365€ Ticket für alle

  • Bitte erkläre daher nochmal, in welchem Stau Busse gemeinsam mit dem MIV stehen, wenn sie auf ihrer eigenen Spur unterwegs sind.

    Ost-West-Express schrieb explizit von einem potentiellen Busverkehr aus dem Main-Kinzig-Kreis. Der größte Teil des Weges führt dann über Landstraßen (kein Platz für eine Busspur vorhanden) oder der BAB 66, und auf der wird man keine Busspur eingerichtet bekommen. P+R Parkhäuser in Frankfurt sind für die Massen an PKWs nicht vorhanden. Wo sollen dann am Stadtrand >250.000 PKW parken? Z.B. Grüneburgpark oder die KGV Feldbergblick platt machen und dafür Parkhäuser hinstellen?


    Allein daran würde der Plan scheitern, denn niemand will in Frankfurt diese Agglomeration von Großparkhäuser wie etwa am Flughafen am Stadtrand haben, und es wird die Frage aufkommen, weshalb man statt dessen nicht lieber Wohnhäuser baut.


    Freiwillig wird nur auf den ÖPNV umgestiegen, wenn dieser einen Vorteil bietet, und das ist in erster Linie weniger Stress und weniger verschwendete Lebenszeit. Und just in diesem beiden Punkten ist der ÖPNV in Deutschland sehr schlecht. Daran ändert ein P+R Konzept mit Bussen in der Stadt nichts. Daran ändert ein 365€ Ticket nichts. Insofern ist dieser Vorschlag nicht zielführend, und wenn jetzt wieder der Vergleich mit Wien oder anderen Städten kommt. Wien hat einen entsprechend ausgebauten ÖPNV, und trotzdem gibt es dort regelmäßig Staus auf den Autobahnen, weil von außerhalb ist der ÖPNV auch nicht so prickelnd, und da pendeln viele aus der Slowakei oder Ungarn nach Wien zur Arbeit – jeden Morgen.

  • Soweit ich weiß, ist z.B. die B 40 auch weit in den Bereich von Maintal 4-spurig. Und ich denke durchaus auch daran, Busspuren auf Autobahnen einzurichten. Da ist zwar die Leistungsfähigkeit etwas höher, so im Bereich 1.500 Kfz / h je Spur bzw. knapp 2.000 Personen.

    60 Gelenkbusse je Stunde schaffen aber etwa 2400 - 3000 Fahrgäste weg. Da wären dann nicht nur die Autos einer Spur, sondern auch 300 - 700 der nächsten Spur von der Straße. :).


    Und ich gehe davon aus, dass das Angebot mit Komfort-Gelenkbussen, mit Sitzplatz und WLAN und Snack-Angebot durchaus attraktiv sein kann. Natürlich dackelt der Bus durch die ersten Dörfer auf kleinen Landstraßen, hat dann aber seine eigene Express-Spur. Und der kann ja dann auch mit einigen Linien die Gewerbegebiet am Osthafen und in Seckbach "abgrasen".


    Auf der westlichen Seite wäre ein solches Konzept noch interessanter: Da könnten Expressbusse aus dem Raum Wiesbaden / Main-Taunus-Kreis über die A 66 (West) die Eschborner Gewerbegebiete direkt anfahren. Kein Umsteigen mehr, weder am Hbf (in die S-Bahn) noch in Höchst (in die künftige RTW), sondern direkt vom Wohnort in die Nähe des Büros.


    Ein weiterer Gedanke: Zur Finanzierung des 365-Euro-Tickets werden nach Schweizer Vorbild bei der Steuer nur noch die ÖPNV-Kosten als steuerlich absetzbare Werbungskosten anerkannt. :D

  • Versäumnisse im Ausbau wurden nur in den letzen ~25 Jahren gemacht. Davor

    erfolgte einigermassen zügig der Ausbau.

    Nimmt man sich die Heftchen des FVV aus den 80ern in die Hand, dann wäre nach

    den dort gedrucktem Zeitplänen heute das S-Bahn-Netz vollständig (mit Goddelau

    - Stadion - Louisa - Süd -....!) und ebenso gäbe es B West; D Süd und keine Lücke

    zwischen BW und Ginnheim, etc....


    Buslösungen sind vielleicht schnell umsetzbar - aber man braucht entsprechend viel

    Personal (woher?) - und eine Dauerlösung auf den Einfallstrassen ist es nicht.

    Auch braucht man die passende Haltestelleninfrastruktur wenn im Abstand von 1

    Minuten gefahren werden soll (zB hat man bei einer Wendezeit von 10 Min dann am

    Endpunkt innerhalb von Frankfurt 10 Busse zeitgleich vor Ort)

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  • Darkside: Knapp 10 Busse in Warteposition hatte wir beim SEV für die A-Strecke an der Heddernheimer Landstraße im Sommer.

    Und bei der Einrichtung von Durchmesser-Linien - wie bei den Schienenstrecken - gibt es auch keine riesigen Wartepositionen in der Innenstadt. Ein weiterer Vorteil wäre, dass Pendler auch direkt zu ihren Arbeitsplätzen an der anderen Seite der Stadt kommen, z.B. Pendler aus dem Main-Kinzig-Kreis ins Banken- oder Europaviertel oder nach Eschborn, und Pendler aus dem Main-Taunus-Kreis ins Ostend und in den Osthafen.


    Im Grundsatz gebe ich Dir recht, dass Schienenverkehr effizienter und attraktiver ist. Aber was willst Du in den nächsten 40 Jahren machen, bus die derzeit angedachten Projekte in Betrieb sind ? X/:(

  • Zur Idee eines wie auch immer gestalteten kostenlosen ÖPVN der alte Grundsatz: Was nichts kostet, ist auch nichts Wert...


    Tjaja, die meisten Untertanen Karls des Großen hätten sich, wenn sie danach gefragt worden wären, wohl auch gegen die Demokratie und freie Bürgergesellschaft ausgesprochen, weil es das halt noch nie gegeben hat und der geistige Horizont dafür damals bei den meisten noch nicht weit genug war.

    "Phantasie ist wichtiger als wie wo Wissen!"


    (Etwas frei nach Albert Einstein)

  • Tjaja, die meisten Untertanen Karls des Großen hätten sich, wenn sie danach gefragt worden wären, wohl auch gegen die Demokratie und freie Bürgergesellschaft ausgesprochen, weil es das halt noch nie gegeben hat und der geistige Horizont dafür damals bei den meisten noch nicht weit genug war.

    Dies halte ich für äußerst schräg.


    Der Satz „Was nichts kostet, ist auch nichts Wert.“ (zugegeben plakativ) ist leider keine seltene Ansicht und spiegelt sich im Verhalten einiger Zeitgenossen wieder.


    Jetzt wird es aber zu OT



  • Dazu kann ich eine aktuelle Kostprobe geben:

    etwa 150 km mit Regionalzügen von Herrenberg (Gäubahn) bis Heidelberg mit BC 50 nach dem Baden-Württemberg-Tarif 10,35 €,

    macht etwa 7 Cent / km


    etwa 80 km von Ladenburg bis Frankfurt am Main nach dem allgemeinen DB-Tarif, natürlich auch mit BC 50 und mit Regionalzug, waren 8,75 €, das sind etwa 11 Cent / km. Ohne BahnCard ist natürlich jeweils das Doppelte zu rechnen.

  • Insbesondere ist der Preisnachlass nicht die einzige Maßnahme. Es wurden u.a. auch neue Buslinien eingerichtet, Tarifgrenzen geändert, etc. Ob die 5% Fahrgastanstieg alleine auf den Preisnachlass zurückzuführen sind, ist fraglich.

  • Die VGF hatte nach eigenen Angaben 2017 rund 189 Mio Fahrgäste befördert, das sind rechnerisch über 517.800/Tag (an Sonn- und Feiertagen natürlich weniger als an Werktagen). 5% dessen wären 25.890 Fahrgäste pro Tag mehr. Das ist schon eine ganze Menge, natürlich sehr ungleich verteilt auf die einzelnen Strecken und Uhrzeiten, aber abschnittsweise sicher deutlich spürbar.


    Ob das schon grundsätzlich etwas ändert, weiß ich auch nicht, aber es zeigt deutlich, dass der ÖPNV durch starke Verlagerung von Fahrten streckenweise schon sehr bald an seine Grenzen kommt.

  • Du meinst 5% Fahrgastanstieg würde etwas grundsätzlich ändern?

    Ja, und nein.

    Mal ein persönliches Beispiel: Besuch der Schwiegereltern, Strecke Frankfurt-Lich.

    Neben den lächerlichen rund 60 € RMV Kosten die unkalkulierbaren Ausfälle der RB rund um Gießen. Da brauche ich nicht lange zu überlegen, um dem PKW zu wählen.

    Die planmäßig längeren Fahrzeiten wären nicht unbedingt ein Hinderungsgrund.

  • Ausserhalb der HVZ wären 5% mehr Fahrgäste kein Problem.

    Während dieser wäre das auf einigen Streckenabschnitten problematisch.

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  • Dürfte ich Dich kurz bitten, zu erläutern, was es mit den 60 EUR auf sich hat?

    RMV-Einzelfahrt Frankfurt-Lich sind 16 EUR Vollpreis, Rückfahrt 31,40. Gruppentageskarte 45 EUR.

    Zwei Erwachsene Hin- und Rückfahrt (4 x Vollpreis bzw 2x Hin- und Rückfahrt) Selbst im Vergleich einer Gruppentageskarte ist der PKW immer noch viel günstiger.


    Und ÖPNV ist nun wirklich kein Statussymbol wie angebissene Äpfel, wo der Preis keinerlei Rolle zu spielen scheint.

  • Die VGF hatte nach eigenen Angaben 2017 rund 189 Mio Fahrgäste befördert, das sind rechnerisch über 517.800/Tag (an Sonn- und Feiertagen natürlich weniger als an Werktagen). 5% dessen wären 25.890 Fahrgäste pro Tag mehr. Das ist schon eine ganze Menge, natürlich sehr ungleich verteilt auf die einzelnen Strecken und Uhrzeiten, aber abschnittsweise sicher deutlich spürbar.


    Ob das schon grundsätzlich etwas ändert, weiß ich auch nicht, aber es zeigt deutlich, dass der ÖPNV durch starke Verlagerung von Fahrten streckenweise schon sehr bald an seine Grenzen kommt.

    Wollen wir denn nun eine Verkehrswende oder nicht? 5 % mehr Fahrgäste durch sinkende Fahrpreise wie in Stuttgart wären doch auch in Rhein-Main ein toller Einstieg. Natürlich wird das nicht die Welt retten, aber es wäre ein Anfang. Und müsste selbstverständlich einhergehen mit einem besseren Angebot bei Regionalzügen, S-Bahn, U-Bahn, Straßenbahn und Bus. Wir brauchen Langzüge auf allen S-Bahnen, Straßenbahnlinien im 5-Minuten-Takt uvm. Das dauert etwas und kostet auch Geld, niemand bestreitet das. Aber es muss endlich echter politischer Wille her, ein Verkehrsverbund mit Ideen und tatkräftige Macher. Dabei steht Baden-Württemberg deutlich besser da als Hessen.

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  • Die entscheidenden Fragen sind doch: Welche Fahrten werden verlager und wann ?


    Wenn bisher Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt wurden, künftig auf Bus und Bahn verlagert werden, mag das der Bequemlichkeit - oder auch dem Komfort - der Einzelnen nützen, aber der Umwelt und der Allgemeinheit herzlich wenig.

    Anders sieht das aus, wenn bisherige PKW-Fahrten nun mit Bus und Bahn stattfinden.


    Weitere Frage: Wann und auf welchen Relationen ? Auch in den HVZ dürfte der ÖPNV entgegen den Lastrichtungen zusätzliche Fahrgäste gern aufnehmen; wenn in aber bereits überfüllten Fahrzeugen noch mehr "gekuschelt" wird, dürfte das eher kontra-produktiv sein.


    Ein persönliches Beispiel: Ich habe bereits quasi ein 365-Euro-Ticket in Form meines Job-Tickets für Frankfurt, das ich auch gelegentlich nutze. In der Regel fahre ich aber Fahrrad. Ein Aspekt ist bei vergleichbarer Reisezeit die körperliche Bewegung; ein anderer aber gerade in den Schwachverkehrszeiten abends und am Wochenende und bei Tangential-Fahrten, dass ich regelmäßig mit dem Fahrrad deutlich schneller bin.

    Nun übertrage man das auf die Alternative Auto: Da fällt der Gesichtspunkt der körperlichen Bewegung weg, aber ist gerade in Zeiten und auf Relationen geringerer ÖV-Auslastung deutlich attraktiver.


    Damit bin ich nicht grundsätzlich gegen Preissenkungen im ÖPNV, sehe aber auch begleitende Angebotsverbesserungen als notwendig an.