VRR kündigt S-Bahn-Vertrag mit Keolis

  • VRR kündigt S-Bahn-Vertrag mit Keolis

    Der Vergabeausschuss des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) hat beschlossen, den zum 15. Dezember 2019 startenden Verkehrsvertrag mit der Keolis Deutschland GmbH & Co. KG (Keolis), besser bekannt unter dem Markennamen „eurobahn“, für die S-Bahn-Linien S1 und S 4 zu kündigen. Außerdem wird der Vorstand veranlassen, dass der heutige Betreiber, die DB Regio AG über eine Notvergabe die Betriebsleistungen auf diesen beiden S-Bahn-Linien erbringt. Zum Einsatz kommen dabei die aktuell auf den Linien verkehrenden redesignten Fahrzeuge des Typs ET 422. Notwendig wurden diese Maßnahmen, weil in den seit Anfang des Jahres 2019 regelmäßig stattfindenden Statusgesprächen mit Keolis deutlich wurde, dass das Unternehmen etwa die Hälfte der notwendigen Planstellen nicht mit Triebfahrzeugführern besetzen und damit keinen für den Fahrgast zuverlässigen Betrieb der Linien ab Mitte Dezember garantieren kann. Der VRR hat sich daher – rund zwölf Wochen vor Betreiberwechsel und zur Sicherung der Daseinsvorsorge im Öffentlichen Nahverkehr – zu diesem Schritt entschlossen.

    Notvergabe bei zwei S-Bahn Rhein-Ruhr-Linien geplant

    Die beiden S-Bahn-Linien sollen parallel zur Notvergabe im Rahmen eines europaweiten wettbewerblichen Vergabeverfahrens neu ausgeschrieben werden. Auch dafür hat der VRR einen Beschluss und Auftrag aus dem zuständigen politischen Vergabegremium bekommen. Sämtliche Beschlüsse und Maßnahmen sind mit dem am Verfahren beteiligten Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) abgestimmt.


    „Insbesondere nach der durch den NWL und dem VRR ausgesprochenen Abmahnung von Keolis Ende des letzten Jahres müsste deutlich geworden sein, dass wir durchaus bereit sind auch konsequente Schritte zu gehen, um die Qualität im SPNV zu sichern“, stellt VRR-Vorstandssprecher Ronald R.F. Lünser fest. „Fehlende Triebfahrzeugführer sind in der Branche ein bekanntes Problem, das dringend über Ausbildungsprogramme behoben werden muss. Jedoch kann Keolis realistisch binnen drei Monaten keine rund 60-80 Mitarbeiter qualifizieren und somit keinen verlässlichen Fahrbetrieb garantieren. Umso unverständlicher ist es, dass seit Vertragsabschluss im Jahr 2016, das Unternehmen nicht in der Lage ist die notwendigen Rekrutierungen von Personalen umzusetzen“, so Lünser abschließend.

    Gruß Tommy

  • Falls sich die Tf, deren Arbeitsplätze durch den Betreiberwechsel weggefallen wären, schon anderweitig beworben haben, könnte das schwierig werden - denn sie sind ja dann schon auf ihren neuen Arbeitsplätzen (egal bei welchem EVU) verplant.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • S2, S3 & S9 wechseln auch zum Planwechsel den Betreiber - das könnte dann vielleicht

    mit dem Personal aufgehen, wenn man das bei Keolis schon vorhandene Personal mit

    nutzt.

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
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  • Warum sollen sich DB-Tf bei anderen Unternehmen beworben haben, wenn die DB jetzt nach Mehdorn selbst gerne mehr Tf hätte?

    Es sei denn, die DB wäre ein so schlechter Arbeitgeber, wo die TF gerne zu Wettbewerben wechseln.


    Aber wie schon geschrieben wurde: Tf mit einem aktuellen Neuvertrag bei Keolis, die dann nicht fahren, werden ja für das Fahren der DB-Züge benötigt und sicher auch "gerne" genommen.

    Vollkommen Großartiges Forum

  • Warum sollen sich DB-Tf bei anderen Unternehmen beworben haben

    Ganz unabhängig von diesem Fall und auch den beteiligten Unternehmen: Weil Du zwar ggf. in Deinem bisherigen Laden einen Beschäftigungsgarantie hast, aber keinen Anspruch auf einen bestimmten Arbeitsort oder andere Besonderheiten ("nur Nachtschichten", keine Wochenenden, whatever). Wenn es daher für Dich interessant ist, bei einem anderen Betrieb anzufangen, warum nicht?

  • Und wo kann der Fahrgast anrufen, dass er befördert wird?


    Wird Zeit, dass die Vergaben so "gelockert" werden, dass das Unternehmen zum Zuge (und Bus) kommt, dass mit Zuverlässigkeit und Qualität überzeugt und nicht irgendwelche juristischen "der Auftrag gehört mir" oder "ich möchte nochmal die Preislotterie"-Kämpfen.

    Vollkommen Großartiges Forum

  • Und auch Vertragsstrafen und Sicherungsleistungen definiert werden, die richtig weh tun (auch dem oberen Management).

    Verlierer bei dem Gezerre sind Fahrgäste, Beschäftigte ( vor allem die"an der Front") sowie das Ansehen des ÖPNV insgesamt.

    Da das ja nur ein prominentes Beispiel ist und die Realität noch schlimmer ist, muss das schöne Geld, das die Regierung klimaneutral versenken will, erst dazu genutzt werden, das bestehende Nahverkehrssystem zuverlässig zu machen. Sonst wird das nichts mit Verkehrswende.

  • Es ist immer das gleiche Versprochen wird eine Verbesserung der Qualität, und am Ende kommt es anders so das die Versprechen einfach nicht hinhauen.

    Warum nicht die DB reformieren? Gibt es keine Reformierer in D any more? Und hat die DB keine Personalsorgen?

    Ziemlich offensichtlich das relativ neue Unternehmen noch keine Infrastruktur haben gegründet 1999.

  • Eine Infrastruktur, d.h. Schienenstrecken usw, ist auch nicht nötig. Die besitzt DB Regio auch nicht, sondern DB Netz.

    Und der Rest ist fast nur noch politischer Wille. Qualität kostet nun mal Geld, das ist im ÖPNV genau so wie bei Möbel, Werkzeug usw.

  • Es ist immer das gleiche Versprochen wird eine Verbesserung der Qualität, und am Ende kommt es anders so das die Versprechen einfach nicht hinhauen.


    Im Fall der hier betroffenen VRR-Linien S1 und S4 bessere Qualität zu erbringen als DB Regio sie liefert, scheint keine Kunst zu sein. Recherchiert man mal ein bißchen über die vergangenen Monate hinweg, ergibt sich, dass die Pendlerbeschwerden über die chronische Unzuverlässigkeit der Bahn ein langjährige Konstante waren. Wir dürfen also davon ausgehen, dass das Motiv für die Ausschreibung nicht "billig" war, sondern die Erwartung von Qualitätsverbesserung. Keolis ist auch nicht irgendein Billigheimer, sondern ein bekanntes und bewährtes Verkehrsunternehmen, dass sich seit dem Zuschlag in 2016 intensiv auf die Betriebsübernahme vorbereitet. Es gab auch eine Kooperationsvereinbarung mit DB Regio bezüglich Leistungserbringung in einer Übergangszeit und die Abordnung von Lokführern; Übergangszeit bis die Lehrlinge von Keolis ihre Ausbildung beendet haben würden. Es war aber anscheinend DB Regio, welche von dieser Vereinbarung zurück getreten ist und damit das Elend ausgelöst hat.

  • Wobei aber für äußerst fragwürdig ist, ob ein anderer Dienstleister bessere Ergebnisse liefern kann. Den o.g. Argumentation bezieht würde sich auf Unfähigkeit des Fahrpersonals beziehen.

    Mal Übertragen auf Ffm: Es gab letzte Woche jeden Tag massive Probleme, die auf Infrastruktur zurück gingen. Was würde ein Tf von Koeolis bei einer Oberleitungsstörung anderes machen als von DB, Vias, Abellio oder wer auch immer? Aussteigen und schieben?

    Bei einer Weichenstörung? Den Zug tragen?

    Nebenbei: Die Eurobahn kämpft an anderer Stelle (Linien) auch massiv mit Kundenbeschwerden.


    Oder: Wenn bei meiner Arbeit der Bildschirm oder Rechner defekt ist, kann mein AG meinen Platz einnehmen lassen von wem er will, dadurch ändert sich die Situation überhaupt nicht.

    Was total ausgeblendet wird: Shit in - Shit out. Wo liegen/lagen denn die Ursachen für die ganzen Probleme?

  • Wir dürfen also davon ausgehen, dass das Motiv für die Ausschreibung nicht "billig" war, sondern die Erwartung von Qualitätsverbesserung.

    Naja, wenn die Wirtschaftlichkeit Kernkriterium ist, dann ist das in der Praxis leider recht nah an "billig". Weil eben keiner der Bewerber zaubern kann. Erwartete man primär Qualität, müsste man das auch zum Kernkriterium machen.

  • Erwartete man primär Qualität, müsste man das auch zum Kernkriterium machen.

    schon, aber Qualität kann man halt erst später beurteilen; zu überweisende Geldmengen schon vor der Entscheidung. Das ist halt ein grundsätzlicher Knackpunkt bei Ausschreibungen. (Und Mehrkosten wegen Neuvergabe, volkswirtschaftliche Schäden wegen unzureichender Nahverkehrsversorgung in den übergangszeiten etc werden bei der ganzen Ausschreiberei ja eh nicht betrachtet.)

  • Naja. Es ist natürlich leicht gesagt, aber ich finde schon, dass man da an den Kriterien drehen könnte. Beispielsweise die Zahlungen für Ausfälle je nach Ursache anders gewichten (z. B. Streckenstörung vs. Personalmangel). Merkmale der eingesetzten Züge (Fahrgastkomfort) festlegen – zum Beispiel bei Bestuhlung etc., wo es durchaus allein bei einem Modell Varianten gibt. Konzepte zur Personalgewinnung/-übernahme voraussetzen. Lohnuntergrenzen. Alles so Dinge, die freilich auch teilweise auf höheren Ebenen geklärt werden müssten, aber nicht erst nachher feststehen und die Bewerber fordern würden, tatsächlich Qualität zu "liefern".

  • Papier ist halt geduldig, wenn es nicht mit einer Überweisungsvorlage bedruckt wurde. Die eingesetzten Züge sind doch praktisch überall vorgeschrieben, aber bei Neufahrzeugen weiß man halt erst nach Auftragsvergabe, ob sie wirklich geliefert und zugelassen werden. (Ich bin sogar der Meinung, dass eine liberalere Regelung zu den Fahrzeugen die Qualität insgesamt erhöhen würde, aber das nur nebenbei.) Was Einstellungskonzepte angeht: schön und gut, aber was genau soll das bringen? Jedes EVU wird dir sagen, dass sie alles tun und Werbung und hastenichgesehn, aber es einfach nicht genügend Tfs gibt. Wie willst du denn verschiedene Konzepte gegeneinander beurteilen (und das ist eben nötig, wenn es als Kernkriterium einer Ausschreibung betrachtet wird)? Löhne, es wurde schon erwähnt, sind in den Ausschreibungen vorhanden.

  • Im Fall der hier betroffenen VRR-Linien S1 und S4 bessere Qualität zu erbringen als DB Regio sie liefert, scheint keine Kunst zu sein. Recherchiert man mal ein bißchen über die vergangenen Monate hinweg, ergibt sich, dass die Pendlerbeschwerden über die chronische Unzuverlässigkeit der Bahn ein langjährige Konstante waren. Wir dürfen also davon ausgehen, dass das Motiv für die Ausschreibung nicht "billig" war, sondern die Erwartung von Qualitätsverbesserung. Keolis ist auch nicht irgendein Billigheimer, sondern ein bekanntes und bewährtes Verkehrsunternehmen, dass sich seit dem Zuschlag in 2016 intensiv auf die Betriebsübernahme vorbereitet. Es gab auch eine Kooperationsvereinbarung mit DB Regio bezüglich Leistungserbringung in einer Übergangszeit und die Abordnung von Lokführern; Übergangszeit bis die Lehrlinge von Keolis ihre Ausbildung beendet haben würden. Es war aber anscheinend DB Regio, welche von dieser Vereinbarung zurück getreten ist und damit das Elend ausgelöst hat.


    Also ich komme ja aus Düsseldorf und muss zu deinem Beitrag einiges anmerken, da er leider von vorne bis hinten nicht stimmt.

    1. Motiv für eine Ausschreibung ist nicht, dass man die Qualität verbessern will oder billiger werden möchte, sondern das ist eine Pflicht, die von der EU vorgegeben wird. Im Idealfall wird die Ausschreibung dann so gestaltet, dass sich daraus eine Qualitätsverbesserung ergibt und den Zuschlag erhält in der Regel natürlich der günstigste Bieter.

    2. Die Verschlechterung der Situation auf der S1 ist erst in den letzten Jahren passiert schon nachdem das ausgeschrieben wurde. Zum Beispiel wurden ja zahlreich 422 modernisiert um dann ab Dezember für die eurobahn eingesetzt zu werden, sodass es auf der S1 vermehrt zu Zugausfällen und Kurzzügen kam. Hinzu kam, dass der VRR der Meinung war, dass man doch bitte keine modernisierten und unmodernisierten Züge miteinander fahren lassen solle, was an Dummheit eigentlich gar nicht zu überbieten ist. Das wurde zum Glück vor einigen Monaten aufgehoben.

    3. Die eurobahn ist der größte "Billigeimer" überhaupt. Auf den Linien RE3 und RE13, wo die eurobahn seit Jahren fährt, gibt es tägliche außerplanmäßige Kurzzüge. In Ostwestfalen fielen und fallen massig Züge wegen Wagen- und Personalmangel aus. Die Züge, die fahren, sind am versifftesten von allen EVUs in NRW. Es gibt desöfteren einen Pissgeruch im Zug und ähnliches.