Unbekanntes Gerät im Führerstand

  • Hallo alle,


    im Film

    bekommt der Fahrer bei 0:15 min ein Gerät in die Hand. Bei 3:45 (rechts von der Handbremse) und 4:01 min sieht man es genauer.

    Weiss jemand, was das ist?

    2 Mal editiert, zuletzt von robertl ()

  • Aha, du meinst, der Fahrer tut dem Mann aus dem Betriebshof einen privaten Gefallen, haha.


    Ich dachte zuerst: ein Fahrtenschreiber,Tacho oder sowas....

    Oder eine Uhr, aber wozu??

    Oder eine Kasse? Aber auch nicht, denn in den 50ern gabs ja nur Schaffner.

  • Ein Radio für AFN-Empfang, damit der Dienst nicht so eintönig wird ^^.

    Was rechts in den Kasten integriert war, weiß ich leider auch nicht, sorry, solche Teile waren in den 60ern nicht mehr gebräuchlich. Links enthält der Kasten jedenfalls den Handfahrplan, der später separat auf kleinen Blechtafeln ausgegeben wurde. Eine Uhr oder eine Art Wecker zur Einhaltung der Fahrzeiten wäre daher denkbar, doch dafür sieht das Gerät zu merkwürdig aus mit den diversen Aufschriften auf dem, was man für ein Ziffernblatt halten könnte.

    Sehr viel früher gab es bei der Straßenbahn ähnliche Geräte, die als Stromzähler die Fahrer zu wirtschaftlicher Fahrweise anhalten sollten. Kann es hier aber wiederum nicht sein weil es nicht fest eingebauit war.

  • In der Großaufnahme bei Minute 4:01 sah es für mich auch erst so aus, dass links ein Kursplan abgeheftet und rechts eine Uhr zur Kontrolle angebracht ist. Dann hätte die Entgegennahme kurz vor Fahrtantritt auch Sinn ergeben. Aber weder sieht das eine nach Uhr noch das andere nach Kursplan aus.


    Könnte es eventuell irgendwie zur Bestimmung der Tarifzone oder sowas nützlich sein?

  • Marc:

    Zitat

    dass links ein Kursplan abgeheftet und rechts eine Uhr zur Kontrolle angebracht ist.

    Ich erinnere mich an "Uhren" die in Zeiten der Mt Züge auf der A-Strecke im Fahrerstand standen. Den Sinn dieser "Uhren" kenne ich nicht. Gab es so etwas zu Zeiten der Filmaufnahme schon einmal?

    Diente es vielleicht die tatsächliche Fahrzeit zu ermiteln um den Fahrplan den Tatsachen des zunehmenden individuellen Straßenverkehr anzupassen?

  • Wie wurden denn damals die Zielfilme angesteuert?


    Hab mal das Gerät per Handyscreenshot aufgenommen:

    Für mich sieht die Uhr so aus, als ob alle Ziele der Linie 8 darauf stehen. Aber ich habe leider kein Wort lesen können. Unten links steht jedenfalls eine 8. Kann rechts also diese Uhr die Ansteuerung des Zielfilmes sein und links der Plan, wann welches Ziel gestellt werden muss?

  • Aber weder sieht [....] das andere nach Kursplan aus.

    So genau kennst Du die damaligen :huh:?

    Tarifzonen mussten die Fahrer gar nicht wissen und Schaffner hatten sie im Kopf, jedenfalls auf den Stadtlinien, Höchstens den Busfahrern auf der 58 oder 65 hätte sowas evtl. helfen können. Die Annahme von K-Wagen halte ich da für viel wahrscheinlicher, weil man in den 50ern sehr bemüht war Maßnahmen gegen den drohenden Verkehrsinfarkt zu ergreifen.

  • Zielfilm: waren die Straßenbahnen in Frankfurt denn damals schon mit welchen ausgestattet? Ich frage deshalb, weil andere Betriebe, z.B. Hannover, bei ihren konventionellen Straßenbahnen (nicht die Stadtbahnen Tw 6000) sogar noch bis in die 90er Blech-Steckschilder (auch zweiseitig als Wendeschilder) verwendeten. Zielfilm wäre für 50er Jahre außergewöhnlich modern.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • Zielfilm wäre für 50er Jahre außergewöhnlich modern.

    Wie man es nimmt. Die H-Wagen waren bei ihrer Auslieferung vor dem Krieg schon mit Zielfilmen (System Brose) ausgerüstet. Die hat man aber später wieder ausgebaut, weil sie sich wahrscheinlich nicht bewährten. Schließlich gab es noch nicht solche Materialien wie in den 70ern. In den 50er gab es jedenfalls keine und selbst wenn, hätte der Fahrer kein Gerät gebraucht, das ihm anzeigt wann er das Ziel wechseln muss. Von automatischen Ansteuerungen hat man damals ohnehin nur träumen können...

  • Kann ich den Screenshot vom Handy hochladen? Oder ist das wegen Rechten eher problematisch?


    Die Abstände der einzelnen Texte auf der Uhr sind unterschiedlich groß. Könnte also wirklich jedes Ziel auf dem Broseband sein und nur die der Linie 8 sind angeschrieben auf der Karte. Und der Uhrzeiger, wohl ein Stellhebel, hängt nach unten.

  • Der linke Beriech des Gerätes wirkt so, als sei es ein auf zwei Rollen aufgerollter Film, auf dem die Strecke mit den Haltestellen der Soll Ankunft und Abfahrzszeit abläuft.

    Die "Uhr" im rechten Bereich bildet möglicherweise die tatsächliche Zeit ab. Der "Button" ist vielleicht zu betätigen um die Maschine während unvorhergesehener Ereignisse, die einen außerplanmmäßigen Aufenthalt bedingen, anzuhalten um ein objektives Ergebnis zu erhalten.

    Leider alles zu undeutlich um etwas zu erkennen, der Kommentator schweigt sich auch zu dem Gerät aus.
    Er bemerkt bei Ausgabe des Gerätes "Hier ist das Pensum bescheidener".

    Möglicherweise doch so eine Art Fahrtenschreiber um die Lenkzeit zu überwachen,- wie Charly bereits anmerkte.

  • So, jetzt konnte ich in Ruhe Video gucken. Also: um Zielfilme zu steuern, dient das Gerät mit Sicherheit nicht. Ab 3:13 sieht man, wie die Zielbeschilderung eingestellt wird: tatsächlich mittels beidseitig bedrucktem Steckschild, was einfach nur rumgedreht wird. Und in einem Zug, in dem es keine Zielfilme gibt, würde eine Anzeige, wo auf dem Film welches Ziel zu finden ist, schlicht keinen Sinn machen.


    Kleiner Exkurs zu Zielfilmen, ich hab ja selber zuletzt im ET 420 noch mit welchen gearbeitet: bevor sie elektronisch angesteuert wurden, war Kurbeln von Hand angesagt. Dazu gab es in der Regel ein kleines Gucklock innen im Führerstand, durch das auf dem Film von innen eine Zahl sichtbar war. Daneben hing die Liste, welche Zahl welcher Anzeige entsprach, und eingestellt wurde von Hand - lesbar war das Ziel (also stand nicht zu weit oben oder zu weit unten), wenn die Zahl innen genau richtig gut zu sehen war. Ich nehme an, das wird in Frankfurt bei Fahrzeugen, die Zielfilm hatten, nicht anders gewesen sein. Wie gesagt, bei moderneren Fahrzeugen oder auch nach Modernisierungen wurden die Zielfilme dann mittels Motor oft automatisch umgestellt, man gab entweder die Zielnummer vor, und die Technik stellte ein, oder über die Kursnummer wurde automatisch das richtige Ziel reingedreht. Seltener war manuelles Einstellen mittels Motor - die Kurbel war hier ersetzt durch zwei Taster, wo man den richtigen gedrückt halten mußte, bis das richtige Ziel drin war.


    Den Zweck und interessante Details zu dem seltsamen Gerät erklärt das alles aber trotzdem nicht... das, was K-Wagen über mir geschrieben hat, erscheint mir auch am plausibelsten.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • Mal ein kleines Offtopic: Wieso hatten die Zweiachser zum Schaltrad noch rechts eine zusaetzliche Handbremskurbel? Wurde diese Bremse beim Bremsen mitbenutzt, oder hatte sie nur den Zweck, den Wagen im Stillstand gegen Wegrollen abzusichern (wie die Handbremse beim Auto)?

    Die L-, M-, N- und O-Wagen hatten diese Kurbel ja nicht mehr, stattdessen jedoch rechts eine Art Handbremsstange, die aus dem Boden senkrecht nach oben rausragte. War wohl auch eine Art zusaetzliche Festellbremse?

  • Mal ein kleines Offtopic: Wieso hatten die Zweiachser zum Schaltrad noch rechts eine zusaetzliche Handbremskurbel? Wurde diese Bremse beim Bremsen mitbenutzt, oder hatte sie nur den Zweck, den Wagen im Stillstand gegen Wegrollen abzusichern (wie die Handbremse beim Auto)?


    Du benötigst immer eine zusätzliche Bremse, denn die reine E-Bremse wirkt nur beim Fahren. Und - etwas vereinfacht ausgedrückt - sie ist bei hinreichend niedriger Geschwindigkeit auch nur hinreichend niedrig wirksam, so daß es Dir praktisch nicht gelingt, das Fahrzeug rein elektrisch zum Stillstand zu bringen. Somit kommt dann die zusätzliche Bremse zum Tragen, die dann entweder aus der Handbremskurbel besteht, oder der Stockbremse oder einer Federspeicherbremse. Natürlich könntest Du auch die Schienenbremse nutzen, aber es wäre aus Energiesicht ziemlich ungünstig, diese dauerhaft zu nutzen, sofern Dir nicht eh die Spule mal durchbrennt.

  • Danke dir, verstehe jetzt. Die L-, M-, N- und O-Wagen hatten dann wohl eine elegantere zusaetzliche Bremse zum Anhalten? Die Federspeicherbremse? Wurde sie mit ueber das Schaltrad ausgeloest?

    Denn diese Art Handbremsstange, die aus dem Boden senkrecht nach oben rausragte, hatte der Fahrer, soweit ich mich erinnern kann, nie beim Abbremsen benutzt.

  • Um diese allgemeine Neugier endlich zu befriedigen: Bei diesem Gerät handelte es sich um eine sog. Fahrplan-Uhr. Diese Uhren waren immer mal wieder im Einsatz und wurden dann wieder für einige Jahre außer Betrieb genommen. 1972 wurden diese nochmals in moderner und rein runder Form letztmalig bis ca. 1974 in Betrieb genommen. Die Uhren besaßen eine Art Zifferblatt, worauf die wichtigsten Haltestellen sowie die Endstationen vermerkt waren. Der zusätzlich vorhandene Zeiger zeigte die fahrplan-mäßige Ankunftszeit an. So konnte das Fahrpersonal sehen, ob der Zug Verspätung oder Verfrühung hatte. Ich meine sogar, dass solch ein Gerät im Schwanheimer Verkehrsmuseum ausgestellt ist. Heute übernimmt das das ITCS-System. Liebe Grüße ins Forum


    Jeffrey

  • En Gude,


    Nettes Filmchen, aber das ist aus diesem alten Dokufilm herausgeschnippelt:


    "Ein Tag in den 50ern: Zwei mal Zeit - Frankfurt / Afrika als Tagestour"



    Text dazu:


    >Ein Tag im Leben eines Strassenbahnführers und eines Piloten in den 50er Jahren - eine für die Zeit typische Dokumentation mit vielen Alltagsaufnahmen.


    Deutsche Fernsehgeschichte auf YouTube abonnieren: https://goo.gl/UBa5eE


    Am Tageslauf eines amerikanischen Piloten und eines Frankfurter Straßenbahnführers wird die Verschiedenheit des Zeitbegriffs aufgezeigt. Am Morgen steuert der Straßenbahnführer einen Wagen der Linie 8 von Heddernheim zum Riedhof und zurück, und der Pilot besteigt auf dem Erbenheimer Militärflugplatz eine Düsenmaschine und fliegt nach Neapel und Tripolis. Während am Nachmittag die Straßenbahn immer noch durch die Mainmetropole fährt, befindet sich der Flieger bereits in Marseille und kehrt nach Zwischenlandung in England nach Wiesbaden - Erbenheim zurück, als auch der Straßenbahnführer Dienstschluss hat.


    Eine Produktion des Hessischen Rundfunks, 1956<



    Im Originalfilm sieht man einige zusätzliche Frankfurter Szenen, die der Schere zum Opfer fielen. Und man sieht, warum man auf der Linie 8 auf einmal aus einem Kampfjet schaut und erklärt auch den englischen Doppelstockbus.


    Als Ganzes durchaus auch sehenswert!


    Ich habe den Film schon 2016 abgespeichert. Ob der mal hier oder eher bei DSO verlinkt wurde, weiß ich nach solch langer Zeit nicht mehr.


    Unn noch en Gude,

    Manfred


    PS: Habe mich übrigens beim Durchlesen dieses Tröts köstlich amüsiert ob der Frage, ob "der Gerät" die Zielfilme ansteuerte.


    Nein, selbstvertürlich nicht!


    Das machte der Fahrer mit seinem Eifone 0.005, das über das WLAN-Kabel mit Fahrspannung versorgt wurde.


    Muhahaha! ;-)


    Leute, ihr fahrt auf den Sonderfahrten mit den historischen Bahnen mit - gut, leider kein H dabei - und fotografiert, äh chippt den Wechsel der Richtungsschilder aus Blech und dann fragt einer nach den Zielfilmen. OK, eine "historische Baureihe" hat Zielfilme, nur zählt der runde 47 Jahre alte Pt für mich nur bedingt dazu für jemand, der 1972 die neuen Wagen in Bommersheim erspäht hat. Das die "H" bei Lieferung auch Brosebänder hatten, wurde ja erwähnt, aber in den Fünfzigern gab es die schon lange nicht mehr, wie man auch auf den Aufnahmen sieht.

    "Genießt das Leben in vollen Zügen !"