Odenwaldbahn fit für die Zukunft machen

  • Guten Abend,


    es gibt ein neues Lebenszeichen zum Ausbau der Odenwaldbahn. Auf eine Anfrage der FDP im hessischen Landtag wurde wie folgt geantwortet:


    Parlamentsdatenbank


    Folgende "Neuigkeiten" sind hier enthalten:

    • Angekündigte Fahrplanverdichtung startet im Dezember.
    • Geplant werden sollen gemäß "Erbacher Erklärung" Bahnsteigverlängerungen und die (Wieder-)Errichtung zweier Kreuzungsbahnhöfe, dazu EBWU durch die DB bis Ende des Jahres.
    • Zur Neuvergabe der Verkehrsleistungen Ende 2027 sollen Fahrzeuge mit lokal emissionsfreiem Antrieb zum Einsatz kommen, also BEMUs oder HEMUs. Entscheidung steht aus, RMV untersucht fleißig.

    Es geht also voran, wenn auch schleppend. Hinter die Betriebsaufnahme 2027 würde ich mal ein dickes Fragezeichen setzen, in Anbetracht der kurzen Zeitspanne ist noch zu vieles ungeklärt.

  • Derzeit scheint es bei Vias(co) wieder einen eklatanten Fahrzeugengpass zu geben. Um 16.25 Uhr heute ab FFM nach DA Ost-Eberbach nur ein Einzel-Itino (Sardino trifft ehr zu) geschätzt zu 300 % gefüllt. Eine grössere Anzahl an Reisenden kam nicht mehr mit und durfte notgedrungen den nachfolgenden RE 60 erstmal bis DA Hbf nutzen.

    Eigentlich kenne ich diese Leistung nur als 3-fach Traktion. Vom ZUB, der zum Fenster des hinteren Führerstands nur zuschaute, hörte man dass es nicht mehr Fahrzeuge gebe.
    Warum man ausgerechnet bei dieser Leistung nur einzeln fährt, bleibt Geheimnis des Betreibers. Beim RE 85 ist das Fahrgastaufkommen deutlich geringer, aber um 17.42 Uhr fährt man neuerdings mit 3-fach heisse Luft durch die Gegend. Früher war dies meist ein Einzel-Lint und man bekam problemlos einen Fensterplatz.

    Eigentlich sollten jetzt genug Fahrzeuge vorhanden sein. Wenn schon Mangel, dann doch bitte die grösseren Lints einzeln fahren lassen. 14 Meter mehr Platz macht schon etwas aus.

  • Der RE 85 um 17.42 Uhr kommt seit dem Fahrplanwechsel nicht mehr aus der Abstellung, sondern als RB 82 von Erbach. Von daher machen die drei Triebwagen aufgrund des ab Darmstadt Nord doch recht hohen Fahrgastaufkommens schon Sinn.


    Und die RB 82 um 16.25 Uhr kommt seit Fahrplanwechsel als RE 85 von Babenhausen. Ich würde mal vermuten, dass die Leistung den ganzen Umlauf über nur einteilig unterwegs war, bei Kälte zicken die Itinos ja leider gerne.

  • Hallo.


    Eine kurze Zwischenfrage:

    Anfang der Woche bin ich erstmals mit zwei "neuen" Alstom-Triebwagen (622 378 und 622 379) auf dem RE85 gefahren.

    Sind diese Fahrzeuge auch wegen des erhöhten Platzangebots erworben worden?

    Sollte das Thema hier schon erwähnt worden sein, bitte verlinkt mich mit dem entsprechenden Beitrag. Danke.


    Grüße ins Forum

    Helmut

    You'll Never Ride Alone.

  • Itinos werden nicht mehr produziert. Da man beschleunigungsstarke VTs benötigt dank der relativ knappen Fahrzeiten, wurden vor einigen Jahren schon 4 Lint54 angeschafft. Die liefen aber nur auf der Babenhäuser Strecke und mit der HVZ-Leistung nordmainisch bis Frankfurt. Südlich von Wiebelsbach sowie auf dem Darmstädter Ast sind die erst seit dem Dezember 2021 im Einsatz, da hatte man noch weitere 3 Lint dazubekommen. Inzwischen gibt es aber scheinbar keine festen Umläufe mehr, da man ständig Lint und Itino im Wechsel sieht auf den gleichen Leistungen (selbst am WE). Aus den unterschiedlichen Lint-Serien habe ich bisher keine gemischten Doppel gesehen.

    Aber ein einzelner Itino in der HVZ erinnert irgendwie an die Anfänge 2006, damals hatte man gerade mal 23 Itinos und überfüllte Züge und stehengelassene Fahrgäste waren mehr oder minder an der Tagesordnung. Die RB 82 um 16.25 und 17.25 fuhren damals aber beide mit 3-fach Itino, selbst bei Fahrzeugengpass gabs 2 Itinos.

    Bin da echt gespannt, wie das beim 49 Euro-Ticket ab Mai mit dem zu erwartenden Fahrgastanstieg laufen soll. Meine Vermutung ist, dass bei Vias Werkstattpersonal in größerem Umfang fehlt und so Fristarbeiten usw nur mit größeren Verzögerungen stattfinden. In den Itinos und Lints hängen jedenfalls große Plakate, dass man Personal für die Werkstatt in Michelstadt, TFs (Quereinsteiger) usw sucht.

    Einmal editiert, zuletzt von Hajü ()

  • Schein ein generelles "Eisenbahn Diesel" Problem im Winter zu sein. Im Netz Niddertal sind aktuell nur 7 von 16 Desiros Einsatzbereit, bestimmt seit November/Anfang Dezember. Da fährt auch ganz oft statt 3x Desiro nur 1x, aber Ausfälle gibt es nicht.


    Denke die Situation wird in beiden Netzen im Frühling wieder besser und zum Start des 49 Euro Tickets gibts bestimmt wieder genug funktionierende Züge,

    Einmal editiert, zuletzt von Kuchen125 ()

  • Schein ein generelles "Eisenbahn Diesel" Problem im Winter zu sein. Im Netz Niddertal sind aktuell nur 7 von 16 Desiros Einsatzbereit, bestimmt seit November/Anfang Dezember. Da fährt auch ganz oft statt 3x Desiro nur 1x, aber Ausfälle gibt es nicht.


    Denke die Situation wird in beiden Netzen im Frühling wieder besser und zum Start des 49 Euro Tickets gibts bestimmt wieder genug funktionierende Züge,

    Es ist nicht nur die Frage von verfügbaren Zügen, sondern auch die Frage von verfügbarem Personal. Die DB ist da nun etwas besser aufgestellt (auf dem Stockheimer fahren Personale aus Frankfurt und Stockheim). Und die Werkstatt in Frankfurt von Regio ist nicht vergleichbar mit Michelstadt. Das könnte man ehr mit der WFB-Werkstatt in Schöllkrippen vergleichen......

  • Nur eine weitere Folge des Ausschreibungs-Irrsinns und der "Notwendigkeit" immer alles noch billiger bekommen zu wollen. Wann fangen wir endlich an festzustellen, dass es gewisse Leistungen gibt, die im Interesse eines Allgemeinwohls wohl doch besser staatlich sind - wie Transport, Verkehr, Gesundheit, Bildung, Sicherheit, Logistik ... oder besser - wann fangen wir an wieder in diese Richtung zu steuern.

  • Bei mehreren Angeboten sollte es schon ein Preiskorridor geben, Faustwertwerte hat ein AG vermutlich ebenfalls. Machst Du doch als Privatperson auch, Angebote einholen und bei Bekannten nach Preis und Zufriedenheit fragen.

  • Klar, aber kann das funktionieren? Die DB leistet auch nicht in jedem Netz gute Arbeit. Das Mittelhessen Netz lief jahrelang unterirdisch (viele Zugausfälle), irgendwann, nach 9-10 Jahren, hat die DB die Ausfälle in Griff bekommen.


    Gleichzeitig gibt es Netze, wo DB sehr gute Arbeit leistet.


    Auch bei Abellio: Netz in Thüringen läuft sehr gut, in NRW/BW dann aber Chaos.



    Das ist als Auftraggeber schwer einzuschätzen

    Wenn das EVU mehr Netze mit Chaos als Normalbetrieb hatte in der Vergangenheit, könnte das ja auch am Netz liegen und das EVU würde ein anderes Netz besser betreiben.

    Einmal editiert, zuletzt von Kuchen125 ()

  • Jedes Netz mit anderen Fahrzeugen, anderes EVU. Viele, wie u. a. auch Vias(co) sind erst durch den Ausschreibungswahn entstanden. Diese Kleinstaaterei macht es doch so schwer, Flexiblität fehlt völlig. Alleine schon bei Vias laufen verschiedene Fahrzeugtypen, die man nur artrein in Mehrfachtraktion fahren kann. Bei der HLB mit Lint, Desiro, GTW und den VT 2E war es noch schlimmer. Die Desiros fahren übtigens noch vereinzelt auf der Ländchrsbahn. In Österreich sieht es da etwas anders aus. Ansätze wie beim RRX sind ein erster Schritt. BaWü versuchts mit den Entenschnabel-ETs von Alstom, wobei da aber noch viel Wasser den Neckar hinunter fliesst,

  • Hier wird grade wahnsinnig viel zusammengeworfen, was getrennt voneinander betrachtet werden sollte.


    Einerseits Inkompatibilitäten zwischen Triebwagen. Das liegt vor allem daran, dass an so vielen Orten Triebwagen fahren, und diese heute deutlich ausführlicher miteinander sprechen als es VT798 und VT628 in den 1990ern miteinander taten. Das Problem wäre demnach bei einem reinen Staatsbetrieb genauso vorhanden.


    Andererseits verschiedene Personalpools auf verschiedenen Teilstrecken. Dieser Teil liegt wirklich an Ausschreibungen, aber zwei Sachen sollte man nicht außer Acht lassen: einerseits ruft auch die DB Regio nicht immer einen fairen Preis auf. Ich erinnere mich gut an Aussagen aus BaWü, dass die Politik dort den Eindruck hatte, deutlich überteuerte Leistungen in der Direktvergabe zu bezahlen. Andererseits gibt es kein einziges Land in Westeuropa, in dem die Eisenbahn komplett in staatlicher Hand ist und kein privates Unternehmen Leistungen erbringt und wo das dann zur Zufriedenheit aller funktioniert. Auch nicht die Schweiz, auch nicht Österreich. Die Bundesbahn hatte systematische Probleme, die über fehlendes Geld im Autoland Deutschland hinausgehen, und fehlende regionale Kontrolle war davon nicht das einzige.


    Die sich hier entwickelnde allgemeine Diskussion über die Organisation des Eisenbahnverkehrs generell und Nahverkehrs im Speziellen hat aber wenig mit der Zukunftsfähigkeit der Odenwaldbahn zu tun, weshalb wir sie vielleicht an anderer Stelle führen sollten – es müsste genügend passende Threads in diesem Forum geben, die schon alle Argumente beinhalten.

    Einmal editiert, zuletzt von baeuchle ()

  • Ganz so sehe ich das nicht


    Zitat

    Einerseits Inkompatibilitäten zwischen Triebwagen. Das liegt vor allem daran, dass an so vielen Orten Triebwagen fahren, und diese heute deutlich ausführlicher miteinander sprechen als es VT798 und VT628 in den 1990ern miteinander taten. Das Problem wäre demnach bei einem reinen Staatsbetrieb genauso vorhanden.

    Ein Staatsbetrieb könnte viel bessere Vorgaben liefern. Mir ist bewusst, das auch zur Zeiten der Staats-Bahn kaum eine Bahndirektion mit einer anderen zusammen an Spezifikationen gebastelt hat. Aber dennoch könnte man die Nachfrageseite konsolidieren und entsprechende Markmacht haben gegenüber einem Hersteller.


    Und das hat sehr wohl etwas mit der Zukunftsfähigkeit der Odenwaldbahn zu tun. Halt nicht ausschließlich. Aber die Symptome wie mangelnde Fahrzeuge oder Personal zu besprechen hat nichts mit einer Zukunftsfähigkeit zu tun. Die Zukunftsfähigkeit einer Bahnstrecke liegt nicht im Wohl und Wehe vom aktuellen Stand des Personals und der Fahrzeuge. Dazu braucht es dauerhaft ausreichendes Personal und einsatzbereite Fahrzeuge.


    Und das ist die eigentliche Diskussion. Denn die Diskussionen hier im Forum nach Odenwaldbahn, Ausfällen in der Wetterau, Ausfällen im Vordertaunus, Ausfällen bei den Straßenbahnen, S-Bahnen und Bussen haben am Ende alle die gleiche Ursache: durch Privatisierungsdruck der Wandel in ein System, das am Ende nur ein paar wenigen Investoren Geld bringt, den Angestellten und den Kunden aber eigentlich eher Einschränkungen, Probleme und Nachteile.

  • durch Privatisierungsdruck der Wandel in ein Syste

    Warum sollte es die Probleme nicht geben, wenn es ein Staatsbetrieb wäre? Die an der Spitze würden dann trotzdem sparen wollen ("Steuerverschwendung")

    Zudem liegt es, denke ich, auch daran, dass der Nachwuchs fehlt. Wir leben in einer Zeit, wo Digitalisierung eine große Rolle spielt. Zwar sagen manche, der Beruf des Lokführers wird "nie" ersetzt werden in Deutschland(in den nächten 10-20 Jahren), weil das System zu veraltet ist. Denke mir aber, dass die Sorgen durchaus berechtigt sind, dass es in 40 Jahren(Mit 20 Jahren anfangen, bis Rente ca. 40 Jahre) möglich ist, dass keine Lokführer mehr gebraucht werden. Man kann ja am Ende nicht alle Lokführer umschulen in andere Berufe, so viele Arbeitsplätze gibt es nicht, dass dann alle Lokführer andere Arbeitsplätze finden würden

    Einmal editiert, zuletzt von Kuchen125 ()

  • Zum Thema: Die Ausschreibungen erfolgen durch direkt oder indirekt öffentliche Akteure wie Kommunen, kommunale Nahverkehrsgesellschaften, Verbünde oder ganze Bundesländer.


    Da hätte die öffentliche Hand sehr wohl Einfluss auf die Art der Ausschreibungen.


    Derzeit sehen wir ja an anderer Stelle, dass selbst die Stellung der Fahrzeuge durch eine RMV-eigene Gesellschaft wenig hilft. Gehören die Itinos auf der Odenwaldbahn nicht auch der fahma ?


    Soweit die Rahmenbedingungen durch die regionalen Aufgabenträger - RMV, eventuell auch VRN und beteiligte Landkreise - gestzaltet werden können, macht es Sinn, dieses hier weiter zu diskutieren. Übergeordnete Rahmenbedingungen wie die praktisch seit 1949 auto-fixierte Verkehrspolitik Deutschlands und den "Privatisierungswahn" sollten wir an anderer Stelle diskutieren und dabei nicht vergessen, dass an vielen "Privaten" auch kommunale Verkehrsbetriebe beteiligt sind.


    Zum Odenwald: Offensichtlich ist auch das Netz ein Problem, wie fehlende Ausweichgleise etc.