Mehr Züge: DB erweitert Intercity-Flotte kurzfristig um 17 neuwertige Doppelstockzüge

  • In den Sommermonaten wird die Linie zeitweise bis Warnemünde verlängert und dient dann auch als Zubringer zum Kreuzfahrthafen Warnemünde, sodass zu dieser Zeit sicher zeitweise mit 2 Zugteilen gefahren werden wird. Des Weiteren wird in der aktuellen Drehscheibe berichtet, dass die Wartung am bisherigen Standort in Wien durchgeführt werden wird. Dort betreibt Stadler zusammen mit der ÖBB einen Wartungsstützpunkt, sodass sich natürlich die Frage nach der Zuführung zum Werk stellt.


    Die Sitze sollen laut Aussagen auf Twitter nicht geändert werden.

  • Für besagte 17 Doppelstockzüge KISS 1 und 2 hat die Stadler Rail AG ohne Ausschreibung einen umfassenden Umbauauftrag erhalten:



    Spätestens im März 2022 sollen die Züge einsatzfähig zur Verfügung stehen,

  • ich finde dieses Geschäftsmodell irgendwie sehr merkwürdig, vielleicht kann mich jemand, der juristisch bewandert ist, aufklären. Wenn ich das richtig verstehe, ist nun folgendes praktisch ohne Ausschreibungen möglich:


    Ein EVU, nennen wir es Strohmann-Reisen, kauft 20 ET-Steuerwagen und fährt mit denen einmal von Werk nach Hamburg nach München. Die DB schreibt nun 20 gebrauchte Steuerwagen mit einer Laufleistung von maximal 10000 km aus. Wie durch ein Wunder kann nur Strohmann-Reisen so etwas anbieten. Und dann fällt der DB auf, dass die eigentlich nicht nur die Steuerwagen, sondern 14-teilige Garnituren braucht. Also bestellt die DB nun — aus Kompatibilitätsgründen beim Hersteller der Steuerwagen — 20 mal 12 Mittelwagen und 20 Steuerwagen.


    Die Frage: wieso folgt die Legalität dieses Konstruktes nicht aus der Legalität des vorliegenden DB-Westbahn-Stadler-Konstruktes oder wieso wäre so etwas legal?

  • Ich in meinem vorigen Post hatte ich die Anmerkung zur Verfahrensart zitiert. Darin steht eigentlich geschrieben, warum das geht. Dieser Fall liegt ähnlich wie der kauf der 22 U5-KR-Mittelwagen bei Bombardier ohne Ausschreibung oder die Vergabe von Änderungen an ESTW oder bestehender Leit- und Signaltechnik an deren vormalige Hersteller (meistens Siemens) ohne Ausschreibung. Jemand anders kann das wirtschaftlich nicht anbieten, weil es am knowhow fehlt und/0der nicht über die erforderlichen Rechte verfügt.


    Obwohl nicht ausgeschrieben wurde, werden solche Vergaben als sog. Transparenzbekanntmachungen öffentlich gemacht, damit besteht die Möglichkeit der Rechtskontrolle, falls ein Wettbewerber die inanspruchnahme eines gesetzlichen Ausnahmetatbestandes für zweifelhaft hielte.

  • Ja, die Frage ist für mich nicht so sehr, warum diese einzelne Zusatzmaßnahme jetzt in Ordnung ist, sondern das Gesamtpaket – schon die Beschaffung der KISS ist eben, im Gegensatz zu den U5-ER, ohne Ausschreibung gelaufen. Es ist die Gesamtmaßnahme Kauf der KISS + Kauf des Erweiterungspacks von Stadler, die mich wundert.


    Und dann können wir uns natürlich auch gerne darüber unterhalten, warum es keine standardisierten Schnittstellen für die Intra-Zug-Kommunikation gibt und daher „Sicherungs- und Leittechnik einschl. Software und Sourcecodes“ proprietär sein können; wahrscheinlich ist das wieder der „freie Markt, der sich entfalten muss“ und im Zweifel auf Kosten der Allgemeinheit arbeitet.

  • Deine Annahme, der Kauf der 17 KISS-Garnituren sei ohne Ausschreibung gelaufen, trifft nicht zu. Im März 2019 hatte die DB Fernverkehrs AG dies veröffentlicht:




    Wahrscheinlich haben die Beschaffer der Bahn längst gewusst, dass die private Westbahn ihre KISSe loswerden will, um chinesische Züge zu kaufen. Und wahrscheinlich musste dann alles ganz schnell gehen, weil die ÖBB auch Interesse hatte, und es kam eine Bestimmung der SektVO (gilt für Beschaffungen in bestimmten Wirtschaftssektoren, darunter für den Eisenbahnsektor).


    Zitat

    Der Auftraggeber kann Aufträge im Verhandlungsverfahren ohne Teilnahmewettbewerb vergeben,

    ...

    8. bei Gelegenheitsbeschaffungen, bei denen es möglich ist, Lieferungen zu beschaffen, indem eine besonders vorteilhafte Gelegenheit genutzt wird, die nur kurzfristig besteht und bei der ein Preis erheblich unter den üblichen Marktpreisen liegt;

    (§ 13 Abs. 2 SektVO)


    Eine entsprechende Ausschreibung gabs parallel von der ÖBB Personenverkehr AG. In den Verhandlungen haben sich die Verkäufer dann aber für die DB entschieden und ÖBB ging leer aus.


    Im Kurier stand dazu was

    Einmal editiert, zuletzt von tunnelklick () aus folgendem Grund: Quelle nachgetragen

  • ich kann das in dem vorliegenden Fall auch gut verstehen und freue mich sogar darüber. Aber „das ist hier pragmatisch und sinnvoll“ sollte nicht unbesehen ein „das würde Tür und Tor für Korruption öffnen“ stechen.

  • Wahrscheinlich haben die Beschaffer der Bahn längst gewusst, dass die private Westbahn ihre KISSe loswerden will, um chinesische Züge zu kaufen.

    Hierzu der letzte mir bekannte Stand: CRRC ist raus, stattdessen liefert Stadler neue KISS an die Westbahn (Kurier, Juli 2019 ). Und spätestens dadurch ist tatsächlich ein Geschmäckle bei dem Gesamtkonstrukt vorhanden.

  • Eure Beiträge lesen sich für mich gerade so: Wenn ein Bahnunternehmen (hier Westbahn) Fahrzeuge verkaufen will, darf niemand zugreifen, weil Korruption? Irgendwas verstehe ich überhaupt nicht.

    fork handles

  • Spekulation :

    "Stadler will der DB Züge liefern, darf das aber nicht ohne öffentliche Ausschreibung, also liefert es an die Westbahn (wegen des Privat-Status ohne Ausschreibung) und die älteren Züge werden modernisiert und als Gebrauchtmaterial an die DB übergeben."


    Praktisch ist es jetzt ja so gekommen, zudem ist Stadler finanziell an der Westbahn beteiligt.

    Korruption wäre es, wenn jetzt auch noch Gelder als cashback an beteiligte Personen fließen, soll es in Österreich ja schon mal gegeben haben (eurofighter).

    Grüße ins Forum :saint:

  • Spekulation :

    "Stadler will der DB Züge liefern, darf das aber nicht ohne öffentliche Ausschreibung, also liefert es an die Westbahn (wegen des Privat-Status ohne Ausschreibung) und die älteren Züge werden modernisiert und als Gebrauchtmaterial an die DB übergeben."


    Praktisch ist es jetzt ja so gekommen, zudem ist Stadler finanziell an der Westbahn beteiligt.

    Korruption wäre es, wenn jetzt auch noch Gelder als cashback an beteiligte Personen fließen, soll es in Österreich ja schon mal gegeben haben (eurofighter).

    Eben, das ist mein Punkt. Nicht, ob es hier schon Korruption war, sondern ob nicht ein solches Konstrukt einfach zu Korruption führen könnte; ob damit nicht das Ziel des Mandates, große Anschaffungen auszuschreiben, unterlaufen wird.

  • Wie lange ist die Lieferfrist für Neufahrzeuge incl Ausschreibung?


    Klar, die Westbahn kann ihre Fahrzeugflotte kostengünstig erneuern, aus welchen Gründen auch immer.

    Insgesamt eine Win-Win-Win Situation. Kann schon etwas seltsam sein, muss es aber nicht.


    Der Verkauf von VGF Gebrauchtfahrzeugen könnte sonst auch so gesehen werden.