Wiesbaden: Machbarkeitsstudie für ÖPNV-Erschließung des Ostfelds

  • 2017 hat die Stadt Wiesbaden ein städtebauliches Großprojekt angeschoben, die Entwicklungsmaßnahme Ostfeld/Kalkofen, den Bereich zwischen Amöneburg und Erbenheim. Ende 2019 haben die Gremien den Untersuchungsbericht zur Kenntnis und die Fortführung des Projekts beschlossen.


    Grafik: Stadtplanungsamt Wiesbaden


    Luftbild: Stadtplanungsamt Wiesbaden


    Wer zu der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme mehr wissen will, mag sich hier informieren:


    Bericht über das Ergebnis der Vorbereitenden Untersuchungen nach § 165 Abs. 4 BauGB zu dem Gebiet Ostfeld/Kalkofen


    Die ESWE-Verkehrsgesellschaft hat jetzt nachgelegt und „eine technische Machbarkeitsstudie und einer verkehrlichen Bewertung mit Potentialuntersuchung für die leistungsfähige ÖPNV-Anbindung des Entwicklungsgebietes Wiesbaden Ostfeld“ ausgeschrieben. Das Untersuchungsgebiet ist allerdings wesentlich größer das die SEM Ostfeld, umfasst Teile der Wiesbadener Innenstadt sowie die Wiesbadener Ortsbezirke Biebrich, Bierstadt, Erbenheim, Nordenstadt, Delkenheim, Mainz-Amöneburg, Mainz-Kastel und Mainz-Kostheim.


    Bemerkenswert ist der Umfang der zu bestellenden Studie, die nämlich weit über das Ostfeld hinausreicht und Projekte enthält, die man damit gar nicht in Zusammenhang bringen würde:



    Für die Erstellung der Machbarkeitsstudie sind rd. 20 Wochen ab Auftragserteilung vorgesehen. Wir dürfen sehr gespannt sein.

  • 2020 beauftragt - 2023 fertiggestellt - jetzt finde ich zufällig die Machbarkeitsstudie im PIWI der Stadt Wiesbaden. 629 Seiten Lesefutter.


    Korrigiert mich, wenn ich es falsch verstehe, aber dies ist die die empfohlene Anbindung:

    - Einführung eines Zweisystem-Modells mit Orientierung an der RTW. Ggf. sogar dieselben Fahrzeuge

    - Strecke im Pendelbetrieb: Wiesbaden HBF - BKA Standort - Ostfeld - Gewerbegebiet Petersweg - Taunussbahntrasse - Kastel Bahnhof

    - der Teil zwischen BKA und Taunussbahn nach BOStrab, der Rest EBO

    - Normalspur

    - 30 Minuten Takt mit möglicher Erhöhung auf 15 Minuten.

    - zweigleiser Ausbau der Ländchesbahn bis BKA Haltepunkt

    - neue Gleistrasse neben Taunusbahn

    - Endpunkt in Kastel auf dem Hochkreisel oder im Straßenbereich vor Bahnhof Kastel

  • Danke für die Verlinkung der Machbarkeitsstudie! Die ist natürlich äußerst interessant zu lesen, aber viel zu lang. Man hätte das auch nur auf einen Berichtsteil beschränken und die Anlagen separat verpacken können. Ich habe dazu aber einige Anmerkungen, die ich hier gerne teilen möchte... Zuallererst kann ich aber nicht erkennen, dass die Vorzugsvariante die Stadtbahn zum Kasteler Bahnhof ist. Für die Variante 3b (Stadtbahn übers Ostfeld und die Kaiserbrücke nach Mainz, während die Rhein-Neckar-S6 weiterhin in Mainz endet) gibt es einen Nutzen-Kosten-Indikator von 1,4. Für die Variante 4 (Stadtbahn übers Ostfeld und durchs Gewerbegebiet Petersweg nach Kastel) nur einen NKI von 1,17. Außerdem spricht man eher von einem Bau eines 4. Gleises mit Bahnsteig im Kasteler Bahnhof anstelle einer Haltestelle auf dem Hochkreisel.


    Die weiteren Anmerkungen:

    • In den Grundlagen wurden für den Quell- und Zielverkehr nur 5% Fahrrad- und Zufußgehen-Anteil angenommen. Ja, in Wiesbaden ist der Radfahranteil gering und das Ostfeld liegt nicht zentral - für ein zukünftiges, nachhaltiges (?) Quartier ist dieser Anteil aber verdammt wenig. Dem stehen 76-79% Pkw-Anteil gegenüber. Uff. Das ist doch nicht erstrebenswert!?
    • Ich finde es schockierend, dass in jeder untersuchten Variante nur ein 30 Minuten Takt für das neue Stadtquartier angenommen wird (und ein 15 Min. Takt zum BKA). Damit lockt man niemanden in den ÖPNV... Aber ja, für die Standi muss alles klein gerechnet werden.
    • Die Grundlagen sehen noch einen Halt in Mainz Nord vor. Bis dahin sollte aber hoffentlich der neue Bahnhof Mainz Schott realisiert sein. Es ist nur ein Detail, aber hier hätte man sauberer arbeiten sollen.
    • Die Variante mit einer Führung der S6 zwischen Mainz und Wiesbaden über das Ostfeld finde ich dahingehend spannend, dass es (bis auf die Kaiserbrücke) eine Ausweichroute zwischen Mainz und Wiesbaden gäbe. Mit einer weiteren Kurve vom Ostfeld in Richtung Kostheim könnte das noch etwas größer gefasst werden. Leider wird so etwas wie Ausweichrouten in der standardisierten Bewertung bislang gar nicht oder kaum berücksichtigt.
    • Käme die Stadtbahnvariante nach Kastel, gäbe es bis auf die angenommene veränderte Linienführung der 28 keine Direktverbindung aus dem Ostfeld nach Mainz. Zudem fehlen mir bei der Kasteler Variante Haltestellen zwischen dem Gewerbegebiet Petersweg und dem Kasteler Bahnhof entlang der Wiesbadener Straße. Dennoch spricht man davon, dass man dieses Gebiet durch eine Stadtbahn aufwerten könnte, obwohl die Strecke dort ja auch weiterhin von der "richtigen Eisenbahn" genutzt werden würde.
    • Meines Erachtens sollte auch der Hessen-Express irgendwo zwischen BKA, Ostfeld und Erbenheim halten. Warum die DB da irgendwelche Mindestabstände zwischen Haltestellen fordert, verstehe ich gar nicht.
    • Ein gemeinsames System mit Mainz wird leider nicht angestrebt...
    • In den Anlagen findet man noch so mancherlei weitere Variante mit bspw. Stadtbahnverkehr auch auf dem Siegfriedring, der Berliner Straße oder durch Erbenheim. Die haben es wohl aber erstmal nicht weiter geschafft. Eine Stadtbahn durchs Ostfeld, die sich dann Richtung Mainz oder über die Güterumgehungsbahn Richtung Krautgärten und Kostheim aufsplittet, fände ich ja auch noch spannend.
    • Die weitere Untersuchung für eine Verbindungskurve im Bereich der Anschlussstelle Mainzer Straße der A66 sehe ich als nicht ganz so viele sinnvolle an. Welche Relation möchte man damit abdecken, für die sich ein vertakteter Zugverkehr lohnt? Man sollte doch lieber den schon mal angedachten Umsteigebahnhof auf Höhe des 2. Rings realisieren, wo man dann schnell und ohne Umweg über Wiesbaden Hbf zur Ländchesbahn kommt und gleichzeitig das Gewerbegebiet anbindet.
    • Ansonsten sollten alle weiteren Untersuchungen dringend angestoßen werden.
  • Ich finde das Dokument auch unübersichtlich, daher meine eingehende Frage, ob ich die Dinge richtig verstanden habe.


    Ab Seite 526 beginnt eine Präsentation der ESWE. Sowohl als Kurzfassung, als auch Langfassung. Auf Seite 530 heißt es dann "Grundsätzlich eignen sich Züge nach/von der Kaiserbrücke nicht zur Wende in Mainz Hbf --> Planfall 3 wird nicht weiterverfolgt".
    Aus derselben Präsentation geht dann hervor, dass ein 15-Minuten Takt nur mit Halt auf dem Vorplatz Kastel möglich ist, mit Endpunkt auf Gleis 1 maximal 30-Minuten Takt. Eine Festlegung oder Empfehlung zu einer der beiden Varianten geht da aber tatsächlich nicht hervor.

  • Seite 15 (und weitere Seiten) der Studie hat einen Fehler: Sobald der Hessenexpress fährt

    entfällt die S9 (fahren als S8 bis/ab Opelwerk)

    (wüsste zumindest nicht dass man diese Planung geändert hat und die S9 beibehält)

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • Neues vom Ostfeld, aus der Sitzungsvorlage im Ortsbeirat Kastel geht hervor:


    Zitat

    Schienenerschließung Stadtquartier
    Bislang konnte noch keine förderfähige Schienenerschließung (NKU > 1,0) für das Stadtquartier nachgewiesen werden. Es besteht daher der Bedarf, weitere Untersuchungen zur Schaffung einer leistungsfähigen ÖPNV-Anbindung des Ostfelds durchzuführen und dabei Schienenverkehrslösungen in den Blick zu nehmen, die ohne eine Mitnutzung der Gleise der DB angelegt sind. Im Rahmen der MBKS III wird für aussichtsreiche Trassenvarianten eine baulich-technische Prüfung durchgeführt sowie die Förderfähigkeit über den Nutzen-Kosten-Indikator (NKI) ermittelt.


    Einen grundsätzlichen Untersuchungsauftrag hierzu sowie zur Untersuchung einer vergleichbar leistungsfähigen Buserschließung hat die Kommission Ostfeld der Verwaltung in ihrer Sitzung am 04.06.2024 erteilt.

    Die Untersuchung MBKS III wird durch eine dezernatsübergreifende Arbeitsgruppe begleitet. Die Arbeitsgruppe besteht aus Vertretungen des Dezernates für Bauen und Verkehr (Dez. V), der Lokalen Nahverkehrsorganisation (LNO), der städtischen Verkehrsgesellschaft ESWE Verkehr, des Tiefbau- und Vermessungsamtes (66), des Stadtplanungsamtes (61) und der SEG Wiesbaden als Treuhänder und Entwicklungsträger der SEM Ostfeld

    Das RP Darmstadt antwortet auf die Mitteilung, dass eine Anbindung ausschließlich via Schiene erfolgen dürfe. Die Bedingung sei "Conditio sine qua non".