2017 hat die Stadt Wiesbaden ein städtebauliches Großprojekt angeschoben, die Entwicklungsmaßnahme Ostfeld/Kalkofen, den Bereich zwischen Amöneburg und Erbenheim. Ende 2019 haben die Gremien den Untersuchungsbericht zur Kenntnis und die Fortführung des Projekts beschlossen.
Grafik: Stadtplanungsamt Wiesbaden
Luftbild: Stadtplanungsamt Wiesbaden
Wer zu der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme mehr wissen will, mag sich hier informieren:
Die ESWE-Verkehrsgesellschaft hat jetzt nachgelegt und „eine technische Machbarkeitsstudie und einer verkehrlichen Bewertung mit Potentialuntersuchung für die leistungsfähige ÖPNV-Anbindung des Entwicklungsgebietes Wiesbaden Ostfeld“ ausgeschrieben. Das Untersuchungsgebiet ist allerdings wesentlich größer das die SEM Ostfeld, umfasst Teile der Wiesbadener Innenstadt sowie die Wiesbadener Ortsbezirke Biebrich, Bierstadt, Erbenheim, Nordenstadt, Delkenheim, Mainz-Amöneburg, Mainz-Kastel und Mainz-Kostheim.
Bemerkenswert ist der Umfang der zu bestellenden Studie, die nämlich weit über das Ostfeld hinausreicht und Projekte enthält, die man damit gar nicht in Zusammenhang bringen würde:
ZitatAlles anzeigen1.Buserschließung
2.Einbeziehung Schienenpersonenverkehr
2.1 Bahnhof Wiesbaden Ost / Neubau Bauernbrücke
2.2 Ländchesbahn
2.3 Wallauer Spange (Option)
2.4 Güterumfahrung Mainz-Kostheim (Option)
2.5 Maximalvariante Schienenverkehr (aufbauend auf 2.1 bis 2.4)
3.Straßenbahnerschließung
3.1 Ostfeldlinie
3.2 Innenstadterschließung
4.Maximalvariante (Kombination der Untersuchungsschwerpunkte 1, 2 und 3)
5.Fahrzeitberechnung (Option)
6.Alternative Mobilitätsangebote
Für das Entwicklungsgebiet Ostfeld muss der Auftragnehmer eine attraktive SPNV-Erschließung vorsehen sowie die Leistungsfähigkeit sicherstellen. Der Auftragnehmer muss Maßnahmen für den Planungshorizont 2030 entwickeln. Das Busnetz aus dem Untersuchungsschwerpunkt 1 muss der Auftragnehmer soweit erforderlich an den SPNV anpassen. Der Auftragnehmer muss geeignete Umsteigepunkte aufzeigen.
2.1 Bahnhof Wiesbaden Ost / Neubau Bauernbrücke
Das Planungsgebiet ist über die Bahnhöfe Wiesbaden Hauptbahnhof, Wiesbaden Ost und Mainz-Kastel an das S-Bahn-Netz Rhein-Main angebunden. Über die A 671 und die Gleisanlagen des BahnhofsWiesbaden Ost führte ehemals in südlicher Lage die sogenannte Bauernbrücke. Diese Stahlfachwerkbrücke stellte eine Verbindung zwischen der Wiesbadener Landstraße/Kasteler Straße und dem Unteren Zwerchweg dar, wurde jedoch im Jahr 2012 ersatzlos zurückgebaut.
Für einen möglichen Neubau der Bauernbrücke muss der Auftragnehmer sowohl die technische Machbarkeit als auch die verkehrliche Bedeutung prüfen. Eine direkte Bahnsteiganbindung von und zur Brücke ist erforderlich.Der Bahnhof Wiesbaden Ost ist mit und ohne Neubau der Bauernbrücke zu attraktiveren und mit dem Entwicklungsgebiet Ostfeld zu vernetzen. Die definierten Standards sowohl des lokalen als auch regionalen Nahverkehrsplans sind verpflichtend. Der Auftragnehmer muss die geplanten Maßnahmen Wallauer Spange, die Igelstein-Kurve und den S-Bahn-Haltepunkt Kostheim als gegebene Planungsprämissen aufnehmen. Der Auftragnehmer muss einen möglichen Anpassungsbedarf (Notwendigkeiten und Chancen) der S-Bahn-Linienführungen, auch mit Blick auf die Inbetriebnahme der Wallauer Spange, darstellen und in ein skizzenhaftes Betriebskonzept überführen. Der Auftragnehmer muss Auswirkungen auf die ITF-Knoten, unter Berücksichtigung der Planungen zum Deutschlandtakt, darstellen
2.2 Ländchesbahn
Die Ländchesbahn (DB-Streckennummer 3501) ist eine normalspurige, eingleisige, nicht elektrifizierte Nebenbahn zwischen Wiesbaden Hauptbahnhof und Niedernhausen. Darüber hinaus bestehen Durchbindungen ab Niedernhausen von und nach Limburg. In Niedernhausen besteht zudem die Möglichkeit des Umstieges auf die Li-nie S2 der S-Bahn Rhein-Main (Niedernhausen –Hofheim –Frankfurt-Höchst –Frankfurt Hauptbahnhof –Offenbach Ost-Dietzenbach).
Der Auftragnehmer muss die Ländchesbahn zu einer attraktiven Bahnverbindung entwickeln und mit dem Entwicklungsgebiet Ostfeld vernetzen. Jeweils getrennt für die anderen Untersuchungsschwerpunkte sind geeignete Umsteigepunkte (Haltepunkt oder Bahnhof) vorzuschlagen und auf Realisierbarkeit zu prüfen. Der Auftragnehmer muss einen 30-Minuten-Takt zwischen Wiesbaden/Hauptbahnhof und Niedernhausen ansetzen. Für die Triebfahrzeuge der Ländchesbahn muss der Auftragnehmer verschiedene Antriebsarten (Diesel, Fahrleitung, Elektro autark, Wasserstoff, Hybrid) und deren Wechselwirkungen (Emissionen, betriebliche und elektrische Anlagen, betriebliche Auswirkungen) darstellen. Folgende Punkte muss der Auftragnehmer darüber hinaus darstellen:
-Zusätzlicher Haltepunkt oder Bahnhof der Ländchesbahn im Bereich Ostfeld als Umsteigepunkt
-Geeignete Punkte für einen, von der Spurweite unabhängigen, Infrastrukturanschluss Ländchesbahn / Straßenbahn (Flächenfreihaltung)
2.3 Wallauer Spange (Option)
Die Schnellfahrstrecke Köln –Rhein/Main gabelt sich unmittelbar östlich von Wiesbaden in den Hauptast in Richtung Frankfurter Flughafen und einen Nebenast zum Wiesbadener Hauptbahnhof auf. Es ist geplant und im Bundesverkehrswegeplan 2030 zur Realisierung vorgesehen, die beiden genannten Streckenabschnitte zu verbinden. Dadurch werden Direktfahrten von Wiesbaden zum Frankfurter Flughafen und darüber hinaus zum Frankfurter und Darmstädter Hauptbahnhof möglich. Im Zuge dessen ist vorgesehen, einen neuen Haltepunkt entlang der Strecke im Wiesbadener Osten zu errichten. Der Auftragnehmer muss den projektierten Halte-punkt zwischen Wallau und Wiesbaden-Delkenheim als gegeben ansehen. Folgende Punkte muss der Auftragnehmer darstellen:
·Zusätzlicher Haltepunkt für die die Wallauer Spange bedienenden Linien im Bereich Ostfeld
2.4 Güterumfahrung Mainz-Kostheim (Option)
Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2018 werden Fahrten von/nach Karlsruhe bzw. Mannheim über Mainz/Hauptbahnhof und die Umgehungsbahn Mainz-Kostheim von/nach Frankfurt/Main Hauptbahnhof als RE4 bzw. RE14 geführt. Letztere können bisher aufgrund fehlender Bahnsteiginfrastruktur nicht im Untersuchungsgebiet halten. Folgende Punkte muss der Auftragnehmer darstellen:
-Zusätzlicher Haltepunkt im Bereich der Umgehungsbahn. Dabei ist auch ein möglicher Anpassungsbedarf in den Linienführungen des SPNV in ein skizzenhaftes Betriebskonzept zu überführen.
3. Straßenbahnerschließung
Der Auftragnehmer muss die Untersuchungen in Übereinstimmung mit den Kapiteln 1 (Vor-bemerkungen) und 2 (Allgemeiner Teil –Arbeitspakete für Untersuchungsschwerpunkte) strukturieren und durchführen.
3.3.1Ostfeldlinie
Kern des dritten Untersuchungsschwerpunktes ist die Anbindung des Entwicklungs-gebietes Ostfeld mit Straßenbahnverkehr an die Innenstädte Wiesbaden und Mainz. Der Auftragnehmer muss Perspektiven einer Anbindung Erbenheims und Kostheims an das Straßenbahnnetz Wiesbaden/Mainz im Kontext einer Ostfeldlinie berücksichtigen. Die erste CityBahn-Linie Mainz –Wiesbaden –Taunusstein –Bad Schwalbach ist als gegeben anzusehen.
Streckenführung
Im Rahmen derStudie muss der Auftragnehmer geeignete Korridore für die Erschließung des Ostfelds mit einer zweigleisigen meterspurigen Straßenbahn vor-schlagen, untersuchen und darstellen. Diese Linie ist an die erste CityBahn-Linie sowohl im Bereich der Wiesbadener Innenstadt wie auch im Bereich Kastel anzuschließen. Mögliche Anschlusspunkte (Gleisdreiecke) entlang der Ostfeldlinie für weitere Streckenäste muss der Auftragnehmer zur Anbindung von Erbenheim / Nordenstadt / Wallau sowie Kostheim ebenfalls auf Machbarkeit prüfen und in den Plänen nachrichtlich darstellen. Im Bereich der ersten CityBahn-Linie bzw. des Mainzer Straßenbahnnetzes muss der Auftragnehmer geeignete Endpunkte für die Ostfeldlinie, einschließlich eventuell erforderlicher Anpassungen an den Planungen zur CityBahn, darstellen und in die Bewertungen aufnehmen. Für eine Anbindung der Ostfeldlinie im Bereich der Innenstadt Wiesbadens an die CityBahn muss der Auftragnehmer mindestens die Korridore Konradinerallee (“Quartiersboulevard”) und Berliner Straße untersuchen. Für den Korridor Konra-dinerallee muss der Auftragnehmer bis zu drei Varianten für den Anschluss an das Ostfeld darstellen, darunter eine Anbindung über den Siegfriedring. Für den Korridor Berliner Straße muss der Auftragnehmer bis zu drei Varianten für den Anschluss an das Ostfeld darstellen, darunter eine Anbindung über die Abraham-Lincoln-Straße.
Kehr-, Wende- und Abstellanlagen / Betriebshof
Kehr-, Wende- und Abstellanlagen sind entlang der Strecke im erforderlichen Umfang nachzuweisen. Die genaue Lage sowie die erforderliche An-zahl an Gleisen ist in Abhängigkeit des Betriebskonzeptes und in enger Abstimmung mit der CityBahn GmbH festzulegen. Im Bereich des Untersuchungsgebietes muss der Auftragnehmer eine geeignete Fläche (ca. 5 ha) für einen Betriebshof, zzgl. erforderlicher Zu- und Abfuhrgleise, vorsehen und nachweisen. Die Hauptwerkstatt ist in Mainz als gegeben anzu-sehen.
Betriebskonzept
Für die einzelnen Streckenabschnitte sind folgende Bedienfrequenzen vorgesehen:
Wiesbaden Innenstadt <> Ostfeld
Grundtakt: HVZ: 5 MinutenNVZ: 7,5 Minuten SVZ: 10 Minuten Nacht: 60 Minuten
Ostfeld <> Mainz Grundtakt:
HVZ: 10 MinutenNVZ: 15 MinutenSVZ: 20 MinutenNacht: 60 Minuten
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3.3.2 Innenstadterschließung
Aufgrund der Chancen einer verbesserten Straßenbahnnetzwirkung mit Einführung einer Ostfeldlinie muss der Auftragnehmer im Bereich der Wiesbadener Innenstadt drei Planfälle für Ergänzungsstrecken mit betrieblichen Anlagen (und je mind. zwei Ausziehgleisen) prüfen:
1)Bahnhofstraße –Dernsches Gelände (ca. 0,4 km)
2)Rheinstraße –Schwalbacher Straße (ca. 0,6 km)
3)Ringschluss Bahnhofstraße –Friedrichstraße –Schwalbacher Straße (ca. 1,3km)
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Für die Erstellung der Machbarkeitsstudie sind rd. 20 Wochen ab Auftragserteilung vorgesehen. Wir dürfen sehr gespannt sein.

