Station Römerstadt wird barrierefrei umgebaut

  • Notarztvergleich ist unpassend - von einem Aufzug zum Bahnstieg hängt kein Menschenleben ab.

    Naja, es geht um eine Grundversorgung. Auch wenn der Vergleich mit Sicherheit übertrieben ist: dein Vorschlag definiert eine Grundversorgung als für-manche-nicht-ganz-so-grundlegend. Das finde auch ich nicht sehr menschlich.


    (Oder, ehrlich gesagt, leider allzu menschlich.)

  • Mmh. Sollte man in diesem Fall einen Aufzug benutzen? Würde man in dieser Situation auf einen Aufzug warten wollen oder hoffen, dass man anders vom Bahnsteig weg käme?

    Es ging mir nicht um dieses konkrete Ereignis, sondern nur als ein Beispiel, daß "90 Prozent reichen doch" eine hinreichend schlechte Argumentation ist. Ich hätte auch Feuerwehr nehmen können. Dann würde es nur bedingt um das Menschenleben gehen, aber die Frage, ob die Hütte abbrennt oder nicht massive Auswirkungen auf das Folgeleben und die wirtschaftliche Existenz hat. Und da fragt niemand nach, ob man in einer nur 90% abgedeckten Gegend wohnt oder nicht, sondern die (prinzipielle - ja, über zugeparkte Gassen reden wir mal nicht) Erreichbarkeit für Hilfskräfte, die Post, ... wird als selbstverständlich vorausgesetzt. Warum sollten wir also mobilitätseingeschränkten Fahrgästen das Recht auf freie Verkehrsmittelwahl absprechen?


    Bezüglich des konkreten Falls dürfte es die Wahl zwischen Pest und Cholera sein, auf den Aufzug warten oder hoffen, daß irgendwelche Leute in ihrer Panik einen doch die Treppe runtertragen. Anekdote aus dem Brandschutzhelferlehrgang: Vor Jahren wäre sowas in der Jahrhunderthalle ziemlich schief gegangen, da damals wohl noch keine Rolliplätze vorgesehen waren. Daher wurden die Besucher dann zu ihrem normalen Platz gefahren, anschließend der Rollstuhl "irgendwo" gesammelt abgestellt, mit der Begründung, die Begleiter würden ja in der Nähe sitzen. Rate, was bei einem Brand passiert wäre...

  • Nur so zu Feuerwehr/Notarzt:

    https://de.wikipedia.org/wiki/…iedener_Bundesl%C3%A4nder

    Selbst da sehen einige Bundesländer 95% als ausreichend an (bzw schöne schwammige Formulierungen zB Berlin)


    Es geht nur ein eine Stadtbahnstation mit entsprechender Lage aussenherum. Ich habe mal

    zum Vergleichen den Gleisplan Tram aufgerufen - da sind deutlich Erschliessungslücken in Bezug

    auf Barrierefreiheit auf Anhieb zu sehen...zB westlich der Galluswarte, nördlich der BW

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  • Station erreichbar, aber nicht höhengleich

    Der Luisenplatz Darmstadt ist auch erreichbar...aber der Einstieg...

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  • Zu der ganzen Diskussion sollten einige weitere Gesichtspunkte betrachtet werden. Auf Barrierefreiheit sind schon mal nicht "nur ein paar Rolli-Nutzende" angewiesen, sondern auch weitere Menschen mit Gehbehinderungen (Krücken, Rollator etc.) und auch mit größerem Gepäck (Einkäufe, Rollkoffer etc.) angewiesen. Und da der Altersdurchschnitt der Bevölkerung steigt, steigt auch der Anteil der auf Barrierefreiheit angewiesenen Fahrgäste.


    Punkt zwei gilt der gesamten Wegekette: Quellen und Ziele sind oft daran orientiert, wo - z.B. im Gebäude - Barrierefreiheit besteht. Das gilt sowohl für die Wohnung wie auch für Arbeitsplätze, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten oder Arztpraxen. Und am anderen Ende sowie an den Umsteigepunkten muss auch Barrierefreiheit bestehen, sonst wird aus dem ganzen Weg nichts.


    Da bei DB Station und Service im Rhein-Main-Gebiet mangels gesetzlicher Grundlagen nach meinem Eindruck der Gedanke der Barrierefreiheit wenig verankert ist, können große Teile des Schienennetzes im Rhein-Main-Gebiet auf absehbare von diesen Fahrgästen nicht genutzt werden. Betrifft so ziemlich den gesamten Westen, den Osten und auch viele weitere Haltestellen außerhalb Frankfurts. Nicht zu vergessen, dass auch da, wo Aufzüge vorhanden sind, nach meinem Eindruck diese im DB-Netz wesentlich häufiger und dann auch länger ausfallen als im VGF-Netz.

    Das heißt, Fahrgäste aus Griesheim, häufig aus Höchst oder Offenbach wegen Störungen oder Fechenheim müssen ohnehin schon mit Tran und Bus durchs Stadtgebiet juckeln - da brauchen wir gar nicht bis nach Paris.


    Dann macht es schon Sinn, wenigstens im städtischen Netz von Stadtbahn und Tram vollständige Barrierefreiheit herzustellen.


    Als viertes: Auch trotz weitgehendem Bemühen der VGF sind auch dort schon mal Aufzüge kaputt. Dann ist es schon mal hilfreich, wenn die nächste Haltestelle mit funktionierenden Aufzügen nicht allzu weit weg ist.

  • Auf Barrierefreiheit sind schon mal nicht "nur ein paar Rolli-Nutzende" angewiesen, sondern auch weitere Menschen mit Gehbehinderungen (Krücken, Rollator etc.) und auch mit größerem Gepäck (Einkäufe, Rollkoffer etc.) angewiesen.

    Diese Personengruppen haben i.d.R. mit einer kleinen Stufe/Lücke kein Problem. Von daher ist eine nicht perfekte Barrierefreiheit viel besser als keine. Um darauf zurückzukommen, wie man sich die Situation an der Bahnsteigkante vorstellen kann: Ich vermute, der Höhenunterschied ist die übliche Toleranz, wie hoch die Türen wirklich sind (wegen Federspiel und Radabnutzung), es geht nur um ein paar cm mehr Abstand vom Bahnsteig wegen der Kurvenlage.

    Glaubst Du einem Wörterbuch, in dem man Müll nicht trennen kann, wohl aber gu-te Freun-de?

  • Diese Personengruppen haben i.d.R. mit einer kleinen Stufe/Lücke kein Problem.

    Gerade in der Station "Römerstadt", wo es ja diese "Rampen mit kleinen Stufen" zu den Bahnsteigen gibt (die natürlich im Rollstuhl (fast - ich habe schon Rollstuhlfahrer vom Straßenniveau alleine in den Bus einsteigen sehen, aber das sind Ausnahmen) unmöglich zu nehmen sind, aber für Kinderwagen nicht mehr Hindernis sind als jede Bordsteinkante oder der Einstieg ins Fahrzeug selbst) anstelle richtiger Treppen. Hier ist es wirklich nur ein kleiner Teil derer, die von allgemeinen Maßnahmen zur Barrierefreiheit profitieren, für die die Station bisher unerreichbar ist.

    Ich möchte hier keine Entscheidung treffen, was wichtiger ist - aber es gibt definitiv im Frankfurter ÖPNV Stellen, die ein wesentlich größeres Problem für wesentlich mehr Leute darstellen, als diese Station.

    Tja, jetzt machste dir extra die Arbeit, das hier unten zu lesen - und dann steht da nichts sinnvolles. Pech gehabt.

  • es gibt definitiv im Frankfurter ÖPNV Stellen, die ein wesentlich größeres Problem für wesentlich mehr Leute darstellen, als diese Station.

    Im Netz der VGF muss man aber sehr lange suchen. Und findet Westend und Niddapark, oder übersehe ich was anderes? Sobald man einmal an Bahn oder Bus ist, kann man auf sich aufmerksam machen und eine Einstiegshilfe in Anspruch nehmen.

  • Im Netz der VGF muss man aber sehr lange suchen. Und findet Westend und Niddapark, oder übersehe ich was anderes? Sobald man einmal an Bahn oder Bus ist, kann man auf sich aufmerksam machen und eine Einstiegshilfe in Anspruch nehmen.

    Warst es nicht Du, der gestern noch die Worte "oddly specific" nutzte? Ich sprach vom gesamten ÖPNV, nicht von dem von der VGF betriebenen Teil. ;)
    Zum Kern Deiner Frage - das können andere sicher besser beantworten. Seit 2006 hat die U-Bahn, die ja in Puncto Barrierefreiheit die größere Herausforderung ist, in meinem Verkehrsmittelmix nur eine sehr kleine Rolle gespielt, da deren Ziele und meine Ziele nur eine fast leere Schnittmenge hatten. Schon vorher gab es Strecken, die ich einmal befahren habe, um sie befahren zu haben, und danach mangels Notwendigkeit nie wieder.

    Mittlerweile wohne ich gar nicht mehr in Frankfurt und sehe ausgesprochen selten überhaupt irgendetwas außer dem Hauptbahnhof.

    Was ich damit sagen will? Ich habe keinen Überblick darüber, wie die Stationen ausgestattet sind. Ich kann es daher nicht beurteilen.


    Im Strab-Netz ist es mit Niederflurfahrzeugen für viele Personen mit eingeschränkter Mobilität einfacher, aber da gibt es noch genug Haltestellen ohne Bahnsteig. Ich werfe alleine mal den Südbahnhof ins Rennen.

    Tja, jetzt machste dir extra die Arbeit, das hier unten zu lesen - und dann steht da nichts sinnvolles. Pech gehabt.

  • Warst es nicht Du, der gestern noch die Worte "oddly specific" nutzte?

    Ja, war ich, habe ich. Ich wollte sagen "vielleicht, aber im Netz der VGF eher nicht". Diese Verengung finde ich hier sinnvoll, weil es eben um einen Umbau im Netz der VGF geht, und Umbauten am Netz der DB oder der HLB (k.A., wie die Barrierefreiheit / Zugänglichkeit in Unterliederbach aussieht) nicht gegen die geplanten Maßnahmen im Netz der VGF aufgerechnet werden sollten – andere Töpfe, andere Planungsprozesse.


    Und ja, es gibt Straßenbahnhaltestellen ohne Bahnsteig, und es gibt auch Bushaltestellen ohne Bordstein (beide Teil der VGF-Infrastruktur). Deswegen der dritte Satz in meinem Post: ist zwar ärgerlich, aber kein Deal-Breaker wie die Unmöglichkeit, überhaupt erst an den Bahnsteig zu kommen.


    Dass es bei der S- und Regionalbahn noch mit dem Bahnsteigszugang Defizite gibt, davon gehe ich aus, aber ich weiß hier an zu wenigen Stellen Details.

  • Barrierefreiheit hat zwei Aspekte: den Zugang zu Station und den Einstieg ins Fahrzeug. Westend ist somit teilweise barrierefrei, weil man ins Fahrzeug stufenlos kommt, aber nicht auf den Bahnsteig. Wer ein Problem mit Stufen hat, aber nicht mit Fahrtreppen, für den ist Westend schon barrierefrei erreichbar.


    Südbahnhof Tram ist teilweise barrierefrei, weil man stufenfrei zur Haltestelle kommt, aber nicht ins Fahrzeug: wenn dort die Rampe aus dem Fahrzeug ausgeklappt wird, ist Südbf im Einzelfall auch barrierefrei zu nutzen.

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  • "Entstaub"
    Es gibt eine Bau- und Finanzierungvorlage des Magistrats mit ausführlichen Plänen zur Aufzugsnachrüstung auf Parlis.
    Die Aufzüge kommen wie erwartet ans Nord-Ende und man wird eine kurze Brücke zur großen Brücke bauen, die alten Schlepprampen werden abgebrochen:
    Vom Bahnsteig geht es (gilt für beide Fahrtrichtungen) in Zukunft ebenerdig bis zu einer normalen Treppe - und daran vorbei bis zum Aufzug.
    Die neuen Treppen führen auf die alte Zwischenebene, die Aufzüge ohne Halt bis auf das Niveau der Straße "In der Römerstadt". Dort wird auf dem Dach der Verbindungsebene ein neuer Weg angelegt, der auf der NWZ-Seite mit einer neuen Mini-Brücke an die große Brücke angebunden wird. (Das ist die, auf der die Straße "In der Römerstadt" die Bahn und die Rosa-Luxemburgstraße überquert.)

    Die Finanzierungsvorlage geht von einem Erstellungshorizont 2023/24 aus.
    Es gibt auch einen Zeitungsartikel zum Thema - mit einer zweifelhaften Datierung für den Bau der S-Bahnstation Niddapark.

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  • Ich reiche einmal ein paar spannende Zahlen aus der verlinkten Vorlage nach:


    Gesamtkosten: 8,3 Mio. €

    Eigenanteil Stadt Frankfurt: 3,4 Mio. €

    "Phantasie ist wichtiger als wie wo Wissen!"


    (Etwas frei nach Albert Einstein)

  • Nachdem ich mir den Plan nun angesehen habe:


    Ich finde das Umbaukonzept absolut scheußlich. Die Treppe nach oben (Richtung Straße "In der Römerstadt") wird schmaler werden als bisher, weil daneben noch der Durchgang nach weiter hinten zum Aufzug vorbeigequetscht werden muss. Das heißt: Die Treppe wird ungünstig schmal und der Durchgang zum Aufzug ein extrem beengter Schlauch. Da die Treppe breiter als der Durchgang zum Aufzug wird, frage ich mich auch, ob da überhaupt zwei Rollifahrer aneinander vorbei kommen. Vermutlich wurde es berechnet und klappt theoretisch, aber das wird eine richtig unangenehme Engstelle, ein Unort, vlt. sogar ein Angstort. Wie gesagt: an beiden Bahnsteigen.


    Die scheußliche Zwischenebene und die ebenso schrecklichen Wendeltreppen, die von der Straßenbrücke zur Zwischenebene führen, bleiben erhalten.

    "Phantasie ist wichtiger als wie wo Wissen!"


    (Etwas frei nach Albert Einstein)

  • Weitaus besser wären m.E. folgende (sicherlich teurere) Lösungen:

    1. Abbruch der gesamten bisherigen Treppen- und Zwischenebenenanlage. Von der Straße kommend eine Brücke über den Gleisen nach Süden. Daran seitlich angesetzt links und rechts je eine Treppe (in voller Bahnsteigbreite) gerade hinunter zum Bahnsteig.
      Zu den Fahrstühlen geht oben die in Mittellage befindliche Brücke noch weiter nach Süden, dann Stege nach links und rechts und dort die Aufzüge zu den Bahnsteigen. Die Bahnsteige kommen also auf den Bahnsteigen an. Damit dort genug Platz ist, muss an dieser Stelle die Rückwand aufgebrochen werden. Der Aufzugschacht steht dann nur zum kleinen Teil auf dem Bahnsteig und zum großen Teil hinter der seitlichen Bahnsteigwand. Dafür muss die RLS auf beiden Seiten leicht verschwenkt werden.
    2. Noch besser wäre ein Mittelbahnsteig im Bereich der heutigen Gleislage und zwei seitliche Gleise im Bereich der heutigen Bahnsteige. Dann kann man eine schöne gerade Treppe in ordentlicher Breite von der Straße direkt hinunter führen und nebendran ist immer noch ausreichend Platz für den Aufzug und einen angenehm breiten Weg zum/vom Aufzug. Natürlich würde auch hier die bisherige Treppen- und Zwischenebenenanlage vollständig abgerissen. Und hier wäre auch kein Eingriff in die RLS notwendig. Aber natürlich extreme Baumaßnahmen am U-Bahn-Bauwerk.

    Die Unorte/Angsträume müssen verschwinden! Dazu ist es nötig, dass es viel freien Blick gibt. Keine toten Winkel und Ecken. Keine Engstellen. Und dafür muss an Wänden, Decken usw. alles weg, was nur irgend weg kann. Das geht bei der Mittelbahnsteiglösung viel besser als bei der seitlichen Lösung. Als Reminiszenz an die ursprüngliche Station könnten dann die Faltbetonwände als Lärmschutzwände erhalten bleiben. Die Wartehallen könnten individuell angefertigt werden und "gefaltete" Glasdächer bekommen ...

    "Phantasie ist wichtiger als wie wo Wissen!"


    (Etwas frei nach Albert Einstein)

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