passierte. Fakt ist auch, dass Züge dieser Baureihe sehr leise sind, auch in diesem Geschwindigkeitsbereich. Die Züge werden also schneller und leiser. Fakt ist auch, dass man als betroffener Fahrgast an einer Regional- und Güterverkehrsstrecke Maßnahmen treffen muss, um sich bei einer Durchfahrt bei diesen Geschwindigkeiten nicht zu gefährden.
Die Frage ist:
Konnte der Unfall auch verursacht werden, weil der nahende RE nicht gehört wurde, und dessen Geschwindigkeit falsch eingeschätzt wird?
Die Frage, die daraus zu folgern ist, ist:
Wie schnell kann ein Mensch reagieren, wenn ein schneller Regionalexpress seine Vorbeifahrt „ankündigt“, wenn der Mensch diesen Zug nicht kommen sieht? Der Sicherheitsbereich, den die DB an den Bahnsteigen als „Sicherheitsbereich“ markiert hat, um Unfälle zu vermeiden, ist an den Bahnhöfen an der Strecke der S1 äußerst schmal bemessen.
Bei Strecken, an denen regelmäßig Fernverkehr ist, weisen Schilder wie „Achtung! Schnellfahrten! Bitte verlassen Sie den Sicherheitsbereich!“ auf die Gefahr hin, z.B. in Rüsselsheim.
Mit dem Einsatz der Flirt-Züge für die Rheingaulinie RE10 (VIAS Flirt) wurde für die Regionalstrecke für die schnellen und leisen Regionalbahnen eingeleitet. Seit dem letzten Fahrplanwechsel kamen mit dem RE9 (ebenfalls VIAS Flirt) und den RE4 bzw. RE14 (meist DB Baureihe 429) deutlich ausgeweitet. Was tat die Bahn für die akustische Sicherheit der Fahrgäste seit dem Einsatz dieser Züge? Nichts.
In der Tat waren die alten RE, die mit Loks der BR 143 und n-Wagen fuhren, wesentlich lauter und langsamer, und waren dadurch viel früher vor der Durchfahrt zu hören. Ähnlich ist es bei Güterzügen, die die Strecke befahren. Auch diese sind gegenüber früher wesentlich leiser (Umweltgründe und Lärmbelästigung) und schneller (Zeitdruck in der Logistikbranche). Aber bei der Ausstattung der Bahnhöfe wurden – wenn überhaupt – für die Bahnsteighöhen und für Barrierefreiheit Mittel freigesetzt. Für die Sicherheit der Fahrgäste wurde trotz der geänderten Anforderungen kein Euro investiert.
Fazit: Können wir als Fahrgäste erreichen, die genannten Gefahren nicht nur durch eigene Vorsichtsmaßnahmen, sondern auch durch geeignete Maßnahmen der Bahn (nicht nur durch allgemeine Ansagen wie „Achtung Zugverkehr! …“) zu verringern bzw. zu minimieren? Wie kann die Bahn gezwungen werden, nicht nur große Reden zu schwingen, sondern auch effektive Maßnahmen durchzuführen?
Für konstruktive Ideen wäre ich dankbar.
Grüße ins Forum
Helmut