Coronabedingten Fahrgastrückgang auch als Chance nutzen

  • Im Augenblick geht ja, und absehbar wohl für einige Monate, die Fahrgastnachfrage im ÖPNV massiv zurück.


    Dieses lässt mich auf den Gedanken kommen, geplante Instandhaltungs- und Erneuerungsarbeiten im Schienennetz vorzuziehen oder vielleicht sogar schneller abwickeln zu können, wenn diese j e t z t dafür geschlossen werden. Möglicherweise werden durch die Coronakrise auch bei den Baufirmen Kapazitäten frei. Diese wären für Ersatzaufträge ausgesprochen dankbar.


    Da an anderer Stelle schon auf die Probleme gerade kleiner Busunternehmen hingewiesen wurde, dürften diese für Ersatzaufträge für vorgezogenen SEV dankbar sein.


    Selbst die Frage, dass nicht alle Busse barrierefrei sind, könnte hintenangestellt werden, da von der nicht-notwendigen ÖPNV-Nutzung abgeraten wird. Auch Fahrscheinkontrolle ist jetzt kein Thema, eher, durch mitfahrende Ordner dafür zu sorgen, dass alle Mitfahrenden voneinander den notwendigen Abstand halten.

  • Da müssen viele Kriterien zusammenpassen damit jetzt adhoc Beauftragungen zustande kommen.

    1.) Die zu beauftragenden Baufirmen dürfen jetzt und während der Auftragsabwicklung keine Coronafall in der Belegschaft haben. Wenn ja kommt das Vorhaben schnell zum Erliegen als beauftragt werden konnte.

    2.) Die Auftraggeber müssen eine fertige Planung haben was sie quasi 'nächste Woche' beauftragen könnten. Das würde ich mal verneinen. Dann darf auch Pkt. 1 bei AG nicht eintreten.

    3.) Da die AG überwiegend öffentlich sind kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen wie eine adhoc Vergabe ohne konforme öffentliche Ausschreibung geschehen kann. Und natürlich muss hier Pkt. 2 erfüllt sein.

    Aus diesen drei Gründen wird das nicht jetzt kommen.


    Entscheidender ist aus meiner Sicht das der Bund bei den beschlossenen Finanzierungen für den SV bleibt bzw. dieses ggf. ausweitet. Das wird sich noch als segensreiches Konjunkturprogramm entwickeln.


    Und wenn die EZB erst -9% Zinsen gibt ...

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  • Gegen Oles Argument der fehlenden Manpower lässt sich natürlich nichts sagen.


    Gegen das Argument der Ausschreibungsverfahren etc. schon. Hier könnte ich mir schon vorstellen, situationsbedingte Beschleunigungen und Abweichungen vorübergehend zuzulassen.

  • Abgesehen von Corona, selbst bei voller Manpower der Baufirmen drehen sie außerhalb der VGF Aufträge bestimmt keine Däumchen, sondern sind auf anderen Baustellen beschäftigt. Weiterhin kann auch nicht jede Tiefbaufirma gleich Gleisbau erledigen.

  • Gegen das Argument der Ausschreibungsverfahren etc. schon. Hier könnte ich mir schon vorstellen, situationsbedingte Beschleunigungen und Abweichungen vorübergehend zuzulassen.

    Ein merkwürdiges Demokratieverständnis. Planungs- und Ausschreibungsverfahren existieren nicht zum Spaß, sondern um die Rechte und Pflichten aller Betroffenen sicherzustellen. Es gibt keinen Grund, das außer Kraft setzen zu wollen.

  • Holger, es werden derzeit noch ganz andere Rechte situationsbedingt außer Kraft gesetzt. Über Sinn oder Nichtsinn von Ausgangssperren kann man diskutieren, aber ich empfinde solche Beschränkung wesentlich weitreichender als die Modifikation von Ausschreibungsregeln, um bei einer Normalisierung der Situation das Wiederanlaufen der Infrastruktur, und insbesondere des ÖPNV, sicherzustellen.

  • Holger, es werden derzeit noch ganz andere Rechte situationsbedingt außer Kraft gesetzt.

    Der Unterschied liegt aber darin, daß die derzeit geltenden - und noch kommenden - Ausnahmeregelungen keinen "bleibenden Schaden" [*] hinterlassen. Hingegen hätte ein "ich bagger mal Dein Haus weg, weil ich das jetzt ohne Genehmigungsverfahren darf" eine etwas längerfristige Auswirkung...


    [*] Ich bitte das nicht wörtlich zu nehmen. Bei einer Kneipe, deren Besitzer eh keine Rücklagen hat, geht es verständlicherweise auch an die finanzielle Substanz, Fördergelder hin oder her. Aber die Folgen hätte er vermutlich auch ohne Betriebsverbot zu spüren bekommen. Es besteht aber die Möglichkeit auf einen geordneten Wiederanfang. Ein weggebaggertes Haus ist aber dauerhaft weg.

  • Ich hatte in meinem Thread nicht an das "Wegbaggern von Häusern" gedacht, sondern etwa an Gleiserneuerungen und andere bereits geplante Instandhaltungsarbeiten, die etwa für den Sommer oder Herbst fest eingeplant waren. Da geht es mir eher darum, dass bei einem "Wiederhochfahren des Systems" dieses nicht durch - aus naheliegenden Gründen normalerweise oft in den Sommerferien terminierte - Instandhaltungsarbeiten gleich wieder eingeschränkt werden muss, wenn diese Arbeiten jetzt erledigt werden können.


    Und ich wage einmal die Prognose, dass das öffentliche Leben eben nicht auf einen Schlag von "0" bzw. "5" auf "100" hochgefahren wird und sich deshalb in den Sommerferien deutlich mehr Menschen in ihren Heimatregionen aufhalten dürften. Beispielsweise nehme ich an, dass sich Länder, die die Pandemie überstanden haben - wie es sich derzeit für China abzuzeichnen scheint - vor Neu-Infektionen durch eine Quarantäne bei der Einreise schützen werden. Ähnliches könnte ich mir sogar regional innerhalb Deutschlands vorstellen.

  • Ost-West-Express, dein Ansinnen ist hehr und deine Idee nicht unverständlich, aber was du vorschlägst, ist überhaupt nicht pratikabel, und auch brandgefährlich. Ja, Häuser wegbaggern ist nicht das große Problem, denn das passiert mit Sicherheit wirklich nicht so schnell, aber Ausschreibungen etc. sind auch ein Schutz vor Korruption.


    Anders ausgedrückt: Als Unternehmer mit guten Kontakten in ein Amt könnte man eine beschleunigte, einspruchsmöglichkeitsfreie Auftragsvergabe so wahrnehmen, als würde hier darum gebettelt, die Kassen von Freunden richtig deutlich zu füllen.