In einem anderen Thread kam die Diskussion darüber auf, warum es so schwer ist, Personal für den ÖPNV zu finden. Dann gab es Antworten zum Thema "Beschäftigung Arbeitsloser", und bevor die Diskussion im Thread über die Odenwaldbahn Odenwaldbahn fit für die Zukunft machen in eine allgemeinpolitische Diskussion gerät, mache ich hier lieber einen neuen Thread auf.
Ranolj hatte auf die "vielen Arbeitslosen" hingewiesen, und Darkside dann einen Link zu einer Deutschlandkarte mit der regonalen Verteilung der Arbeitslosigkeit. Hierzu jetzt von mir:
Das Problem besteht darin, dass es sich wegen der hohen Mieten gerade für Neuvermietungen für einen Arbeitslosen aus Meck-Pomm oder auch aus dem Saarland schlichtweg nicht lohnt, hierherzuziehen. Eine kleine Wohnung ist auf dem freien "Markt" nicht unter 800 € zu haben. Und zwar innerhalb des gesamten S-Bahn-Bereichs. Für eine Sozialwohnung verdient auch ein Busfahrer, Zugbegleiter etc. zu viel.
Dann brauchst Du, gerade als Busfahrer, wegen der Schichtdienste und der meist nicht im Zentrum des ÖPNV liegenden Betriebshöfe ein Auto, macht noch mal etwa 400 € im Monat. Damit Du Dich besser stehst als ohne Arbeit zu Hause, musst Du mindestens etwa 1700 € netto verdienen. Hinzu kommt, dass Du Deine Freunde und sozialen Kontakte zu Hause aufgibst.
Willst Du etwa mit Frau und Kind(ern) hier anfangen, brauchst Du noch mehr, weil Du eine größere Wohnung brauchst. Natürlich kann die Frau auch arbeiten - aber dafür braucht es erst einmal eine passende Kinderbetreuung wie Kindergarten, Kita, Hort etc.
Welche Lösungen sehe ich:
- höhere Gehälter für die Beschäftigten. Das ist eine allgemeinpolitische Frage, der ich sofort zustimme. Und man kann auch gerne weniger Geld für Flughäfen und
Autobahnen innerhalb des Verkehrssektors ausgeben, und auch weniger Geld für Verteidigung, Steuersubventionen etc. Muss aber allgemein dafür politische Mehrheiten
geben, die ich im Augenblick nicht sehe.
- das Gleiche gilt für "Mietendeckel" etc., obwohl unsere Verfassung, besonders Artikel 14 , einiges hergeben würde.
Realistischerweise laufen meine Gedanken eher auf die gute alte Tradition des Werks-Wohnungsbaus und Förderung von Genossenschaften heraus, die sich beide seit über 100 Jahren bewährt haben. Das Ruhrgebiet ist voll von ehemaligen Zechen- und Stahlwerkssiedlungen, die heute oft unter Denkmalschutz stehen. Eisenbahnersiedlungen und Eisenbahner- und Straßenbahner-Baugenossenschaften gibt es auch vielerorts. In Nied haben wir auch eine Eisenbahnersiedlung.
Wie in der Zeit der ursprünglichen Entstehung wären solche Werkssiedlungen zusätzliche Attraktionen, um Betriebspersonal anzuwerben:
- bezahlbare Mieten,
- annehmbare Nachbarschaft (die es mitunter in Bereichen billiger Wohnungen gerade nicht gibt),
- günstige Lage zum Einsatzort (die möglicherweise auch den Unterhalt eines Autos ersparen kann).
Mit ergänzenden betrieblichen Einrichtungen wie Kindergärten, Tagesstätten, Seniorenbetreuung und Geschäften des täglichen Bedarfs ließe sich das Angebot abrunden.