Blöde Frage: Gibt es irgendeine Regel, die sagt, wie viel Sichtfeld der Autofahrer auf die Strecke haben muss, um eben dieses "sich vergewissern" zuverlässig zu erlauben? Es wird nicht jeder Fahrer wissen, was ein Pfiff einer sich nähernden Bahn zu bedeuten hat, wenn er sie nicht sieht.
In Verbindung mit einem angekündigten Bahnübergang sollte er es schon wissen.
Das Sichtdreieck gibt es als solches jedoch nur im wesentlichen im Zusammenhang mit nichttechnisch gesicherten Bahnübergängen. Heißt: Ohne Signalanlage, ohne Schranken. Das Sichtdreieck ist dabei so zu bemessen, daß der Autofahrer mit seiner Geschwindigkeit (und derjenigen des anrückenden Züge) den Vorrang des Schienenverkehrs erkennen und rechtzeitig anhalten kann.
Ist das nicht möglich, kommt als weitere Stufe eine Geschwindigkeitseinschränkung auf der Schiene und/oder das Geben hörbarer Signale (vulgo: Pfeifen) hinzu. D. h. spätestens hier ist der Autofahrer in der Pflicht, in der Kombination mit dem angekündigten Bahnübergang die Geräusche deuten zu müssen/können.
Anders stellt sich die Situation bei technisch gesicherten Anlagen dar. Hier übernimmt die Technik die Aufgabe der fehlenden Sichtstrecke bzw. der Pfeifsignale. Kommt es zu einem Ausfall, ist für den Verkehrsteilnehmer in vielen Fällen nicht ersichtlich, daß ein Zug kommt.
Daher gilt, was ich schon früher schrieb, daß die Bahn zwar Vorrang hat, diesen aber ohne ausreichende "Vorwarnung" nicht einfach so einfordern kann. Somit müssen Züge den Bahnübergang entweder langsam passieren (nicht ausreichende Sicherung) oder davor anhalten (keine Sicherung) und nach Pfeifen weiterfahren. Und wenn der Zug einen Meter vor dem Übergang steht und pfeift, sollte da auch der letzte Autofahrer sehen und mitbekommen, daß das Andreaskreuz genau jetzt in seiner Funktion und Aussage zu beachten ist.