Warnstreiks im Frankfurter Busverkehr wahrscheinlich noch vor den Herbstferien

  • Bei aller Verständnis für Streik und deutlich höhere Löhne für Busfahrer fehlt mir für Solidaritätsstreiks jegliches Verständnis. Vor allem ältere Leute, die auf Bus & Bahn angewiesen sind haben gelitten. Taxis kann sich ein Rentner, der z. B. öfter zum Arzt muss auch nicht regelmäßig leisten.


    Die Blockadehaltung der LHO ist aber auch kein Indiz dafür, dass es hier in absehbarer Zeit Änderung gibt. Dass nachgebessert werden muss, in welcher Form auch immer, ist klar. Meiner Meinung nach sollte man sich auf eine Schlichtung verständigen. Bei den derzeitigen Unterschieden zwischen Forderungen und Angebot gibt es fast keine andere Lösung. Es dürften alle gut dran tun, hier nicht völlig mit dem Kopf durch die Wand zu wollen.

    Eine Idee wäre ja auch ein gewisses Wahlmodell wie bei der EVG und GDL für Lokführer. So sollte man vielleicht den Fahrern die Möglichkeit zwischen einer zusätzlichen Lohnerhöhung oder mehr Urlaub zu wählen.

  • Hessenschau.de schreibt ebenfalls, dass der Streik über das Wochenende weitergeht, vermutlich also bis mindestens Montag Betriebsschluss. Bei aller Verständnis für die Streikenden, die A-Karte haben die Fahrgäste gezogen. Nicht jeder hat die Möglichkeit, mit Alternativen ans Ziel zu kommen.

    Hier hätte Verdi zumindest für das WE eine Verschnaufpause einlegen können, da wir ganz realistisch gesehen beim derzeitigen Stillstand wohl auch noch die kommende Woche auf Busse verzichten müssen.

  • Hessenschau.de schreibt ebenfalls, dass der Streik über das Wochenende weitergeht, vermutlich also bis mindestens Montag Betriebsschluss.

    Der Streik ist doch unbefristet. Für mich persönlich heißt das jetzt, ich kalkuliere mal bis es...


    a) … ein Schlichtungsverfahren gibt.

    b) … bis es einen Tarifabschluss gibt.

    oder im besten Fall

    c) … dass der Streik unterbrochen wird, wenn die Verhandlungen wieder aufgenommen werden.


    Wenn Verdi einen unbefristeten Streik ankündigt, ist es logisch, dass es keine Frist gibt, wann er aufhört. Da nutzen auch Spekulationen nichts. Ich hoffe allerdings im Sinne aller Beteiligten, dass der Streik jetzt bald ein Ende hat. Evtl. macht ja auch der "Marburger Weg" Schule...

    Viele Grüße, vöv2000

  • Evtl. macht ja auch der "Marburger Weg" Schule...

    Der hilft in Darmstadt ... allerdings nicht in Frankfurt ... der "Marburger Weg" steht halt nur kommunalen Unternehmen offen ... und leider sind inzwischen die meisten Busgesellschaften bzw. Linienkonzessionen bei privatorganisierten Gesellschaften, da die Komunen sich dort zurückgezogen haben


    Was die Dauer angeht ... ich habe das Gefühl, dass wir hier gut zwischen DB und GDL vergleichen können ...

    ... BTW: nach dem Hessenschau-Bericht von gestern, haben wir übrigens nicht nur streikende Busfahrer sondern auch ausgesperrte, da einfach die Betriebe stillgelegt wurden ... gut bei dem DB Regio Bus im Video zu erkennen

  • Was die Dauer angeht ... ich habe das Gefühl, dass wir hier gut zwischen DB und GDL vergleichen können …

    Da dachte ich auch daran. Dann fiel mir aber sofort ein entscheidender Unterschied in der Öffentlichkeitskommunikation ein:

    Verdi erklärt, "es wird unbefristet gestreikt." Die GDL hat damals erklärt "es wird 7 Tage von … bis … gestreikt", da wurde es also von vornherein befristet und es gab dann verschiedene unkalkulierbare Aktionen immer über mehrere Tage hinweg.

    Viele Grüße, vöv2000

  • Hallo und guten Abend,


    bei mir in Neu-Isenburg fährt zum Glück noch Becker-Bus den Stadtverkehr. So komme ich wenigstens innerhalb der Stadt noch voran.

    Offensichtlich - gottlob - fährt Becker nach dem anderen Tarif? Oder ist es so - man kann streiken, muss aber nicht.


    Gruss


    Thomas

  • Im Grunde bleibt es jedem Beschäftigten selbst überlassen, ob er an einem Streik teilnimmt oder nicht (wenn sein Betriebsteil bestreikt werden soll). Soweit die Theorie. Aber in Gruppen gibt es immer eine Eigendynamik.

  • Viele Betriebe verhindern mit Drohungen und Einschüchterungen die Bildung von Betriebsräten, obwohl ab 5 Mitarbeiter vorgeschrieben. Die Gewerkschaftsmitglieder in diesen Betrieben sind daher meist in der Unterzahl. Hinzu kommen unsäglich viele Leiharbeiter in diesem Gewerbe und die Angst vor drohenden Betriebsstilllegungen. Die privaten Arbeitgeber, die genau aus diesen Gründen nicht bestreikt werden verhindern seit Jahren spürbare Lohnerhöhungen. Inzwischen ist die Spanne zu den Löhnen in den benachbarten Bundeslänern eben auf diese 3€ angestiegen. Hinzu kommen bessere Arbeitsbedingungen, mehr Urlaub und und und. Hinzu kommt, dass man den Busfahrern vor zwei Jahren den Zugang zu Betriebsrenten tariflich zugesichert hat. Bis heute ist nichts passiert. Das ist der Grund für die jetzige Situation. Auch in Darmstadt ist der Busbetrieb inzwischen eine GmbH. Dies macht die Rückkehr in den TV-N zumindest schwierig. Für die Straßenbahnfahrer in Darmstadt gibt es einen Haustarif, den des AVN.

  • Und was wäre, wenn seitens der Auftraggeber mindestens TV-N gefordert werden würde?

    Ja, ich weiß, die Ausgliederungen hatten ihren Grund darin, die Kosten (=Lohnkosten) zu senken. Da sind Eigenwerbung auf den Fahrzeugen (wir suchen dich) natürlich billiger.

  • Es gibt Neuigkeiten. Man hat sich heute auf eine Schlichtung geeinigt. Es gibt nur einen Schlichter zusammen für beiden Parteien (wie schon vor 2 Jahren Volker Sparmann). Soweit zu den guten Nachrichten. Jetzt kommt noch die negative Botschaft: Der Streik geht bis Montag zur Frühschicht (also unmittelbar vor Beginn der Schlichtung) weiter. Warum man jetzt noch unbedingt die Woche durchstreiken muss, ist nur schwer nachvollziehbar. Es steht jetzt fest, dass man in eine Schichtung geht, der Schlichter ist benannt. Daran ändert der weitere Streik auch nichts. Es dient wohl mehr der Profilierung der Gewerkschaft, als dem eigentlichen Ziel. Inzwischen schwindet auch das Verständnis für die Streikenden und ihre Anliegen, die Stimmung unter den Fahrgästen kippt. Habe das heute bei mehreren meiner Arbeitskollegen gemerkt, die kein Auto haben und auf Öffis angewiesen sind.

    Das alles erinnert doch sehr an die letzten Tarifverhandlungen, damals gab es auch Streik bis zum Anschlag 14 Tage durchgehend mitten im Winter.

    Bleibt zu hoffen, dass die Gewerkschaft bis zur Schlichtung einen klaren Kopf bekommt und der Schlichter beide Seiten ans Ziel führt.

    Einmal editiert, zuletzt von Hajü ()

  • Streik ist immer nur so weit gut so lange es mich nicht betrifft....?!


    Es geht zwar in eine Schlichtung, aber es nicht gesagt, dass diese mit einem Ergebnis

    endet.


    BTW: Wer hindert denn die Arbeitgeber daran ein höheres Angebot zu machen?!

    (dann wäre der Streik auch sehr schnell vom Tisch...)

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

    Einmal editiert, zuletzt von Darkside ()

  • Der Streik geht deshalb weiter, damit auch noch für die Schlichtung genügend Druck da ist.

    Das die Stimmung unter den Fahrgästen nicht besonders ist, ist eh schon klar, aber die können aber mit Arbeitskampf, Umweltschutz (ist jetzt anderes Thema, passt aber zur Aufzählung) und dergleichen, eh nichts anfangen, Hauptsache, sie kommen auf die Arbeit, mit dem Flieger in den Urlaub und so weiter.

    Natürlich ist diese Gehaltserhöhung eine harte Nuss.

    Ich kenne jetzt persönlich die Geschäftsleitung von zwei mittelständigen Busunternehmen, die klipp und klar sagen, wie soll das bezahlt werden. Dazu kommt noch, dass der Markt an Fahrpersonal recht Dünn bis gar nicht vorhanden ist.

    Also muss das irgendwie umgelegt werden, oder eben Die Flotte/das Personal verkleinert.

    Ist vielleicht auch keine Lösung, aber manchmal bleibt da keine andere Wahl.


    Am besten wird es sein, das gesamte System zu Überarbeiten und von dieser Geiz-ist-Geil-Mentalität abzurücken.

    Dienstleistung am Volk kostet nunmal Geld, so auch der ÖPNV.

    Und wenn man alles auf Verschleiß fährt, bricht eines Tages alles zusammen. Und wer hat dann etwas verdient?


    Mal schauen, wie das Ganze ausgeht.

    Der Bergwinkel....

    Endlose weiten....

    Berge, Täler und viel Natur....

    und spuren von ÖPNV

    einfach schööööön ;)

  • Arbeitgeber müssen nicht im LHO Mitglied sein. In wieweit ein Haustarifvertrag sinnvoll ist, muss jeder Betrieb selbst entscheiden, da sind die regionalen Spezialitäten zu speziell. Selbst im Verband ist jeder AG selbst für die Umsetzung verantwortlich.


    Je länger der Streik dauert, desto höher sind auch die Erwartungen, schlimmstenfalls die Enttäuschungen der Arbeitnehmer gegenüber der Gewerkschaft.